Geburt Maria

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Abb. 1: Ghirlandaio, Domenico: Die Geburt Mariä, 1486-90, Fresko, Santa Maria Novella.

Die Geburt Maria ist ein häufiges Motiv von Einzeldarstellungen und Marienzyklen. Maria, die Mutter Gottes, ist die Tochter von Anna und Joachim und wird bereits durch die unbefleckte Empfängnis und Annas Wunderschwangerschaft nach langer Unfruchtbarkeit als von Gott auserwählt dargestellt.

Mariä Geburt, also die Geburt der Mutter Gottes, wird als Voraussetzung für die Passion und Erlösung durch Christi angesehen und ist dementsprechend relevant für das Christentum und christliche Darstellungen.

Quellen

Zu Maria selbst gibt es in der Bibel nur wenige Angaben. In dem Protoevangelium des Jakobus wird die Geburt in Kapitel fünf erwähnt.[1] Dort heißt es: "Und im siebten Monat gebar Anna, und sie fragte die Hebamme: „Was habe ich geboren?“ Da antwortete die Hebamme: „Ein Mädchen.“ Aber Anna sprach: „Erhoben ist meine Seele an diesem Tag.“ Und sie legte es nieder. Als aber die Tage erfüllt waren, reinigte sich Anna von ihrem Wochenbett und gab dem Kind die Brust, und sie gab ihm den Namen Maria."[2]

(Vor-) Geschichte

Joachim und Anna hatten Schwierigkeiten ein Kind zu bekommen, daher zog Joachim in die Wüste und fastete für 40 Tage. Währenddessen blieb Anna zu Hause und betete, dass sie noch schwanger werden kann. Ein Engel verkündet ihr, dass sie ein Kind bekommen wird, dass in der ganzen Welt bekannt würde. Joachim erfährt in der Wüste ebenfalls von Annas Schwangerschaft und trifft seine Frau unter der Goldenen Pforte, dem Stadttor Jerusalems.

Die Wunderschwangerschaft durch die unbefleckte Empfängnis und kurze Schwangerschaft (Geburt im siebten Monat) soll bereits Maria als besonders und von Gott auserwählt darstellen.

Abb. 2: Lorenzetti, Pietro: Geburt der Jungfrau, 1335-1342, Tempera auf Holz, 182x187cm, Museo dell’Opera del Duomo, Siena.

Bildtraditionen

Durch die Anerkennung als Gottesgebärerin im Protoevangelium des Jakobus im ca. zweiten Jahrhundert breitet sich in den folgenden Jahren ein Marienkult aus, der Maria als verehrungswürdig durch die Verbindung zu ihrem Sohn und Gott ansieht. Dabei entstehen Einzelbilder, sowie Zyklen des Marienlebens, die ihre Geburt darstellen. Die Marienzyklen befinden sich vorwiegend in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchenaustattungen, als Skulpturen an Portalen von Kathedralen und an Schnitzaltären, allerdings auch in der Malerei bei Altarbildern oder in Fresken in Kirchen.

In früheren Darstellungen stehen Anna und Maria im Fokus, später werden die Szenen komplexer und es kommen mehr Besucher hinzu.

Attribute

Abb. 3: Geburt der Maria, Altar in Pfullendorf, Beginn des 15. Jahrhunderts, Staatsgalerie Stuttgart.

Die meisten Darstellungen der Geburt Mariä zeigen Anna in einem Innenraum im Wochenbett und das Kind auf den Armen einer Hebamme. Um sie herum steht eine Badewanne um das neugeborene Kind zu waschen. Häufig werden mehr als eine Hebamme gezeigt, sowie nicht identifizierbare Besucherinnen, die sich über das Kind freuen und Stifterfiguren (vgl. Abb. 1, fünfte Frau von links).

Durch die Darstellung der Szene in einem Innenraum wird die Ausstattung sehr oft zeitgenössisch dargestellt. Die Künstler konnten sich nicht an einer genauen Textvorlage orientieren und hatten daher mehr künstlerische Freiheit, um die Geburt darzustellen.

Joachim, Marias Vater, ist selten mit abgebildet. Falls er dargestellt wird, ist er meist nicht im selben Raum, wie Anna, Maria und die Hebammen (vgl. Abb. 2).

Quellen- / Literaturverzeichnis

  • Poeschel, Sabine: Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, 2. Auflage, Darmstadt 2007.
  • Kaiser, Ursula Ulrike: Protevangelium des Jakobus. https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/protevangelium-des-jakobus/ch/fcea7cfb5e2097686a563eda16ab6154/ (13.11.2022).


  1. Vgl.: Nico Franz, Protoevangelium des Jakobus, https://nicofranz.art/kunsttheorie/protoevangelium-des-jakobus, (5.3.2023).
  2. Ibid.