Parzival und Gahmuret im Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 56: Zeile 56:
Parzival wächst zunächst abgeschottet von der Außenwelt bei seiner Mutter auf, die auch für seine [[Parzivals Erziehung durch Herzeloyde und ihre Folgen (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Erziehung]] zuständig ist. Weil Herzeloyde schon einmal einen geliebten Menschen, nämlich ihren Mann Gahmuret, im Kampf verloren hat, befürchtet sie, dass ihrem Sohn das gleiche Schicksal ereilen könnte.<ref>Ein weiterer Artikel beschäftigt sich im Detail mit den Vater/Sohn Strukturen im Parzival: [[Vater und Sohn im Parzival]]</ref> Parzival verlässt seine Mutter um Ritter zu werden und Aventüren zu bestreiten. Die Mutter die ihn nur schmerzlich gehen lassen möchte, lässt ihn als ein Narr bekleidet ziehen.
Parzival wächst zunächst abgeschottet von der Außenwelt bei seiner Mutter auf, die auch für seine [[Parzivals Erziehung durch Herzeloyde und ihre Folgen (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Erziehung]] zuständig ist. Weil Herzeloyde schon einmal einen geliebten Menschen, nämlich ihren Mann Gahmuret, im Kampf verloren hat, befürchtet sie, dass ihrem Sohn das gleiche Schicksal ereilen könnte.<ref>Ein weiterer Artikel beschäftigt sich im Detail mit den Vater/Sohn Strukturen im Parzival: [[Vater und Sohn im Parzival]]</ref> Parzival verlässt seine Mutter um Ritter zu werden und Aventüren zu bestreiten. Die Mutter die ihn nur schmerzlich gehen lassen möchte, lässt ihn als ein Narr bekleidet ziehen.


Eine weitere Parallele von Gahmuret und Parzival besteht bei ihren Müttern. Denn die Mutter von Gahmuret verstirbt, als ihr Sohn Galoes stribt und Gahmuret ihr fern ist. Auch Herzeloyde stirbt, nachdem Parzival sie verlassen hat.
Eine weitere Parallele von Gahmuret und Parzival besteht bei ihren Müttern. Denn die Mutter von Gahmuret verstirbt, als ihr Sohn Galoes stribt und Gahmuret ihr fern ist. Auch Herzeloyde stirbt, nachdem Parzival sie verlassen hat. Das Verlassen der Mutter wird später bei Trevrizent, als eine seiner Sünden vorgeworfen.
 
=== Zwischenfazit ===
 
Gahmuret und Parzival ähneln sich objektiv in ihrer Ausgangsposition. Denn beide sind die zweitgeborenen und ihnen wird dadurch ein Erbe versagt. Bei Parzival ist die Situation jedoch etwas verschärft, da er keine höfische Erziehung hat. Er verlässt seine Mutter als Narr und nicht besonders ausgestattet, wohin gegen Gahmuret alles gestellt wird. Gahmuret lässt seine Mutter nicht alleine zurück, um nach Ruhm und Ehre sterben zu können. Sie bleibt bei seinem Bruder und König von Anschouwe.


== Gahmurets Weg als Rahmen ==
== Gahmurets Weg als Rahmen ==

Version vom 14. Juli 2015, 15:18 Uhr

Um den Versepos Parzival zu verstehen wird in vielen Forschungstexten auf die Genealogie verwiesen. Eine Beziehung, die in diesem Werk nicht thematisiert wird, ist jene zwischen Parzival und seinem Vater Gahmuret. Dennoch scheint ein Vergleich zwischen dem Vater und seinem Sohn sinnvoll, da die Bücher über Gahmuret eine Erfindung von Wolfram vom Eschenbach sind. Die Vorlage von Chrétiens 'Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval' enthält keine elterliche Vorgeschichte. Daher sollen in diesem Artikel die Unterschiede zwischen Parzival und Gahmuret aufgezeigt werden. [1]

Zunächst soll ihr äußeres Erscheinungsbild und die Art ihrer eigenen Inszenierung thematisiert werden. Wie ist deren Einführung und Ausgangsposition im Epos? Wer sind ihre Verwandten? Wie wurden sie erzogen? Durch den Vergleich sollen die Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Kann von Gahmuret auf Parzivals Werdegang geschlossen werden? Bestimmt die Vorgeschichte Gahmurets den Handlungsrahmen?

Erscheinungsbilder

Über Gahmuret selbst wird kaum etwas gesagt, außer, dass er groß und hellhäutig ist. Es wird viel mehr das beschreiben, was er an hat: so z.B. sein Schild, dass viele Zobelbälge trägt und das Bild eines Ankers hat. Beim Einzug in Zazamanc wird das Aussehen von Gahmuret kaum beschrieben, sondern seine Gefolgschaft. Allerdings sieht Gahmuret so gut aus, dass man ihn lieben muss. In Afrika wird vor allem seine Kleidung oder seine Kampfausrüstung beschrieben.

Parzival wird bereits nach der Geburt als männlich beschrieben mit starken Gliedern (112, 27). Ebenso wie sein Vater ist er hellhäutig. Auch sein Aussehen bewirkt eine positive Reaktion der Damenwelt, wie bereits sein Vater. Allerdings wird nicht Parzivals Kleidung oder pompöse Einzüge betont, es ist viel mehr Parzival selbst, der als hübsch bezeichnet wird.

Zwischenfazit

Vom Aussehen her gibt es nicht sonderlich viele Auffälligkeiten. Beide sind hellhäutig und scheinen den Frauen zu gefallen. Wobei Gahmuret sein Auftreten und seine Kleidung und bei Parzival das Aussehen selbst im Vordergrund stehen. Allerdings gibt es keine Vergleiche zwischen Vater und Sohn. Die äußerliche Ähnlichkeit der beiden wird nicht betont.

Verwandschaft

Gahmuret ist der zweite Sohn des Königs von Anschouwe und der Bruder von Galoes. (4,28-5,5)

In einem Brief von Belacane wird der Stammbaum vom Gahmuret deutlich. Aus dem Brief geht hervor, dass Gahmuret der Sohn des Gadîn, der Urenkel des Mazadan ist. Denn Gadîn Vater ist Addanz. Addanz Bruder heißt Brickus und dessen Vater ist Mazadan. Jener Mazadan ist aber nicht nur Gahmurets Urgroßvater, sondern auch der von Artus. Der Vater von Artus 'Utepandragun' ist demnach der Großonkel von Gahmuret und Artus sein Großcousin (56,1-28). Über die Verhältnisse der mütterlichen Seite erfährt der Rezipient nichts.

Die chronologische Familienabfolge [2] besagt, dass Feirefiz Gahmurets erst geborener Sohn ist, den er mit seiner damaligen Frau Belacane bekommt, die aus dem Orient stammt. Parzival wird von Gahmurets zweiter Frau Herzeloyde geboren. [3]

Verwandtschaftstafel

Wie bereits oben deutlich wird, ist Parzival über seinen Vater mit der Artusfamilie verwandt. Artus ist demnach sein Großonkel. Parzival erfährt aber erst (140,17) von seinem Vater und somit von der Verwandtschaft. Die Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits werden zu einem späteren Zeitpunkt im Epos bekannt.

(333,29-30)
Von im den Herzeloyde bar. Er, den Herzeloyde gebar,
er was ouch generbe dar. war ja auch der rechtmäßige Erbe dort.


Eine genauere Auflösung von Parzivals verwandtschaftlichem Verhältnis mit der Gralsfamilie ist im Vers (455,15) zu finden. Der Gralskönig Anfortas ist der Bruder von Herzylode. Sie stammen von Frimutel ab, der den Gral an Anfortas weiterreichte. Frimutel erhielt den Gral von seinem Vater Tyturel. Parzival vereint also die beiden Familienlinien der Artus- und der Gralsfamilie miteinander.

Zwischenfazit

Beide sind die zweiten Söhne ihres Vaters. Wobei Gahmuret und sein Bruder von derselben Mutter stammen. Parzival und Feirefiz stammen von unterschiedlichen Müttern. Sowohl Gamuret, als auch Parzival stammen vom hochadeligem Geschlecht ab. Die Vermischung der arthurischen und titurelschen Geschlechtslinien prädestiniert Parzival für die Wahl zum Gralskönig und verschafft ihm einen genealogisch Vorteil gegenüber seinem Vater.

Schon bei seinem Versagen auf der Gralsburg wird durch das Überreichen des Mantels von der Gralsträgerin (228,15) und dem Geschenk des Königs der Gralsburg, ein Schwert (239,22), seine Bestimmung Gralskönig zu werden angedeutet. [Mertens 2007: S.123] Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Gralsgesellschaft der Abstammung Parzivals bewusst ist. Deshalb vermuten sie wohl, dass Parzival wegen seiner Abstammung der Ritter aus der Prophezeiung (483,20) ist. Parzival selbst erfährt erst bei Trevrizent im IX. Buch von seiner Abstammung.

Gahmuret kennt seine Eltern und es ist ihm möglich, einen ziemlich exakten Stammbaum seiner Familie zu skizzieren. Parzival hingegangen erfährt erst im Verlauf der Geschichte Stück für Stück von seiner Abstammung und seiner Bestimmung.

Ausgangspositionen und weitere Parallelen

Gahmurets Vater wird in einem Kampf getötet, wie bereits der Vater von Gadîn zuvor, und deshalb würde er zunächst alles verlieren, da der älteste Sohn nach französischen Recht alles erbt [Noltze 1993: vgl. S.217]. Doch Gahmuret bittet seinen Bruder ihn ziehen zu lassen, um nach Ruhm und Ehre streben zu können. Sein Bruder und seiner Mutter beschenken ihn reichlich, so dass er gut gerüstet auf Aventüre gehen kann. [Mertens 2007: vgl S.107] So viel zu den Fakten. Der Auszug aus Anschouwe wird später genauer analysiert.

Parzival wächst zunächst abgeschottet von der Außenwelt bei seiner Mutter auf, die auch für seine Erziehung zuständig ist. Weil Herzeloyde schon einmal einen geliebten Menschen, nämlich ihren Mann Gahmuret, im Kampf verloren hat, befürchtet sie, dass ihrem Sohn das gleiche Schicksal ereilen könnte.[4] Parzival verlässt seine Mutter um Ritter zu werden und Aventüren zu bestreiten. Die Mutter die ihn nur schmerzlich gehen lassen möchte, lässt ihn als ein Narr bekleidet ziehen.

Eine weitere Parallele von Gahmuret und Parzival besteht bei ihren Müttern. Denn die Mutter von Gahmuret verstirbt, als ihr Sohn Galoes stribt und Gahmuret ihr fern ist. Auch Herzeloyde stirbt, nachdem Parzival sie verlassen hat. Das Verlassen der Mutter wird später bei Trevrizent, als eine seiner Sünden vorgeworfen.

Zwischenfazit

Gahmuret und Parzival ähneln sich objektiv in ihrer Ausgangsposition. Denn beide sind die zweitgeborenen und ihnen wird dadurch ein Erbe versagt. Bei Parzival ist die Situation jedoch etwas verschärft, da er keine höfische Erziehung hat. Er verlässt seine Mutter als Narr und nicht besonders ausgestattet, wohin gegen Gahmuret alles gestellt wird. Gahmuret lässt seine Mutter nicht alleine zurück, um nach Ruhm und Ehre sterben zu können. Sie bleibt bei seinem Bruder und König von Anschouwe.

Gahmurets Weg als Rahmen

Der Höhepunkt ihrer Karrieren

Anmerkungen

  1. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit den [Parallelen zwischen Gahmuret und Parzival]
  2. Vgl. Verwandtschaftstafel im Artikel Inhaltsangabe "Parzival" (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
  3. Ausführlichere Informationen über die beiden Söhne von Gahmuret. Parzival und Feirefiz
  4. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich im Detail mit den Vater/Sohn Strukturen im Parzival: Vater und Sohn im Parzival

Quellennachweis

Primärliteratur

Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.


Sekundärliteratur

<HarvardReferences />

[*Mertens 2007] Mertens, Volker: Der deutsche Artusroman, Stuttgart: Reclam 2007.

[*Holger 1993] Holger, Noltze: Gahmurtes Orientfahrt: Kommentar zum ersten Buch von Wolfram "Parzival" (4,27-58,26), Würzburg: Königshausen und Neumann.