1270: Ibn Ḫaldūn über das Vorspiel zum tunesischen Kreuzzug Ludwigs IX.: Unterschied zwischen den Versionen

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(Bibliographie Ibn Matruh)
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Wenn Euer Papst damit ganz zufrieden war, / er nährte ja Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;
Wenn Euer Papst damit ganz zufrieden war, / er nährte ja Falschheit, als käme sie von einem klugen Berater;


Dann nehmt ihn doch zum Wahrsager (''kāhinan''): / Er wird sicherlich ein "besserer" Berater sein als Šiqq und Saṭīḥ!<ref>Bei Šiqq und Saṭīḥ handelt es sich um zwei Wahrsager der muslimischen Tradition, zu denen mehrere Berichte existieren, vgl. Della Vida und Fahd, Saṭīḥ, S. 84-85; Carra de Vaux und Fahd, Shiḳḳ, S. 440-441. Charakteristisch für ihre Prophezeiungen ist in diesen Erzählungen, dass sie sich auch erfüllten - darunter etwa die ihnen zugeschriebenen Vorhersagen der abbessinischen Invasion und persischen Okkupation Südarabiens in vorislamischer Zeit, das prophetische Auftreten Muḥammads sowie der Fall des Sassanidenreiches durch die arabisch-islamische Expansion. Der Vers ist damit wohl dahingehend zu deuten, dass der Dichter Ibn Maṭrūḥ hier ironisch wurde: Da der französische König und sein Umfeld so naiv seien, den Lügen des Papstes Glauben zu schenken, würden sie ihn auch sicher für einen besseren Deuter der Zukunft halten als zwei der verlässlichsten Wahrsager der muslimischen Tradition.</ref>  
Dann nehmt ihn doch zum Wahrsager (''kāhinan''): / Er wird sicherlich ein "besserer" Berater sein als Šiqq und Saṭīḥ!<ref>Bei Šiqq und Saṭīḥ handelt es sich um zwei Wahrsager der muslimischen Tradition, zu denen mehrere Berichte existieren, vgl. Della Vida und Fahd, Saṭīḥ, S. 84-85; Carra de Vaux und Fahd, Shiḳḳ, S. 440-441. Charakteristisch für ihre Prophezeiungen ist in diesen Erzählungen, dass sie sich auch erfüllten - darunter etwa die ihnen zugeschriebenen Vorhersagen der abbessinischen Invasion und persischen Okkupation Südarabiens in vorislamischer Zeit, das prophetische Auftreten Muḥammads sowie der Fall des Sassanidenreiches durch die arabisch-islamische Expansion.  Ich danke Mohamed Qassiti für den Hinweis. Der Vers ist damit wohl dahingehend zu deuten, dass der Dichter Ibn Maṭrūḥ hier ironisch wurde: Da der französische König und sein Umfeld so naiv seien, den Lügen des Papstes Glauben zu schenken, würden sie ihn auch sicher für einen besseren Deuter der Zukunft halten als zwei der verlässlichsten Wahrsager der muslimischen Tradition.</ref>  


Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:
Sag ihnen, falls sie eine Rückkehr planen, / um Rache zu üben oder hässliche Taten zu verüben:


Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
Das Haus von Ibn Luqmān [das Gefängnis Ludwigs IX. in Ägypten] ist noch im selben Zustand, / die Ketten und der Eunuch (''al-ṭawāšī'') Ṣabīḥ sind noch am selben Platz.|4e=Mit dem Haus von Ibn Luqmān ist der Ort seiner Verwahrung in Alexandria gemeint, und „al-ṭawāšī“ heißt im Sprachgebrauch der Ägypter „Eunuch“.|4f=Als er nun seine Rezitation beendete, steigerte das nur die Unverschämtheit und Arroganz dieses Tyrannen. Er rechtfertigte (''iʿtaḏara ʿan'') die mangelnde Einhaltung der Abmachung (''naqṣ al-ʿahd'') in Form der Razzia nach Tunis so, wie man das hinsichtlich ihres Fehlverhaltens schon gehört hat, indem er ihr Ziel, dorthin zu fahren, entschuldigte. An diesem Tag entließ er Gesandte aus allen Windrichtungen.|4g=Die Gesandten des Sultans kamen also mit Warnungen hinsichtlich ihrer [der Christen] Angelegenheiten zurück, während der Tyrann sein Heer sammelte und mit seiner Flotte am Ende des Monats Ḏū l-Qaʿda des Jahres 668 [Ende Juli 1270] nach Tunis fuhr. Sie sammelten sich in Sardinien, manche sagen in Sizilien. Dann vereinbarten sie einen Treffpunkt im Hafen von Tunis und fuhren los. Der Sultan rief die Leute dazu auf, ein Warnsystem vor dem Feind einzurichten, sich auf ihn vorzubereiten und in die nächstliegenden Städte zu flüchten. Außerdem schickte er seine Schiffe aus, um Informationen zu sammeln, und machte tagelang Nachforschungen.}}
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