Parzival und Feirefiz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. Juni 2015, 21:16 Uhr
Dieser Artikel thematisiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Halbbrüder Parzival und Feirefiz.
Schwerpunkte sind die Familienkonstellation, die Charakterzüge der beiden Männer, deren äußeres Erscheinungsbild sowie das Leben vor und nach dem ersten Aufeinandertreffen. Bisher existiert noch kein Artikel mit elementaren Vergleichen auf den beschriebenen Ebenen. Deswegen sollen die aufgelisteten Aspekte zum einen skizziert, interpretiert und gleichzeitig kritisch hinterfragt werden. Inwiefern ähneln sich die beiden Männer überhaupt und in welchen Gesichtspunkten unterscheiden sie sich voneinander?
Erste Begegnung
Parzival und Feirefiz treffen das erste Mal in einem Wald aufeinander. Allerdings wissen zu diesem Zeitpunkt weder Parzival noch Feirefiz, dass sich der jeweils andere in der Rittermontur gegenüber verbirgt. So kommt es zu einem Kampf zwischen den beiden Männern. Da beide sehr gut im Tjostieren sind, kann zuerst kein Sieger ermittelt werden und der Kampf verlagert sich vom Pferd herunter auf den Boden. Dort kämpfen sie mit ihren Schwertern gegeneinander. Die Schläge des Heiden, Feirefiz treffen Parzival mit einer starken Wucht. Erstgenannter schöpft Kraft aus der Liebe zu Secundille und aus der Magie der Steine seiner Rüstung, die ihn mit neuer Energie versorgen. Dem gegenüber schöpft Parzival Kraft aus seiner Liebe zur Königin und nach einer intensiven Auseinandersetzung auf Augenhöhe entscheidet die Hand Gottes über das Ende des Kampfes. Das Schwert von Parzival zerspringt, woraufhin Feirefiz sich dazu entschließt das Schwert von seinem Halbbruder abzuwenden. Der Heide achtet die Kampfkünste von Parzival mit Respekt und fragt diesen nach seinem Namen und seiner Herkunft. Parzival verweigert eine Antwort und daraufhin erzählt der Heide wer er ist. Er stellt sich Parzival als Feirefiz von Anschevîn vor. Parzival erwidert, dass auch er ein Anschevîn ist und er angeblich einen Bruder aus dem Heidenland haben soll. Er bittet Feirefiz seinen Helm abzunehmen, damit er ihn erkennen kann. Bevor die Männer jedoch ihre Helme abziehen, wirft Feirefiz sein Schwert in die Wildnis, um zu verdeutlichen, dass sich beide Männer ebenbürtig gegenüber stehen. Auf die Frage von Feirefiz, woran Parzival seinen Bruder erkennen würde, antwortet dieser: „ Wie ein beschriebenes Stück Pergament, schwarz und weiß durcheinander" (747, 26-27). Feirefiz bestätigt, dass er dieser ist und sie begrüßen sich mit einem Kuss. Harms thematisiert die Erzählweise vom ersten Aufeinandertreffen von Parzival und Feirefiz. Die Begegnung der Männer erfolgt – der Motivierung der augenblicklichen Handlung nach – ganz auffällig. Eschenbach klagt, dass die Erde doch so weit sei und trotzdem diese beiden Ritter einander begegnen müssen (737, 22ff.). Zu Beginn denkt der Leser es scheint Zufall zu sein, erhält jedoch als Zeichen in der Dichtung, desto eindringlicher den Charakter einer von nichts Äußerem abhängigen Notwendigkeit. Harms schreibt ebenfalls, dass in der Darstellung des Kampfes immer mehr Hinweise eingeflochten sind, die erahnen lassen, dass die beiden Kämpfenden, Brüder sind. [Harms 1963: 164] Außerdem liegt dem Kampf etwas Gemeinsames, Verbindendes zugrunde, was von den Akteuren erst erkannt werden muss. Der Zweikampf dieser beiden Männer wird nach Harms ausführlicher als andere Zweikämpfe im Parzival dargestellt und zusätzlich mit vielen Zeichen der Anteilnahme des Dichters beschrieben. Eschenbach hat eine spezielle Art und Weise seine Geschichte mitzuteilen. Es gibt überraschende Wendungen und Inhalte, die zusammengeführt werden oder gar widersprüchlich sind. Der Erzähler beurteilt auch immer wieder selbst Szenen. So hebt er zum Beispiel vor Kampfbeginn die Sinnlosigkeit dessen hervor (737, 24). Erst später wird dem Leser eventuell bewusst, dass Eschenbach wahrscheinlich den Kampf als sinnlos bezeichnet, weil es sich bei den Kämpfenden um Verwandte handelt. Deswegen können diese Äußerungen keineswegs als autobiografische Bezeugung Eschenbachs gewertet werden. Harms 1963]:165
(752, 6-10) | |
will ich der wârheit grîfen zuo | Wenn ich die Wahrheit fassen will, |
beidiu mîn vater unde ouch duo | so muss ich sagen, dass wir zusammen, mein Vater und du |
und ich, wir wâren gar al ein | und ich, ein und dasselbe Wesen waren, |
doch ez an drîen stücken schein. | bloß in der Erscheinung drei. |
In dieser Textstelle sagt Feirefiz, dass Parzival, ihr gemeinsamer Vater und er das gleiche Wesen sind bzw. waren. Sie erscheinen nur in drei Gestalten. Jene Aussage von Feirefiz folgt kurz nach ihrer Feststellung, dass sie Halbbrüder sind. Als Ausgangspunkt soll die Bemerkung von Feirefiz dienen, um einen Vergleich zwischen den beiden Halbbrüdern zu ziehen. Die Textstelle lässt vermuten, dass es einige unbekannte Prallelen und mit Sicherheit auch Unterschiede zwischen den beiden Männern geben wird.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Halbbrüder
Lebensweg vor der ersten Begegnung
Vor der ersten Begegnung ziehen beide Ritter rastlos durch die Länder. Feirefiz betreibt einen großen Aufwand mit einem riesigen Heer, um seinem Vater Gahmuret zu finden (750,28-30). Hingegen ist Parzival auf der ziellosen Suche nach dem Gral. Gemeinsam haben die Männer, dass sie eine Aufgabe haben und aus diesem Grund unterwegs sind. Beide verfolgen die gesteckten Ziele beharrlich, mit dem Unterschied, dass Parzival alleine unterwegs ist und Feirefiz mit seinem Heer (753, 2-24). Der Minne sind beide Männer verschrieben. Parzival, die der Frau Condwiramurs und Feirefiz trägt Secundilles Minne in bzw. mit sich. Die geographischen Lebensräume der Halbgeschwister unterscheiden sich ebenso, denn der Heide lebt vor dem ersten Aufeinandertreffen überwiegend im Orient.
Äußeres Erscheinungsbild
Feirefiz wird als ein gewaltiger Herr beschrieben, der starke Muskeln hat. Seine Rüstung ist wohlhabend und sein Waffenrock besteht aus einem edlen Stoff, der mit hochwertigen Steinen besetzt ist (735, 17-30). Auf dem Helm trägt er ein totes Ecidemôn, das ihn vor giftigen Würmern beschützt. Sein Pferd ist mit dem seltenen und kostbaren Brokatstoff ausgestattet (736, 10). Parzival wird als ein gut aussehender Mann beschrieben, der eine Rüstung sowie Speer und Schild bei sich trägt (733, 24-28). Nach seiner Geburt beschreibt ihn Eschenbach als einen Mann mit rechten Gliedern (112, 27). Die Schilderung zeigt, dass Parzival sich damals deutlich von anderen Säuglingen unterscheidet. Im Gegensatz zu Feirefiz seiner kostbaren Ausrüstung ist Parzival beim Verlassen von Soltane ausschließlich mit einem Narrengewand und einem Paar rauen Stiefeln aus Kälberhaut ausgestattet (127, 4-11). Äußerlich unterscheiden sich die beiden Brüder in ihrer Hautfarbe. Parzival ist ein heller Hauttyp und sein Halbbruder wird von Eschenbach als gescheckt beschrieben. Dies lässt sich auf den Umstand begründen, dass die Mutter von Feirefiz aus dem Orient stammt und dunkelhäutig ist. Auffällig ist bei dem äußeren Vergleichsaspekt, dass Parzival bezogen auf sein rein körperliches Erscheinungsbild immer wieder als sehr hübsch beschrieben wird. Bei seinem Halbbruder bezieht sich die Beschreibung Eschenbachs überwiegend auf die prachtvolle Ausrüstung bzw. Kleidung. Eine Gemeinsamkeit ist, dass die beiden Halbbrüder alleine durch ihr äußeres Erscheinungsbild eine große, positive Aufmerksamkeit erlangen. Feirefiz vorrangig durch seine außergewöhnliche und kostspielige Kleidung und Parzival durch seine Gestalt.
siehe auch: Parzival: Seine Schönheit und Stärke
Charakterzüge
Ein grundlegender Unterschied zwischen den Halbgeschwistern ist zu Beginn die Glaubenszugehörigkeit, denn Feirefiz ist eine Heide und Parzival ist christlichen Glaubens. Eine charakterliche Ungleichheit ist, dass Feirefiz eine größere Tugendhaftigkeit und Courtoisie hat als sein Halbbruder. Diese Eigenschaften treten nach deren Kampf deutlich zum Vorschein: Feirefiz lobt Parzival für dessen außerordentliche Kampfkünste und behandelt ihn als einen ehrwürdigen, christlichen und höfischen Ritter. [Harms 1963: 166] Bei der ersten Begegnung verhält sich Feirefiz im Vergleich zu Parzival intelligenter, umsichtiger und reifer. Beispielhafte Situationen sind für Czerwinski, dass Feirefiz zuerst seinen Namen nennt (745, 26 f) und ebenfalls als Erster seinen Helm abnimmt, obwohl Parzival seine Abnahme zuvor verweigert hat. [Czerwinski 1989: 155] Ein weiteres Indiz für diese Behauptung ist, dass die weniger aggressive und geduldige Gesprächsführung von Feirefiz dazu beiträgt, dass sich die Halbbrüder nach anfänglichem Kampf auf eine friedliche Art und Weise kennenlernen und dadurch eine Freundschaft schließen können. [Sproedt 1964: 121] Im Gegensatz zu Feirefiz weist Parzival keine große Courtoise wie sein Halbbruder auf. Darüber hinaus stellt er spät fest, dass es sich bei seinem Gegenüber, um seinen Halbbruder handelt und dass das Eingreifen Gottes ihn von einem weiteren Verwandtschaftsmord abgehalten hat. [Harms 1963: 167] Immer wieder weiß Parzival nicht sich gegenüber seinen Verwandten richtig zu benehmen. Während Gawan, Ither und Artus in Parzival bereits den Sippenkörper erkennen, benötigt Parzival immer einen weiteren Hinweis, um seine Verwandte als diese zu identifizieren. Selbst als Feirefiz sich mit dem selben Nachnamen vorstellt, glaubt Parzival das Verwandtschaftsverhältnis noch immer nicht. Erst der Umstand, dass Feirefiz den Helm abzieht und damit Parzival ins Bewusstsein ruft, dass er einen gescheckten Halbbruder aus dem Morgenland hat, glaubt er seinem Halbbruder. Czerwinski bezeichnet dieses geschilderte Verhalten Parzivals als unbeirrt, misstrauisch, gewalttätig und unhöfisch zu. [Czerwinski 1989: 155] Dabei bezieht sich Czerwinski explizit auf das Geschehen nach dem Kampf (745, 27-751,30). Das Verhalten ist ein weiterer Indikator für Parzivals tumpheit im Umgang mit seinen Verwandten. Cundrie beschreibt Feirefiz als ein Minneritter ruhmreicher Taten (317, 3-10) und zusätzlich stellt sie Feirefiz vor Parzival als Held dar, der seinen Halbbruder an Ehre und Fehlerlosigkeit übertrifft. Im Gegensatz zu Cundrie sagt Ebuca, dass auch Parzival Ehren- und Tugendhaftigkeit besitzt. [Müller 2008: 170] Verglichen mit Parzival nimmt es Feirefiz nicht allzu ernst mit der Treue gegenüber Secundille. Feirefiz konvertiert überwiegend aufgrund seiner Minne zu Respanse de Schoye vom Heidentum zum Christentum. Dass er durch den Religionswechsel endlich den Gral sehen kann, spielt eine nebensächliche Rolle. Im Gegensatz zu seinem Halbbruder konvertiert Parzival nicht zu einer anderen Glaubenszugehörigkeit. Allerdings gibt es während Parzival seiner Gralssuche einen bestimmten Zeitraum, in dem er sich von Gott lossagt (Parzivals Glaubensverlauf).
Gemeinsam haben die Halbgeschwister, dass sie beide vorzügliche Minneritter sind und in ihrem Kampf immer wieder neue Kräfte durch den Gedanken an ihre Frauen und der Minne zu ihnen erhalten. Beide Männer sind deutlich von der Minne beeinflusst: Wolfgang Harms schreibt, dass die beiden Männer in einer engen Verbindung mit der Minne, die Wunderkraft von Steinen erfahren. Feirefiz durch die Edelsteine von Secundille (741,6 ff.) und Parzival durch den Gral (737, 23). [Harms 1963: 165] Gemeinsam haben die Halbbrüder ebenfalls, dass sie sich einen Ruf als kampfstarke Ritter gemacht haben.
(737, 19-21) | |
Hie wellnt ein ander vâren | Hier wollen zwei einander an die Kehlen, |
die mit kiusche Lemberg wâren | die so keusch wie Lämmer waren |
und lewen an der vrecheit. | und doch auch wahre Löwen an Wildheit. |
Sie werden von Eschenbach auf der einen Seite als keusch wie Lämmer und doch auch wild wie Löwen beschrieben. Die wilde und kraftvolle Seite des Löwen verkörpern beide Männer immer wieder in ihren zahlreichen Kämpfen als Ritter. Die ruhigere Seite des Lamms taucht in unzähligen sozialen Interaktionen, beispielsweise in Gesprächen mit ihren Mitmenschen auf. Bei ihrem Aufeinandertreffen im Wald sind die beiden alleine unterwegs und auf der Suche nach einem Kampf und auf der Suche Ehre (737, 13). Dieses Verhalten zeugt von großem Mut und Selbstvertrauen der beiden Männer. Gegen Ende vereint die Seele der Halbbrüder auch noch den christlichen Glauben.
Familie
Bei Wolfram von Eschenbach spielen die Verschwandtschaftsmotive eine bedeutsame Rolle. Die meisten Figuren, die in der Dichtung vorkommen, sind miteinander verwandt, so sind es auch die Akteure Feirefiz und Parzival. Ihr Vater ist Gahmuret und somit stammen sie beide von Mazadan ab.
Nach der Auffassung des mittelalterlichen Rechtsverständnisses liefen die legitime Herrschaft und genealogische Kontinuität über die männliche Verwandtschaft. Die Familientraditionen setzen sich vom Vater über den Sohn fort. Jedoch ist die geschilderte Grundlinie im Werk Parzival meistens gestört. Die Abweichungen von der besagten Grundlinie treffen ebenfalls auf die Halbgeschwister zu. Beide lernen ihren leiblichen Vater nicht kennen und hinzu kommt, dass Parzival auch nicht die Herrschaft der vom Vater geerbten Länder antritt. [Bumke 1991: 140] Die chronologische Familienabfolge besagt, dass Feirefiz Gahmurets erst geborener Sohn ist und diesen bekommt er mit seiner damaligen Frau Belacane, die aus dem Orient stammt. Parzival wird von Gahmurets zweiter Frau Herzeloyde geboren. Gegen Ende des Epos sind durch Feirefiz seine Heirat beide Männer vermählt. Parzival mit Condwiramurs und Feirefiz heiratet die Gralsträgerin Repanse de Schoye. Im Gegensatz zu Feirefiz hat Parzival mit seiner Frau zwei Söhne. Unterschiedlich sind die Gründe der beiden Halbgeschwister, weshalb sie ohne ihren Vater aufwachsen. Feirefiz und seine Mutter Belacane werden von Gahmuret verlassen, weil er zum einen nach neuen Abenteuern strebt und zum anderen, weil Belacane nicht christlichen Glaubens ist. Herzeloyde und Parzival verlieren Gahmuret, weil dieser im Kampf gegen Ipomidôn stirbt. Gemeinsam haben die Männer wiederum, dass sie ihren Vater bei einer Tjost verloren haben.
siehe auch: Verwandtschaftstafel
Lebensweg nach der ersten Begegnung
Nach der ersten Begegnung reiten die Halbbrüder gemeinsam zurück ins Lager nach Joflanze. Dort werden sie bereits erwartet und es erfolgt ein großes Fest Feirefiz zu Ehren. Die Halbgeschwister sind die ganze Zeit beieinander. Am Tag darauf erscheint Cundrîe und verkündet Parzival, dass er zum Gralskönig berufen ist und eine Person mitbringen darf. Feirefiz darf Parzival begleiten. Nach der Ankunft in Munsalvaesche stellt Parzival die erlösende Mitleidsfrage und wird zum Gralskönig ernannt. Dort trifft er seine Frau Condwiramurs, die ebenfalls zur Gralsburg gerufen wurde. Die unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten der beiden Männer bringen einen großen Unterschied und dementsprechende Folgen mit sich. Der Heide Feirefiz kann den Gral aufgrund seines heidnischen Glaubens nicht erkennen. Dies beweget ihn zusammen mit seinen Gefühlen bzw. der Minne gegenüber der Gralsträgerin Repanse de Schoye zum Christentum konvertieren zu. Nach der Taufe heiratet Feirefiz die ehemalige Gralsträgerin und geht mit ihr nach Indien. Dadurch entsteht zum zweiten Mal eine genealogische Verbindung zwischen der Mazadan- und Titurelsippe. [Bumke 1991: 141] Feirefiz ist im Vergleich zu Parzival unbeständiger in seiner Minne, da Parzival seit der ersten Begegnung seine Frau liebt. Feirefiz hingegen liebt lange Zeit die orientalische Königin Secundille, hält dieser Minne aber nicht stand und vergisst sie als er Repanse de Schoye zum ersten Mal trifft. Im Unterschied zu Parzival ist Feirefiz untreu gegenüber seiner ersten Minne. Gemeinsam haben die Halbgeschwister, dass die Unwissenheit nach dem anderen Familienmitglied und dessen Aufenthalt durch das Aufeinandertreffen geklärt wird. Auch die bisherige Rastlosigkeit im Leben der beiden wurde zum Teil durch ihr Treffen besänftigt. Diese Aussage trifft mehr auf Feirefiz zu, denn er war auf der Suche nach seinem Vater und hat durch das Treffen seines Halbbruders erfahren, dass dieser nicht mehr am Leben ist. Nach dem ersten Aufeinandertreffen wird Parzival bekanntlich zum Gral berufen und dadurch erfüllt sich auch sein Reiseziel (781, 1-3).
Fazit
Resümierend stellt sich nun die Frage, wie aussagekräftig die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Gebrüder sind.
Die Aussage von Feirefiz "will ich der" (752, 6-10), die schon zu Beginn des Artikels angeführt ist, beschreibt die Parallelen und Unterschiede zwischen den beiden Charakteren gut. Obwohl die beiden Männer väterlicherseits die gleiche Blutslinie haben, unterscheiden sie sich in bestimmten Nuancen voneinander. Ausschlaggebend für die Unterschiede zwischen den Halbbrüdern ist das Leben vor ihrem ersten Aufeinandertreffen. Denn wie bereits erwähnt wachsen Parzival und Feirefiz in unterschiedlichen Ländern unter verschiedenen Bedingungen auf. Aufgrund des genannten Unterschieds kommt es auch zu den abweichenden Charakterzügen bzw. Verhaltensweisen der beiden Ritter und ihrer. Trotz der unterschiedlichen Lebensweisen vor deren Treffen haben sie einige charakterliche Gemeinsamkeiten. Exemplarisch sind der Mut und die Minne. Eine weitere Parallelität ist ihre eindeutige Blutsverwandtschaft und der christliche Glauben, den auch Feirefiz nach seiner Konvertierung annimmt. Abschließend lässt sich festhalten, dass es trotz des Aufeinandertreffens und der unterschiedlichen Lebensweisen zuvor, erstaunlich viele Gemeinsamkeiten zwischen den Halbbrüdern gibt. Besonders auffällig ist, dass beide Ritter in ihrem Umfeld immer für Aufmerksamkeit und Respekt durch ihr äußeres Erscheinungsbild gesorgt haben.
Anmerkungen
Weitere ähnliche, ergänzende oder erweiternde Artikel zu den Charakteren Parzival und Feirefiz:
siehe auch: Parzival und Feirefiz
siehe auch: Feirefiz
siehe auch: Inhaltsangabe
Literaturverzeichnis
<HarvardReferences />
Sekundärliteratur
[*Bumke 1991] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler 1991.
[*Czerwinski 1989] Czerwinski, Peter: Der Glanz der Abstraktion. Frühe Formen von Reflexivität im Mittelalter. Frankfurt/ New York: Campus 1989.
[*Harms 1963] Harms, Wolfgang: Der Kampf mit dem Freund oder dem Verwandten in der deutschen Literatur um 1300, München: Edios 1963.
[*Müller 2008] Müller, Nicole: Feirefiz-das Schriftstück Gottes, Frankfurt u.a.: Lang 2008.
[*Sproedt 1964] Sproedt, Kriemhild: Gahmuret und Belakane, Verbindung von Heidentum und Christentum in einem menschlichen Schicksal, Hamburg: n.b. 1964.
Primärliteratur
▲ Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.