Würfelspielmetaphorik: Unterschied zwischen den Versionen

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|daz ich iu niht getrûwen mac. || - ich kann Eurer Treue nicht mehr trauen:  
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| mîn nôt iuch ie vil ringe wac. || Meine Not hat Euch immer herzliche wenig gekündigt.
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== Das Würfelspiel des Erzählens ==
== Das Würfelspiel des Erzählens ==



Version vom 12. Juli 2015, 16:06 Uhr

In Wolframs Parzival wird häufig das Motiv des Würfels aufgegriffen, welches mit Begriffen wie Unberechenbarkeit und der Zufälligkeit eines Geschehens assoziiert wird. Jedoch sind im Parzival gerade Bestimmung und göttliche Vorhersehung zentrale Themen. Somit zeigt sich mit der Würfelspielmetaphorik eine gewisse Spannung zwischen der scheinbaren Zufälligkeit von Ereignissen und prädestinierten Schicksalen. Ziel dieses Artikels ist es, einige Schlüsselszenen[1] des Parzival, wie Parzivals Geburt, Parzivals Verfehlung in der Gralsburg und auch seine letzliche Ernennung zum Gralskönig, hinsichtlich ihrer Würfelspielmetaphorik zu betrachten und zu analysieren. Weiterhin wird auch die Repräsentation dieser Würfelspielmetaphorik auf der Erzählebene genauer betrachtet werden.

Parzivals Geburt

Das Motiv der Würfelspielmetaphorik ist an vielen Stellen im Parzival präsent, wie auch bei der Geburt des Helden (112,9-12), wo es heißt:

hiest der âventiure wurf gespilt Hier hat nun die Aventiure ihren ersten Wurf getan,
und ir begin ist gezilt: ihr Ziel ist aufgesteckt:
wand er ist alêrst geborn, Denn erst jetzt ist der geboren,
dem diz mære wart erkorn. dem diese Geschichte bestimmt war.

Parzivals Geburt wird als erster Wurf der âventiure beschrieben, die also somit erst mit diesem Ereignis ihren Anfang findet – erst mit Parzivals Geburt kann das Spiel beginnen. Jedoch wirft diese Stelle die Frage auf, inwiefern dieser erste Spielwurf ein zufälliges Ereignis ist, da Parzival von Anfang an als Held der Geschichte bestimmt war. Handelt es sich hierbei nun um das Ergebnis eines zufälligen Würfelwurfs oder das einer Kalkulation? Bereits im Prolog (Pz. 4,23-26) sagt der Erzähler Parzivals Geburt vorraus:

den ich hie zuo hân erkorn, Den ich hier im Auge habe,
er ist mæreshalp noch ungeborn, der ist von der Geschichte her noch ungeboren,
dem man dirre âventiure giht von dem man diese Abenteuer sagt
und wunders vil des dran geschiht. und die vielen Wunder, die da geschehen werden.

Mit seiner Geburt wird Parzival zu diss mæres sachewalte (Pz. 112, 17), also zu der Person, die die Geschichte verwaltet . Die Leitung übernimmt jedoch, ab der Geburt des Helden, die würfelnde âventiure, wobei dem Erzähler nur die Rolle des Beobachters zukommt, der das Ereignis beschreibt. Schneyder argumentiert, dass Parzivals Geburt durch die Verwendung der Würfelspielmetaphorik, als ein kontingentes Ereignis einer komplexen Würflerei gezeigt wird, die schließlich zur Verbindung von Parzivals Eltern führt. [Schneyder 2002: 311]. Die Metaphorik des Würfels stört die Zielgerichtetheit der Erzählung, zumindest auf der Bildebene, da neben dem Element der Vorbestimmung auch das der Zufälligkeit präsentiert wird.

Schneyder fasst die Überlegungen wie folgt zusammen: „Der mæreshalp noch nicht geborene, aber zur Erzählung auserwählter Held, wird erst durch das realisierte Erzählen in Zeit und Raum eingegliedert und erhält im Moment seiner Geburt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Konsequenz der Ereignisse aber wird bestimmt durch das Würfelglück der âventiure.“[Schneyder 2002: 312]

Verfehlungen in der Gralsburg

248,10-14

umbe den wurf der sorgen Es war ein Unglückswurf,
wart getoppelt, do er den grâl vant, der da im Spiel geschah, als er den Grâl erblickte:
mit sînen ougen, âne hant Zwei Augen hatte er, auf keinem Würfel
und âne würfels ecke. und von keiner Hand geworfen.

Die Minne als Würflerin

292,9-12

ir habt mir mangel vor gezilt Ihr habt mir nichts als Mangel vorgegeben,
und mîner ougen ecke alsô verspilt meine Augen habt Ihr über die scharfe Kante des Würfels springen lassen und verspielt
daz ich iu niht getrûwen mac. - ich kann Eurer Treue nicht mehr trauen:
mîn nôt iuch ie vil ringe wac. Meine Not hat Euch immer herzlich wenig gekündigt.

Das Würfelspiel des Erzählens

Fazit

Literaturverzeichnis

Textausgabe

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival’-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

Hüning, Heinrich: Würfelwörter und Rätselbilder im Parzivalprolog Wolframs von Eschenbach. Europäische Hochschulschriften, Bd. 1767. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2000.

Nellmann, Eberhard : Dichtung ein Würfelspiel? Zu 'Parzival' 2,13 und 'Tristan' 4639. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 123/ 1994, Heft 4, S. 458-466. <HarvardReferences /> [*Schneyder 2002]: Schnyder, Mireille: Glücksspiel und Vorsehung. Die Würfelspielmetaphorik im 'Parzival' Wolframs von Eschenbach. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 131/ 2002, Heft 3, S. 308-325.

Anmerkungen

  1. Test