Erzengel Gabriel

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Erzengel Gabriel. um 1900, Wandgemälde, Pfarrkirche Maria Anzbach, Niederösterreich. Uoaei1 via wikimedia commons. Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Der Erzengel Gabriel gehört zu den von der katholischen Kirche offiziell anerkannten Erzengeln. Sein Name, "Gabriel", bedeutet in der Übersetzung mehrerer Sprachen "Gott ist Kraft" oder auch "Gottes Stärke". Gabriel gilt als Erklärer von Visionen und als Botschafter Gottes und wird daher auch als Verkündigungsengel bezeichnet. Er ist der Überbringer wichtiger Nachrichten und soll die auserwählten Menschen ihrer Bestimmung näher bringen. Der Erzengel ist ein Bote der Gnade und wird oft in Verbindung mit dem Volk Israels gebracht. Außerdem steht der Engel Gott sehr nahe und soll von ihm bevorzugt werden, dennoch ist es umstritten, ob man ihn als vollkommen legitimen Erzengel bezeichnen kann.

Luigi Biagi: The Archangel Gabriel, ca.1650, Öl auf Leinwand, 73.2 x 57.4 cm, Florenz. Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license, via Wikimedia Common.
Matthias Grünewald: Isenheimer Altar, 1512-15-16, 269 cm x 307 cm, Öl auf Holztafel, Museum Unterlinden in Colmar, Ines Ladehof.
Luca Signorelli: The Archangel Gabriel. um 1441 - 1523 , Öl auf Holz, Walters Museum Baltimore USA. Public Domain, via Wikimedia Commons
Giuseppe Torretto: Archangel Gabriel, 1600/1700, Santa Maria degli Scalzi, Cappella Manin Venedig. Didier Descouens via Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

Quellen

In der Bibel wird Gabriel im Buch Daniel des alten Testaments erwähnt, sowie auch im Evangelium nach Lukas des neuen Testaments. Im Buch Daniel (8:16) erscheint er dem Propheten Daniel und deutet dessen Vision vom Widder und Ziegenbock. Er deutet ihm die Offenbarung Gottes und tätigt die Weissagung über die Dauer und Ende des Exils.

„Und siehe, eine Hand rührte mich an und machte, dass ich auf meine Knie und Hände emporwankte. Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann! Höre die Worte, die ich zu dir rede, und steh jetzt an deiner Stelle; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. … Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen“ (Vers 10–12).

Als er von Gott gesandt Daniel erscheint, sinkt dieser auf die Knie, überwältigt von seiner herrlichen Präsenz. Der Engel Gabriel stellt diesen wieder auf die Beine und spricht zu ihm: "Siehe, ich will dir kundtun, was in der letzten Zeit des Zorns geschehen wird; denn es geht auf die bestimmte Zeit des Endes“ (Vers 15–19). Hier wird Gabriels Funktion als Botschafter Gottes deutlich.

„Hast du erkannt, warum ich zu dir gekommen bin? Nun aber kehre ich zurück, um gegen den Fürsten von Persien zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, siehe, dann wird der König von Griechenland kommen“ (Daniel, 10,20). Der Erzengel wird im alten Testament außerdem als der Engel beschrieben, der sich für das Volk Israel gegen die Engel stellt, welche über den anderen Völker stehen und wird neben dem Erzengel Michael als Wächter von Israel bezeichnet.

Im Neuen Testament berichtet das Lukasevangelium von der Verkündigung des Johannes. Gabriel erscheint dem Priester Zacharias (Vater des Johannes) während eines Räucheropfers im Tempel zu Jerusalem und kündigt ihm die Geburt eines Sohnes, dem späteren Täufer Johannes, an (Lukas 19:19). Dieser erschrickt bei seinem Anblick:

„Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört. Elisabeth, dein Weib, wird einen Sohn gebären, den sollst du Johannes nennen. Du wirst Freude und Wonne an ihm haben, und viele werden über seine Geburt frohlocken. Denn er wird groß sein vor dem Herrn…" (Luk 1,11–13). Hier gibt sich Gabriel offiziell zu erkennen und kündigt seine Aufgabe an: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, dir diese frohe Botschaft zu bringen. Und siehe, du wirst stumm sein bis auf den Tag, da diese geschehen wird, darum, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast“ (Luk 1,19).

Die bekannteste Verkündigung Gabriels ist die der Geburt Jesu (Luk 1:26-38). Während Elisabeth, Zacharias Frau, im sechsten Monat schwanger ist, erscheint der Erzengel der Jungfrau Maria in Nazareth:

"Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben" (Luk 30-33). Nach der anfänglichen Angst, willigt Maria in diese Aufgabe ein und nimmt den Segen des heiligen Geistes entgegen. Neben Maria erscheint Gabriel auch Josef, um ihn von seinen Zweifeln abzubringen.

Des weiteren stellt sich Gabriel auch als der Engel heraus, welcher den rastenden Hirten auf ihrer Reise zum heiligen Christkind erscheint und diese nach Betlehem leitet.

Leben und Wirken

Der Engel ist ein Engel der Verkündigung, der Auferstehung und der Gnade, Gabriels Status als Erzengel ist bis heute umstritten. In der Bibel wird Gabriel nicht explizit als Erzengel bezeichnet, sondern nur im Äthiopischen Henoch Buch. Da er nach christlicher und jüdischer Auffassung auch den Cherubim und Seraphim übergeordnet gedeutet werden kann, erkennt die christliche Kirche ihn als Erzengel an. Gabriels Geschlecht ist außerdem uneindeutig. Vereinzelt wird er als Frau angesehen und entsprechend dargestellt.

Gabriel ist ein bekanntes Mitglied des Posaunenchors, welches spielt, wenn das Jüngste Gericht seine Verhandlungen abhält. Daher wird er üblicherweise u.a. mit einer Posaune dargestellt. Seine Hauptfunktion ist die der Überbringung von Nachrichten und das Erklären von Visionen. Als Verkünder der Geburt Jesu, steht der Engel unter anderem für die Geburt und Hoffnung. Eine weitere seiner Aufgaben soll sein, die ungeborenen Seelen von Babys durch die Schwangerschaft bis hin zur ihrer Geburt zu begleiten. Der Bereich zwischen Nase und Mund wird auch "Gabriele" bezeichnet, da der Engel dort die Kinder berühre.

Sein Gedenktag ist am 29. September (röm.-kath.: „Erzengel-Fest hl. Michael, hl. Gabriel, hl. Rafael“; evangelisch: „Tag des Erzengels Michael und aller Engel“). In der Theologie der Mormonen hat sich der Erzengel Gabriel in Noah, dem Erbauer der Arche, verkörpert.

Als die wichtigsten Figuren in der Geschichte Gabriels lassen sich die Jungfrau Maria, Jesus Christus, der Prophet Daniel und Zacharias (Vater des Johannes) nennen. Neben Gabriel sind der Erzengel Michael sowie der Erzengel Raphael anerkannte Erzengel.

Bildtraditionen

Attribute

Die prominentesten und häufigsten Attribute Gabriels verweisen alle auf seine Existenz als Engel und seine Aufgaben der Verkündigung und Kundgebung. Mit dem Attribut der Lilie wird er vor allem bei der Verkündigung der Maria dargestellt. Sie soll als Symbol für Reinheit und Unschuld stehen und auf Marias Jungfräulichkeit hinweisen. Die Darstellung der Attribute der Feder oder Schriftrolle sollen vor allem die hohe Bildung und göttliche Dienerschaft zeigen. Das Attribut der Posaune verweist auf seine Mitgliedschaft im Posaunenchor und ist ein gängiges Symbol für alle Engel. Zusätzlich wird Gabriel häufig mit erhobenen Zeigefinger dargestellt, als angelus interpres. Auch sind der Spiegel, sowie die Laterne Attribute des Erzengels, kommen jedoch seltener als die anderen vor. Diese sollen ihn als Seher markieren und seine erhellenden Botschaften darstellen.

Darstellungsmotive

Am häufigsten wird der Erzengel Gabriel androgyn, als Mann mit weiblichen Zügen und Merkmalen, dargestellt. Seine Flügel, der meist blonde Lockenkopf und ein Heiligenschein sind außerdem ausschlaggebend. Oft trägt er ein langes, weißes Gewand mit rötlichen Tönen. In szenischen Darstellungen wird der Erzengel vor allem auf Marienbildern in der christlichen Kunst dargestellt. Meistens zeigen diese Darstellungen den Engel und die Jungfrau Maria in einer bestimmten Pose in einem Innenraum. Seine Flügel sind hier in einem gräulichen Lila gehalten und sind weit aufgespannt.

Sein Attribut der Lilie ist auf allen drei Beispielgemälden zu erkennen. Das Wandgemälde aus Anzbach zeigt Gabriel in einer Ganzkörper-Perspektive, schwebend in einem unbestimmten Umfeld. Sein Oberkörper ist von einem weißen Gewand, ähnlich einer Toga, bedeckt. Ab der Hüfte umfließt ihn ein dunkelgrünes Gewand, welches von einem goldenen Pallium, das seine Schultern schmückt, gehalten wird. Der Erzengel wird hier mit seinem typischen Attribut, der Lilie, dargestellt. Außerdem hat er gemäß dem angelus interpres an seiner rechten Hand zwei Finger gehoben, eine segnende Geste. Der goldene Heiligenschein sowie sein unter seinen Füßen geschriebener Name, deuten eindeutig auf seine Figur hin.

Die Einzeldarstellung von Biagi zeigt Gabriel mit erhobenen Zeigefinger und der Lilie, sein Kopf ist leicht geneigt. Sein Gesicht ist androgyn gehalten, seine bräunlichen Haare weisen gemäß traditioneller Darstellungen Locken auf. Die Flügel des Erzengels sind weiß und er trägt ein braunes Gewand mit einem dunkelgrünen Umgang.

Signorellis Gemälde ist nur ein Ausschnitt aus einem größeren Verkündigungsgemälde. Auch hier ist Gabriel mit blonden Locken dargestellt. Seine Flügel sind allerdings am oberen Rand golden und darunter gräulich. Er trägt ein rotes Gewand mit einem weißen Unterhemd und hat seinen Blick auf die hier nicht zu sehende Maria gerichtet.

Die Verkündigung von Grünewald zeigt den Engel und Maria in einem geschlossenen, kirchenähnlichen Raum. Gabriel schwebt über dem mosaikartigen Boden, gekleidet in ein gelbes Gewand mit purpurnem Umhang. Auch hier hat er einen Finger erhoben und segnet Maria. In seiner linken Hand hält er einen goldenen Stab. Seine Flügel sind in schwarz und rot gehalten. Die Jungfrau Maria ist leicht zurückgelehnt, hat die Hände in einer betenden Gestik und ist in ein dunkles Kleid gehüllt. Der heilige Geist erscheint über ihr in der typischen Form einer Taube. Der rote Vorhang ist hier zur Seite geschoben und ermöglicht den BetrachterInnen den Blick auf das Geschehen.

Quellen- / Literaturverzeichnis

Alavi, Varis: Gabriel and Lucifer. (Translated by Riyaz Latif and Muhammad Umar Memon), Annual of Urdu Studies, vol. 20, 2005.

Bistum Regensburg: Heilige Erzengel: Michael, Gabriel und Raphael. URL: https://bistum-regensburg.de/news/heilige-erzengel-michael-gabriel-und-raphael-6283/ (30.01.22).

Bunson, Matthew: Angels A to Z: A Who's Who of the Heavenly Host. New York, NY Crown Trade Paperbacks 1996.

Klein, Hans und Rösel, Christoph: Gabriel, In: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet. März 2009, URL: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/18798/ (30.01.22).

Schäfer, Joachim: Artikel Raphael, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. URL: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienR/Raphael.htm (17. 1. 2022).

Nardelli F, Livingston A: Gabriel the Archangel. 1931, https://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&db=mzh&AN=1931001205&site=ehost-live (14.11.2021).

Wikipedia: Erzengel Gabriel. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel_Gabriel (30.01.22).