Parzivals Aufnahme in die Tafelrunde

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Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, die Aufnahme Parzivals in die Tafelrunde abzubilden. Hierzu soll zunächst der Inhalt der relevanten Textpassagen abgebildet werden. Die Frage: Wie wurde Parzival in die Tafelrunde am Artushof aufgenommen? Soll nunmehr durch die Bücher V und VI. eine Antwort finden. Zunächst gilt es jedoch auf die Leitgesellschaften im Parzival einzugehen. Diese sind die Artus- als auch die Gralsgesellschaft.

Leitgesellschaften im Parzival

Diese Gesellschaften sind zentral für den Inhalt des Parzival. Es besteht ein Streben nach Ehre und ein Streben nach einem "Höheren" - der Gralsgesellschaft. Dies vermittelt das Bild zwischen der ritterlichen und religiösen Gesellschaft. Es werden im Parzival beständig Übergänge und Verwischungen der Gesellschaften dargestellt. Hierfür gilt es zu verstehen welche Charakteristika die einzelne Gesellschaft anstrebt.

Artushof

König Artus ist Namenspatron dieser Gesellschaft. Seine Anwesenheit ist das Zentrale Element dieses Hofes. Die Artusgesellschaft steht im Parzival für die weltliche, ritterliche Gemeinschaft. Der Hof besteht aus diversen Charakteren, die da unteranderem wären:

Jeder dieser Ritter hat seinen eigenen Anteil an der Literatur rund um den Artushof. Iwein, Gawan, Parzival, Erec, Lancelot und Tristan sind mit die bekanntesten Romanhelden des Artushofes. Jedoch stehen Artus diverse Berater ( sowohl Männer als auch Frauen) als auch Kämpfer zur Seite. Sie stellen den Artushof dar. Im Parzival gilt der Artushof als Maß aller Ritterlichkeit (123,7-11), und ist eine unumgängliche politische Macht. Die Tafelrunde zählt zu den freien Verbindungen, denn zu einem Vasallentum. Im Parzival wird sie so als „messnîe“ nun übersetzt als „Anhang“ umschrieben (216,13). Eine absolute Herrschaft von König Artus über seine Anhänger gibt es nicht. Der zentrale Aspekt des Artushofes ist die Ritterlichkeit. Diese fundiert auf Ehre, Kampf und Minnedienst. Wolframs Artushof befindet sich in einem deutlichen Kontrast zu anderen Darstellungen dessen. Er wird „entzaubert“. Die mysteriöse Figur und das Friedenskönigstum [Pratelidis 1994: S. 30] Wolfram verleiht dem Artushof - durch die Entrückung aus der Sagen-/Märchenwelt - eine realitätsnäheren und glaubwürdigeren Charakter. Im Parzival ist der Artushof: Zentrum der Ritterlichkeit. Auch kann man dies als Gemeinsamkeit sowie von Gawan und Parzival betrachten.


Gralshof

Namensgeber dieses Hofes ist der heilige Gral. Jedoch ist es weit mehr als dies. Es ist nicht nur Namensgeber sondern das zentrale Element des Gralshofes. Im Parzival ist dieser Hof eine geistliche als auch kämpferische Gesellschaft. Der Hof setzt sich zusammen aus dem Gral und seinen von Gott bestimmten Würdenträgern. Die da wären:

  • Gralskönig (Anfortas)
  • Gralsträgerin (Cundrie)
  • als auch die Gralsgesellschaft.

Diese Gesellschaft ist ein Verbund von auserwählten Rittern, die den Gral schützen und von Damen welche politische Elemente erfüllen und für die Gralsaufzüge wichtig sind. Anfortas, der Gralskönig im Parzival, erleidet eine schwere Krankheit, die auf sein Verstoß in der Minneregelung zurückzuführen ist. Nun erwartet die Gralsgesellschaft den neuen König des Hofes. Dieser ist in Parzival gefunden (827,7f). Titurels ( Titurel ist der erste Gralskönig) Erben, spielen auf dem Gralshof eine tragende Rolle. Alle Könige stammen vom Blut des Titurel ab. Die Gralsgesellschaft und der Gralshof haben kontrastive Bedeutungen der Begriffe Ehre und Minne, und ist vermehrt auf die eigene Aufgabe konzentriert. Der Gral ist ein Element mit enormer Wichtigkeit in der Welt des Parzivals. Nicht zuletzt ist er Ziel vieler Suchen. Die Tätigkeit der Suche nach dem Gral wird im Wolframs Parzival ein zentrales Motiv. Die zuletzt mit der Ernennung Parzivals zum neuen Gralskönig endet.


Inhalt der Bücher V. und VI.

Buch V.

Nach seiner ritterlichen Erziehung die im Buch IV. abgebildet sind. Im Buch IV. wird das Bemühen und die Erziehung seiner Mutter - Herzeloyde - mit dem stetigen Wunsch verbunden ihn vor dem Leben als Ritter zu bewahren. Dies misslingt. Wie im weiteren Verlauf des vierten Buches deutlich wird. Nach dem Parzival die wunderschöne Königin Condwiramurs aus der Belagerung ihrer Stadt Pelrapeire erlöst, gewinnt er nicht nur deren Hand sondern auch ihr Königreich. Nach diesem Abenteuer in Buch IV. zieht er los um seine Mutter zu besuchen.

Seine Reise zieht sich sehr lange hin, doch kann er trotz aller Bemühungen das Haus seiner Mutter nicht finden. Doch bedarf er auf seiner Reise einer nächtlichen Unterkunft. Auf einem See trifft er auf einen Fischer, dieser verweist ihn auf eine nahegelegene Burg. Hier beginnt Parzivals eigentliche Reise. Er kommt auf der Burg an. Zu seinem Erstaunen freuen sich alle Bewohner dieser Burg über sein Kommen. Parzival verspürt dennoch das Gefühl tiefer Trauer. Er wird in den Festsaal geleitet. Sein Erstaunen ist groß wen er als Burgherrn dort antrifft, es ist der Fischer der ihm bereitwillig den Weg zur Burg gab. Sein Name ist Anfortas. Anfortas leidet an einer schweren Erkrankung. Vor dem Mahl, wird eine blutende Lanze durch den Saal getragen. Ein lautes Wehklagen der Hofgesellschaft kommt auf. Daraufhin betreten 24 junge Damen den Saal. In einer überaus komplizierten Zeremonie, wird der Tisch mit dem kostbaren Tischbesteck gedeckt. Im Anschluss betritt die Königin - Repanse de Schoye - mit einem Stein den Saal. Dieser Stein deckt auf geheimnisvolle Weise den Tisch mit Speis und Trank. Nach diesem Geschehen - das sich als Gralsprozession - herausstellt, schenkt Anfortas Parzival sein kostbares Schwert. Die Begründung für dieses überaus kostbare Geschenk: er brauche es nicht mehr.

Trotz dieser seltsamen Ereignisse, richtet sich Parzival nach seiner höfischen Erziehung durch Gurnemanz. Dieser lehrte ihm einst keine unangebrachte Fragen zu stellen.

Nach dem Mahl, wird Parzival in sein Bett gebracht. Doch seine Träume sind qualvoll, und von prophetischen Botschaften gesäumt. Am nächsten Morgen erwacht er in einer vollkommen verlassenen Burg. Gekränkt und angesäuert über dieses schlechte Verhalten ihm gegenüber, verlässt er die Burg. Sein Entschluss: er möchte den Bewohnern - anhand derer hinterlassenen Spuren - folgen. Als er durch das Tor reitet, erscheint ein Knappe und schickt ihm einen Fluch nach. Parzivals bestreben der Hofgesellschaft zu folgen misslingt. Auf seiner Suche stößt er im Wald auf Sigune. Sie wohnt in einem Haus in der Nähe. In ihrem Heim bewahrt sie den Sarg ihres Mannes. Parzival beginnt ihr von den Geschehnissen zu berichten. Sigune nennt ihm den Namen der Burg - Munsalvaesche- und den Namen des Herrn der in ihr regiert - Anfortas. Sie weist ihn daraufhin, dass seine Erziehung durch Gurnemanz in dieser Burg nicht erwünscht seien. Denn Anfortas sei von einem Leiden geplagt, dessen Aufhebung nur durch das Fragen Parzivals möglich gewesen sei. Er hätte den Platz Anfortas’ einnehmen und Gralskönig werden können. Aufgrund dessen spricht sie ihm jegliche Ehre ab. Da er nunmehr ein Verfluchter sei, meide sie den Kontakt zu ihm. Parzival zieht mit diesem Wissen weiter und trifft unmittelbar darauf zum zweiten Mal die Dame Jeschute. Sie hatte inzwischen ihren Reichtum verloren. Es kommt zum Kampf zwischen Parzival und Orilius - ihrem Mann. Nach dem Kampf erklärt Parzival Orilius, dass er kein Liebesverhältnis zu Jeschute pflege. Und trat mit der Bitte an Orilius sich wieder mit Jeschute zu versöhnen. Durch diese Tat konnte er den Fehler aus der ersten Begegnung korrigieren. Jeschute wurde wieder gesellschaftlich rehabilitiert. Schließlich war der Zwist der beiden sein Verschulden.


Buch VI.

Sein Weg führte ihn weiter. Doch etwas war seltsam. Es schien keine Sonne mehr, es wurde kalt. Diese Begebenheit beruhte auf dem Fluch des Knappen, der ihm wünschte, dass ihm nie mehr die Sonne scheinen solle, da er Anfortas nicht die Frage gestellt habe. Parzival traf zum zweiten Mal die Artusgesellschaft. Dies hatte den Beweggrund, dass Artus sich auf die Suche nach dem berühmten „Roten Ritter“ (Parzival) machte. Parzival wird nun beim zweiten Mal mit allen Ehren in die Tafelrunde aufgenommen. Somit ist sein Bestreben in die Tafelrunde zu gelangen erfüllt. Er hat den Zenit des Ritterlichen erreicht. Es wird ein Mahl angerichtet, bei dem alle Tafelritter geladen sind. Doch nur scheinbar sind alle Zwistigkeiten, Verfehlungen und Rivalitäten ausgeräumt. Auf dem Höhepunkt der adligen Gesellschaft kommt es zu einem Wendepunkt. Eine unerwartete Figuren erscheint auf dem Festmahl. Sie gab sich als missgestaltete Gralsbotin - Cundrie la Surziere - zu erkennen. Sie berichtete von Parzivals Versagen auf Munsalvaesche und beklagt die Schande ihn im Kreise der Tafelrunde anzutreffen. Sie verflucht ihn aufgrund der dortigen Geschehnisse. Sie weist auf den Schein der Einigkeit der Ritter. In ihnen sei nicht die wohlgeordnete Welt, wie sie es sich und anderen glauben machen. Gäbe es doch hunderter adliger Damen und Mädchen die auf der Burg Schastel Marveile gefangen gehalten seien - darunter auch eine direkte Verwandte Itonie von Parzival und Gawan. Gawan wird von Kingrimursel beschuldigt, ihren Mann- Ascalun - hinterhältig getötet zu haben. So solle er sich einem Gerichtskampf stellen.

Parzivals Gottesvorstellung geschuldet, führt er sein Versagen auf Gott zurück. Denn Gott hätte in seiner Allmächtigkeit Anfortas von seinem Leiden erlösen und ihn - Parzival - von den Flüchen durch den Knappen und Cundrie bewahren können. Parzival kündigt aufgrund dessen die Gefolgschaft an Gott. Dies soll sich im späteren Verlauf zu einem wahren Hassverhältnis gegenüber Gott zeigen. Seine Entscheidung ist es die Tafelrunde ohne Umschweife zu verlassen. Er will den Gral suchen und finden. Die nachfolgenden Bücher lassen ihn zu einer Randfigur werden. Denn sie betrachten nun die Aventiuren Gawans.


Fazit

Parzivals aventiure bis zum Graskönig ist geprägt von einer Doppelwegstruktur. Beginnt er damit einen Platz in der Tafelrunde anzustreben, so strebt er wenig später den Thron des Gralskönig an. Sein erster Versuch in die Tafelrunde aufgenommen zu werden ist nicht so von Erfolg gekrönt wie er es sich wünschte, weshalb er auf aventiure geht. Um seine Ehre zu erweitern und sich als würdig zu erweisen. Doch was Parzival nicht ahnt, seine Person wird auf die Probe gestellt. Nicht durch einen Hof der weltlichen Macht, sondern durch einen von Gott eingesetzten Hof - dem Gralshof. Auch in diesem Fall versagt Parzival. Denn seine ritterliche Erziehung verbat es ihm Anfortas nach seinen Leiden zu fragen. Obgleich ihm sehr vieles am Hofe des Grals seltsam und suspekt vorkam, stellt Parzival nicht eine Frage zu den Geschehnissen. Hätte er es getan, wäre er an die Stelle Anfortas gerückt. Diese Schuld sich bewusst machend, bricht Parzival mit Gott. Nur um später feststellen zu dürfen: Gott will ihn und seinen Wert prüfen. Parzival gelingt es sowohl bei der Tafelrunde, als auch in der Gralsgesellschaft erst beim zweiten Anlauf, seinen Wert zu beweisen. Hier gilt es jedoch zu unterscheiden. Die Tafelrunde legt andere Wertvorstellungen an die Ehre an, als es die Gralsgesellschaft tut. Entsprechen die beiden Höfe doch dem Idealbild der irdischen Hofgesellschaft (Artushof) und dem Idealbild der christlich-göttlichen Hofgesellschaft (Gralshof). Nimmt man dies unter den Betrachtungswinkel der Doppelwegstruktur, so lässt sich sagen: Parzival schwankt zwischen der irdischen zur göttlichen Welt.

Quellen

Pratelidis, Konstantin: Tafelrunde und Gral: die Artuswelt und ihr Verhältnis zur Gralswelt im ‚Parzival‘ Wolframs von Eschenbach, Würzburg 1994. [*Pratelidis 1994]

Primärquelle

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. 2. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin; New York 2003