Inhaltsangabe "Frauendienst" (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)

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Abb. 1: Darstellung Ulrichs von Liechtenstein; Codex Manesse (UB Heidelberg, cpg 848, fol. 237r))

Dieser Artikel bietet eine Inhaltsangabe von Ulrichs von Liechtenstein Frauendienst (FD). Dem Artikel liegt die von Franz Viktor Spechtler 1987 herausgegebene Ausgabe[FD mhd] zugrunde. Diese folgt ihrerseits der einzig erhaltenen Überlieferung des FD (cgm. 44, Bayerische Staatsbibliothek[1]). Auch die inhaltliche Gliederung des FD wird im Folgenden von Spechtler übernommen [2].

Im FD erzählt "Ulrich von Liechtentein"[3] von seinem Leben als Ritter und Minnediener. Obwohl durch die Ich-Perspektive des Erzählers der Eindruck einer Autobiografie entstehen könnte, sind weite Teile der Handlung fiktiv. Der Roman beinhaltet zwei Minnedienste für zwei verschiedene frouwen. Der erste Dienst verläuft für "Ulrich" nicht erfolgreich - er wird von der frouwe immer wieder zurückgewiesen und gibt den Dienst schließlich aufgrund einer "untât" der frouwe auf. Der zweite Dienst trägt sich hingegen erfolgreich und erfüllend für den Protagonisten zu.

Der vorliegende Artikel konzentriert sich auf die Darstellung des Textinhalts und vernachlässigt deshalb bewusst außerliterarische Aspekte wie Autor[4], Werkgeschichte oder Rezeption und literaturwissenschaftliche Analysen des Texts. In Fällen, in denen andere Artikel detaillierte Inhaltsangaben enthalten, wird außerdem auf diese verwiesen.

Da sich Verfasser und Ich-Erzähler des FD denselben Namen teilen, wird der Erzähler im Artikel mittels Anführungszeichen als "Ulrich" markiert.

Prolog (Str. 1-7)

Der Text beginnt mit einem Frauenpreis durch "Ulrich":

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 1, 1ff.) Den guoten wiben si genigen
von mir swie si mich doch verzigen
nach dienest ofte ir lones hant.

Die edlen Frauen seien gepriesen
von mir, obwohl sie mir doch oft
den Lohn versagten für den Dienst.

Der Erzähler thematisiert bereits an dieser Stelle die Möglichkeit eines unbefriedigenden Dienstes und gibt dem Rezipienten damit einen ersten Hinweis[5] auf den Ausgang des 1. Dienstes im FD. "Ulrich" spricht von den zahlreichen Eigenschaften der Frau (wib), die diese so lobenswert machen. Selbst wenn die Welt "zergat" (FD 4,4), so bleibe doch noch der Frauen Ruhm "ze himmel und in paradis" (FD 4,6).

Am Ende des Prologs leitet "Ulrich" zur Erzählung des FD über:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 7) Nach disem lob so heb ich an
ein maere als ich beste kan,
in gotes namen ich ez hebe
und wünsche des, daz er iu gebe
gegen mir so zühterichen muot,
daz ez iuch alle dunke guot.
so wirt min arbeit niht verlorn,
ich hab daz liegen dran versworn.

Nach diesem Preis beginne ich
jetzt die Erzählung wie ich's kann,
ich fang in Gottes Namen an
und wünsche sehr, daß er euch geb
für mich den rechten höf'schen Sinn,
daß ihr das alles von mir schätzt.
So ist die Mühe nicht verlor'n
und jedes Lügen liegt mir fern.

Mit dieser Erklärung verpflichtet sich "Ulrich" in seiner Erzählung gegenüber dem Leser zu Aufrichtigkeit.

Erster Dienst (Str. 8 - 1389)

Der erste Dienst ist für "Ulrich" unbefriedigend, da der Erzähler hier - wie er es bereits im Prolog anspricht - für seine Dienste nicht von der frouwe entlohnt wird.

Jugendgeschichte (Str. 8 - 45)

Der Erzähler berichtet zunächst von einer Zeit, zu der er noch "ein cleinez kindel" (FD 8,1) war und davon hörte, dass der Frauendienst notwendig sei, um die "rechte Würde" ("werdecheit" (FD 8,5)) erlangen zu können. "Ulrich" beschließt deshalb, sein "Lip, guot, muot und dar zu daz leben" (FD 11,1) den Frauen bzw. dem Frauendienst zu verschreiben. Es vergeht daraufhin einige Zeit bis er schließlich Knecht einer Frau wird, deren Vollkommenheit er deutlich betont (FD 15). herze und lip geraten in Konflikt, da das Herz dazu auffordert, dieser unübertrefflichen Frau zu dienen, der Leib jedoch betont, dass diese "ze hohe" (FD 18,7) geboren sei, weshalb der Dienst umsonst sein könnte. Der Leib lässt sich jedoch überreden - "Ulrichs" Dienst beginnt. Aus diesem frühen Dienst erfährt der Leser z. B., dass "Ulrich" im Sommer der frouwe gerne Blumen pflückt und sich dabei insbesondere über die Tatsache freut, dass die frouwe die Blumen, die er bereits berührt hat, in ihre Hände nimmt. Außerdem trinkt er das Wasser, mit dem die Herrin zuvor gewaschen worden ist:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 25) Min vreude was vil ofte groß
swenne ich kom, da man wazer goz
der herzen lieben vrowen min
uf ir vil wizen hendelin.
daz wazer, da mit si sich twuoc,
verholn ich daz von danne truoc,
vor liebe ich ez gar uz tranc;
da von so wart min truren cranc.

Die Freude war oft riesengroß,
wenn ich hinkam und man da goß
der herzensliebsten Herrin mein
das Wasser auf die weißen Händ'.
Das Wasser, mit dem sie sich wusch,
das trug ich heimlich von ihr weg
und trank es dann vor Liebe aus;
das weckte meine Sehnsucht recht.

"Ulrich" setzt seinen Dienst fort, bis sein Vater ihn von der frouwe nimmt (FD 26,5). Er reist herum und kommt schließlich zum Markgrafen Heinrich von Österreich, der höfisch ist und vorbildlichen Frauendienst leistet (FD 30). Bei ihm lernt der Erzähler "sprechen wider diu wip" (FD 33,3), Reiten und Dichten. Heinrich erklärt, dass es wichtig sei, höfisch zu den Damen zu sprechen und verknüpft damit den Frauendienst mit Sprachlichkeit bzw. Sprachkunst. Wir finden an dieser Stelle des Romans außerdem eine Rückschau des erzählenden Ich:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 35,1ff.) Swaz er mir sagt, und het ich daz
ervollet mit den wercken baz,
ich waere werder danne ich pin.

Was er mir sagte, hätt' ich das,
mit Taten besser doch erfüllt,
hätt' größere Würde ich als jetzt.

"Ulrich" verbringt vier Jahre (FD 35,4f.) bei Heinrich und verlässt diesen erst, nachdem sein Vater gestorben ist und er nach Liechtenstein muss, um sich dort um das Erbe zu kümmern. In Liechtenstein findet - "daz was do der sit" (FD 36,7) - ein Turnier statt, an dem auch "Ulrich" teilnehmen will, um sich in Ritterschaft zu üben und dafür das Lob der frouwe zu erhalten (FD 38,1f.). Er begibt sich deshalb im Folgenden auf eine dreijährige Turnierfahrt (FD 39,3) und wird schließlich in Wien, im Rahmen der Hochzeit von Fürst Leopolds von Österreich Tochter mit einem Fürsten aus Sachsen (FD 39f.), zum Ritter geschlagen. Auf der Hochzeit befindet sich auch die frouwe, die dort mit einem Freund[6] "Ulrichs" über diesen spricht:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 44,4ff.) deswar, ich pin des harte vro,
daz her Ulrich ist ritter hie
warden: do man mir den lie
ze knehte, do was er vil klein,
ich meine den von Liehtenstein.

Ich bin fürwahr darüber froh,
daß Ulrich wurde Ritter hier;
als man ihn mir zum Diener lieh,
da war er noch als Kind sehr klein,
ich meine den von Liechtenstein

"Ulrich" erfährt von dieser Bemerkung und fasst sie als Lob auf. Nach der Hochzeit begibt er sich auf Turnierfahrt.

Turnieren, erster Dienst (Str. 46 - 114)

Im Sommer nimmt "Ulrich" an mehreren Turnieren teil (FD 47,2) und bestreitet darüber hinaus Einzelkämpfe (Tjosts). Er möchte gerne mit der frouwe kommunizieren, benötigt dafür aber einen Boten, über den er nicht verfügt.

"Ulrich" trifft schließlich auf einer Burg auf eine weibliche Verwandte (die niftel), die ihm davon berichtet, dass sie mit der Herrin "Ulrichs" über diesen gesprochen habe. Die frouwe habe anerkennend über "Ulrichs" Qualitäten gesprochen und erzählt, dass sie davon gehört habe, dass "Ulrich" einer Frau zum Dienst bereit sei. Die niftel habe daraufhin gesagt, dass sie davon gehört habe, dass sich "Ulrich" schon eine Minnedame ausgesucht habe. Die frouwe habe die niftel daraufhin gebeten, "Ulrich" nach der Identität dieser Herrin zu fragen. "Ulrich" ist schließlich bereit, der niftel zu offenbaren, dass die "Herrin" zugleich seine Minnedame sei und bittet seine Verwandte darum, als sein Bote zur frouwe zu sprechen. Nach kurzem Zögern zeigt sich die niftel einverstanden und überbringt der frouwe in "Ulrichs" Namen ein Lied (Lied 1). In diesem gesteht der Erzähler der frouwe seine Liebe und bittet sie ihrerseits um die Anerkennung des Minneverhältnisses. Die niftel übermittelt diese Nachricht und bringt ihrem Verwandten dann auch die Antwort der frouwe. Diese erklärt der niftel gegenüber, dass sie nicht zu "Ulrichs" Minnedame werden wolle und führt dabei als Grund u. a. den missgestalteten Mund (FD 80) des Ritters an.

"Ulrich" entschließt sich zu einer Mundoperation und reitet nach Graz, wo er einen entsprechenden Arzt ("meister") findet. Dieser erklärt, dass er "Ulrich" erst im Mai operieren werde (FD 88,2f.). "Ulrich" reitet also im Mai erneut nach Graz und trifft auf dem Weg dorthin auf den Knecht der frouwe. Dieser erklärt sich dazu bereit, der Herrin von der Operation zu berichten. "Ulrich" unterzieht sich der Operation und der Knecht bricht auf, um der frouwe davon zu erzählen.

"Ulrich" erholt sich von der Operation und reitet daraufhin zur niftel, die ihn freudig empfängt und sich dazu bereit erklärt, der frouwe von der Operation zu berichten sowie ihr ein weiteres Lied (Lied 2) zu überbringen. Die Verwandte leistet diesen Botendienst und überbringt "Ulrich" das Antwortschreiben, welches das Einverständnis der frouwe zu einem ersten Treffen enthält.

1. Begegnung (Str. 115 - 159)

Der Erzähler bricht infolge der Nachricht der frouwe sofort auf, kann jedoch zunächst nicht mit ihr sprechen, da diese zu beschützt ist (FD 115,6). Am Tag darauf sieht "Ulrich" sie erneut bei einer Messe. Nachdem diese beendet worden und die frouwe weggeritten ist, folgt ihr "Ulrich" und versucht, mit ihr zu sprechen. Im entscheidenden Moment verstummt er jedoch plötzlich. Er wiederholt seinen Versuch mehrmals, scheitert aber erneut an der Kommunikation. Am Ende des Tagesritts (FD 132,1) will "Ulrich" der frouwe beim Abstieg vom Pferd helfen, was diese jedoch verneint:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 133,6ff.) si sprach: "ir sit niht starc genuoc,
ir mügt mich abe geheben niht,
ir sit chranc, dar zuo entwiht."

Sie sprach: »Ihr sied nicht stark genug,
um mich zu heben von dem Pferd,
ihr seid zu schwach, auch viel zu klein.«

Infolge dieser Schande zieht sich "Ulrich" in die Herberge der Stadt zurück (FD 136,5). Schließlich lässt er sich ein Pferd geben und reitet mit einem Knecht zur frouwe. Er versucht erneut, mit ihr zu sprechen und hat nun Erfolg. Er sichert ihr nun persönlich seine Zuneigung und seinen Dienst zu und reitet daraufhin, glücklich darüber, dass die Kommunikation zustande gekommen ist, davon. Den Sommer verbringt er daraufhin damit, Ritterschaft zu suchen (FD 157). Außerdem verfasst er weitere Botschaften für die frouwe, die er über die niftel an diese richtet.

Botschaften (Str. 160 - 176)

"Ulrich" lässt der frouwe durch einen Boten der niftel das 1. Büchlein, einen Brief sowie ein darin enthaltenes Lied (Lied 3) zukommen[7].

Der das Büchlein überbringende Bote der niftel geht davon aus, lediglich einen Brief und ein Gebet seiner Herrin zu überbringen (FD 162ff.); er weiß nicht, dass "Ulrich" der eigentliche Absender der Botschaften ist.

Die frouwe sendet das Büchlein an die niftel zurück und Letztere entdeckt, dass das Schriftstück nun mehr Text als zuvor enthält, weshalb sie es an "Ulrich" sendet. Dieser kann jedoch als Analphabet die Botschaft ohne seinen Schreiber nicht lesen und muss deshalb auf diesen zehn Tage warten (FD 169). Der Schreiber liest ihm schließlich den Brief a vor, der eine Zurückweisung der frouwe enthält. "Ulrich" ist traurig über diese Nachricht, will jedoch seinen Dienst dennoch fortsetzen.

Friesacher Turnier (Str. 177 - 312)

Während der Fastenzeit erfährt "Ulrich" davon, dass der Markgraf Heinrich von Istrien den Fürsten von Kärnten angreifen will und Fürst Leopold von Österreich dies als Vermittler verhindern möchte. Man einigt sich auf den 3. Mai (Tag des Heiligen Philipp) (FD 180,4) als Tag der Schlichtung. "Ulrich" und sein Bruder Dietmar beschließen, viele Ritter nach Friesach einzuladen, um dort Ritterschaft zu üben (FD 181). Der Erzähler zählt im Folgenden die nach Friesach gekommenden Personen auf[8]:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 188) Dar chom der fürste von Kaernden lant,
der was her Bernhart genant,
dar chom der margrave Diepolt
von Voheburc, dem was man holt
durch sine tugent, daz was reht;
dar chom von Tyrol grave Albreht,
dar chom von Gorze grave Meinhart,
der guot von eren nie verspart.

Es kam der Fürst vom Kärtnerland,
er war Herr Bernhard genannt,
es kam der Markgraf Diepold
von Vohburg, der war hochgeehrt
durch seine rechte, höfische Art;
es kam Graf Albrecht von Tirol,
es kam von Görz Graf Meinhard,
der auch ein großes Anseh'n hat.

Es finden daraufhin zwischen den Rittern Einzelkämpfe (Tjost) und ein Turnier statt. "Ulrich" beschließt, sich für das Turnier als grüner Ritter zu verkleiden, um so unerkannt kämpfen zu können (FD 214f.). "Ulrich" bestreitet das Turnier und resümiert später, dass er weder bester, noch schlechtester Ritter gewesen sei (FD 308,6f.) und berichtet darüber hinaus von der durch Leopold von Österreich ermöglichten Versöhnung zwischen Bernhard von Kärnten und Markgraf Heinrich von Istrien.

Botschaften, Ritterschaft (Str. 313 - 339)

Infolge des Turniers reitet "Ulrich" hocherfreut zur niftel, mit deren Hilfe er der frouwe ein Lied (Lied 4) überbringen lässt, das in Friesach entstanden ist (FD 361,1). Darüber hinaus schickt die niftel der frouwe einen Brief (b), in dem sie die Taten ihres Verwandten im Rahmen des Turniers hervorhebt. Die frouwe antwortet der niftel jedoch,(Brief c) dass diese Darstellung "Ulrichs" weniger dessen ritterlichen Verdiensten, als vielmehr der Verwandtschaft zwischen diesem und der niftel geschuldet sei. Darüber hinaus verbietet die frouwe der niftel eine weitere Kontaktaufnahme durch den Boten. "Ulrich" ist traurig über diese Nachricht, klagt der niftel sein Leid und dichtet ein weiteres Lied (Lied 5). Er reist daraufhin durch Österreich (Kärnten, Krain, Istrien, Triest; FD 337), erfährt von einem Turnier in Brixen (FD 339,4) und beschließt, an diesem teilzunehmen.

1. Fingerepisode (Str. 340 - 353)

Im Rahmen des Turniers zu Brixen wird "Ulrich" im Kampf gegen Udalschalc von Bozen am Finger verletzt. "Ulrich" bedauert diese Verletzung nicht, da sie für die frouwe, in deren Dienst er kämpft, geschehen ist. Er sucht einen Arzt ("meister") in der Stadt auf, der den fast abgeschlagenen Finger behandeln soll. Dieser erste Arzt scheitert jedoch an dieser Aufgabe (FD 348), weshalb "Ulrich" einen weiteren Arzt in Bozen (FD 350,2) konsultiert, der ihn schließlich heilen kann. Auf dem Weg nach Bozen dichtet er außerdem ein Lied (Lied 6).

Botschaften (Str. 354 - 436)

Während "Ulrich" beim "meister" in Bozen ist, überbringt ihm der Bote einer Dame, die Mitleid mit "Ulrichs" Liebesleid hat, vier Büchlein. "Ulrich" lässt der Dame durch den Boten seinen Dank ausrichten und erhält im Gegenzug eine Melodie, zu der er einen Text dichtet (Lied 7). Für dieses Lied erhält er wiederum ein Hündlein (FD 361,1).

"Ulrich" erfährt außerdem von einem weiteren Boten, dass in Friesach ein Turnier veranstaltet werden kann (FD 362). Er entscheidet sich dazu, dorthin aufzubrechen, auch wenn er aufgrund seiner Fingerverletzung nicht am Turnier teilnehmen kann. Er entschließt sich, das Zustandekommen des Turniers zu verhindern (FD 366) und gibt sich zu diesem Zweck als Bote einer Dame aus. Die Ritter erproben sich bereits vor dem Turnier im Zweikampf und "Ulrich" stellt demjenigen, der die anderen besiegen kann, ein fiktives Kleinod seiner fiktiven Herrin in Aussicht. Nachdem es ihm gelungen ist, das Turnier so zu verhindern, reitet er nach Liechtenstein, wo er einen Boten sucht, um der frouwe eine Nachricht zu schicken. Nachdem er zunächst keinen Boten finden kann, trifft er schließlich auf einen Knappen, der sich zum Botengang bereit erklärt. Der Bote übergibt ein Lied (Lied 8) und berichtet der frouwe, dass "Ulrich" in ihrem Dienst einen Finger verloren habe.

Die frouwe steht "Ulrich" jedoch nach wie vor ablehnend gegenüber:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 405) Du solt in von mir biten des,
(nu merche es rehte, ich sag dir wes)
daz er mich laze gewerbes vri
als liep im al sin ere si.
und wil er sichs gelouben niht,
ich füege, daz im da von geschiht,
daz erz hat schaden immer me -
so het erz baz verlazen e.

Du sollst ihn von mir darum bitten,
(nun merke recht, was ich dir sag')
daß er sein Werben lasse sein,
wenn ihm an seinem Anseh'n liegt.
Und wenn er das nicht glauben will,
verfüge ich, daß was geschieht,
wovon er immer Schaden hat -
er hätt' es besser lassen soll'n.

"Ulrich" hält jedoch an seinem Dienst fest und beschließt, zusammen mit dem Knappen nach Rom aufzubrechen. Außerdem dichtet er ein weiteres Lied (Lied 9), das er der frouwe jedoch ohne Bote nicht übermitteln kann (FD 418). Im Sommer kehrt er schließlich ins Steierland zurück (FD 419,1), wo er sich in zahlreichen Turnieren beweist. Außerdem sendet er den Boten abermals mit einem Lied (Lied 10) zur frouwe. Diese erklärt jedoch, dass sie die Botschaft nicht akzeptiere (FD 428,7), da sie erfahren habe, dass "Ulrich" den Finger nicht verloren und sie somit belogen habe. Als "Ulrich" davon erfährt, beschließt er, sich seinen Finger abzuschlagen und diesen der frouwe zu senden (FD 436).

2. Fingerepisode (Str. 437 - 469)

"Ulrich" sucht den "biderben man/[...] von Hasendorf" (FD 437,2f.) auf und lässt sich von diesem den Finger abschlagen (FD. 440,8). Außerdem dichtet er ein zweites Büchlein, in das er den Finger kunstvoll einarbeiten lässt (FD 445). Büchlein und Finger lässt er so der frouwe zukommen, die entsetzt über "Ulrichs" Tat (448,5-8) und traurig darüber ist, dass die Verstümmelung ihretwegen geschehen ist (FD 450,7f.). "Ulrich" ist erfreut darüber, dass die frouwe den Finger behalten möchte und entschließt sich - nachdem er die frouwe um ihre Zustimmung gebeten hat (FD 465) - zur Venusfahrt.

Venusfahrt (Str. 470 - 985)

Zunächst begibt sich "Ulrich" als Pilger nach Venedig, um sich dort weiße Frauenkleider herstellen zu lassen (FD 473ff.). Außerdem lässt er durch einen Boten, den er um Verschwiegenheit hinsichtlich seiner Identität bittet, einen Prosabrief (Brief B) vorausschicken, der die Reise der "werde[n] kuneginne Venus" (FD Brief B,1) ankündigt. Sie verspricht jedem, der sich im Kampf gegen sie bewährt, ein Ringlein, welches die Frau, in deren Dienst der jeweilige Ritter steht, in besonderer Art ehren wird.

"Ulrich" begibt sich daraufhin (als Frau Venus verkleidet) auf die Reise und kämpft in diversen Städten mit verschiedenen Rittern und übergibt jedem, der sich erfolgreich gegen ihn bewähren kann, einen goldenen Ring. "Ulrich" ist auf seiner Reise stets als Frau Venus verkleidet und nimmt so auch in einer Kirche an der Messe teil. Er tauscht den Friedenskuss mit einer Gräfin (FD 537), die, nachdem sie erkannt hat, dass die Venus tatsächlich ein Mann ist, zu lachen beginnt (FD 538,1).

Der Protagonist zieht weiter und kämpft gegen verschiedene Ritter. In Gemona (Stadt in Norditalien) lässt eine edle Dame ein Kleid mitsamt Brief (Brief d; FD 577), Gürtel und Kopfschmuck zu den Kleidern "Ulrichs" legen. Dieser bemerkt dies erst nach einem Kirchgang in Villach (Stadt in Kärnten; FD 602). Auch in Villach kämpft "Ulrich" gegen verschiedene Ritter und setzt dann seine Reise fort.

In der Wiener Neustadt angekommen(FD 720,5), beschließt "Ulrich", außerhalb der Stadt ein Bad zu nehmen. Er wird von seinem Kämmerer begleitet, der ihn kurz verlässt, um aus der Herberge ein Gewand zu holen (FD 729,1-4). Ein fremder Diener tritt plötzlich zu "Ulrich" und schenkt diesem Frauenkleider (Schleier, Kleid, Gürtel, Schnalle, Kopfschmuck, Ring; FD 731f.) und einen Brief, will ihm gegenüber jedoch nicht die Absenderin benennen. Zwei weitere Diener treten hinzu und streuen Rosenblätter in das Bad. "Ulrichs" Kämmerer kommt mit dem Gewand zurück und liest dem verärgerten "Ulrich" den Brief (Brief c) vor. Dieser enthält jedoch nicht den Namen der Absenderin, was "Ulrich" erneut zornig werden lässt.

"Ulrich" setzt die Venusfahrt fort und begegnet auf dem Weg nach Malansdorf (FD 774,2) seinem Boten (Knecht), der ihn mit einem Lied begrüßt und ihm so zu verstehen gibt, dass er ihm eine Botschaft überbringen möchte (FD 775,5ff.). Er sondert sich von seinen Begleitern ab und trifft den Boten, der ihm erklärt, dass die frouwe seine Fahrt begrüße und deshalb einen Ring schicke. "Ulrich" ist glücklich über diese Botschaft und setzt seine Reise nach Wien (FD 798,4) fort. Von dort aus lässt er seinen Boten zu sich rufen, um zu erfahren, wie die frouwe nun von ihm denkt (FD 827). Der Bote erklärt, dass sie mit "Ulrich" zufrieden sei:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 831) Ich sage iu, daz diu guote giht,
si habt an iwern eren phliht,
swaz so iu eren widervar,
daz zel si ir für saelde gar;
ir sit ir liep, si si iu holt,
daz habt ihr wol gegen ir geholt
mit ritterlicher arbeit,
daz hat diu guote mir geseit.

Ich meld euch, was die Beste sagt:
Sie schätzt das Anseh'n, das ihr habt,
je mehr ihr davon euch erringt,
je höher steigt ihr Glücksgefühl;
ihr seid ihr Schatz, sie ist euch hold,
das habt ihr wohl dadurch erreicht,
daß ihr euch so als Ritter müht,
das hat die Beste mir gesagt.

"Ulrich" beschließt, acht Tage nach Ende der Venusfahrt ein Turnier zu Ehren der frouwe in Klosterneuburg auszurichten (FD 833). Dem Boten, dem diese Idee gefällt, trägt "Ulrich" auf, die Herrin nach einem Kleinod als Zeichen ihrer Wertschätzung zu fragen.

"Ulrich" setzt seine Reise fort und kommt dabei u. a. auf die Burg Kadolts von Feldsberg. "Ulrich" findet gefallen am Anblick der Burgfrau (FD 935f.), wird jedoch von dieser zurückgewiesen und an seine wahre Herrin erinnert - die Burgfrau ist somit eine weitere Figur, die die wahre Identität der Venus erkennt. "Ulrich" ist tiefbetrübt über sein Verfehlen und beschließt, "ditze wunnecliche wip" (FD 939,5;) [die Burgherrin; d. Verf.] nicht mehr ansehen zu wollen.

Schließlich beendet "Ulrich" die Venusfahrt in Böhmen. Er reitet heimlich in einen Wald (FD 967,6f.), legt seine Kleidung ab und reitet - ohne Gefolge - nach Wien, wo er sich fünfzig Wappenkleider schneidern lässt (FD 969). Von seinem Kämmerer erfährt der Leser, dass "Ulrich" 307 Speere verstochen (FD 979,2) und 271 Ringlein verschenkt (FD 980,2f.) habe. Dabei habe er zudem keinen Kampf verloren (FD 980,8).

Turnier zu Niwenburc, Botschaften (Str. 986 - 1123)

"Ulrichs" Gefolge trifft in Wien ein und trifft diesen dort unverkleidet an:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 988) [...] "got wunder hat getan
an iu, daz ir nu sit ein man
und wart vor vier tagen ein wip.
daz ir sus wandelt iwern lip,
daz ist ein wunder endelich.
ir wart ein chüneginne rich,
nu sit ir als ein ander man,
wem habt ihr iwer chünicrische lan?"

[...] »Ein Wunder ist gescheh'n
an euch, daß ihr nun seid ein Mann
und wart noch kürzlich eine Frau.
Daß ihr so wandelt euren Leib,
das ist ein Wunder doch fürwahr.
Ihr wart die reiche Königin,
nun seid ihr so wie jeder Mann,
wo ist denn euer Königreich?«

(FD 989,1f.) Des lacht ich und maic ritter guot,
als man (nach) spaeher rede tuot.

Ich lachte und viele Ritter auch,
wie man's nach spöttischer Rede tut.

"Ulrich" bleibt vier Tage in Wien (FD 944,1) und reist dann nach Neuenburg (FD 995, 6). "Ulrich" verbringt dort eine Nacht in einer Herberge, feiert am nächsten Morgen die Messe und trifft dann auf seinen Boten, der ihm eine Nachricht der frouwe überbringt:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 1019) Iu hat iwer vrowe enboten daz:
si welle iu immer tragen haz
und werde iu für war nimmer holt,
daz habt ir wol gegen ir versolt
mit maniger hande unstaeticheit.
si giht, si füege iu herzenleit
in churzen ziten endelich,
daz hiez iu sagen diu tugend rich.

Die Herrin läßt euch sagen das:
Sie wird euch immer feindlich sein
und wird euch niemals werden hold,
denn ihr habt das bei ihr verscherzt
durch eure Unbeständigkeit.
Sie sagt, daß ihr ein Herzeleid
in kurzer Zeit von ihr erhält,
das läßt die Edle sagen euch.

Die Dame hat von "Ulrichs" Begegnung mit der Burgherrin von Feldsberg erfahren und weist ihn nun deshalb zurück. Diese Nachricht lässt "Ulrich" trauern und führt dazu, dass er nicht am bevorstehenden Turnier teilnehmen will. Sein Schwager, Heinrich von Wasserburg (FD 1033) erklärt "Ulrich", dass es der Frauen Art sei, die Beständigkeit des Ritters auf diese Art zu prüfen (FD 1046) und bringt ihn dazu, am Turnier teilzunehmen. Am darauf folgenden Tag bietet "Ulrichs" Bote an, zur frouwe zu reisen, um zu erfahren, ob es sich tatsächlich um eine Probe handele (FD 1079f.). "Ulrich" lässt der frouwe durch den Boten ausrichten, dass er nie trügerisch gehandelt habe (FD 1082,4) und dichtet zudem ein Lied (Lied 11, FD 1086,1ff.), das er dem Boten mitgibt.

Der Bote erklärt der frouwe, dass "Ulrich" noch immer in ihrem Dienst stehe und schwer gelitten habe, woraufhin diese dem Boten erklärt, dass sie dies bereits von einem ihrer Boten, den sie im Geheimen geschickt hatte, erfahren hat. Sie zeigt sich dazu bereit, "Ulrich" und den Boten erneut zu empfangen und erklärt, dass sie sie, als Aussätzige verkleidet, am Sonntagmorgen aufsuchen sollen (FD 1103). Sie stellt "Ulrich" jedoch nicht die Erfüllung der Liebe in Aussicht, sondern möchte ihm lediglich persönlich - da er ihr so lange gedient hat - erklären, dass sein Werben aussichtslos sei (FD 1104f.).

Der Bote überbringt "Ulrich" die Nachricht am Freitag und dieser ist besorgt, dass er es nicht bis Sonntag zur Burg der frouwe schaffen könnte, macht sich aber dennoch auf den Weg.

2. Begegnung: Burgbesuch (Str. 1124 - 1292)

"Ulrich", der Bote und ein Knecht brechen am Samstagmorgen auf. Sie verbringen die Nacht in einer Stadt, in der "Ulrich" und der Bote sich die Kleidung und den "Napf" von Aussätzigen bringen lassen. Sie erreichen die Burg der frouwe rechtzeitig am Sonntagmorgen, verstecken ihre Pferde zwei Meilen vor der Stadt und gehen den restlichen Weg zu Fuß (FD 1127). Sie mischen sich unter die Aussätzigen und klopfen an, um die frouwe auf sie aufmerksam zu machen. Eine Magd informiert diese über die Ankunft "Ulrichs", und bringt dem Ritter und seinem Boten Essen und die Nachricht, dass sie am Abend wiederkommen sollen, um zu erfahren, was sich die frouwe ausgedacht habe (FD 1148). Sie kehren am Abend zurück, werden jedoch von der Magd noch zwei weitere Male auf den jeweils nächsten Abend vertröstet (FD 1163; FD 1174).

Schließlich fordert die Magd "Ulrich" und seinen Boten auf, sich am Abend in einem Graben zu verstecken, um dann - sobald in einem bestimmten Erkerfenster Licht erscheint - unter ein Fenster zu eilen (FD 1184f.).

"Ulrich" tut, wie ihm befohlen wird und es kommt im Anschluss zur Urinepisode[9]. Im Anschluss an diese verlässt "Ulrich" die Burg der frouwe und möchte sich im Wasser ertränken. Allein sein Bote kann ihn davon abbringen, indem er "Ulrich" ein Kissen von der frouwe überreicht und ihn anlügt, indem er behauptet, dass diese gedacht habe, dass "Ulrich" bereits in dieser Nacht bei ihr liegen würde (FD 1275). Außerdem solle er in 20 Tagen erneut zur Burg kommen, um sie zu treffen (FD 1288).

"Ulrich" schöpft neuen Mut und macht sich auf nach Liechtenstein (FD 1292,1f.).

Botschaften, "hoher muot" (Str. 1293 - 1360)

"Ulrich" verbringt drei Tage in Liechtenstein, bevor er nach Sankt Pölten reitet, um dort an einem Turnier teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin bittet er den Boten, zur frouwe zu reiten, um von ihr zu erfragen, wie sie wirklich zu "Ulrich" steht. Der Bote folgt dieser Anweisung und sucht sie auf. Er erzählt ihr zunächst von "Ulrichs" Todessehnsucht und von der Lüge, mit der er den Selbstmord verhindern musste. (FD. 1299ff.). Schließlich stellt sie "Ulrich" die Liebe unter einer Bedingung in Aussicht:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 1314) "Bote, nu sage dem herren din,
wil er verdienen die minne min,
so muoz er varn durch mich ein vart
über mer; ob in bewart
got, daz er chumpt wider her,
bi minen triwen ich dich wer:
ich lone im also mineclich,
daz er ist immer freuden rich.

»Oh Bote, sag dem Herren dein,
wenn er die Minne haben will,
so muß er machen eine Fahrt
dort über's Meer; wenn ihn da Gott
bewahrt und er dann wiederkommt,
so sag' ich dir bei meiner Treu':
Ich lohn' es ihm so minniglich,
daß er dann immer froh sein wird.

Der Bote ist bereit, "Ulrich" diese Nachricht zu übermitteln und erklärt der frouwe - ohne in dieser Hinsicht Rücksprache mit dem Ritter zu halten -, dass dieser dazu bereit sei.

Der Bote findet "Ulrich" bei der Wasserburg (FD 1318,2) und überbringt ihm die Botschaft der frouwe. Der Ritter ist bereit zur Fahrt und dichtet ein Büchlein (Büchlein 3) und ein Lied (Lied 12), die der Bote der frouwe übermittelt. Diese nimmt die Lieder dankbar entgegen und überbringt "Ulrich" durch den Boten den Rat, sich gut auf die Fahrt vorzubereiten. Der Bote findet ihn in Wien und erstattet ihm Bericht. "Ulrich" ist erfreut über diese Nachricht und dichtet ein weiteres Lied (Lied 13), das auch die frouwe hört. Den Sommer verbringt "Ulrich" mit Turnieren (FD 1345,1) und wartet sehnsüchtig auf eine Nachricht der frouwe (FD 1346). Er selbst darf ihr keinen Boten mehr senden und singt stattdessen ein weiteres Lied (Lied 14). Auch über dieses Lied ist die frouwe erfreut (FD 1348,2) und sendet den Boten zu "Ulrich", um diesem mitzuteilen, dass sie ihm die Fahrt erlasse (FD 1350,2). "Ulrich" dichtet in seiner Freude daraufhin zwei Lieder (Lied 15, 16). Im Sommer nimmt er an Turnieren teil (FD 1352,6ff.) und dichtet weitere Lieder (Lied 17, 18, 19).

Ulrich scheidet aus dem 1. Dienst (Str. 1361 - 1375)

Im Sommer begeht die frouwe eine "untât" (FD 1365,1) - die im FD nicht konkretisiert wird -, weshalb "Ulrich" ein Klagelied (Lied 20) formuliert, in dem er über dieses Verhalten schimpft. Die frouwe hört dieses Lied, ändert ihr Verhalten jedoch nicht, was "Ulrich" dazu bewegt, aus dem Dienst zu scheiden (FD 1365,2) und zornig zwei weitere Lieder (Lied 21, 22) zu dichten. Die frouwe hört auch diese Lieder und "zurnt" (FD 1370,5). Es folgen noch zwei weitere Lieder (Lied 23, 24), die abermals die untât der frouwe thematisieren. Schließlich dichtet "Ulrich" noch einen Leich (Lied 25) und eine Tanzweise (Lied 26), um die wahrhaft edlen Frauen zu loben.

"ein wip, der man vil tugende jach" (FD 1375,2) hört "Ulrichs" Lieder und bittet ihn, das Zürnen gegen die ehemalige Minnedame aufzugeben.

Ulrich ist bereit zu einem neuen Dienst (Str. 1376 - 1389)

Der Ritter folgt der Bitte der Frau und lässt davon ab, die ehemalige Herrin weiter zu schelten. Er ist nun wieder zum Frauendienst bereit (FD 1376,7f.) und singt daraufhin hoffnungsvolle Lieder (Lied 27, 28, 29).

Im Sommer trifft "Ulrich" schließlich erneut auf die edle Frau (wip), die ihn darum gebeten hatte, die Beschimpfung seiner ehemaligen Herrin aufzugeben. "Ulrich" dichtet ein Lied (Lied 30) über diese Begegnung und fühlt sich durch "wibes güete" (FD 1383,6) dazu gezwungen, ein weiteres Lied (Lied 31) zu singen.

Im Folgenden sehnt sich "Ulrich" wieder danach, erneuten Frauendienst zu leisten.

Zweiter Dienst (Str. 1390 - 1835)

Der zweite Dienst verläuft für "Ulrich" erfreulicher als der erste, denn die zweite Herrin erwidert die Liebe des Ritters.

Zweite Frouwe, Begegnung, "hoher muot" (Str. 1390 - 1399)

Auf der Suche nach einer neuen Herrin entscheidet sich "Ulrich" für eine Frau, die alle anderen übertrifft:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 1314) Mir was ir einer tugent chunt,
dar mir für war bi miner stunt
nie wart so wiplich wip erchant.
an ir man schoene und güete vant,
guot gebaerde und senfte site,
da chroente si ir schoene mite.
sie was chiusche, ze mazen balt,
die reine lieplich was gestalt.

Nur eine war so wunderbar,
daß ich fürwahr zu dieser Zeit
gar keine solche Frau gekannt.
Sie war sehr schön mit gutem Herz,
von edlem Wesen, sanfter Art,
und ihre Schönheit krönte das,
sie war so züchtig, mit Maßen kühn,
die Schöne sah sehr lieblich aus.

Er eröffnet der Dame seinen Wunsch - welchen diese gerne annimmt -, reist "hochgemuot" (FD 1394,3) wieder ab und dichtet ein Lied (Lied 32), an welchem die neue Herrin abermals Gefallen findet. "Ulrich" besucht sie erneut (FD 1397) und singt daraufhin weitere Lieder (Lied 33, 34, 35, 35, 36, 37) für die neue Herrin.

Textlücke

Hier ist der überlieferte Text unvollständig.

Artusfahrt (Str. 1400 - 1609)

"Ulrich" bereitet sich auf die Artusfahrt vor - verkleidet sich also als König Artus - und bestreitet zunächst diverse Einzelkämpfe. In Eppenstein trifft er auf Herrn Leufried, den er Kalogrenant nennt (FD 1416,5) und der den Protagonisten seinerseits mit "chünic Artus" (FD 1416,7) anspricht. Sie reiten nach Krabat, wo Zelte und Hütten als Herberge aufgestellt worden sind. Dort dichtet "Ulrich" ein Lied (Lied 38) und begibt sich daraufhin nach Bruck (FD 1426,1), wo er erneut an Kämpfen teilnimmt. "Ulrich" reist daraufhin herum, kämpft vielerorts und nimmt an Turnieren teil, bis er schließlich die Artusfahrt beendet (FD 1609,2).

Lob der Frouwe, Begegnung, Zeitklage (Str. 1610 - 1752)

"Ulrich" lobt seine Herrin und ist glücklich über seinen Dienst. Er dichtet mehrere Lieder (Lied 39, 40, 41, 42, 43, 44).

Ein einschneidendes Erlebnis stellt schließlich der Tod des Fürsten Friedrich von Österreich dar, der "vil jaemerlichen wart erslagen" (FD 1659, 7). Daraufhin beginnt die "vil groziu not/ze Stire und ouch ze Oesterrich" (FD 1677, 2f.). Allein die Liebe zu seiner Herrin kann "Ulrich" trösten:

Mittelhochdeutsch [FD mhd]

Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]

(FD 1688,1ff.) Mich hat ein reiniu vrowe guot
vor truren also her behuot,
daz ich bin vro in aller zeit.
ir güete mir hochgemüete git,
ich bin ir staeter dienestman,
mir triwen dienstes undertan
vil staeteclichen sunder wanc

Es hat mich eine edle Frau
vor Traurigkeit seit je beschützt,
darüber bin ich allzeit froh.
Ihr Wesen macht mich hochgemut,
ich bin sehr treu in ihrem Dienst,
in aller Treue untertan,
beständig ohne Wankelmut

Für diese Herrin singt "Ulrich" weitere Lieder (Lied 45, 46). Daraufhin wird "Ulrich" gefangen genommen (FD 1696). Seine Gefangenschaft, während der er ein neues Lied (Lied 47) dichtet, dauert ein Jahr und drei Wochen (FD 1728,2). Er wird schließlich durch Görz Graf Meinhard, der vom Kaiser gesandt worden ist, befreit (FD 1729). Nur durch die Herrin kann "Ulrich" seine Qual vergessen (FD 1732ff.). Er dichtet ihr zwei weitere Lieder (Lied 48, 49), beklagt noch einmal die Zustände in der Steiermark und in Österreich (FD 1750), bleibt jedoch dennoch - aufgrund der Herrin - froh und singt nochmals ein Lied (Lied 50).

Didaxe (Str. 1753 - 1835)

Infolge von Lied 50 versichert "Ulrich" den Frauen abermals seinen Dienst und gibt ihnen den Rat, höfisch zu leben (FD 1754,2), um - trotz der schweren Zeiten - hochgemut zu sein. Außerdem bestätigt "Ulrich" noch einmal seine Treue gegenüber seiner Herrin und singt ihr zu diesem Zweck mehrere Lieder (Lied 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58).

"Ulrich" rät Frauen außerdem, sich vor Männern zu hüten, die lediglich an schneller Liebe interessiert sind (FD 1820,7). Des Weiteren nennt er fünf Dinge, die für einen Mann angenehm sind: Edle Frauen, gutes Essen, schöne Pferde, schönes Gewand, schöner Schmuck. Daneben gäbe es auch vier Dinge, wonach die Leute trachteten (FD 1827,4), sie aber nie alle erreichen könnten: Die Gnade Gottes, das weltliche Ansehn, Wohlbehagen, Gut.

Epilog (Str. 1836 - 1850)

"Ulrich" erklärt, dass auch er zunächst die vier genannten Dinge (Gnade Gottes, weltliches Ansehen, Wohlbehagen, Gut) anstrebte, schließlich jedoch erkannte, dass der Frauendienst das Wichtigste (FD 1838,3) sei. Er resümiert nochmals und erklärt, dass er 33 Jahre als Ritter tüchtig gewesen sei (FD 1845,3f.) und 58 Lieder gesungen habe.


Den Text widmet er abschließend als Lobpreis den edlen Frauen, die er erfreuen soll.

Anmerkungen

  1. Diese ist online als Digitalisat verfügbar; s. Handschriftencensus bzw. Bayerische Staatsbibliothek.
  2. Anm.: Hiermit ist die von Spechtler in dessen Ausgabe vorgenommene "Großgliederung" [FD mhd: VIII] gemeint.
  3. Um die historische Person, d. h. den Autor, Ulrich von Liechtenstein von der innerliterarischen zu unterscheiden, wird letztere in Anführungszeichen gesetzt.
  4. Vgl. hierzu Passagen aus dem Artikel [Autobiografische Elemente (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)].
  5. Anm.: Der Erzähler bedient sich damit also der Technik des "foreshadowing".
  6. Anm.: Die Figur des Freunds wird hier nicht konkretisiert.
  7. Anm.: Der verlinkte Artikel enthält bereits eine Inhaltsangabe.
  8. Anm.: Diese Form der Aufzählung findet sich mehrfach im FD wieder.
  9. Anm.: Der verlinkte Artikel enthält bereits eine Inhaltsangabe.

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences />

Primärliteratur

  • [*FD mhd] Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Hrsg. v. Franz Viktor Spechtler. Göppingen: Kümmerle, 1987 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 485) (zit. als FD: Strophe,Vers).
  • [*FD nhd] Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Übers. v. Franz Viktor Spechtler. Klagenfurt / Celovec: Wieser, 2000.


Sekundärliteratur

weitere Inhaltsangaben enthalten u.a.: Kellermann, Karina: "Ulrich von Liechtenstein. Frauendienst." In: Kindlers Literatur Lexikon (Online). Letzter Aufruf: 14.07.2013.

Max Wehrli: "Der 'Frauendienst' Ulrichs von Liechtenstein." In: Ders.: Geschichte der deutschen Literatur im Mittelalter. 3. bibliograph. ern. Aufl. Stuttgart: Reclam, 1997, S. 431-433.