Der ritterliche Kampf im Parzival - ein Vergleich der Artus- und Gralswelt: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Artusgemeinschaft wird in dem Moment Teil dieser Problematik, wenn sie nicht nur keine Sanktionen erlassen, sondern auch noch eine Tat anerkennen, wie im Falle Parzivals, die nicht der Normvorstellung entspricht. Ein weiteres Beispiel für die problematische Kontrolle der Gewalt und Inkonsequenz am Artushof ist das Aufeinandertreffen von Parzival mit den Artusrittern. Artus hatte den Rittern zuvor das Versprechen abgenommen, dass sie erst mit seiner Zustimmung einen Zweikampf beginnen sollten. Diese Regel soll ein ausarten von Kampf und Gewalt verhindern.
Die Artusgemeinschaft wird in dem Moment Teil dieser Problematik, wenn sie nicht nur keine Sanktionen erlassen, sondern auch noch eine Tat anerkennen, wie im Falle Parzivals, die nicht der Normvorstellung entspricht. Ein weiteres Beispiel für die problematische Kontrolle der Gewalt und Inkonsequenz am Artushof ist das Aufeinandertreffen von Parzival mit den Artusrittern, als diese auf der Suche nach dem roten Ritter sind. Artus hatte den Rittern zuvor das Versprechen abgenommen, dass sie erst mit seiner Zustimmung einen Zweikampf beginnen sollten. Diese Regel soll ein ausarten von Kampf und Gewalt verhindern. Doch schon bei der ersten Gelegenheit handelt Artus inkonsequent, als ihn einer der Ritter drängt gegen den noch unerkannten Parzival kämpfen zu dürfen (V. 283, 27ff). Artus reagiert zunächst abweisend und erklärt ihm, er solle sein Temperament zügeln und verweist auf die noch bevorstehenden zahlreichen Kämpfe (V. 286, 2ff). Dennoch stimmt er letztendlich dem Zweikampf zu und lässt sie ihrer Kampfesgier nachgehen. Wie schon in der ersten Szene am Artushof fällt auch hier ein kritisches Licht auf die Ritter der Tafelrunde [Schu 2002: 379].





Version vom 6. Juli 2015, 19:11 Uhr

Gegenstand dieses Artikels ist die Analyse der Bedeutung des ritterlichen Zweikampfes am Artushof und in der Gralsfamilie in Wolfram von Eschenbachs Werk Parzival. Im Folgenden werden beide Systeme anhand ausgewählter Textstellen verglichen und ihre Stärken und Schwächen analysiert.

Die Bedeutung des Kampfes in der Artuswelt

Schon bei der ersten Begegnung Parzivals mit dem Fürst Karnahkarnanz wird deutlich, dass ein Ritter der Artusrunde sich über den ritterlichen Zweikampf definiert.

Mittelhochdeutsches Orginal Übersetzung
V. 124,6 - 10: ‘nu sich, swer an mich strîtes gert, "Schau her: Wenn einer mich zum Kampf fordert,
des selben wer ich mich mit slegn: dann wehre ich mich mit Schlägen.
für die sîne muoz ich an mich legn, Um mich vor den Schlägen des anderen zu bewahren, ziehe ich dieses Ding hier an,
und für den schuz und für den stich und auch zum Schutz vor Schüssen und Stichen
mouz ich alsus wâpen mich.’ muß ich die Rüstung tragen."

Ziel junger Ritter - und auch des jungen Parzivals - ist es aufgrund der eigenen ehrenvollen Taten von Artus in seinem Gefolge aufgenommen zu werden, da dies die höchste Anerkennung bedeutet. Die Tafelrunde selbst ist ein "fester Orientierungsmaßstab für ritterliche Ehre" [Schu 2002: 376]. Der Erwerb der Ehre kann sowohl durch die Aufnahme durch Artus geschehen, als auch durch den Sieg über einen Artusritter[1]. Es gehört zu den allgemein anerkannten Normen, sich die Ehre durch den Sieg im Zweikampf zu erwerben [vgl. Schu 2002 & Brunner 2008]. Bedeutend sind dabei die Taten, von deren Nachricht der Artushof auch erfährt[2]. Bestenfalls wird die Nachricht des Sieges durch den Besiegten selbst überbracht [Brunner 2008: 42]. Auch Parzival schickt die besiegten Ritter zum Artushof und jeder einzelne von ihnen verhilft dem Protagonisten zu mehr Ruhm. Die Anerkennung durch die Gesellschaft ist in Fällen, in denen durch den Kampf unschuldige Frauen beschützt oder gerettet werden, zweifellos zu erwarten[3].

Stärken

Die Tafelrunde folgt dem Prinzip der Gleichheit, wie auch schon der "rund" Tisch zum Ausdruck bringt. Anders ausgedrückt sind in der Theorie alle, auch der König, auf einer Ebene [Brunner 2008: 42]. Diese Vorstellung der Gleichheit ist eine sehr fortschrittliche Denkweise. Unterschieden wird nur aufgrund des bereits erwähnten Ruhmes durch Taten, sprich durch gewonnene Zweitkämpfe. Der Artusritter folgt dabei einer "kodifizierten Ethik" [Brunner 2008: 42]. Dem Protagonisten Parzival werden diese Handlungsregeln im Kampf vom greisen Gurnemanz von Graharz näher gebracht.

Mittelhochdeutsches Orginal Übersetzung
V. 171, 25-30: lât derberem bî der vrävel sîn. Laßt bei aller wilden Kühnheit auch das Mitleid zu.
sus tuot mir râtes volge schîn. Zeigt, daß Ihr meinem Rat gehorsam seid:
an wem ir strîtes sicherheit Wenn einer Euch im Kampf, um Schonen zu erkaufen,
bezalt, ern hab iu sölhiu leit sein Ehrenwort anbietet,
getân diu herzen kumber wesn, so nehmt es an und laßt ihn leben,
die nemt, und lâzet in genesn. er hätte Euch denn solche Leiden angetan, die das Herz ganz tief verwunden.

Es gehört zu dem "Ehrenkodex" eines Ritters, den Besiegen nicht zu töten, sondern in Gewahrsam zu nehmen, da Leid so vermieden werden soll. Zudem besteht stets die Gefahr, dass der Sieger in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zum Besiegten steht. Parzival hatte zuvor seinen Verwandten Ither von Gaheviez auf einer Weise getötet, die nicht einem Artusritter gebührt (V.155, 4ff). Dieses Verhalten ist durch die fehlenden höfischen und ritterlichen Erziehung der Mutter Herzeloyde verschuldet[4]. Die totale Unwissenheit über die Ritterwelt bedingt auch seine tumpheit. In seinem weiteren Werdegang hält sich Parzival an den Ehrenkodex, welchen ihn Gurnemanz lehrt.

Schwächen

Es ist für einen Ritter auch möglich in moralisch fragwürdigen Kämpfen Ehre zu erlangen [Schu 2002: 377]. Parzival handelt zwar gegen die Moralvorstellungen des Artushofes, indem er Ithers tötet, trotzdem lobt der Knappe Iwanet den Sieger, welcher mit dieser Tat die Ehre Ithers erworben habe (V. 156, 12ff). Auch von der Artusgemeinschaft selbst wird die Tat anerkannt, da es unter anderem ein Grund dafür ist, dass er in die Tafelrunde aufgenommen wird (V. 280, 10ff). Kritisch wird die Handlung in dem Moment betrachtet, in welchem Trevrizient Parzivals Tötungshandlung als einer seiner zwuo grôze stünde (V. 499, 20) bezeichnet.

Auch wenn der Tod im Kampf vermieden werden soll, so ist das Leid durch Ritter, die im Kampf gestorben sind, im ganzen Werk omnipräsent, insbesondere durch die Trauer der Frauen. Es verdeutlicht die grundsätzliche Gefahr, die von einem Leben als Ritter ausgeht [Schu 2002: 377]. Auch Gurnemanz musste diese leidvolle Erfahrung machen, da er seine drei Kinder im Kampf gestorben sind (V. 177, 23ff). Er hat ein desillusioniertes Bild des Rittertums:

Mittelhochdeutsches Orginal Übersetzung
V. 177, 25-26: sus lônt jedoch diu ritterschaft: So aber lohnt die Ritterschaft gewöhnlich ihren Mann:
ir zagel ist jâmerstrick haft. An ihrem Schwanz hat sie für ihn des Jammers Schlinge angebunden.

Die Artusgemeinschaft wird in dem Moment Teil dieser Problematik, wenn sie nicht nur keine Sanktionen erlassen, sondern auch noch eine Tat anerkennen, wie im Falle Parzivals, die nicht der Normvorstellung entspricht. Ein weiteres Beispiel für die problematische Kontrolle der Gewalt und Inkonsequenz am Artushof ist das Aufeinandertreffen von Parzival mit den Artusrittern, als diese auf der Suche nach dem roten Ritter sind. Artus hatte den Rittern zuvor das Versprechen abgenommen, dass sie erst mit seiner Zustimmung einen Zweikampf beginnen sollten. Diese Regel soll ein ausarten von Kampf und Gewalt verhindern. Doch schon bei der ersten Gelegenheit handelt Artus inkonsequent, als ihn einer der Ritter drängt gegen den noch unerkannten Parzival kämpfen zu dürfen (V. 283, 27ff). Artus reagiert zunächst abweisend und erklärt ihm, er solle sein Temperament zügeln und verweist auf die noch bevorstehenden zahlreichen Kämpfe (V. 286, 2ff). Dennoch stimmt er letztendlich dem Zweikampf zu und lässt sie ihrer Kampfesgier nachgehen. Wie schon in der ersten Szene am Artushof fällt auch hier ein kritisches Licht auf die Ritter der Tafelrunde [Schu 2002: 379].


Die Bedeutung des Kampfes in der Gralswelt

Fazit

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

<HarvardReferences />

[*Brunner 2008] Brunner, Horst: Annäherungen. Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Berlin: Schmidt 2008

[*Schu 2002] Schu, Cornelia: Vom erzählten Abenteuer zum Abenteuer des Erzählens. Überlegungen zur Romanhaftigkeit von Wolframs Parzival. Frankfurt am Main: Lang 2002

Fußnoten

  1. Orilus beispielsweise rühmt sich mit dem Sieg über acht Ritter der Tafelrunde (V.135,7-12)
  2. "Der Artushof ist ein Art Katasteramt dieses Ruhmes - nur jene Tat zählt, die dort gemeldet wird (...)." [Brunner 2008: 42]
  3. Beispiele für einen Kampf, welcher der Befreiung einer in Bedrängnis geratenen Dame dient, sind Gahmurets Einsatz für Belakane und Parzivals erfolgreicher Kampf den Clamide.
  4. Ausführlicher hierzu: Parzivals Erziehung durch Herzeloyde und ihre Folgen