Eilhart von Oberg - Tristrant und Isalde

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Hauptartikel: Die mittelhochdeutsche Bearbeitung der Tristansage

Hört man "Tristan" so denkt man sofort an Gottfried von Straßburg. Doch schon vor Gottfrieds Roman gab es die Geschichte von Tristan in deutscher Sprache. Einige Jahre vor Gottfried schrieb ein gewisser Eilhart von Oberg "Tristrant und Isalde" und beeinflusst damit viele Autoren der folgenden Jahrhunderte. Heute wird das Werk trotz seiner Bedeutung viel weniger beachtet als Gottfrieds "Tristan".


Der Autor

Über die Herkunft Eilharts von Oberg sind nur bruchstückhafte Informationen überliefert. Die Urkunden erwähnen einen Eilhardus de Oberch, welcher zwischen 1189 und 1209 in dem Dorf Oberg bei Braunschweig gelebt haben soll[Tomasek 2007]. Vermutlich war er ein klerikal gebildeter Beamter am Hofe Heinrichs des Löwen, der im 12. Jahrhundert ein literarisches Zentrum Mitteleuropas war. Einen Überblick über die älteren Forschungsdiskussionen bietet [Bumke 1979].

Überlieferung[1]

"Tristrant und Isalde" ist das einzige überlieferte Werk Eilharts'. Aus dem 13. und frühen 13. Jahrhundert existieren drei Fragmente: Fragment Rd aus Donaueschingen, das Stargarder Fragment (ST) sowie das Magdeburger Fragment (M). Aus Kärnten stammt ein viertes, wohl im späten 13. Jahrhundert entstandenes Fragment (SP). Die vollständige Fassung wird in zwei Handschriften aus dem 15. Jahrhundert überliefert, die jedoch voneinander abweichen:[2] Handschrift H aus Heidelberg und Handschrift D aus Dresden. Der dritte Teil der Geschichte ist in der Berliner Handschrift B enthalten.

Einflüsse

Quelle für Eilhart, welcher er sachlich wahrscheinlich sehr stark folgte, war vermutlich die "Estoire".[Schröder/Wolff 1980: 413] Für die Estoire-Version hingegen kommen zum einen natürlich Einflüsse aus dem keltischen bzw. angelsächsischen Raum in Betracht. Ein Anhaltspunkt dafür sind die keltischen Namen der Hauptfiguren (Tristrant, Brangäne, Marke, Isolde). Die ebenfalls kursierende Theorie, die Handlung gründe sich letztendlich auf orientalische Epen, ist nicht belegt [Tomasek 2007: 268 ff]. Vielmehr gründet die von Eilhart aufgezeichnete Version vermutlich auf eine französische Versdichtung. Mehrere Episoden des Tristan-Stoffes tauchen z.B. in französischen Episodengedichten auf. Die bekannteste Verfasserin solcher Episodengedichte ist die vom französischen Königshof geforderte Dichterin Marie de France, welche in ihren Werken bereits ein Rückkehrabenteuer schildert, das dem bei Tristan sehr ähnlich ist. Darüber hinaus weiß man von dem anonymen Werk "Folie Tristan", für welches mehrere Versionen existieren [Tomasek 2007].

Inhalt

Im Folgenden soll ein kurzer Einblick in den Inhalt des Werkes gegeben werden. Er richtet sich nach Handschrift D. Für eine aktuelle (Stand:2020) und detailliertere Inhaltsangabe siehe hier.

Vorrede

In der Vorrede wendet sich Eilhart an seine Leser. Zunächst bittet er nicht nur um die Aufmerksamkeit des Publikums, sondern auch keine Vorurteile zu hegen oder zu schnelle Urteile zu fällen. Der Leser soll sich auf die Geschichte einlassen und alle "boßhait" (V. 18) von sich streifen. Außerdem betont er, wie stillschweigend seine Leserschaft die Geschichte aufnehmen solle- der Erzähler will nicht gestört werden und wer kein Vergnügen dabei verspürt, "ist an tugend blind" (V. 26). Erst nachdem er mehrfach betont hat, wie sehr sich die Leser darauf einlassen sollten, kündigt der Erzähler an, die "rechte warhait" (V.36) über Tristrant zu erzählen.

Von Tristrants Geburt und Erziehung, sowie seiner Fahrt an den Hof Markes und seinen Kampf mit Morolt

Marke, König von Cornwall, sucht in seinem Krieg gegen den König von Schottland und Iberne Verbündete. Riwalin von Lohnois liebt Markes Schwester Blancheflur. Um ihre Liebe zu gewinnen, unterstützt er Marke und ist erfolgreich. Blancheflur gibt sich Riwalin hin und beschließt, ihm nach Lohnois zu folgen. Während der Überfahrt zum Festland setzen die Wehen der bereits Schwangeren ein und sie stirbt nach langem Kampf. Aus dem Leib der Toten schneiden Helfer einen lebenden Jungen. Er erhält den Namen Tristrant und wird von da an von einer Amme großgezogen. Später wird Kurneval der Erzieher und bringt Tristrant alle Regeln des höfischen Lebens bei. Als Jungendlicher begibt sich Tristrant auf eine Bildungsreise und kommt dabei in das Land Markes. Er bittet seine Begleiter, nichts von seiner Herkunft zu offenbaren. Unerkannt wird er daraufhin von Marke am Hofe aufgenommen und dem Truchseß Tinas von Litan empfohlen. Kurz nach Tristrants Ankunft kommt Morolt, ein Verwandter des irischen Königs nach Cornwall. Er fordert von Marke Tribut und ist bereit, seinen Anspruch im Zweikampf zu verteidigen. Als alle heimischen Adligen sich zieren, lässt Tristrant sich zum Ritter schlagen und stellt sich Morolt. Als Kampfesort wird eine Insel bestimmt. Im Gefecht wird Tristrant von Morolts vergifteter Lanze verletzt. Doch Tristrant gelingt es, Morolt so zu verwunden, dass er auf der Heimfahrt nach Irland stirbt. Dabei bleibt ein Splitter von Tristrants Schwert in Morolts Schädel stecken. Aus Vergeltung befiehlt der irische König daraufhin, jeden, der aus Cornwall nach Irland kommt, zu töten.

Tristrants Fahrten nach Irland

Durch die Wunde fällt Tristrant in tiefe Leiden. Als eine Rettung unmöglich scheint und die stinkende Wunde eine immer schlimmere Belastung für die Leute darstellt, setzt Tristrant Kurneval als seinen Erben ein und lässt sich dann mit Schwert und Harfe auf das Meer hinaustreiben, um dort zu sterben. Durch einen Sturm wird das Boot an die Küste Irlands getrieben. Tristrant wird entdeckt und zum König gebracht, dem er sich als Spielmann und Kaufmann namens Pro vorstellt. Der König veranlasst daraufhin seine Tochter Isalde, Tristrant zu heilen. Während seiner Genesung bekommt Tristrant Isalde nie zu Gesicht. Als er gesund ist, dankt Tristrant den Iren und hilft, eine Hungersnot zu überstehen. Er fährt nach England, um dort Korn zu kaufen, das er auf Schiffen nach Irland sendet. Tristrant selbst kehrt nach Cornwall zurück, wo er von Marke voller Freude in Empfang genommen wird. Aus Zuneigung erklärt sich Marke bereit, auf eine Heirat verzichten zu wollen und Tristrant als seinen alleinigen Erben einsetzen zu wollen. Die Folgen dieser Entscheidung sind Missgunst und Hass des Hofes auf Tristrant. Als der Druck auf Marke, eine Frau zu heiraten, immer stärker wird, nimmt dieser ein blondes Frauenhaar in die Hand und erklärt, nur die Frau heiraten zu wollen, der dieses Haar gehört. Verwandte des Königs machen daraufhin Tristrant für diese Ausrede verantwortlich und so verlangt dieser, sich selbst auf die Suche nach der Frau machen zu können. Er bekommt ein gute Ausrüstung, ein Schiff und viele Begleiter, mit denen er ziellos in See sticht. Und wieder wirft ein Sturm das Schiff an die Küste Irlands. Den Marschall, den der wütende König von Irland schickt, um die gesamte Schiffbesatzung köpfen zu lassen, besticht Tristrant mit einem goldenen Becher. Er erklärt, Tantris zu heißen und Führer einer englischen Handelsflotte zu sein, die Irland mit Nahrung versorgen solle. Während Tristrant und seine Begleiter auf die Reaktion des Königs warten, hört Tristrant, dass das Land seit längerem von einem Drachen heimgesucht und verwüstet werde. Der Bezwinger des Drachen, so hatte hat der König versprochen, werde seine Tochter Isalde bekommen. Tristrant sucht den Drachen daraufhin und bezwingt ihn. Als Beweis seines Sieges schneidet er dem Tier seine Zunge heraus und schiebt sie unter seine Rüstung. Dann fällt er erschöpft und benebelt durch den giftigen Geruch der Zunge in Ohnmacht.

Kurz darauf findet der Truchseß des irischen Königs den Drachen. Er gibt sich selbst als Bezwinger aus und verlangt als Preis Isalde. Diese glaubt jedoch nicht, dass der als feige bekannte Truchseß wirklich der Drachenbesieger ist. Sie verlangt vom Vater einen Aufschub der Heirat und findet Tristrant, der sich als wahrer Drachenbezwinger herausstellt. Als sie ihn gesundpflegt entdeckt sie an seinem Schwert die Scharte, deren Splitter im Kopf Morolts steckte und den sie aufbewahrt hatte. Sie will Tristrant ihrem Vater verraten, doch Brangene erinnert sie an die Bedeutung Tristrants für die Abweisung des Truchseß'. Anstatt nun Tristrant zu verraten, erklärt sie ihrem Vater den echten Drachentöter gefunden zu haben. Mithilfe der Zunge des Drachen wird im folgenden Gerichtsverfahren die Behauptung Isoldes bewiesen.

Der Liebestrank, Brangene und Tristrants und Isoldes Kampf um die Liebe

Da Tristrant glaubt, für eine Heirat zu jung zu sein, wirbt er beim irischen König für Marke. Die Werbung wird angenommen und man beschließt, möglichst bald nach Cornwall zu reisen. Vor der Abreise übergibt die Mutter Isaldes der Hofdame Brangene einen Liebestrank. Wer den Trank zu sich nimmt, ist vier Jahre in Liebeszwang miteinander verbunden. Sollten die Liebenden in dieser Zeit eine Woche lang nicht zusammen sein, müssen sie sterben. Die Mutter beauftragt Brangene dafür zu sorgen, dass Isalde und Marke den Trank vor der Hochzeitsnacht zu sich nehmen. Doch während der Reise nehmen Tristrant und Isalde versehentlich von dem Trank etwas zu sich und beginnen gegen ihren Willen, sich zu lieben. Beide leiden stark und erkennen die Ursache dafür nicht. Dann entdeckt Brangene die Ursache und schafft es, unterstützt von Kurneval, die Liebenden zusammenzubringen, die dann bis zum Ende der Fahrt ihr Glück genießen könne. Isalde verliert in dieser Zeit ihre Jungfernschaft und muss deshalb für die Hochzeitsnacht einen Weg finden, Marke zu betrügen. Sie bittet die mittlerweile wegen ihrer Unachtsamkeit vom schlechten Gewissen geplagte Brangene, sich in der Nacht vor ihr in das Bett Markes zu begeben und mit ihm zu schlafen. Nach langem Zögern erklärt sich Brangene dazu bereit und Isalde und Tristrant können eine schöne Nacht genießen. Die Liebesbeziehung der beiden bleibt über ein Jahr lang ergiebig und unbemerkt. Isalde macht jedoch zunehmend zu schaffen, dass es mit Brangene eine Mitwisserin der Liebe gibt. Sie beschließt, Brangene zu ermorden, doch die beiden damit beauftragten Ritter bekommen Mitleid mit der Hofdame. Sie verschonen Brangene, diese kommt zum Hof zurück und versöhnt sich mit Isalde. Auch Tristrant hat Probleme. Seine Neider, vor allem Markes Neffe Antret, machen Marke so argwöhnisch, dass er nach einer Umarmung Tristrants mit Isalde Tristrant in großer Wut vom Hofe weist. Sofort setzen bei den beiden starke Liebesqualen ein, die durch die von Brangene arrangierten Treffen unter der Linde des Baumgartens gelindert werden. Marke argwöhnt auch hier und steigt mithilfe eines Zwerges auf die Linde, um die Liebenden in flagranti zu erwischen. Doch Tristrant erkennt in der Quelle im Mondschein den Schatten Markes und warnt Isalde heimlich. Die Beiden eröffnen daraufhin ein Wortgefecht, in welchem Isalde große Wut auf Tristrant vorspielt und dieser seinerseits davon spricht, sich bald aus Cornwall verabschieden zu wollen. Daraufhin schenkt Marke Tristrant wieder volles Vertrauen und schimpft über seine neidischen Höflinge. Doch der Zwerg erlangt bald wieder die Gunst des Königs und bringt diesen dazu, Tristrant und Isalde ein weiteres Mal auf die Probe zu stellen. So gibt Marke vor, Tristrant auf eine siebentägige Reise zu schicken, in der Annahme, Tristrant würde in der Nacht vorher sicherlich zu Isalde kommen. Um Tristrant zu entlarven, streut der Zwerg Mehl in den Zwischenraum der Betten und legt sich selbst unter das Bett. Vor die Türen stellen sich weitere Personen, um auf ein Zeichen des Zwerges hin Tristrant zu überwältigen. Tristrant entdeckt zwar das Mehl, doch er springt zu Isalde hinüber. Dabei bricht seine Wunde auf, er berührt den Boden und ist verraten. Marke verurteilt Tristrant zum Tod durch Rädern, Isalde zum Tod durch Verbrennen.

Verurteilung, Flucht und Waldleben

Nachdem Tinas sich erfolglos bei Marke für Tristrant eingesetzt hat, befreit er seinen Freund, indem er ihm die Fesseln zerschneidet und Tristrant so die Möglichkeit gibt, seinen Bewachern zu entkommen. Mit dem vor der Burg wartenden Kurneval reitet Tristrant zu dem Platz, an welchem Isalde verbrannt werden soll. Die mit Zweigen getarnten Gefährten bekommen mit, wie der von Zorn über die Flucht Tristrants erfüllte Marke Isalde einem aussätzigen Herzog übergibt, der zuvor versprochen hatte, sie allen seinen Kranken zu übergeben und ihr so ein schmähliches Ende zu bereiten. Tristrant und Kurvenal töten jedoch den Herzog und befreien Isalde. Als Marke das erfährt, befiehlt er, Tristrants Jagdhund Utant aufzuhängen. Der damit beauftragte Knappe bekommt jedoch Mitleid mit dem Hund und lässt das Tier frei. Es folgt den Flüchtigen, sodass diese eine Zeit lang glauben, Marke verfolge sie. Als klar wird, dass es nur ein Hund ist, sind alle beruhigt und gelangen immer tiefer in den Wald. Dort bauen sie bald aus Ästen und Laub eine Hütte, in der sie zwei entbehrungsreiche, aber von Liebe erfüllte Jahre verbringen. Trotz aller Idylle ist Tristrant immer vorsichtig und legt jede Nacht ein Schwert zwischen sich und Isalde. Als ein Jäger Markes zufällig das Lager entdeckt und es seinem Herren zeigt, ist dieser sehr gerührt. Er tut den Beiden nichts, vertauscht Tristrants Schwert gegen das seine und legt einen Handschuh auf Isalde. Als die Liebenden das Zeichen am Morgen sehen, wissen sie, dass sie entdeckt worden sind und reiten tiefer in den Wald. Sie gelangen zum Klausner Ugrim, dem Beichtvater von Marke. Auch Tristrant will bei ihm beichten, doch seiner Forderung, sich von Isalde zu trennen, kann Tristrant nicht nachkommen, da der Liebestrank immer noch wirkt. Ugrim vermittelt daraufhin zwischen Marke und Isalde, es kommt zur Aussöhnung zwischen Gatte und Gattin. Tristrant wird jedoch von Marke aus seinem Reich verbannt, er lässt nur seinen Hund für Isalde zurück.

Tristrant bei König Artus, das erste Wiederkehrabenteuer und der Besuch bei König Havelin

Tristrant besucht kurz König Ganoje und begibt sich dann an den Hof von König Artus. Dort vollbringt er viele Heldentaten. Er trifft zudem Walwan, der in der folgenden Zeit sein Freund wird und Tristrant helfen will, Isalde wiederzusehen. Vorher schwört Tristrant, einer im Namen seiner Herrin ausgesprochenen Beschwörung jederzeit zu folgen. Dann organisiert Walwan einen Jagdausflug der Artusritter und zögert diesen solange hinaus, dass die Männer bei König Marke übernachten müssen. Dieser traut den Rittern nicht und stellt Wolffallen auf, an denen sich Tristrant, als er zu Isalde will, verletzt und stark zu bluten beginnt. Um ihn zu schützen, schneiden sich daraufhin alle anderen Ritter auch an ihren Klingen, mit der Unterstützung von König Artus. Bald darauf verlässt Tristrant den Hof von Artus und kommt in das Land des Königs Havelin. Dieser befindet sich im Krieg mit seinem Dienstmann Riol, weil er ihm die Hand seiner Tochter verweigert hat. Tristrant bietet seine Hilfe an und besiegt Riol im Zweikampf. Der Krieg endet in großem Ruhm für Havelin. In dieser Zeit lernt Tristrant in Havelins Sohn Kehenis einen neuen Freund kennen und trifft auch die Tochter Havelins, Isalde. Dann schlägt Kehenis seinem Freund vor, Isalde zu heiraten. Tristrant stimmt zu, wirbt um Isalde II und heiratet sie. In Erinnerung an seine Geliebte vollzieht Tristrant die Ehe jedoch nicht und Isalde bleibt ein ganzes Jahr unberührt.

Zweites und drittes Wiederkehrabenteurer und Kehenis und Gariole

Auf einem Ausflug erfährt Kehenis, dass seine Schwester immer noch unberührt ist und will deshalb Tristrant ermorden. In einem Wortgefecht erzählt dieser Kehenis daraufhin von Isalde, lobt ihre außergewöhnliche Schönheit und schlägt vor, Kehenis Isalde zu zeigen. Zusammen gelangen sie zu Tinas von Litan, der Isalde bittet, Marke auf einen Jagdausflug zu schicken und alleine am Hof zurückzubleiben. So gelangen beide zu Isalde, deren Schönheit Kehenis blendet und ihn besänftigt. Auch hat sich dieser in eine Freundin Isaldes, Gymele verliebt, die ihn während der Nacht betrügt, indem sie ihm ein Kissen unter den Kopf schiebt, das jeden der sich darauf legt sofort in tiefen Schlaf fallen lässt. Tristrant und Isalde verbringen indessen eine lange Liebesnacht. An nächsten Tag zieht Kehenis verspottet und beschämt ab. Unterdessen treffen Kurneval und Tristrants Knappen zufällig auf Pleherin, einen Gefolgsmann Markes. Dieser glaubt, Tristrant zu erkennen und verfolgt die Truppe. Außer einem Pferd kann er den Flüchtenden jedoch nichts abnehmen. Er berichtet Isalde von der Feigheit Tristrants, die sich deshalb so schämt, dass sie ihn, als er sich rechtfertigen will, vom Hofe prügeln lässt. Das wiederum erzürnt Tristrant, er kehrt nach Hause zurück, macht Isalde II endgültig zu seiner Frau und nimmt sich auf den Rat Kurnevals hin vor, Isalde mindestens ein Jahr lang zu meiden. Diese bereut sehr schnell ihr Verhalten und will Tristrant zur Vergebung bringen, der sich damit einverstanden erklärt, jedoch erst nach einem Jahr. Nach Ablauf dieser Zeit begeben sich Tristrant und Kurvenal als Priester verkleidet nach Cornwall und durch Vermittlung Tinas kommt es zur Wiedervereinigung Tristrants und Isaldes vor dem Dornbusch. Am nächsten Tag trifft Tristrant zufällig auf ein Lager Markes, wird erkannt und von einem Freund durch Schwören auf den Namen der Königin dazu gezwungen, an den Kampfspielen teilzunehmen. Bei diesen ist er wie immer allen überlegen, doch dann zerreißt sein graues Gewand. Seine roten Kleider werden sichtbar und er wird erkannt. Durch schnelle Reaktion gelingt es Tristrant jedoch zu entkommen. Währenddessen erinnert sich die vom eifersüchtigen Gatten Nampetenis gefangen gehaltene schöne Gariole an ihre Jugendliebe Kehenis, der in Abwesenheit Nampetenis' zu ihr reitet und Liebeserfüllung erbittet. Um das zu schaffen, stellt Gariole Wachsabdrücke ihrer Schlüssel her, mithilfe derer Tristrant Nachschlüssel erstellen lässt.

Viertes und fünftes Wiederkehrabenteuer sowie zweite Begegnung Kehenis' und Garioles

Tristrants Vater stirbt, doch Tristrant will in Karahes bleiben und die Regentschaft seines väterlichen Landes Kurneval übertragen. Vorher drängt es ihn jedoch, ein letztes Mal Isalde zu sehen. Als Spielmänner verkleidet gehen Kurneval und Tristrant nach Cornwall. Durch abermalige Vermittlung Tinas gelingt eine Vereinigung Tristrants und Isaldes im Baumgarten. Der Zwerg Antret entdeckt die Liebenden und Tristrant muss ohne Waffen fliehen. Um ihn zu fangen, lässt Marke alle Wege sperren, doch durch eine List Isaldes schafft es Tristrant, das Land zu verlassen. Nachdem er dann zwei Jahre im väterlichen Reich verbracht und Kurneval zum Regenten gemacht hat, wird Tristrant ein weiteres Mal in einen Krieg mit dem alten Gegner Karahes, Riol von Nates, verwickelt. Auch diesmal siegt er, wird jedoch durch einen Steinwurf so stark verwundet, dass sich sein Aussehen völlig verändert. So ergibt sich für ihn die Möglichkeit wieder nach Cornwall zu seiner Geliebten zu reisen. Als Spielmann verkleidet täuscht er alle Höflinge und verbringt mit Isalde drei Wochen voller Liebe. Wieder werden sie jedoch entdeckt, wieder gelingt es Tristrant, unverletzt zu entkommen und nach Karahes zurückzukehren. Von dort begibt sich Tristrant mit Kehenis zu Gariole und ermöglicht den beiden die Erfüllung ihrer Liebe. Nampetenis entdeckt, als er wieder in seiner Burg ist, Anzeichen, dass sich Tristrant und Kehenis bei Gariole aufgehalten haben. Eingeschüchtert gesteht seine Gattin ihre Taten und Nampetenis nimmt die Verfolgung der beiden auf. Er holt sie ein und es entwickelt sich ein Kampf, in dessen Verlauf Kehenis getötet und Tristrant von zwei vergifteten Speeren getroffen wird. In der Annahme, er sei tot, lässt ihn Nampetenis auf dem Schlachtfeld liegen.

Tod der Liebenden Tristrant und Isalde

Trotz seiner Verletzung schafft es Tristrant nach Karahes zurückzukehren und seinen Freund Kehenis zu bestatten. Die Verletzung setzt ihm stark zu und er erkennt, dass allein Isalde helfen kann. Ein Bote wird zu ihr geschickt, um sie um Hilfe zu bieten. Um den Daheimgebliebenen möglichst schnell Klarheit zu verschaffen wird vereinbart, im Falle eines Erfolgs des Boten weiße, im Falle einer Ablehnung schwarze Segel aufzuziehen. Als Isalde die Nachricht von Tristrants Zustand erhält, macht sie sich sofort auf die Reise. Aus Eifersucht betrügt Isalde II Tristrant und sagt ihm, die Segel wären schwarz. Daraufhin stirbt Tristrant. Isalde wird von Todesgeläut begrüßt, begibt sich sofort in die Kirche, in welcher der Leichnam Tristrants aufbewahrt ist, legt sich auf ihn und stirbt ebenfalls. Der seiner Gattin gefolgte Marke erfährt in Karahes zum ersten Mal von dem Liebestrank. Daraufhin verzeiht er beiden, lässt sie in einem Grab bestatten und pflanzt einen Wein- und einen Rebstock. Beide Pflanzen wachsen so, dass sie sich unlösbar aneinander binden. Sie sind Zeichen für die unsterbliche Liebe Tristrants und Isaldes.

Sprache

Dass Eilharts Roman in der Frühphase mitteldeutscher Literatur entstanden ist, zeigt seine Sprache. So wirkt die ganze Erzählung und insbesondere die Verse altertümlich.[Wehrli 1980:257] Auch wenn sich durchaus literarische Stilmittel, etwa Stichomythien und Hemistichomythien finden, ist die Sprache etwa im Gegensatz zum "Tristan" von Gottfried von Straßburg mündlich konzeptioniert.[3] Gefühle werden offen zum Ausdruck gebracht und es finden sich viele Übertreibungen und Derbheiten in Eilharts Text.[Schröder/Wolff 1980] Eine sehr detaillierte Untersuchung zur Sprache liefert Gierach.[Gierach 1908]

Themen

1.Heldentum

Im Gegensatz zu Gottfried von Straßburg und Der Tristan des Thomas legt Eilhart von Oberg viel Wert auf die Darstellung des mannhaften Rittertums und stellt Tristrant in ein Reihe mit den Helden der germanischen Epik, Dietrich von Bern und Hildebrand.[4] Dabei benutzt er typische Formulierungen, die sich auch in anderen Werken des 13. Jahrhunderts wiederfinden, etwa dem "Rolandslied" oder der "Kaiserchronik". So werden der Zweikampf zwischen Tristrant und Morolt als härtester Zweikampf der je ausgefochten wurde, die Schlacht von Karahes als härteste Feldschlacht, die je eine Menschenmenge sah, beschrieben. Neben der klassischen Intention solcher Darstellungen (Zeigen des Idealbildes eines Menschen für adliges Publikum) kann es auch sein, dass der Autor durch die Betonung der heroischen Tapferkeit und des Heldentums seinen als großen Heerführer bekannten Auftraggeber Heinrich den Löwen huldigen wollte.[Buschinger 2004: XVI]

2.Der Liebestrank

Der Liebestrank bestimmt die Konzeption von "Tristrant und Isalde" und teilt das Werk in zwei Hälften.[Tomasek 2007: 265] Das liegt daran, dass Eilhart die Wirkung das Trankes im Gegensatz zu Gottfried von Straßburg anders beschreibt. Nach der Einnahme sind die beiden vier Jahre lang so stark miteinander verbunden, dass sie keinen Tag ohne den anderen verbringen können. Im Falle eine Trennung würden sie krank werden und sterben. In dieser Phase des Romans bestimmen die unbesonnene Liebe und die blinde Leidenschaft alle Handlungen Tristrants und Isaldes. Im zweiten Teil, der mit der Waldlebenepisode beginnt, sind die vier Jahre vorüber. Die Wirkung des Trankes bleibt bestehen, allerdings lässt sie nach. Tristrant und Isalde sind fähig, ihre Liebe kritisch zu betrachten, bereuen sie und trennen sich.[Tomasek 2007: 266] Später kann Tristrant sogar wieder heiraten. Da der Trank jedoch weiter wirkt, leben beide nicht glücklich und es kommt zu dem tragischen Ende.

3.Verhältnis Liebe/Tod

Eilhart stellt die Liebe als etwas Verbindendes, Glückliches dar, was im Falle des Zusammenseins der Liebenden Leiden lindert. Im Falle der Trennung entstehen jedoch Leiden und innerhalb der ersten vier Jahre nach der Einnahme des Liebestranks ist die Liebe sogar tödlich. Es kann daher gesagt werden, dass der große Konflikt der Figuren bei Eilhart ist, entweder der Liebe nachzugeben oder den Tod zu finden. Dadurch kann man auch sagen, dass die Liebe der Untergang ist.

Fazit und Bedeutung

Welche Bedeutung hat Eilharts Roman nun? Ganz unbestreitbar war Eilhart derjenige, der als erster den Tristanstoff in Deutschland verbreitet hat.[Buschinger/Spiewok 1993: XV]. Zwar hatte er wohl wenig Einfluss auf Gottfrieds "Tristan und Isalde"[5] Allerdings war er Vorlage für den weiter verbreiteten, Ende des 15. Jahrhunderts entstandenen Prosaroman Tristant und Isalde, für die Gottfried Fortsetzungen von Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg und für den sogenannten tschechischen Tristrant[Huber 2000:18]. Eilhart von Oberberg "bietet den vergleichsweise besten Einblick in den Handlungsverlauf eines Tristanromans in der vor-thomaschen Stufe".[Tomasek 2007: 261]

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Nach [Buschinger 2004: X].
  2. Zu den Unterschieden und der Problematik beim Übertragen siehe [Buschinger 2004: XIff.].
  3. Vgl. dazu Ausführungen bei [Wolf 1989: 57f.] und [Schausten 1999: 118ff.]
  4. Vgl.: [Mikasch-Köthner 1991:40]
  5. Gottfried orientierte sich vermutlich stark an Thomas von England. Siehe dazu auch den Artikel Stoffgeschichte des Tristanromans


Literatur

  • [*Backes 2002]Backes, Martin: Aus der Feder eines Klerikers? Ein neuer Vorschlag zu Eilharts Tristrant, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch im Auftrage der Görres-Gesellschaft 43, Berlin 2002, S. 373-380.
  • [*Bumke 1979]Bumke, Joachim: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150 - 1300, München 1979.
  • [*Buschinger/Spiewok 1993]Buschinger, Danielle/ Spiewok, Wolfgang: Einleitung zu Eilhart von Oberberg: Tristrant und Isalde, Greifswald 1993, VII-XXIII.
  • [*Buschinger 2004] Buschinger, Danielle: Einleitung zu Eilhart von Oberberg: Tristrant und Isalde, Berlin 2004 (Berliner sprachwissenschaftliche Studien 4), IX-XXX.
  • [*Gierach 1908]Gierach, Erich: Zur Sprache von Eilharts Tristrant : Lautlehre, Formenlehre und Wortschatz nach den Reimen; Mit einem Anhang zur literarischen Stellung Eilharts;## Prag 1908.
  • [*Huber 2000]Huber, Christoph: Gottfried von Straßburg: Tristan, Berlin 2000.
  • [*Mertens 1987] Mertens, Volker: Eilhart, der Herzog und der Truchsess. Der Tristrant am Welfenhof, in: Tristan et Iseut, mythe européen et mondial. Actes du colloque des 10, 11 et 12 janvier 1986, hg von Danielle Buschinger, Göppingen 1986 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 474), S. 262-281.
  • [*Mikasch-Köthner 1991] Mikasch-Köthner, Dagmar: Zur Konzeption der Tristanminne bei Eilhart von Oberg und Gottfried von Straßburg, Stuttgart 1991. (Helfant-Studien 7)
  • [*Schausten 1999]Schausten, Monika: Erzählwelten der Tristangeschichte im hohen Mittelalter: Untersuchungen zu den d eutschsprachigen Tristanfassungen des 12. und 13. Jahrhunderts, München 1999.
  • [*Schröder/Wolff 1980]Schröder Werner/ Wolff Ludwig: Art.: Eilhart von Olberg, in: VL. Bd. 2 (1980), Sp. 410-418.
  • [*Tomasek 2007] Tomasek, Thomas: Gottfried von Straßburg, Stuttgart 2007.
  • [*Wehrli 1980]Wehrli, Max: Geschichte der deutschen Literatur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1980.
  • [*Wolf 1989] Wolf, Alois: Gottfried von Strassburg und die Mythe von Tristan und Isolde, Darmstadt 1989.