Albrecht von Kemenâten: Unterschied zwischen den Versionen
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<div style="border:1px solid gray; margin:5px 3px 0px 3px; padding:0 5px 2px 5px; background-color:#EEEEEE">Hinweis: Dieser Artikel wurde aus einem älteren separiert und ist noch nicht in seiner endgültigen Form.</div> | <div style="border:1px solid gray; margin:5px 3px 0px 3px; padding:0 5px 2px 5px; background-color:#EEEEEE">Hinweis: Dieser Artikel wurde aus einem älteren separiert und ist noch nicht in seiner endgültigen Form.</div> | ||
Im ''[[Übersetzung "Goldemar" (Albrecht von Kemenaten, Goldemar)|Goldemar]]''-Fragment nennt sich der Dichter selbst "Albreht von Kemenâten", eine solche Namensnennung stellt ein Novum innerhalb der aventiurehaften Dietrichepik und einen Ausnahmefall in der mittelhochdeutschen Heldenepik dar. Es finden sich keine eindeutig zuordenbare historiographischen/chronikalen Zeugnisse über den Verfasser. Außerhalb des Werkes selbst existieren nur zwei Quellen ein- und derselben Erzählinstanz, die einen Albrecht von Kemenaten als Dichter benennen: Ein Lob des Epikers Rudolf von Ems innerhalb seiner "Verfasserkataloge" in den Prologen von ''"Alexander"''<ref>''(V. 3252 f.):<br />Von Kemenât her Albreht<br />des kunst gert witer schouwe.''<br /><small>Textausgabe: Alexander, hg. von Victor Junk, Leipzig 1928 <br />(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]<sup>:104</sup>)</small></ref> und ''"Wilehalm von Orlens"''.<ref>''(V. 2243 f.):<br />Ŏch hetti úch mit wishait<br />Her Albreht bas denne ich gesait,<br />Von Keminat der wise man,<br />der maisterliche tihten kan.''<br /><small>Textausgabe: Wilehalm von Orlens, hg. von Victor Junk, Berlin 1905. (Deutsche Texte des Mittelalters 2)<br />(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]<sup>:105</sup>)</small></ref> Damit existiert im Vergleich zu "[[Heinrich der Vogelær|Heinrich dem Vogelær]]", der benannten Erzähl- bzw. Vermittlerinstanz in [[Inhaltsangabe_"Dietrichs Flucht"|Dietrichs Flucht]] zumindest 1 Sekundärquelle, weshalb der gegenwärtige Konsens der Forschung nicht wie im genannten Fall von einer fingierten Erzählinstanz ausgeht, gleichwohl keinerlei neue Erkenntnisse aufgrund der mangelnden Quellenlage in Aussicht stehen. Schneider geht bei Albrecht von Kemenaten dennoch von einer Autorfiktion innerhalb der Überlieferung der Sage aus.[Schneider 1962]<sup>:269</sup> Die ältere Forschung (so auch Zupitza [Zupitza 1870]<sup>:46</sup>) sah aufgrund des Bernertons, aus formalen und stilistischen Gründen Albrecht von Kemenaten auch als Verfasser des "Eckenliedes", "Sigenots" und der "Virginal" an, diese These gilt aber inzwischen als überholt.[De Boor 1997]<sup>:142</sup> De Boor wiederum erwog Albrecht als Urheber des Bernertons [De Boor 1961]<sup>:20</sup>, Heinzle [Heinzle 1999]<sup>:103</sup> argumentiert dagegen, dass es sich beim Bernerton mit Kreuzreim, wie er im Goldemar Anwendung findet, um die jüngere Ausprägung desselben handelt. Der Name "Kemenaten" hat im 13. Jahrhundert weite Verbreitung als Orts- und Familienname. Schröder [Schröder 1930]<sup>:233</sup> verwies auf das schwäbische Ministerialiengeschlecht von Kemenaten bei Großbeuren mit seinem bedeutsamsten Vertreter Volkmar dem Weisen, Zingerle [Zingerle 1856]<sup>:295</sup> zu seiner Zeit auf einen Anfang des 13. Jahrhunderts bezeugten "Albertus de Chemenaten" eines Südtiroler Ministerialiengeschlechts.<ref>Die Thesen De Boors, Schneiders, Schröders und Zingerles zur Autorschaft Albrechts kompakt zusammengetragen bei:<br/><small>Heinzle, Joachim: Albrecht von Kemenaten, Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh [u.a.], Bd. 1, Berlin/New York 1978, S. 196-198.</small></ref> Aus letztgenannten Aufzeichnungen schloss Klaass [Klaass 1936]<sup>:57</sup> auf dieselbe Person, die auch im Thurgau bezeugt sei; datierte dem zugrunde Albrechts Schaffensjahre auf 1230 bis 1240. | Im ''[[Übersetzung "Goldemar" (Albrecht von Kemenaten, Goldemar)|Goldemar]]''-Fragment nennt sich der Dichter selbst "Albreht von Kemenâten"<ref>''(Str. 2, V. 1–4):<br />Nu merkt, ir herren, daz ist reht:<br />von Kemenâten Albreht<br />der tihte ditze mære,<br />wie daz der Berner vil guot<br />nie gwan gên vrouwen hôhen muot.''<br /><small>(Strophenzählung nach Zupitza. [Zupitza 1870])</small></ref>, eine solche Namensnennung stellt ein Novum innerhalb der aventiurehaften Dietrichepik und einen Ausnahmefall in der mittelhochdeutschen Heldenepik dar. Es finden sich keine eindeutig zuordenbare historiographischen/chronikalen Zeugnisse über den Verfasser. Außerhalb des Werkes selbst existieren nur zwei Quellen ein- und derselben Erzählinstanz, die einen Albrecht von Kemenaten als Dichter benennen: Ein Lob des Epikers Rudolf von Ems innerhalb seiner "Verfasserkataloge" in den Prologen von ''"Alexander"''<ref>''(V. 3252 f.):<br />Von Kemenât her Albreht<br />des kunst gert witer schouwe.''<br /><small>Textausgabe: Alexander, hg. von Victor Junk, Leipzig 1928 <br />(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]<sup>:104</sup>)</small></ref> und ''"Wilehalm von Orlens"''.<ref>''(V. 2243 f.):<br />Ŏch hetti úch mit wishait<br />Her Albreht bas denne ich gesait,<br />Von Keminat der wise man,<br />der maisterliche tihten kan.''<br /><small>Textausgabe: Wilehalm von Orlens, hg. von Victor Junk, Berlin 1905. (Deutsche Texte des Mittelalters 2)<br />(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]<sup>:105</sup>)</small></ref> Damit existiert im Vergleich zu "[[Heinrich der Vogelær|Heinrich dem Vogelær]]", der benannten Erzähl- bzw. Vermittlerinstanz in [[Inhaltsangabe_"Dietrichs Flucht"|Dietrichs Flucht]] zumindest 1 Sekundärquelle, weshalb der gegenwärtige Konsens der Forschung nicht wie im genannten Fall von einer fingierten Erzählinstanz ausgeht, gleichwohl keinerlei neue Erkenntnisse aufgrund der mangelnden Quellenlage in Aussicht stehen. Schneider geht bei Albrecht von Kemenaten dennoch von einer Autorfiktion innerhalb der Überlieferung der Sage aus.[Schneider 1962]<sup>:269</sup> Die ältere Forschung (so auch Zupitza [Zupitza 1870]<sup>:46</sup>) sah aufgrund des Bernertons, aus formalen und stilistischen Gründen Albrecht von Kemenaten auch als Verfasser des "Eckenliedes", "Sigenots" und der "Virginal" an, diese These gilt aber inzwischen als überholt.[De Boor 1997]<sup>:142</sup> De Boor wiederum erwog Albrecht als Urheber des Bernertons [De Boor 1961]<sup>:20</sup>, Heinzle [Heinzle 1999]<sup>:103</sup> argumentiert dagegen, dass es sich beim Bernerton mit Kreuzreim, wie er im Goldemar Anwendung findet, um die jüngere Ausprägung desselben handelt. Der Name "Kemenaten" hat im 13. Jahrhundert weite Verbreitung als Orts- und Familienname. Schröder [Schröder 1930]<sup>:233</sup> verwies auf das schwäbische Ministerialiengeschlecht von Kemenaten bei Großbeuren mit seinem bedeutsamsten Vertreter Volkmar dem Weisen, Zingerle [Zingerle 1856]<sup>:295</sup> zu seiner Zeit auf einen Anfang des 13. Jahrhunderts bezeugten "Albertus de Chemenaten" eines Südtiroler Ministerialiengeschlechts.<ref>Die Thesen De Boors, Schneiders, Schröders und Zingerles zur Autorschaft Albrechts kompakt zusammengetragen bei:<br/><small>Heinzle, Joachim: Albrecht von Kemenaten, Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh [u.a.], Bd. 1, Berlin/New York 1978, S. 196-198.</small></ref> Aus letztgenannten Aufzeichnungen schloss Klaass [Klaass 1936]<sup>:57</sup> auf dieselbe Person, die auch im Thurgau bezeugt sei; datierte dem zugrunde Albrechts Schaffensjahre auf 1230 bis 1240. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Version vom 20. Juli 2020, 14:43 Uhr
Im Goldemar-Fragment nennt sich der Dichter selbst "Albreht von Kemenâten"[1], eine solche Namensnennung stellt ein Novum innerhalb der aventiurehaften Dietrichepik und einen Ausnahmefall in der mittelhochdeutschen Heldenepik dar. Es finden sich keine eindeutig zuordenbare historiographischen/chronikalen Zeugnisse über den Verfasser. Außerhalb des Werkes selbst existieren nur zwei Quellen ein- und derselben Erzählinstanz, die einen Albrecht von Kemenaten als Dichter benennen: Ein Lob des Epikers Rudolf von Ems innerhalb seiner "Verfasserkataloge" in den Prologen von "Alexander"[2] und "Wilehalm von Orlens".[3] Damit existiert im Vergleich zu "Heinrich dem Vogelær", der benannten Erzähl- bzw. Vermittlerinstanz in Dietrichs Flucht zumindest 1 Sekundärquelle, weshalb der gegenwärtige Konsens der Forschung nicht wie im genannten Fall von einer fingierten Erzählinstanz ausgeht, gleichwohl keinerlei neue Erkenntnisse aufgrund der mangelnden Quellenlage in Aussicht stehen. Schneider geht bei Albrecht von Kemenaten dennoch von einer Autorfiktion innerhalb der Überlieferung der Sage aus.[Schneider 1962]:269 Die ältere Forschung (so auch Zupitza [Zupitza 1870]:46) sah aufgrund des Bernertons, aus formalen und stilistischen Gründen Albrecht von Kemenaten auch als Verfasser des "Eckenliedes", "Sigenots" und der "Virginal" an, diese These gilt aber inzwischen als überholt.[De Boor 1997]:142 De Boor wiederum erwog Albrecht als Urheber des Bernertons [De Boor 1961]:20, Heinzle [Heinzle 1999]:103 argumentiert dagegen, dass es sich beim Bernerton mit Kreuzreim, wie er im Goldemar Anwendung findet, um die jüngere Ausprägung desselben handelt. Der Name "Kemenaten" hat im 13. Jahrhundert weite Verbreitung als Orts- und Familienname. Schröder [Schröder 1930]:233 verwies auf das schwäbische Ministerialiengeschlecht von Kemenaten bei Großbeuren mit seinem bedeutsamsten Vertreter Volkmar dem Weisen, Zingerle [Zingerle 1856]:295 zu seiner Zeit auf einen Anfang des 13. Jahrhunderts bezeugten "Albertus de Chemenaten" eines Südtiroler Ministerialiengeschlechts.[4] Aus letztgenannten Aufzeichnungen schloss Klaass [Klaass 1936]:57 auf dieselbe Person, die auch im Thurgau bezeugt sei; datierte dem zugrunde Albrechts Schaffensjahre auf 1230 bis 1240.
Einzelnachweise
- ↑ (Str. 2, V. 1–4):
Nu merkt, ir herren, daz ist reht:
von Kemenâten Albreht
der tihte ditze mære,
wie daz der Berner vil guot
nie gwan gên vrouwen hôhen muot.
(Strophenzählung nach Zupitza. [Zupitza 1870]) - ↑ (V. 3252 f.):
Von Kemenât her Albreht
des kunst gert witer schouwe.
Textausgabe: Alexander, hg. von Victor Junk, Leipzig 1928
(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]:104) - ↑ (V. 2243 f.):
Ŏch hetti úch mit wishait
Her Albreht bas denne ich gesait,
Von Keminat der wise man,
der maisterliche tihten kan.
Textausgabe: Wilehalm von Orlens, hg. von Victor Junk, Berlin 1905. (Deutsche Texte des Mittelalters 2)
(wiedergegeben u. übersetzt bei [Heinzle 1999]:105) - ↑ Die Thesen De Boors, Schneiders, Schröders und Zingerles zur Autorschaft Albrechts kompakt zusammengetragen bei:
Heinzle, Joachim: Albrecht von Kemenaten, Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh [u.a.], Bd. 1, Berlin/New York 1978, S. 196-198.
Literatur
<harvardreferences />
[*De Boor 1961] De Boor, Helmut: Albrecht von Kemnaten, in: Unterscheidung und Bewahrung. Festschrift für Herman Kunisch, Berlin 1961, S. 20-30.
[*De Boor 1997] De Boor, Helmut: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Erster Teil 1250-1350, neubearbeitet von Johannes Janota, München 1997.
[*Heinzle 1999] Heinzle, Joachim: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik, Berlin/New York 1999, S. 103-105.
[*Klaass 1936] Klaass, Eberhard: Goldemar, in: VfL 11 (1936), S. 55-57.
[*Schneider 1962] Schneider, Hermann: Germanische Heldensage. Deutsche Heldensage Band I. 2. unveränderte Auflage mit einem Nachwort und Ergänzung von Ruth Wischnewski, Berlin 1962. (Grundriss der Germanischen Philologie,10,1)
[*Schröder 1930] Schröder, Edward: Rudolf von Ems u. sein Litteraturkreis, in: ZdfA 67 (1930), S. 209-251.
[*Zingerle 1856] Zingerle, Ignaz Vinzenz: Albrecht von Kemenaten, in: Germania I (1856), S. 295-296.
[*Zupitza 1870] Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan, hg. von Julius Zupitza, Berlin 1870. (Deutsches Heldenbuch, Fünfter Teil)
Inhaltsangaben u. Übersetzungen:
Historische Dietrichepik
Dietrichs Flucht |
Rabenschlacht |
Alpharts Tod
Aventiurehafte Dietrichepik
Der Rosengarten zu Worms |
Goldemar