1270: Ibn Ḫaldūn über das Vorspiel zum tunesischen Kreuzzug Ludwigs IX.: Unterschied zwischen den Versionen

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وقل لهم إن أزمعوا عودةً {{!}} لأخذ ثارٍ أو لشغلٍ قبيح
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دار ابن لقمان على حالها {{!}} والقيداً باقٍ والطواشي صبيح|3e=يعني بدار ابن لقمان موضع اعتقاله بالاسكندرية والطواشي في عرف أهل مصر هو الخصي.|3f=فلما استكمل إنشاده لم يزد ذلك الطاغية إلا عتوّاً واستكباراً، واعتذر عن نقص العهد في غزو تونس بما يسمع عنهم من المخالفات، عذراً دافعهم به، وصرف الرسل من سائر الآفاق ليومه.|3g=فوصل رسل السلطان منذرين بشأنهم وجمع الطاغية حشده وركب أساطيله إلى تونس أخر ذي القعدة سنة ثمان وستين وستمائة واجتمعوا بسردانية وقيل بصقلية. ثم واعدهم بمرسى تونس وأقلعوا ونادى السلطان في الناس بالنذير بالعدو والاستعداد له، والنفير إلى أقرب المدائن، وبعث الشواني لاستطلاع الخبر واستفهم أياماً.|4a=Eine große Zahl derer [der Kreuzfahrer] starb [während des Kreuzzugs Ludwigs IX. nach Ägypten, 1248-54], und ihr Sultan [Ludwig IX.] wurde auf dem Schlachtfeld gefangen genommen und vor den Sultan [Ägyptens] gebracht, der ihn in Alexandria verwahren ließ. Nachdem einige Zeit vergangen war, ließ er ihn unter der Bedingung frei, dass sie [die Kreuzfahrer] Damiette den Muslimen überlassen würden, welches sie ihm dann auch übergaben; ferner unter der Bedingung, dass sie von nun an Frieden halten würden. Diese [Bedingung] brach er [Ludwig IX.] bald, indem er entschied, nach Tunis auszuziehen. Er war verrückt gemacht durch das, was einige lügenhafte Händler (''adʿiyāʾ al-tuǧǧār'') ihres Landes zum Thema Geld behauptet hatten, das sie dem al-Lulyānī geliehen hätten. Als er beim Sultan in Ungnade fiel, forderten sie es – es handelt sich um ungefähr 300 Dīnār – von ihm, ohne dabei ein verbindliches Beweisstück vorzulegen. Daher wurden sie zornig und beschwerten sich bei ihrem Tyrannen, der sich verärgert auf ihre Seite stellte, und forderten von ihm, er möge eine Razzia nach Tunis führen, und zwar in einer Zeit, in der dieses von einer Hungersnot und einer hohen Sterblichkeitsrate betroffen war.|4b=Al-Faransīs, der Tyrann der Franken, dessen Name Sanlūwīs bin Lūwīs und dessen Titel in der Sprache der Franken Rawā Farans lautet, was “König von Frankreich” (malik Ifrans) bedeutet, ließ nun zu den Herrschern der Christen schicken und forderte sie zur Razzia gegen sie [Tunis] auf. Er ließ auch an den Führer schicken, der ihrer Behauptung zufolge der Nachfolger des Messias (ḫalīfat al-masīḥ) [d.h. der Papst] ist, der die Herrscher der Christenheit aufforderte, ihm [Ludwig IX.] beizustehen. Um ihn zu unterstützen, erlaubte er ihm den Zugriff auf die Schätze der Kirchen. Die Nachricht von der Bereitschaft der Christen zu dieser Razzia verbreitete sich in ihren anderen Ländern. Unter den Herrschern der Christenheit, die sich zu einer Razzie gegen die Länder der Muslime bereit erklärten, waren der Herrscher der Engländer (malik al-Inkiṯār), der Herrscher Schottlands (malik Iskūsiyā), der Herrscher von Neapel (malik Nuzūl) und der Herrscher von Barcelona (malik Baršalūna), dessen Name Raydarakūn (Rei d’Aragón) ist, sowie weitere Herrscher der Franken. So hat es Ibn al-Aṯīr [Historiograph, gest. 630/1233 in Mossul] berichtet.|4c=Deren Angelegenheit [der Christen] bekümmerte die Muslime in allen Hafenstädten (''bi-kull ṯaġr''), und der Sultan befahl in allen seinen Provinzen, die Vorbereitungen zu vermehren. Zu diesem Zweck ließ er den Hafenstädten mitteilen, sie sollten ihre Mauern reparieren und die Getreidespeicher füllen. Auch verwehrte er den Händlern der Christen die vertraglich zugesicherten Rechte in den Ländern der Muslime (''taʿāhud bilād al-muslimīn''). Der Sultan schickte seine Gesandten zum französischen König (''al-Faransīs''), um Informationen über sein Itinerar und die Bedingung einzuholen, unter der er sein Ansinnen aufgeben würde. Sie [die Gesandten] trugen 80.000 Goldstücke mit sich, um die von ihnen [den Christen] formulierten Bedingungen zu erfüllen. Er [der König] nahm das Geld aus ihren Händen entgegen und informierte sie dann, dass seine Razzia in ihre Länder gehen werde. Als sie dann das Geld zurückforderten, tat er so, als wisse er nicht, dass er dieses angenommen hatte. Diese ihre Angelegenheit mit ihm fiel mit dem Eintreffen eines Gesandten des Herrschers von Ägypten zusammen. Er wurde vor den französischen König (''al-Faransīs'') gebracht und zum Sitzen aufgefordert. Er verweigerte dies jedoch und rezitierte einen Ausschnitt aus den Versen (''qāʾilan min qawl'') des Abū Maṭrūḥ, des Dichters des Sultans von Ägypten:|4d=Sag dem Franzosenkönig (''al-Faransīs''), wenn Du zu ihm kommst, / ein offenes Wort von einem ehrlichen Berater;
دار ابن لقمان على حالها {{!}} والقيداً باقٍ والطواشي صبيح|3e=يعني بدار ابن لقمان موضع اعتقاله بالاسكندرية والطواشي في عرف أهل مصر هو الخصي.|3f=فلما استكمل إنشاده لم يزد ذلك الطاغية إلا عتوّاً واستكباراً، واعتذر عن نقص العهد في غزو تونس بما يسمع عنهم من المخالفات، عذراً دافعهم به، وصرف الرسل من سائر الآفاق ليومه.|3g=فوصل رسل السلطان منذرين بشأنهم وجمع الطاغية حشده وركب أساطيله إلى تونس أخر ذي القعدة سنة ثمان وستين وستمائة واجتمعوا بسردانية وقيل بصقلية. ثم واعدهم بمرسى تونس وأقلعوا ونادى السلطان في الناس بالنذير بالعدو والاستعداد له، والنفير إلى أقرب المدائن، وبعث الشواني لاستطلاع الخبر واستفهم أياماً.|4a=Eine große Zahl derer [der Kreuzfahrer] starb [während des Kreuzzugs Ludwigs IX. nach Ägypten, 1248-54], und ihr Sultan [Ludwig IX.] wurde auf dem Schlachtfeld gefangen genommen und vor den Sultan [Ägyptens] gebracht, der ihn in Alexandria verwahren ließ. Nachdem einige Zeit vergangen war, ließ er ihn unter der Bedingung frei, dass sie [die Kreuzfahrer] Damiette den Muslimen überlassen würden, welches sie ihm dann auch übergaben; ferner unter der Bedingung, dass sie von nun an Frieden halten würden. Diese [Bedingung] brach er [Ludwig IX.] bald, indem er entschied, nach Tunis auszuziehen. Er war verrückt gemacht durch das, was einige lügenhafte Händler (''adʿiyāʾ al-tuǧǧār'') ihres Landes zum Thema Geld behauptet hatten, das sie dem al-Lulyānī geliehen hätten. Als er beim Sultan in Ungnade fiel, forderten sie es – es handelt sich um ungefähr 300 Dīnār – von ihm, ohne dabei ein verbindliches Beweisstück vorzulegen. Daher wurden sie zornig und beschwerten sich bei ihrem Tyrannen, der sich verärgert auf ihre Seite stellte, und forderten von ihm, er möge eine Razzia nach Tunis führen, und zwar in einer Zeit, in der dieses von einer Hungersnot und einer hohen Sterblichkeitsrate betroffen war.|4b=Al-Faransīs, der Tyrann der Franken, dessen Name Sanlūwīs bin Lūwīs und dessen Titel in der Sprache der Franken Rawā Farans lautet, was “König von Frankreich” (''malik Ifrans'') bedeutet, ließ nun zu den Herrschern der Christen schicken und forderte sie zur Razzia gegen sie [Tunis] auf. Er ließ auch an den Führer schicken, der ihrer Behauptung zufolge der Nachfolger des Messias (''ḫalīfat al-masīḥ'') [d.h. der Papst] ist, der die Herrscher der Christenheit aufforderte, ihm [Ludwig IX.] beizustehen. Um ihn zu unterstützen, erlaubte er ihm den Zugriff auf die Schätze der Kirchen. Die Nachricht von der Bereitschaft der Christen zu dieser Razzia verbreitete sich in ihren anderen Ländern. Unter den Herrschern der Christenheit, die sich zu einer Razzie gegen die Länder der Muslime bereit erklärten, waren der Herrscher der Engländer (''malik al-Inkiṯār''), der Herrscher Schottlands (''malik Iskūsiyā''), der Herrscher von Neapel (''malik Nuzūl'') und der Herrscher von Barcelona (''malik Baršalūna''), dessen Name Raydarakūn (''Rei d’Aragón'') ist, sowie weitere Herrscher der Franken. So hat es Ibn al-Aṯīr [Historiograph, gest. 630/1233 in Mossul] berichtet.|4c=Deren Angelegenheit [der Christen] bekümmerte die Muslime in allen Hafenstädten (''bi-kull ṯaġr''), und der Sultan befahl in allen seinen Provinzen, die Vorbereitungen zu vermehren. Zu diesem Zweck ließ er den Hafenstädten mitteilen, sie sollten ihre Mauern reparieren und die Getreidespeicher füllen. Auch verwehrte er den Händlern der Christen die vertraglich zugesicherten Rechte in den Ländern der Muslime (''taʿāhud bilād al-muslimīn''). Der Sultan schickte seine Gesandten zum französischen König (''al-Faransīs''), um Informationen über sein Itinerar und die Bedingung einzuholen, unter der er sein Ansinnen aufgeben würde. Sie [die Gesandten] trugen 80.000 Goldstücke mit sich, um die von ihnen [den Christen] formulierten Bedingungen zu erfüllen. Er [der König] nahm das Geld aus ihren Händen entgegen und informierte sie dann, dass seine Razzia in ihre Länder gehen werde. Als sie dann das Geld zurückforderten, tat er so, als wisse er nicht, dass er dieses angenommen hatte. Diese ihre Angelegenheit mit ihm fiel mit dem Eintreffen eines Gesandten des Herrschers von Ägypten zusammen. Er wurde vor den französischen König (''al-Faransīs'') gebracht und zum Sitzen aufgefordert. Er verweigerte dies jedoch und rezitierte einen Ausschnitt aus den Versen (''qāʾilan min qawl'') des Abū Maṭrūḥ, des Dichters des Sultans von Ägypten:|4d=Sag dem Franzosenkönig (''al-Faransīs''), wenn Du zu ihm kommst, / ein offenes Wort von einem ehrlichen Berater;


Möge Gott Dich für das Geschehene entlohnen, / nämlich die Tötung christlicher Verehrer des Messias;
Möge Gott Dich für das Geschehene entlohnen, / nämlich die Tötung christlicher Verehrer des Messias;
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Euer Papst war damit ganz zufrieden, / schließlich nährte er Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;
Euer Papst war damit ganz zufrieden, / schließlich nährte er Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;


Ihr habt denjenigen zum Priester (kāhinan) genommen, der Euch aus einem Abgrund bzw. von einem Ruhebett aus Rat erteilt hat [d.h. der schlechten Rat gibt, ohne von dessen Konsequenzen betroffen zu sein?];
Ihr habt denjenigen zum Priester (''kāhinan'') genommen, der Euch aus einem Abgrund bzw. von einem Ruhebett aus Rat erteilt hat [d.h. der schlechten Rat gibt, ohne von dessen Konsequenzen betroffen zu sein?];


Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:
Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:


Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
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