1270: Ibn Ḫaldūn über das Vorspiel zum tunesischen Kreuzzug Ludwigs IX.: Unterschied zwischen den Versionen

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Bibliographie Ibn Matruh
(Fußnoteneinfügung)
(Bibliographie Ibn Matruh)
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Ludwig IX. soll sich daraufhin an mehrere europäisch-christliche Herrscher gewandt und erfolgreich um Unterstützung für den Kreuzzug geworben haben. In diesem Zusammenhang werden Ludwig unter Rückgriff auf „die Sprache der Franken“ (''luġat al-Ifranǧ'') die Herrschertitel ''al-Faransīs'' (vgl. ''le Français''?) und ''Rawā Farans'' (vgl. ''Roi de France'') zugeschrieben, er selbst als ''Sanlūwīs bin Lūwīs'', d. h. also als „Saint [!] Louis, der Sohn von Ludwig“ definiert, der ein „Tyrann der Franken“ (''ṭāġiyat al-Faranǧ'') sei und als „König Frankreichs“ (''malik Ifrans'') fungiere. Ibn Ḫaldūn macht damit genaue Angaben zum französischen Herrschertitel und differenziert hier ansatzweise zwischen „Franken“ als einer Art Oberbegriff für europäische Christen einerseits, und „Frankreich“ als einem zur fränkischen Welt gehörigen unabhängigen Herrschaftsgebiet andererseits. Diese beginnende Differenzierung ebenso wie eine Aktualisierung der bisher für die einzelnen Regionen und Herrschaftsgebiete Westeuropas benutzte Terminologie ist charakteristisch für die arabisch-islamische Geschichtsschreibung der späteren Kreuzzugszeit.<ref>Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 211-228 als Teil des Kapitels „From the Franks to France“, sowie S. 268-299 unter den Kapitelüberschriften „The Documentary Effects of Expansionism (12th‒15th Centuries)“ und „New Players on the Mediterranean Scene (9th‒15th Centuries)“ als Teil des Kapitels „The Expanding Latin-Christian Sphere.“</ref>
Ludwig IX. soll sich daraufhin an mehrere europäisch-christliche Herrscher gewandt und erfolgreich um Unterstützung für den Kreuzzug geworben haben. In diesem Zusammenhang werden Ludwig unter Rückgriff auf „die Sprache der Franken“ (''luġat al-Ifranǧ'') die Herrschertitel ''al-Faransīs'' (vgl. ''le Français''?) und ''Rawā Farans'' (vgl. ''Roi de France'') zugeschrieben, er selbst als ''Sanlūwīs bin Lūwīs'', d. h. also als „Saint [!] Louis, der Sohn von Ludwig“ definiert, der ein „Tyrann der Franken“ (''ṭāġiyat al-Faranǧ'') sei und als „König Frankreichs“ (''malik Ifrans'') fungiere. Ibn Ḫaldūn macht damit genaue Angaben zum französischen Herrschertitel und differenziert hier ansatzweise zwischen „Franken“ als einer Art Oberbegriff für europäische Christen einerseits, und „Frankreich“ als einem zur fränkischen Welt gehörigen unabhängigen Herrschaftsgebiet andererseits. Diese beginnende Differenzierung ebenso wie eine Aktualisierung der bisher für die einzelnen Regionen und Herrschaftsgebiete Westeuropas benutzte Terminologie ist charakteristisch für die arabisch-islamische Geschichtsschreibung der späteren Kreuzzugszeit.<ref>Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 211-228 als Teil des Kapitels „From the Franks to France“, sowie S. 268-299 unter den Kapitelüberschriften „The Documentary Effects of Expansionism (12th‒15th Centuries)“ und „New Players on the Mediterranean Scene (9th‒15th Centuries)“ als Teil des Kapitels „The Expanding Latin-Christian Sphere.“</ref>


Ibn Ḫaldūn zufolge löste Ludwigs Kreuzzugswerbung beim Hafsidenherrscher Panik aus und veranlasste ihn zu mehreren Vorsorgemaßnahmen. So schickte er u. a. eine mit 80.000 Goldstücken ausgestattete Gesandtschaft an Ludwig IX. Diese hatte den Auftrag, dessen Pläne zu erforschen und sein Vorhaben, Tunis anzugreifen, gegebenfalls durch eine Geldzahlung zu vereiteln. Ludwig IX. habe dann zwar das Geld entgegengenommen, sei aber bei seinem Vorhaben geblieben. Die empörte Rückforderung des Geldes seitens der hafsidischen Botschafter sei dabei mit der Ankunft einer weiteren Gesandtschaft aus dem mamlukischen Ägypten zusammengefallen. Deren Vertreter habe daraufhin das Angebot, Platz zu nehmen, verweigert und stattdessen ein Gedicht des ayyubidischen Hofdichters Abū [eigentlich Ibn] Maṭrūḥ (gest. 649/1251) vorgetragen.<ref>Zu Abū Maṭrūh, dessen korrekter Name Ibn Maṭrūḥ ist, vgl. Rikabi, Ibn Maṭrūḥ, S. 875-876.</ref> In diesem Gedicht wird Ludwig IX. an das Scheitern des siebten Kreuzzugs (1248-1254) erinnert und für den Tod und die Gefangenschaft vieler Christen verantwortlich gemacht. Ferner wird er gewarnt, nochmals Angriffspläne zu hegen, da sein früheres Gefängnis auf ihn warte. Ludwig IX., so Ibn Ḫaldūn weiter, habe sich durch dieses Gedicht aber nicht einschüchtern lassen, sondern im Gegenteil seine Intention begründet, nach Tunis auszuziehen. Daraufhin habe er die Gesandten entlassen und Vorkehrungen für die Überfahrt getroffen, so dass Ludwigs Flotte Ende Juli 1270 von Sardinien oder Sizilien aufbrechen konnte. Zur gleichen Zeit bereiteten sich die nordafrikanischen Küstenstädte unter der Führung des Hafsidenherrschers auf den Angriff vor.  
Ibn Ḫaldūn zufolge löste Ludwigs Kreuzzugswerbung beim Hafsidenherrscher Panik aus und veranlasste ihn zu mehreren Vorsorgemaßnahmen. So schickte er u. a. eine mit 80.000 Goldstücken ausgestattete Gesandtschaft an Ludwig IX. Diese hatte den Auftrag, dessen Pläne zu erforschen und sein Vorhaben, Tunis anzugreifen, gegebenfalls durch eine Geldzahlung zu vereiteln. Ludwig IX. habe dann zwar das Geld entgegengenommen, sei aber bei seinem Vorhaben geblieben. Die empörte Rückforderung des Geldes seitens der hafsidischen Botschafter sei dabei mit der Ankunft einer weiteren Gesandtschaft aus dem mamlukischen Ägypten zusammengefallen. Deren Vertreter habe daraufhin das Angebot, Platz zu nehmen, verweigert und stattdessen ein Gedicht des ayyubidischen Hofdichters Abū [eigentlich Ibn] Maṭrūḥ (gest. 649/1251) vorgetragen.<ref>Zu Abū Maṭrūh, dessen korrekter Name Ibn Maṭrūḥ ist, vgl. Rikabi, Ibn Maṭrūḥ, S. 875-876. Das von Ibn Ḫaldūn zitierte Gedicht ist Teil einer Gedichtesammlung (''dīwān''), vgl. Ibn Maṭrūḥ, ''Dīwān Ibn Maṭrūḥ'', ed. Ḥusayn Nuṣṣār, Kairo: Dār al-kutub wa-l-waṯāʾiq al-qawmiyya, 2004. Vgl. hierzu: Adam Talib, A New Source, S. 115-141.</ref> In diesem Gedicht wird Ludwig IX. an das Scheitern des siebten Kreuzzugs (1248-1254) erinnert und für den Tod und die Gefangenschaft vieler Christen verantwortlich gemacht. Ferner wird er gewarnt, nochmals Angriffspläne zu hegen, da sein früheres Gefängnis auf ihn warte. Ludwig IX., so Ibn Ḫaldūn weiter, habe sich durch dieses Gedicht aber nicht einschüchtern lassen, sondern im Gegenteil seine Intention begründet, nach Tunis auszuziehen. Daraufhin habe er die Gesandten entlassen und Vorkehrungen für die Überfahrt getroffen, so dass Ludwigs Flotte Ende Juli 1270 von Sardinien oder Sizilien aufbrechen konnte. Zur gleichen Zeit bereiteten sich die nordafrikanischen Küstenstädte unter der Führung des Hafsidenherrschers auf den Angriff vor.  


Das oben zitierte Exzerpt ist Teil eines Kapitels unter dem Titel „Nachricht zum Tyrannen der Franken und seinem Angriff auf Tunis mithilfe einiger Leute aus seiner Christenheit“ (''al-ḫabar ʿan ṭāġiyat al-Ifranǧa wa-munāzalatihi Tūnis fī ahl naṣrāniyyatihi''), das sich dem Vorspiel, Verlauf und Nachspiel des achten Kreuzzuges widmet. In der Edition von Zakkār und Šaḥāda ist es Bestandteil des sechsten Bandes, der sich, nach Ausführungen zu nahöstlichen Turkgruppen im fünften Band, nun der Geschichte des Maghreb nach den Invasionen des 11. Jahrhunderts durch die Banū Hilāl und die Banū Sulaym widmet.  
Das oben zitierte Exzerpt ist Teil eines Kapitels unter dem Titel „Nachricht zum Tyrannen der Franken und seinem Angriff auf Tunis mithilfe einiger Leute aus seiner Christenheit“ (''al-ḫabar ʿan ṭāġiyat al-Ifranǧa wa-munāzalatihi Tūnis fī ahl naṣrāniyyatihi''), das sich dem Vorspiel, Verlauf und Nachspiel des achten Kreuzzuges widmet. In der Edition von Zakkār und Šaḥāda ist es Bestandteil des sechsten Bandes, der sich, nach Ausführungen zu nahöstlichen Turkgruppen im fünften Band, nun der Geschichte des Maghreb nach den Invasionen des 11. Jahrhunderts durch die Banū Hilāl und die Banū Sulaym widmet.  
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Die von Jean Vignay (gest. 1340) ins Französische übersetzte Chronik des Primat von Saint-Denis (gest. 1277) erklärt die Kreuznahme Ludwigs IX. vor einem ganz anderen Hintergrund. Sie betont v. a. Ludwigs‘ Scham und schlechtes Gewissen (''le remors de sa conscience''), durch seinen ägyptischen Kreuzzug der Kirche nicht geholfen (''que ele n’avoit fait d’onneur ne de proufit à l’Eglise de Jhesu Christ ne à la Terre sainte'') und Frankreich Schaden (''honte et de damage et de reprouche au royaume de France'') zugefügt zu haben. Die Entscheidung, nicht ins Heilige Land, sondern nach Tunis zu ziehen, wird hier im Konsens mit den zunächst überraschten Baronen gefällt, aber nicht weiter begründet.<ref>''Chronique de Primat traduite par Jean Vignay'', ed. de Wailly, Delisle (Recueil des historiens des Gaules et de la France 23), cap. 24, S. 39, cap. 28, S. 44.</ref>
Die von Jean Vignay (gest. 1340) ins Französische übersetzte Chronik des Primat von Saint-Denis (gest. 1277) erklärt die Kreuznahme Ludwigs IX. vor einem ganz anderen Hintergrund. Sie betont v. a. Ludwigs‘ Scham und schlechtes Gewissen (''le remors de sa conscience''), durch seinen ägyptischen Kreuzzug der Kirche nicht geholfen (''que ele n’avoit fait d’onneur ne de proufit à l’Eglise de Jhesu Christ ne à la Terre sainte'') und Frankreich Schaden (''honte et de damage et de reprouche au royaume de France'') zugefügt zu haben. Die Entscheidung, nicht ins Heilige Land, sondern nach Tunis zu ziehen, wird hier im Konsens mit den zunächst überraschten Baronen gefällt, aber nicht weiter begründet.<ref>''Chronique de Primat traduite par Jean Vignay'', ed. de Wailly, Delisle (Recueil des historiens des Gaules et de la France 23), cap. 24, S. 39, cap. 28, S. 44.</ref>


Geoffroy de Beaulieu (gest. um 1274) wiederum behauptet, Ludwig IX. sei im Rahmen eines Gesandtschaftsaustausches mit dem Hafsidenfürsten zu der Überzeugung gelangt, dass dieser bereit sei, zum Christentum zu konvertieren<ref>Zu diesem Motiv, vgl. Kedar, ''Crusade and Mission'', S. 161-169, sowie Siberry, Missionaries and Crusaders.</ref>, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, die ihn nicht der Rache der Sarazenen aussetzen und es ihm ermöglichen würde, seine Ehre zu wahren. Ludwig IX. habe hier nun die Chance gesehen, die glorreichen Zeiten der christlichen Spätantike Nordafrikas wieder aufleben zu lassen. Er sei dabei zu dem Schluss gekommen, dass das Auftauchen einer großen christlichen Armee vor Tunis dem Hafsidenherrscher die gewünschte Gelegenheit geben würde, ohne Ehrverlust das Christentum anzunehmen und so sein Reich als Christ weiterzuführen. Sollte der Herrscher allerdings eine Konversion verweigern, so sei Tunis und sein Umland immer noch eine leichte Beute, wo viele Reichtümer gewonnen werden könnten, da die Stadt lange nicht geplündert worden sei. Diese Mittel könnten dann dazu dienen, das Heilige Land zu erobern. Den Baronen wiederum sei ein Angriff auf Tunis sinnvoll erschienen, weil von dort regelmäßig militärische Unterstützung in Form von Kavallerie, Fußsoldaten und Waffen an den (vormals ayyubidischen, nun mamlukischen) Sultan von Kairo geleistet würden, die die Rückeroberung des Heiligen Landes erschwerten.<ref>Gaufredus de Bello loco, ''Vita Ludovici noni'', ed. Naudet, Daunou (Recueil des historiens des Gaules et de la France 20), S. 21-22: „Siquidem antequàm Dominus Rex hanc crucem ultimam assumpsisset, multos nuncios receperat à rege Tunicii, et similiter Rex noster plures nuncios remiserat ad eumdem. Dabatur etenim sibi a fide dignis intelligi, quòd dictus rex Tunicii bonam voluntatem ad fidem chrstianam haberet, et valde de facili posset fieri christianus, dummodo occasionem honorabilem inveniret; et quod salvo honore suo, et absque metu Sarracenorum suorum hoc complere valeret. Unde Rex catholicus cum multo desiderio quandoque dicebat: ‘O si possem videre, quod fierem tanti filioli compater et patrinus!’ (…) Desiderabat quoque devotissime rex catholicus, ut christiana fides, quæ tempore beati Augustini, et aliorum orthodoxorum doctorum in Africa, et maxime apud Carthaginem, tam ab antiquo eleganter floruerat, nostris temporibus refloresceret et dilataretur ad honorem et gloriam Jesu Christi. Cogitavit itaque, quód si tantus exercitus tamque famosus apud Tunicium subito applicaret, dictus rex Tunicii vix posset apud Sarracenos suos tam rationabilem occasionem habere suscipiendi baptismum, videlicet ut per hoc posset mortem evadere tam sui ipsius, quàm eorum qui secum vellent fieri christiani: et si etiam regnum suum sibi pacifice remaneret. (…) Præterea Regi dabatur intelligi, quòd si omnino prædictus rex nellet fieri christianus, civitas Tunicii erat valde facilis ad capiendum, et per consequens tota terra. Suggerebatur insuper regi, quód civitas illa plena erat argento et auro, ac divitiis infinitis: ut pote quæ à multis retro temporibus à nullo fuerat expugnata. Unde sperabatur quòd si, Deo volente, dicta civitas à christiano exercitu caperetur, ex thesauris ibidem inventis posset acquisitioni et restaurationi Terræ sanctæ multum efficaciter subveniri. Caeterùm, cùm de terra Tunicii venire soleret magnum subsidium soldano Babylonico tam in equitaturis, quàm in armis et bellatoribus, in gravamen et nocumentum plurimum Terræ sanctæ; crediderunt barones’ nostri, quòd si pestifera radix illa Tunnicii posset penitus extirpari, ex hoc Terræ sanctæ et toti christianitati utilitas maxima proveniret.“; Übersetzung: ''The Sanctity of Louis IX'', trans. Field, cap. 40-42, S. 116-119.</ref>
Geoffroy de Beaulieu (gest. um 1274) wiederum behauptet, Ludwig IX. sei im Rahmen eines Gesandtschaftsaustausches mit dem Hafsidenfürsten zu der Überzeugung gelangt, dass dieser bereit sei, zum Christentum zu konvertieren<ref>Zu diesem Motiv, vgl. Kedar, ''Crusade and Mission'', S. 161-169, sowie Siberry, Missionaries and Crusaders.</ref>, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, die ihn nicht der Rache der Sarazenen aussetzen und es ihm ermöglichen würde, seine Ehre zu wahren. Ludwig IX. habe hier nun die Chance gesehen, die glorreichen Zeiten der christlichen Spätantike Nordafrikas wieder aufleben zu lassen. Er sei dabei zu dem Schluss gekommen, dass das Auftauchen einer großen christlichen Armee vor Tunis dem Hafsidenherrscher die gewünschte Gelegenheit geben würde, ohne Ehrverlust das Christentum anzunehmen und so sein Reich als Christ weiterzuführen. Sollte der Herrscher allerdings eine Konversion verweigern, so sei Tunis und sein Umland immer noch eine leichte Beute, wo viele Reichtümer gewonnen werden könnten, da die Stadt lange nicht geplündert worden sei. Diese Mittel könnten dann dazu dienen, das Heilige Land zu erobern. Den Baronen wiederum sei ein Angriff auf Tunis sinnvoll erschienen, weil von dort regelmäßig militärische Unterstützung in Form von Kavallerie, Fußsoldaten und Waffen an den (vormals ayyubidischen, nun mamlukischen) Sultan von Kairo geleistet würden, die die Rückeroberung des Heiligen Landes erschwerten.<ref>Gaufredus de Bello loco, ''Vita Ludovici noni'', ed. Naudet, Daunou (Recueil des historiens des Gaules et de la France 20), S. 21-22: „Siquidem antequàm Dominus Rex hanc crucem ultimam assumpsisset, multos nuncios receperat à rege Tunicii, et similiter Rex noster plures nuncios remiserat ad eumdem. Dabatur etenim sibi a fide dignis intelligi, quod dictus rex Tunicii bonam voluntatem ad fidem chrstianam haberet, et valde de facili posset fieri christianus, dummodo occasionem honorabilem inveniret; et quod salvo honore suo, et absque metu Sarracenorum suorum hoc complere valeret. Unde Rex catholicus cum multo desiderio quandoque dicebat: ‘O si possem videre, quod fierem tanti filioli compater et patrinus!’ (…) Desiderabat quoque devotissime rex catholicus, ut christiana fides, quæ tempore beati Augustini, et aliorum orthodoxorum doctorum in Africa, et maxime apud Carthaginem, tam ab antiquo eleganter floruerat, nostris temporibus refloresceret et dilataretur ad honorem et gloriam Jesu Christi. Cogitavit itaque, quod si tantus exercitus tamque famosus apud Tunicium subito applicaret, dictus rex Tunicii vix posset apud Sarracenos suos tam rationabilem occasionem habere suscipiendi baptismum, videlicet ut per hoc posset mortem evadere tam sui ipsius, quam eorum qui secum vellent fieri christiani: et si etiam regnum suum sibi pacifice remaneret. (…) Præterea Regi dabatur intelligi, quod si omnino prædictus rex nellet fieri christianus, civitas Tunicii erat valde facilis ad capiendum, et per consequens tota terra. Suggerebatur insuper regi, quod civitas illa plena erat argento et auro, ac divitiis infinitis: ut pote quæ a multis retro temporibus a nullo fuerat expugnata. Unde sperabatur quod si, Deo volente, dicta civitas a christiano exercitu caperetur, ex thesauris ibidem inventis posset acquisitioni et restaurationi Terræ sanctæ multum efficaciter subveniri. Caeterum, cum de terra Tunicii venire soleret magnum subsidium soldano Babylonico tam in equitaturis, quam in armis et bellatoribus, in gravamen et nocumentum plurimum Terræ sanctæ; crediderunt barones nostri, quod si pestifera radix illa Tunnicii posset penitus extirpari, ex hoc Terræ sanctæ et toti christianitati utilitas maxima proveniret.“; Übersetzung: ''The Sanctity of Louis IX'', trans. Field, cap. 40-42, S. 116-119.</ref>


Die Register Karls I. von Anjou liefern weitere Informationen. Der Bruder Ludwigs IX. hatte nach der Vernichtung der Staufer 1266 die Herrschaft über die staufischen Besitzungen in Süditalien übernommen. Die Registereinträge zeigen, dass von Seiten des angevinischen Herrschers 1268 Tributzahlungen aus Tunis erwartet, aber nicht geleistet wurden.<ref>Mas Latrie, ''Traités de paix'', S. 156, S. 382.</ref> Nach dem Kreuzzug dagegen ist dokumentiert, dass Karl I. von Anjou wieder entsprechende Zahlungen erhielt.<ref>Mas Latrie, ''Traités de paix'', S. 157, S. 382.</ref>
Die Register Karls I. von Anjou liefern weitere Informationen. Der Bruder Ludwigs IX. hatte nach der Vernichtung der Staufer 1266 die Herrschaft über die staufischen Besitzungen in Süditalien übernommen. Die Registereinträge zeigen, dass von Seiten des angevinischen Herrschers 1268 Tributzahlungen aus Tunis erwartet, aber nicht geleistet wurden.<ref>Mas Latrie, ''Traités de paix'', S. 156, S. 382.</ref> Nach dem Kreuzzug dagegen ist dokumentiert, dass Karl I. von Anjou wieder entsprechende Zahlungen erhielt.<ref>Mas Latrie, ''Traités de paix'', S. 157, S. 382.</ref>
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Strayer, Joseph R.: The Crusades of Louis IX, in: Kenneth Setton, Robert Lee Wolff, Harry W. Hazzard (Hrsg.), ''A History of the Crusades, vol. 2. The later Crusades, 1189-1311'', Philadelphia: Pennsylvania University Press, 1962, S. 487-518.
Strayer, Joseph R.: The Crusades of Louis IX, in: Kenneth Setton, Robert Lee Wolff, Harry W. Hazzard (Hrsg.), ''A History of the Crusades, vol. 2. The later Crusades, 1189-1311'', Philadelphia: Pennsylvania University Press, 1962, S. 487-518.


Talbi, Mohamed: Ibn Khaldūn, in: ''Encyclopaedia of Islam 2'', Bd. 3, Leiden: Brill, 1971, S. 825-831.|8=Kreuzzüge, Tunis, Wirtschaft, Diplomatie, Gesandte, Dichtung, Händler, Genuesen, Genua, fondachi, Handel, Hafsiden, Ägypten, Mamluken, Söldner, Angevinen, Kanonisierung, Sizilien, Friedrich II., Ludwig IX., Karl I. von Anjou, Kreuzzugsmotivation, Kreuzzugslegitimation, Flotte, Feldzug, Erinnerung an das christliche Nordafrika, Spätantike, Logistik, Waffenlieferungen, Konversion, Bekehrung|3a=وهلك منهم عالم، وقيد سلطانهم أسيراً من المعركة إلى السلطان فاعتقله بالإسكندرية، حتى مرّ عليه بعد حين من الدهر وأطلقه على أن يمكّنوا المسلمين من دمياط فوفّوا له. ثم على شرط المسالمة فيما بعد فنقضه لمدة قريبة واعتزم على الحركة إلى تونس متجنّياً عليهم فيما زعموا بمال أدعياء تجّار أرضهم، وأنهم أقرضوا اللياني فلما نكبه السلطان طالبوه بذلك المال وهو نحو ثلثمائة دينار بغير موجب يستندون إليه، فغضبوا لذلك واشتكوا إلى طاغيتهم فامتعض لهم ورغّبوه غزو تونس لما كان فيها من المجاعة والموتان.|3b=فأرسل الفرنسيس طاغية الإفرنج وإسمه سنلويس بن لويس وتلقّب بلغة الإفرنج روا فرنس ومعناه ملك إفرنس، فأرسل إلى ملوك النصارى يستنفرهم إلى غزوها، وأرسل إلى القائد خليفة المسيح بزعمهم فأوعز إلى ملوك النصرانية بمظاهرته، وأطلق يده في أموال الكنائس مدداً له. وشاع خبر استعداد النصارى للغزو في سائر بلادهم، وكان الذين أجابوه للغزو ببلاد المسلمين من ملوك النصرانية ملك الإنكثار وملك اسكوسيا وملك نزول وملك برشلونة وإسمه ريدراكون وجماعة آخرون من ملوك الإفرنج، هكذا ذكر أبن الأثير.|3c=وأهم المسلمين بكل ثغر شأنهم وأمر السلطان في سائر عمالاته بالاستكثار من العدّة، وأرسل في الثغور لذلك بإصلاح الأسوار واختزان الحبوب، وانقبض تجّار النصارى عن تعاهد بلاد المسلمين. وأوفد السلطان رسله إلى الفرنسيس لاختبار رحاله ومشارطته على ما يكف عزمه. وحملوا ثمانين ألفاً من الذهب لاستتمام شروطهم فيما زعموا، فأخذ المال من أيديهم وأخبرهم أنّ غزوه إلى أرضهم. فلما طلبوا المال اعتلّ عليهم بأنه لم يباشر قبضه ووافق شأنهم معه وصول رسول عن صاحب مصر، فأحضر عند الفرنسيس واستجلس فأبى وأنشده قائلاً من قول أبي مطروح شاعر السلطان بمصر:|3d=قل للفرنسيس اذا جئته {{!}} مقال صدقٍ من وزير نصيح
Talbi, Mohamed: Ibn Khaldūn, in: ''Encyclopaedia of Islam 2'', Bd. 3, Leiden: Brill, 1971, S. 825-831.
 
Talib, Adam: A New Source for the Poetry of Ibn Maṭrūḥ (1196-1251), in: ''Annales islamologiques'' 49 (2015), S. 115-141. URL: http://journals.openedition.org/anisl/2521.|8=Kreuzzüge, Tunis, Wirtschaft, Diplomatie, Gesandte, Dichtung, Händler, Genuesen, Genua, fondachi, Handel, Hafsiden, Ägypten, Mamluken, Söldner, Angevinen, Kanonisierung, Sizilien, Friedrich II., Ludwig IX., Karl I. von Anjou, Kreuzzugsmotivation, Kreuzzugslegitimation, Flotte, Feldzug, Erinnerung an das christliche Nordafrika, Spätantike, Logistik, Waffenlieferungen, Konversion, Bekehrung|3a=وهلك منهم عالم، وقيد سلطانهم أسيراً من المعركة إلى السلطان فاعتقله بالإسكندرية، حتى مرّ عليه بعد حين من الدهر وأطلقه على أن يمكّنوا المسلمين من دمياط فوفّوا له. ثم على شرط المسالمة فيما بعد فنقضه لمدة قريبة واعتزم على الحركة إلى تونس متجنّياً عليهم فيما زعموا بمال أدعياء تجّار أرضهم، وأنهم أقرضوا اللياني فلما نكبه السلطان طالبوه بذلك المال وهو نحو ثلثمائة دينار بغير موجب يستندون إليه، فغضبوا لذلك واشتكوا إلى طاغيتهم فامتعض لهم ورغّبوه غزو تونس لما كان فيها من المجاعة والموتان.|3b=فأرسل الفرنسيس طاغية الإفرنج وإسمه سنلويس بن لويس وتلقّب بلغة الإفرنج روا فرنس ومعناه ملك إفرنس، فأرسل إلى ملوك النصارى يستنفرهم إلى غزوها، وأرسل إلى القائد خليفة المسيح بزعمهم فأوعز إلى ملوك النصرانية بمظاهرته، وأطلق يده في أموال الكنائس مدداً له. وشاع خبر استعداد النصارى للغزو في سائر بلادهم، وكان الذين أجابوه للغزو ببلاد المسلمين من ملوك النصرانية ملك الإنكثار وملك اسكوسيا وملك نزول وملك برشلونة وإسمه ريدراكون وجماعة آخرون من ملوك الإفرنج، هكذا ذكر أبن الأثير.|3c=وأهم المسلمين بكل ثغر شأنهم وأمر السلطان في سائر عمالاته بالاستكثار من العدّة، وأرسل في الثغور لذلك بإصلاح الأسوار واختزان الحبوب، وانقبض تجّار النصارى عن تعاهد بلاد المسلمين. وأوفد السلطان رسله إلى الفرنسيس لاختبار رحاله ومشارطته على ما يكف عزمه. وحملوا ثمانين ألفاً من الذهب لاستتمام شروطهم فيما زعموا، فأخذ المال من أيديهم وأخبرهم أنّ غزوه إلى أرضهم. فلما طلبوا المال اعتلّ عليهم بأنه لم يباشر قبضه ووافق شأنهم معه وصول رسول عن صاحب مصر، فأحضر عند الفرنسيس واستجلس فأبى وأنشده قائلاً من قول أبي مطروح شاعر السلطان بمصر:|3d=قل للفرنسيس اذا جئته {{!}} مقال صدقٍ من وزير نصيح


آجرك الله على ما جرى {{!}} من قتلِ عباد نصارى المسيح
آجرك الله على ما جرى {{!}} من قتلِ عباد نصارى المسيح
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Wenn Euer Papst damit ganz zufrieden war, / er nährte ja Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;
Wenn Euer Papst damit ganz zufrieden war, / er nährte ja Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;


Dann nehmt ihn doch zum Wahrsager (''kāhinan''): / Er wird sicherlich ein "besserer" Berater sein als Šiqq und Saṭīḥ!<ref>Bei Šiqq und Saṭīḥ handelt es sich um zwei Wahrsager der muslimischen Tradition, zu denen mehrere Berichte existieren, vgl. Della Vida und Fahd, Saṭīḥ, S. 84-85; Carra de Vaux und Fahd, Shiḳḳ, S. 440-441. Charakteristisch für ihre Prophezeihungen ist in diesen Erzählungen, dass sie sich auch erfüllten - darunter etwa die ihnen zugeschriebenen Prophezeiungen der abbessinischen Invasion und persischen Okkupation Südarabiens in vorislamischer Zeit, das prophetische Auftreten Muḥammads sowie der Fall des Sassanidenreiches durch die arabisch-islamische Expansion. Der Vers ist damit wohl dahingehend zu deuten, dass der Dichter Ibn Maṭrūḥ hier ironisch wurde: Da der französische König und sein Umfeld so naiv seien, den Lügen des Papstes Glauben zu schenken, würden sie ihn auch sicher für einen besseren Deuter der Zukunft halten als zwei der verlässlichsten Wahrsager der muslimischen Tradition.</ref>  
Dann nehmt ihn doch zum Wahrsager (''kāhinan''): / Er wird sicherlich ein "besserer" Berater sein als Šiqq und Saṭīḥ!<ref>Bei Šiqq und Saṭīḥ handelt es sich um zwei Wahrsager der muslimischen Tradition, zu denen mehrere Berichte existieren, vgl. Della Vida und Fahd, Saṭīḥ, S. 84-85; Carra de Vaux und Fahd, Shiḳḳ, S. 440-441. Charakteristisch für ihre Prophezeiungen ist in diesen Erzählungen, dass sie sich auch erfüllten - darunter etwa die ihnen zugeschriebenen Vorhersagen der abbessinischen Invasion und persischen Okkupation Südarabiens in vorislamischer Zeit, das prophetische Auftreten Muḥammads sowie der Fall des Sassanidenreiches durch die arabisch-islamische Expansion. Der Vers ist damit wohl dahingehend zu deuten, dass der Dichter Ibn Maṭrūḥ hier ironisch wurde: Da der französische König und sein Umfeld so naiv seien, den Lügen des Papstes Glauben zu schenken, würden sie ihn auch sicher für einen besseren Deuter der Zukunft halten als zwei der verlässlichsten Wahrsager der muslimischen Tradition.</ref>  


Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:
Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:


Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
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