Erzengel

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Die Erzengel sind ein Engel Chor und nehmen innerhalb der Schar der Engel der untersten Triade die zweithöchste Stellung ein. Einzelne von Ihnen gehören zusätzlich höheren Stellungen an und werden als Engelsfürsten bezeichnet. Sie sind Verkünder, die Boten Gottes und führen seinen Willen, seine Strafe oder Hilfe, aus. "Erz" bedeutet Anfang und Führung und drückt ihre gehobene Stellung gegenüber anderen Engel aus. Im Gegensatz zu niederen Engeln, bringen die Erzengel Botschaften für die Menschen, die nicht nur für Einzelpersonen, sondern für ganze Völker von Bedeutung sind.

Hieronymus Wierix: St. Michael and Archangels. 1570–1619, Metropolitan Museum of Art, via wikimedia commons, Creative-Commons-Lizenz CC0 1.0.
Luca Giordano: Der Erzengel Michael stürzt die abtrünnigen Engel in den Abgrund, um 1655, Kunsthistorisches Museum Wien.Dguendel via wikimedia commons,  Creative Commons Attribution 4.0 International.
Pieter Antoon Verschaffelt: Erzengel Michael. 1753, Bronzestatue, Rom Engelsburg.Rabax63 via wikimedia commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International.
Rogier van der Weyden: Der Erzengel Michael als Seelenwäger aus dem jüngsten Gericht. ca. 1450, Öl auf Eichenholz, 220 x 546 cm, Hôtel-Dieu Frankreich. Rolf Kranz via wikimedia commons,  Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International.
Franz Weiss: Erzengel Michael. 1980er, Secco- und Temperamalerei, Tür der Ortskapelle Tregist,. Liuthalas via wikimedia commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International.

Quellen

Das Konzept der Erzengel wurde etabliert von dem Theologen und Schriftsteller Dionysius Areopagita. Die Anzahl der Erzengel ist stark umstritten. Daher variieren die Quellen je nach Religion und Vorstellung. Die häufigsten Anzahlkombinationen sind drei, vier oder sieben Erzengel.

Im siebten Jahrhundert nach Christus legte Papst Zacharias die ausschließliche Verehrung der drei namentlich bekannten Engel fest. Die in den kanonischen Büchern der Bibel erwähnten und damit noch heute von der römisch-katholischen Kirche anerkannten Erzengel sind der Erzengel Michael, der Erzengel Gabriel und der Erzengel Raphael. Im Alten Testament und Neuen Testament spezifisch beim Namen genannt wird nur Michael. Einen vierten Erzengel, Uriel, dessen Name nur in den Apokryphen vorkommt, kennt das Judentum, sowie die islamische Tradition. Der erste Text, der die vierer-Gruppe erwähnt ist die apokryphe Schrift Epistula Apostolorum. Die Vorstellung der sieben Engelsfürsten ist vorherrschend und beruht vor allem auf dem Buch Tobit und den Apokryphen:

"Ich bin Rafael, einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes trete" (Tob 12, 15-17).

Zum ersten Mal kommt die Anzahlt sieben im Henochbuch vor. Gleich der Anzahl differieren auch die Namen der sieben Erzengel. Im Judentum sind es Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Raguel, Remiel und Sariel. Laut dem koptischen "Buch der Einsetzung des Erzengels Gabriel" nach dem sechsten Jahrhundert sind es neben Michael und Gabriel Raphael, Suriel, Zedekiel, Zalathiel und Anael. Andere Namenserwähnungen sind Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Barachiel, Sealtiel und Jehudiel, sowie Gabriel, Michael, Raphael, Uriel, Raguel, Barachiel und Pantasaron.

Die Anerkennung und Verehrung der sieben wurde immer wieder von der Kirche abgelehnt.

Leben und Wirken

Nach dem Alten Testament ist Gott umgeben von Dienern, die in einem Hofstaat unterteilt sind. Die Hierarchie der Engel ist laut Dionysius Areopagitas Lehre im sechsten Jahrhundert in drei Triaden mit jeweils drei Chören aufgeteilt, wobei die Erzengel Rang Acht der insgesamt neun Chören innehaben.

1.Triade

  • Seraphim
  • Cherubim
  • Throne

2. Triade

  • Herrschaften
  • Mächte
  • Gewalten

3.Triade

  • Fürsten
  • Erzengel
  • Engel

Jeder Chor stellt eine andere Eigenschaft Gottes dar. Die Erzengel werden von Gott ausgesandt, um seine wichtigsten Befehle zu vollziehen. Im Unterschied zu gewöhnlichen Engel tragen die Erzengel ganze Völker betreffende Botschaften aus und kündigen große Ereignisse wie die Geburt des Herrn an. Für Einzelschicksale sind die Engel des untersten Chores zuständig. Die Erzengel greifen außerdem in das Leben der Menschen ein, sei es auf Schlachtfeldern, in Katastrophen, Tragödien oder bestimmte private Umstände von Gottes Auserwählten.

Sie sind keine göttlichen Wesen, dennoch den Menschen an Macht überlegen. Nach der kirchlichen Lehre haben sie keinen materiellen Körper und sind geistige Wesen. Außerdem soll Gott den Menschen in Engeln seine Nähe zeigen. Die Deutungen der Eigennamen der Erzengel bezeichnen ihre spezifischen Eigenschaften und bestimmen ihr Amt. Michael bedeutet "Wer ist wie Gott" und drückt seine Nähe zu Gott aus, seine Rolle als sein Stellvertreter. Gabriel heißt "Kraft Gottes" und verweist auf seine Botschafter Rolle. Der Name des Erzengels Raphael bedeutet "Gott heilt" und drückt unter anderem seine heilenden Eigenschaften aus und seine Existenz als Schutzengel. Aufgrund der bestimmten Charakterisierung der namentlich bekannten Erzengel sind sie zu Vertretern und Repräsentanten verschiedener Vorstellungen und Werte geworden. Michael ist Patron vieler Städte und Regionen und ist bekannt für seine Funktion als Feldherr und Seelenwäger. Der Engel Gabriel steht für Gnade und ist der Schutzpatron der Post. Raphael wird als Patron der Reisenden und Blinden angesehen. Der Erzengel Michael und der Erzengel Gabriel galten auch als Anführer des himmlischen Heeres. Michael und Gabriel sind die bekanntesten Erzengel und wurden oft zusammen dargestellt oder bei Gebeten erwähnt.

Es existiert die Vorstellung, dass Gott jedem Volk jeweils einen Engel zugeteilt hat. Während ein friedliches Existieren neben- und miteinander gedacht war, wird im Buch Daniel von Kämpfen zwischen den Engelsfürsten berichtet. Der 29. September ist der Gedenktag der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.

Bildtraditionen

Attribute

Die wichtigsten Attribute der Erzengel sind ihre Stäbe oder Zepter, ihre musikalische Instrumente wie die Harfe und Posaune, sowie ihre, u.a. brennenden, Schwerter. Auch an Schriftrollen, Federn, einem Globus, Diskus oder einer Glaskugel können sie erkannt werden. Des weiteren ist der Nimbus, der Heiligenschein, zentral für ihre Identifizierung.

An der Lilie kann der Erzengel Gabriel identifiziert werden, an einer Waage oder einem Flammenschwert der Erzengel Michael und an einem Pilgerstab der Erzengel Raphael.

Darstellungsmotive

Die weitverbreitetste Darstellungsmerkmale der Erzengel sind ihre großen Flügel mit weißen Federn, die weißen oder güldenen Gewänder und die goldene Rüstung sowie der Heiligenschein. Meist sind sie androgyn dargestellt und weisen einen goldenen Lockenkopf auf. Noch spezifischer besteht die Tracht der Engel aus einer Tunika und einem Pallium, eine Art Stola. Die Feldherrntracht, mit welcher Michael häufig abgebildet wird, besteht aus einer kurzen Tunika, Stiefeln, Rüstung und einem Mantel, genannt Chlamys. Auch mit der Herrschertracht, die aus einer Tunika, dem Chlamys und mit Edelsteinen besetzten Sandalen besteht, wurden Erzengel gelegentlich gekennzeichnet.

Im sechsten Jahrhundert wurde den Erzengeln die Farbe weiß zugeordnet, im späteren byzantischen Bereich waren es die Farben Rot, Violett und Blau. Purpurn wurde die Herrschertracht gekennzeichnet. In der abendländischen Ikonographie kommen wieder Weiß und generell helle Farben vor.

Vor allem in der Kombination mit szenischen Darstellung sind die Erzengel gut identifizierbar. Im Akt der Huldigung, der Segnung und Verkündigung sind sie am häufigsten zu sehen. Auch als Wächter in militärischer Haltung zum Schutz vor Dämonen werden sie oft gezeigt. Die wichtigsten Szenen mit welchen die Erzengel in Verbindung gebracht werden ist die Geburt Christi, die Himmelfahrt Christi, die Höllenfahrt, Maria mit Kind, die Kreuzverehrung, das Weltgericht, die Dreifaltigkeit und der Engelsturz. Zusätzlich gibt es Allerheiligenbilder, in welchen die Engel Chöre dargestellt werden.

Der Erzengel Raphael wird fast ausschließlich in Begleitung des Sohn des Tobit, Tobias, dargestellt. Die häufigste Darstellung des Erzengels Michael ist die der Bezwingung des Teufels in Drachen- oder Schlangengestalt. Gabriel ist eindeutig identifizierbar in Kombination mit Maria in den Darstellungen der Verkündigung des Herrn.

Michael und Gabriel

Das Erzengelpaar wird oft als Thronassistenten oder in Begleitung Christi dargestellt. Das antike Zeichen ΧΜΓ findet sich auf architektonischen und gegenständlichen Artefakten in Syrien und soll für Christus, Michael und Gabriel stehen.

Darstellungen der Drei

(Michael, Gabriel und Raphael)

Darstellungen der Vier

(Michael, Gabriel, Raphael, Uriel)

Darstellungen der Sieben

Hieronymus Wierix


Literaturverzeichnis

Bunson, Matthew (1996). Angels A to Z: A Who's Who of the Heavenly Host. New York, NY: Crown Trade Paperbacks.Bistum Regensburg: Die heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. https://bistum-regensburg.de/news/heilige-erzengel-michael-gabriel-und-raphael-6283/

Hermann Koneberg: Der heilige Erzengel Michael. Literarisches Institut von Dr. M. Huttler (Michael Seitz) , Augsburg 1891. https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=c9VCwHavZCgC&oi=fnd&pg=PA2&dq=erzengel+michael&ots=oSIOWomD77&sig=oMOv2OUdyDFyrxMxxbvksb1yx4g#v=onepage&q=erzengel%20michael&f=false

Joachim Schäfer: Artikel Engel, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Engel.html, (1. 2. 2022).

Kirschbaum, Engelbert und Wolfgang Braunfels (Hg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Allgemeine Ikonographie A-E, Herder Verlag, 1968 Freiburg, Rom, Wien, Basel.

Wikipedia: Erzengel. https://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel (31.01.22)

Zentralinstitut für Kunstgeschichte: RDK Labor. https://www.rdklabor.de/wiki/Hauptseite.