Sünden und Vergebung im Parzival

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel soll sich mit den Sünden und der anschließenden Vergebung in Wolframs Parzival beschäftigen. Zunächst werden die Sünden rein deskriptiv benannt. Danach wird herausgearbeitet, wie sie im Parzivals selbst verarbeitet werden und von wem sie erkannt werden, woraufhin untersucht wird, inwieweit Parzival seine Sünden wiedergutmacht. Danach wird der aktuelle Forschungsstand vertieft.

Sünden in Wolframs Parzival

Tod von Herzeloyde

Nachdem Parzival auf die beiden Ritter trifft, beschließt er zum Missfallen seiner Mutter, Soltane zu verlassen. Daraufhin stribt Herzeloyde aus Kummer um ihren Sohn, was dieser jedoch erst im Gespräch mit Trevrizent erfährt.

dô si ir sun niht langer sach als sie den Sohn nicht länger sah
(der reit enwec: wemst deste baz?), (er ritt davon - Gewinn für wen?!)
dô viel diu frouwe valsches laz da sank die Frau (ganz ohne Falsch)
ûf die erde, aldâ si jâmer sneit auf den Boden, und der Schmerz
sô daz se ein sterben niht vermeit. so schneidend, daß sie sterben mußte.
ir vil getriulîcher tôt Ihr Tod aus Liebe, starker Bindung
der frouwen wert die hellenôt. schützt sie vor der Höllenqual.

(128,16-24).

Die Tötung Ithers

Um an eine Rüstung, sowie an ein Pferd zu kommen, tötet Parzival den Ritter Ither vor dem Artushof. Für Parzival selbst bedeutet der Besitz der fremden Rüstung und des Pferdes, dass er sich nun als Ritter fühlt. Wie sich später herausstellt, ist Ither ein Verwandter Parzivals.

durchz ouge in sneit dez gabylôt durchs Auge drang mit scharfem Schnitt der Spieß
unt durch den nac, sô daz er tôt und kam beim Nacken heraus. So fiel er tot nieder,
viel, der valscheit widersatz. der Falschheit Feind.

(155,7-11).

Das Schweigen auf der Gralsburg

Als Parzival sich das erste Mal auf Munsalvaesche befindet, beobachtet er ein seltsames Ritual, sowie die schwere Erkrankung Anfortas'. Wie es Gurnemanz ihm als gutes Benehmen beigebracht hat, stellt Parzival jedoch keine Fragen zu den Vorkommnissen. Dadurch verhindert er die Erlösung des Gralskönigs.

Die Abkehr von Gott

Nach Parzivals erster Begegnung mit dem Gral auf Munsalvaesche, macht er Gott für sein Versagen verantwortlich und wendet sich daraufhin von ihm ab.

Die Benennung der Sünden im Parzival

Trevrizent

Im Gespräch mit Trevrizent wird deutlich, dass er Parzival eine Schuld am Tod seiner Mutter gibt, obwohl er erst durch dieses Gespräch überhaupt davon erfährt. Trotzdem bezeichnet Trevrizent Parzivals Verhalten als "grôze sünde" ("große Sünde")(499,20). Bei der Tötung Ithers zieht Trevrizent den Vergleich zur Ermordung Kains durch Abel und zeigt somit, dass dieser Vorfall Parzivals zweite und größte Sünde ist, da er als sein Cousin sein "eigen verch" ("eigen Fleisch und Blut") (475, 21) ist.

Kâins vater was Adâm: Adam war der Vater Kains, und der
der sluoc Abeln umb krankez guot. schlug Abel tot – ein karger Raub
dô ûf die reinen erdenz bluot das Blut, das auf die reine Erde
viel, ir magetuom was vervarn: lief, nahm ihr die Jungfernschaft;
den nam ir Adâmes barn. dies geschah durch Adams Sohn.
dô huop sich êrst der menschen nît: Und so entstand der Hass der Menschen,
alsô wert er immer sît. und er dauert fort bis heute.

(464,16-22).

Das Versäumnis auf der Gralsburg scheint Trevrizent nicht nicht als große Sünde zu werten, sondern als eine weitere, die aber zu den anderen, schwereren Sünden dazu gezählt werden kann: "die sünde lâ bî dn andern stên" (501,5).

Cundrîe

Für Cundrîe ist das Versäumnis auf der Gralsburg Parzivals größte Sünde und wird auch von ihr das erste Mal benannt: "da erwarb iu swîgen sünden zil" (316,23). Daraufhin wird sie von ihm verflucht und geächtet.