Die Todesmetaphorik (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(33 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem schon im Prolog angekündigtem Motiv des Todes im Tristan.Behandelt werden soll in erster Linie das Motiv von Liebe und Tod , das ein grundlegendes Motiv der edelen herzen ist. Wichtige Aspekte hierfür ist die permente Todesgefahr, sowie der Liebestod von Isolde und Tristan.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem schon im Prolog angekündigtem Motiv des Todes im Tristan. Behandelt werden soll in erster Linie das Motiv von Liebe und Tod , das ein grundlegendes Motiv der ''edelen herzen''(V.230) ist. Wichtige Aspekte hierfür ist die permanente Todesgefahr, sowie der Liebestod von Isolde und Tristan.


    
    
==Der Tod im Prolog==
==Der Tod im Prolog==


Da es sich beim Tristanroman von Gottfried von Straßburg um ein Fragment handelt, wird der konkrete Tod Tristan und Isoldes nicht thematisert.Ihr bevorstehender Tod jedoch wird bereits im Prolog vorweggenommen und ist eng mit dem Liebesgedanken verwoben:
Da es sich beim Tristanroman von Gottfried von Straßburg um ein Fragment handelt, wird der konkrete Tod Tristan und Isoldes nicht thematisiert. Auf ihren bevorstehenden Tod jedoch wird bereits im gesamten Roman angespielt. Die Forschungsdiskussion ist noch immer in der Kontroverse über den Ausgang des nie vollendeten Tristan Gottfrieds, jedoch ist der Tod der beiden Liebenden naheliegend.
Siehe dazu auch die anderen [[Tristanfassungen (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Tristanfassungen]].
Der Prolog ist hierfür eine wichtige Schlüsselstelle und hat sehr deutliche Todesanspielungen:
    
    
 
:''und sol ir tot der werlde noch
''und sol ir tot der werlde noch
:''ze guote lange und iemer leben,
:''den triuwe gernden triuwe geben
:''den ere gernden ere:
:''ir tot muoz iemer mere
:''uns lebenden leben und niuwe wesen
:''wan swa man noch hoeret lesen
:''ir triuwe, ir triuwen reinekeit
:''ir herzeliep, ir herzeleit. (225ff)''


ze guote lange und iemer leben,
Der Tod der beiden Liebenden soll in den Herzen der Leser gegenwärtig bleiben, damit ist dem ''eweclichem sterben'' (12502) eine allgegenwärtige Permanenz zugeschrieben und lässt die Liebenden auch auf eine gewisse Weise unsterblich sein.<ref>Vgl.Tomasek,Tomas:Gottfried von Straßburg.Reclam:Stuttgart,2007. S.221.Zitiert als Tomasek.</ref>
Auch die christliche Metaphorik schwingt bereits im Prolog mit. So wird mit dem Brot-Gedanken auf die Eucharistie angespielt. <ref>Vgl.Haug, Walter: Die höfische Liebe im Horizont der erotischen Diskurse des Mittelalters und der frühen Neuzeit.De Gruyter: Freiburg,2000.S. 60.</ref>
:''Deist aller edelen hezrn brot
:''die mite so leet ir beider tot
:''wie lesen ir leben, wir lesen ir tot
:''und ist uns daz süeze alse brot (233ff)''


den triuwe gernden triuwe geben
Leben und Tod wird als Brot dargestellt und es zeigt sich auch hier schon, wie eng beides miteinander verwoben ist.


den ere gernden ere:
==Liebe und Tod am Beispiel des Minnetranks==


ir tot muoz iemer mere
Wohingegen in der Fassung von [[Eilhart (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Eilhart]] und von [[Wagner (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Wagner]] der Tod im Minnetrank wesentlich deutlicher erwähnt wird, gibt es in der Minnetrankszene in Gottfrieds Tristan nur leichte Anspielungen auf den Tod.
Doch auch hier gibt es eine deutliche Erwähnung des drohenden Todes:


uns lebenden leben und niuwe wesen
:''nein ezn was niht mit wine,
:''doch ez ime gelich waere.
:''ez was diu wernde swaere,
:''diu endelose herzenot,
:''von der sie beide lagen tot''(11675ff)


wan swa man noch hoeret lesen
Nach der Einnahme des Trankes steht in erster Linie die neu entstandene Liebe im Fordergrund, die sich durch Vertrautheit zeigt (12031) und als süß beschrieben wird (12043).
Deutlich soll auch hier werden, dass es Gottfried um die Darstellung von Liebe und Tod geht und er das Eine nicht von dem Anderen ausschließen möchte.


ir triuwe, ir triuwen reinekeit
==Die Risikobereitschaft==
Der Tod wird deutlich durch die Risikobereitschaft (auf ''verderben und genesen'' Z. 60) , welche ein wichtiges Element der ''edelen herzen'' ist.
Die Liebe ist letztendlich der Sinn des Todesgeschehens. Trotz des warnenden Hinweises von Brangäne:


ir herzeliep, ir herzeleit. (225ff)''
''der tranc ist iuwer beider tot'' (12588)  


Der Tod der beiden Liebenden soll in den Herzen der Leser gegenwärtig bleiben, damit ist dem ''eweclichem sterben'' (12502) eine allgegenwärtige Permanenz zugeschrieben und lässt sie auch auf eine gewisse Weise unsterblich sein.(221 tomasek)Auch die christliche Metaphorik schwingt bereits im Prolog mit. So wird besipeielsweiße mit dem Brot-Gedanken auf die Eucharistie angespielt(Vgl.Haug S. 60)
lässt sich Tristan auf die Todesgefahr ein und verkündet dies:
   
   
:''nu waltes got! 
:''ez wäere tot oder leben:
:''ez hat mir sanfte vergeben.
:''ine weiz , wie jeder werden so:
:''dirre tot der tuot mir wol.
:''sote die wunnecliche Isot
:''iemer alsus sin min tot,
:''wollte ich gerne werben
:''umb ein eweclichez sterben.'' (12494 ff.)
In dieser Aussage werden Lebenswillen und Todesthematik angesprochen. Diese Konstellation ist bereits mit der Elterngeschichte vorgegeben. Auch hier durchzieht das Motiv der Risikobereitschaft die Liebe von [[Riwalin (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Riwalin]] und [[Blanscheflur (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Blanscheflur]], denn auch Riwalin sucht den Kampf und ist todesmutig. Der Mann muss im Dienste der Liebe sogar den Tod wagen. So ist der Gedanke des Würdigkeitsbeweises der Liebe und der Lohngedanke eng miteinander verbunden. 
Auch die Frau muss ihre Liebe beweisen. Ein Beispiel hierfür ist die Werbung des [[Truchseß (Gottfried von Straßburg, Tristan)| Truchseß']] um Isolde (9284 ff). Sie lehnt ihn standhaft ab und gibt sich keiner entwürdigenden Liebe hin. Dies wird näher im Artikel [[Liebestrennung (Gottfried von Straßburg, Tristan)| Liebestrennung]] erläutert.
So ist die Todesbereitschaft die Vorraussetzung, um ernsthaft zu minnen. 
<ref>Vgl. Rolf,Hans:Der Tod in mittelhochdeutschen Dichtungen.Wilhelm Fink Verlag: München,1974. S. 292-293.Zitiert als Rolf.</ref>


''Deist aller edelen hezrn brot
==Der Gegner der edelen Herzen==
Die [[Höfische Lebenswelt (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Höfische Lebenswelt]] ist der Gegner der ''edelen herzen'' und beinhaltet damit eine ständige Todesbedrohung.
Die ''edelen herzen'' müssen ihren Lebensraum bewahren und sind im Konflikt mit der höfischen Welt.
Gerade bei Tristan ist die höfische Welt der klare Gegner.
So kämpft er beispielsweise nur gegen Personen die Teil der höfischen Welt sind.
Während ihm das zur Gefahr wird, ist bei seinem Vater Riwalin die Gefährdung darin zu sehen, dass er zu tief in die höfische Welt verstrickt war. 
Diese Feindschaft Tristans gegenüber der höfischen Welt ist auch daran zu erkennen, dass er letztendlich aus dieser fliehen muss, ansonsten würde ihm der Tod drohen(siehe dazu mehr im Fazit).


die mite so leet ir beider tot
Auch die illegitime Liebe von Tristan und Isolde und die damit verbundenen Nachstellungen von eifersüchtigen Dritten  ([[Marke (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Marke]] ) zeigen die allgegenwärtige Todesdrohung und die Feindschaft gegenüber Dritten. 
Doch diese Feindschaft ist auch eine Prüfung ihrer wahren Liebe. Die Liebenden bejahen den Tod und das damit verbundene Leiden.


wie lesen ir leben, wir lesen ir tot
Der Schmerz und das Leiden sind Bedingungen für die wahre Liebe, damit sind nach Gottfried alle Liebenden: ''marteraere'' (17085). 
Das äußerste Leid ist der Tod, hier sieht man klare Parallelen und Bezüge zur christlichen Mystik.
<ref>Vgl Rolf S. 294-300.</ref>


und ist uns daz süueze alse brot (233ff)''
==Tod durch unerfüllte Liebe==


Leben und Tod wird als Brot dargestellt und zeigt auch hier schon wie eng beides miteinander verwoben ist.
Ein zentrales Motiv des Minnesangs ist der Gedanke, dass unerwiderte Liebe für den verzweifelten Liebenden tödlich sein kann. Auch dieser Gedanke findet sich mit der Gestalt des Markes im Tristan wieder.
Die einseitige Liebe Markes zerstört sein Leben und raubt ihm den Lebensmut. 
:''sin lebender tot'' (18230)
:''schmerzlichez herzeleit'' (18218)
<ref>Vgl. Rolf S. 302.</ref>


 
==Verbundenheit bis in den Tod==  
==Die Risikobereitschaft==
Der Tod wird deutlich durch die Risikobereitschaft (auf ''verderben und genesen'' Z. 60) , welches ein wichtiges Element der ''edelen herzen'' ist.  
Tod durch Untreue betrifft letztendlich den Tod für beide Personen. Tod für den, der untreu wird und für den, der verlassen wird.  
Die Liebe ist letztendlich der Sinn des Todesgeschehens. Trotz dem warnendem Hinweiß :  
Dieses Motiv wird sehr stark deutlich in Isoldes Abschiedsmonolog.  
Isolde fordert Tristan auf, ihr die Treue zu halten:  


''der tranc i iuwer beider tot'' (12588)  
''ohne seine Liebe nicht leben kann.'' (18500)  


lässt sich Tristan auf die Todesgefahr ein und verkündet dies :
Der Tod ist damit die Metapher für das innere Leid, bedeutet aber auch letztendlich das wirkliche Sterben. Sie bittet Tristan um die Bewahrung seines Lebens und verdeutlicht, dass sein Tod auch ihren Tod bedeuten würde:
''doch will ich einer bete gern...'' (18334)
''nu waltes got! 
Wie eng das Leben der Liebenden miteinander verbunden ist, sieht man auch am Beispiel von Blanscheflur und Riwalin.
Nach Riwalins Verwundung stirbt sie innerlich: Ihre Tränen versiegen und ihr Herz versteinert. (1726ff)
Damit ist unerfüllte Liebe tödlich und man kann an dieser Sehnsucht sterben.
Was sich besonders in diesem Zitat Tristans zeigt:


:''wir zwei wir sind in kurzer vrist unsinnic worden
:''beide mit wunderklichem leide:
:''wir sterben von minnen  [...]
:''unser tot und unser leben
:''diu sint in iuewer hant gegeben'' (12108)


ez wäere tot oder leben:
Hier wird die Verbundenheit der Liebenden bis in den Tod deutlich, der Tod des Einen bedeutet den Tod des Anderen. Somit haben die Liebenden die Macht über den Tod des Anderen. <ref>Vgl. Rolf 308-312</ref> 
ez hat mir sanfte vergeben.
ine weiz , wie jeder werden so:
dirre tot der tuot mir wol.
sote die wunnecliche Isot
iemer alsus sin min tot,
so wollte ich gerne werben
umb ein eweclichez sterben.'' (12494 ff.)
   
   
In dieser Aussage werden Lebenswillen und Todesthematik angesprochen. Diese Konstellation ist bereits mit der Elterngeschichte vorgegeben. Auch hier durchzieht das Motiv der Risikobereitschaft die Liebe von Riwalin und ? , denn auch Riwalin sucht den Kampf und ist todesmutig. Der Mann muss im Dienste der Liebe sogar den Tod wagen. So ist der Gedanke des Würdigkeitsbeweises der Liebe und der Lohngedanke eng miteinander verbunden. 
:''wir zewi wir tragen under uns zwein tot
Auch die Frau muss ihre Liebe beweißen. Ein Beispiel hierfür ist die Werbung des Truchseß um Isolde (9284 ff) Sie lehnt ihn standhaft ab und gibt sich keiner entwürdigenden Liebe hin.(siehe hier der [[Huote-Exkurs]])
:''unde leben ein ander an,  
So ist die Todesbereitschaft die Vorraussetzung um ernsthaft zu minnen. 
:''wan unser enwederez enkan ze rehte sterben noch geleben
(Vgl. Rolf S. 292-293)
:''ezn müeze ime daz ander gebn'' (18510).  
   
   
==Der Gegner der edelen Herzen==
Selbst der eigene Tod erscheint sinnlos, wenn er nicht mit dem des Liebenden verbunden ist.
Die höfische Welt ist der Gegner der ''edelen herzen'' und beinhaltet damit eine ständige Todesbedrohung.
Die edelen herzen müssen ihren Lebensraum bewahren und sind damit permanent im Konflikt mit der höfischen Welt. Gerade bei Tristan ist die höfische Welt der klare Gegner. So kämpft er beispielsweise nur gegen Personen die Teil der höfischen Welt sind. Während ihm das zu Gefahr wird, ist bei seinem Vater Riwalin die Gefährdung darin zu sehen, dass er zu tief in die höfische Welt verstrickt war. 
Diese Feindschaft Tristans gegenüber der höfischen Welt ist auch daran zu erkennen, dass er letztendlich aus der höfischen Welt fliehen muss, ansonsten würde ihm der Tod drohen(siehe dazu mehr im Fazit).
Auch die illegitime Liebe von Tristan und Isolde und die damit verbunden Nachstellung von eifersüchtigen Dritten (Marke) zeigen die allgegenwärtige Todesdrohung und die Feindschaft gegenüber Dritten. 
Doch diese Feindschaft ist auch eine Prüfung ihrer wahren Liebe. Die Liebenden bejahen den Tod und das damit verbundenen Leiden.
Der Schmerz und das Leiden sind Bedingungen für die wahre Liebe, damit sind nach Gottfried alle Liebenden : ''marteraere'' (17085) . 
Das äußertese Leid ist der Tod, hier sieht man klare Parallen und Bezüege zur [[christlichen Mystik]].
(Vgl Rolf S. 294-300)
    
    
==Tod durch unerfüllte Liebe==
:''sin mohte leben noch sterben ane in''. (18475)
Ein zentrales Motiv des Minnesangs ist der Gedanke, dass unerwiderte Liebe für den verzweifelten Liebenden tödlich sein kann. Auch dieser Gedanke finde sich mit der Gestalt des Markes im Tristan wieder. Die einseitige Liebe Markes zerstört sein Leben und raubt ihm den Lebensmut. 
''sin lebender tot'' (18230)
''lichez herzeleit'' (18218)
(Vgl. Rolf S. 302)
==Verbundenheit bis in den Tod==
Tod durch Untreue betrifft letztendlich den Tod für beide Personen. Tod für den , der untreu wird und für den , der verlassen wird. 
Dieses Motiv wird sehr stark deutlich in [[Isoldes Abschiedsmonolog]].
Isolde fordert Tristan auf ihr die Treue zu halten: 
 


''ohne seine liebe nicht leben kann'' (18500)
Der Tod ist damit die Metapher für das innere Leid, bedeutet aber auch letztendlich das wirkle physiche Sterben. Sie bittet Tristan um die Bewahrung seines Lebens, das sein Tod auch ihr Tod bedeuten würde:
''doch will ich einer bete gern...'' 18334
Wie eng das Leben der Liebenden miteinander verbunden ist sieht man auch am Beispiel von Blanscheflur und Riwalin. Nach Riwalins Verwundung stirbt sie innerlich : Ihre Tränen versiegen und ihr Herz versteinert (1726ff)
Damit ist unerfüllte Liebe tödlich, und man kann an dieser Sehnsucht sterben. Was sich besonders in diesme Zitat zeigt:
''wir zwei wir sind in kurzer vrist unsinnic worden beide mit wunderklichem leide: wir sterben von minnen  [...]unser tot und unser leben diu sint in iuewer hant gegeben'' 12108
Hier wird die Verbundenheit der Liebenden bis in den Tod deutlich, der Tod des Einen bedeutet der Tod des Anderen. Somit haben die Liebenden die Macht über den Tod des Anderen. 
''wir zewi wir tragen under uns zwein tot unde leben ein ander an, wan unser enwederez enkan ze rehte sterben noch geleben ezn müeze ime daz ander gebn'' (18510) . 
Selbst der eigene Tod erscheint sinnlos, ist nicht mit dem Liebenden verbunden : 
''sin mohte leben noch sterben ane in''. (18475)
 
(Vgl. Rolf 308-312)
==Fazit und Schlussfolgerung==  
==Fazit und Schlussfolgerung==  
   
   
Der Tod ist im Tristan in erster Linie eine Metapher für das innere Sterben, detet aber auch wirklichen, physischen Tod. Der Tod ist eine ständige Bedrohung für die edelen herzen, wichtig aber auch das die gemeine liebe nur durch die Anwesenheit des Todes wirklich besteht. Nur nur wer den Tod wagt, liebt wirklich.  
Der Tod ist im Tristan in erster Linie eine Metapher für das innere Sterben, bedeutet aber auch wirklichen, physischen Tod. Der Tod ist eine ständige Bedrohung für die ''edelen herzen'', wichtig aber ist auch, dass die ''gemeine liebe'' nur durch die Anwesenheit des Todes wirklich besteht. Nur wer den Tod wagt, liebt wirklich.  
Die höfsche Welt ist eine ständige Todesbedrohung für Tristan. Er flieht em Ende aus der höfischen Welt, da seine Liebe aufgedeckt wurde und ihm der Tod droht.   
Die höfische Welt ist eine ständige Todesbedrohung für Tristan. Er flieht am Ende aus der höfischen Welt, da seine Liebe aufgedeckt wurde und ihm der Tod droht.   
Jedoch bedeutet seine Flucht letztendlich seinen wirklichen Tod: Den er verlässt mit seiner Flucht vor dem Tod Isolde, die eng mit seinem Leben und seinem Tod verwoben ist. Die Liebeseinheit der Beiden bedeutet zugleich eine Todeseinheit. Die die wirkliche Tödlichkeit seine Abschieds wird Tristan erst bewusst als er Isolde bereits verlassen hat:
Jedoch bedeutet seine [[Flucht (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Flucht]] letztendlich seinen wirklichen Tod, denn er verlässt mit seiner Flucht vor dem Tod Isolde, die eng mit seinem Leben und seinem Tod verwoben ist.  
''diz liep daz mir sus wirret, daz mir benimmet lip unde sin, da von ich sus beswaeret bin''  (1942ff)  
Die Liebeseinheit der Beiden bedeutet zugleich eine Todeseinheit.  
Die wirkliche Tödlichkeit seines Abschieds wird Tristan erst bewusst, als er Isolde bereits verlassen hat:
:''diz liep daz mir sus wirret,  
:''daz mir benimmet lip unde sin,  
:''da von ich sus beswaeret bin''  (1942ff)  
   
   
Im Gegensatz dazu hat Isolde den drohenden Tod bereits in ihrem Monolg erkannt:
Im Gegensatz dazu hat Isolde den drohenden Tod bereits in ihrem Monolg erkannt, sie begreift, dass er sein Leben verliert, wenn er sie verlässt:


''weiz ich doch vol wol daz ir von iuwerm lebene ziehet, swenne ir isolde vliehet'' (18495ff.)
:''weiz ich doch vol wol  
(Vgl. Rolf 319-320)
:''daz ir von iuwerm lebene ziehet,  
:''swenne ir isolde vliehet'' (18495ff.)<ref>Vgl. Rolf 319-320.</ref>


==Literaturnachweis==
==Literaturnachweis==
<references />-
[[Kategorie:Motiv]]
[[Kategorie:Artikel]]

Aktuelle Version vom 25. Februar 2016, 15:11 Uhr

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem schon im Prolog angekündigtem Motiv des Todes im Tristan. Behandelt werden soll in erster Linie das Motiv von Liebe und Tod , das ein grundlegendes Motiv der edelen herzen(V.230) ist. Wichtige Aspekte hierfür ist die permanente Todesgefahr, sowie der Liebestod von Isolde und Tristan.


Der Tod im Prolog

Da es sich beim Tristanroman von Gottfried von Straßburg um ein Fragment handelt, wird der konkrete Tod Tristan und Isoldes nicht thematisiert. Auf ihren bevorstehenden Tod jedoch wird bereits im gesamten Roman angespielt. Die Forschungsdiskussion ist noch immer in der Kontroverse über den Ausgang des nie vollendeten Tristan Gottfrieds, jedoch ist der Tod der beiden Liebenden naheliegend. Siehe dazu auch die anderen Tristanfassungen. Der Prolog ist hierfür eine wichtige Schlüsselstelle und hat sehr deutliche Todesanspielungen:

und sol ir tot der werlde noch
ze guote lange und iemer leben,
den triuwe gernden triuwe geben
den ere gernden ere:
ir tot muoz iemer mere
uns lebenden leben und niuwe wesen
wan swa man noch hoeret lesen
ir triuwe, ir triuwen reinekeit
ir herzeliep, ir herzeleit. (225ff)

Der Tod der beiden Liebenden soll in den Herzen der Leser gegenwärtig bleiben, damit ist dem eweclichem sterben (12502) eine allgegenwärtige Permanenz zugeschrieben und lässt die Liebenden auch auf eine gewisse Weise unsterblich sein.[1] Auch die christliche Metaphorik schwingt bereits im Prolog mit. So wird mit dem Brot-Gedanken auf die Eucharistie angespielt. [2]

Deist aller edelen hezrn brot
die mite so leet ir beider tot
wie lesen ir leben, wir lesen ir tot
und ist uns daz süeze alse brot (233ff)

Leben und Tod wird als Brot dargestellt und es zeigt sich auch hier schon, wie eng beides miteinander verwoben ist.

Liebe und Tod am Beispiel des Minnetranks

Wohingegen in der Fassung von Eilhart und von Wagner der Tod im Minnetrank wesentlich deutlicher erwähnt wird, gibt es in der Minnetrankszene in Gottfrieds Tristan nur leichte Anspielungen auf den Tod. Doch auch hier gibt es eine deutliche Erwähnung des drohenden Todes:

nein ezn was niht mit wine,
doch ez ime gelich waere.
ez was diu wernde swaere,
diu endelose herzenot,
von der sie beide lagen tot(11675ff)

Nach der Einnahme des Trankes steht in erster Linie die neu entstandene Liebe im Fordergrund, die sich durch Vertrautheit zeigt (12031) und als süß beschrieben wird (12043). Deutlich soll auch hier werden, dass es Gottfried um die Darstellung von Liebe und Tod geht und er das Eine nicht von dem Anderen ausschließen möchte.

Die Risikobereitschaft

Der Tod wird deutlich durch die Risikobereitschaft (auf verderben und genesen Z. 60) , welche ein wichtiges Element der edelen herzen ist. Die Liebe ist letztendlich der Sinn des Todesgeschehens. Trotz des warnenden Hinweises von Brangäne:

der tranc ist iuwer beider tot (12588)

lässt sich Tristan auf die Todesgefahr ein und verkündet dies:

nu waltes got!
ez wäere tot oder leben:
ez hat mir sanfte vergeben.
ine weiz , wie jeder werden so:
dirre tot der tuot mir wol.
sote die wunnecliche Isot
iemer alsus sin min tot,
wollte ich gerne werben
umb ein eweclichez sterben. (12494 ff.)

In dieser Aussage werden Lebenswillen und Todesthematik angesprochen. Diese Konstellation ist bereits mit der Elterngeschichte vorgegeben. Auch hier durchzieht das Motiv der Risikobereitschaft die Liebe von Riwalin und Blanscheflur, denn auch Riwalin sucht den Kampf und ist todesmutig. Der Mann muss im Dienste der Liebe sogar den Tod wagen. So ist der Gedanke des Würdigkeitsbeweises der Liebe und der Lohngedanke eng miteinander verbunden. Auch die Frau muss ihre Liebe beweisen. Ein Beispiel hierfür ist die Werbung des Truchseß' um Isolde (9284 ff). Sie lehnt ihn standhaft ab und gibt sich keiner entwürdigenden Liebe hin. Dies wird näher im Artikel Liebestrennung erläutert. So ist die Todesbereitschaft die Vorraussetzung, um ernsthaft zu minnen. [3]

Der Gegner der edelen Herzen

Die Höfische Lebenswelt ist der Gegner der edelen herzen und beinhaltet damit eine ständige Todesbedrohung. Die edelen herzen müssen ihren Lebensraum bewahren und sind im Konflikt mit der höfischen Welt. Gerade bei Tristan ist die höfische Welt der klare Gegner. So kämpft er beispielsweise nur gegen Personen die Teil der höfischen Welt sind. Während ihm das zur Gefahr wird, ist bei seinem Vater Riwalin die Gefährdung darin zu sehen, dass er zu tief in die höfische Welt verstrickt war. Diese Feindschaft Tristans gegenüber der höfischen Welt ist auch daran zu erkennen, dass er letztendlich aus dieser fliehen muss, ansonsten würde ihm der Tod drohen(siehe dazu mehr im Fazit).

Auch die illegitime Liebe von Tristan und Isolde und die damit verbundenen Nachstellungen von eifersüchtigen Dritten (Marke ) zeigen die allgegenwärtige Todesdrohung und die Feindschaft gegenüber Dritten. Doch diese Feindschaft ist auch eine Prüfung ihrer wahren Liebe. Die Liebenden bejahen den Tod und das damit verbundene Leiden.

Der Schmerz und das Leiden sind Bedingungen für die wahre Liebe, damit sind nach Gottfried alle Liebenden: marteraere (17085). Das äußerste Leid ist der Tod, hier sieht man klare Parallelen und Bezüge zur christlichen Mystik. [4]

Tod durch unerfüllte Liebe

Ein zentrales Motiv des Minnesangs ist der Gedanke, dass unerwiderte Liebe für den verzweifelten Liebenden tödlich sein kann. Auch dieser Gedanke findet sich mit der Gestalt des Markes im Tristan wieder. Die einseitige Liebe Markes zerstört sein Leben und raubt ihm den Lebensmut.

sin lebender tot (18230)
schmerzlichez herzeleit (18218)

[5]

Verbundenheit bis in den Tod

Tod durch Untreue betrifft letztendlich den Tod für beide Personen. Tod für den, der untreu wird und für den, der verlassen wird. Dieses Motiv wird sehr stark deutlich in Isoldes Abschiedsmonolog. Isolde fordert Tristan auf, ihr die Treue zu halten:

ohne seine Liebe nicht leben kann. (18500)

Der Tod ist damit die Metapher für das innere Leid, bedeutet aber auch letztendlich das wirkliche Sterben. Sie bittet Tristan um die Bewahrung seines Lebens und verdeutlicht, dass sein Tod auch ihren Tod bedeuten würde: doch will ich einer bete gern... (18334) Wie eng das Leben der Liebenden miteinander verbunden ist, sieht man auch am Beispiel von Blanscheflur und Riwalin. Nach Riwalins Verwundung stirbt sie innerlich: Ihre Tränen versiegen und ihr Herz versteinert. (1726ff) Damit ist unerfüllte Liebe tödlich und man kann an dieser Sehnsucht sterben. Was sich besonders in diesem Zitat Tristans zeigt:

wir zwei wir sind in kurzer vrist unsinnic worden
beide mit wunderklichem leide:
wir sterben von minnen [...]
unser tot und unser leben
diu sint in iuewer hant gegeben (12108)

Hier wird die Verbundenheit der Liebenden bis in den Tod deutlich, der Tod des Einen bedeutet den Tod des Anderen. Somit haben die Liebenden die Macht über den Tod des Anderen. [6]

wir zewi wir tragen under uns zwein tot
unde leben ein ander an,
wan unser enwederez enkan ze rehte sterben noch geleben
ezn müeze ime daz ander gebn (18510).

Selbst der eigene Tod erscheint sinnlos, wenn er nicht mit dem des Liebenden verbunden ist.

sin mohte leben noch sterben ane in. (18475)

Fazit und Schlussfolgerung

Der Tod ist im Tristan in erster Linie eine Metapher für das innere Sterben, bedeutet aber auch wirklichen, physischen Tod. Der Tod ist eine ständige Bedrohung für die edelen herzen, wichtig aber ist auch, dass die gemeine liebe nur durch die Anwesenheit des Todes wirklich besteht. Nur wer den Tod wagt, liebt wirklich. Die höfische Welt ist eine ständige Todesbedrohung für Tristan. Er flieht am Ende aus der höfischen Welt, da seine Liebe aufgedeckt wurde und ihm der Tod droht. Jedoch bedeutet seine Flucht letztendlich seinen wirklichen Tod, denn er verlässt mit seiner Flucht vor dem Tod Isolde, die eng mit seinem Leben und seinem Tod verwoben ist. Die Liebeseinheit der Beiden bedeutet zugleich eine Todeseinheit. Die wirkliche Tödlichkeit seines Abschieds wird Tristan erst bewusst, als er Isolde bereits verlassen hat:

diz liep daz mir sus wirret,
daz mir benimmet lip unde sin,
da von ich sus beswaeret bin (1942ff)

Im Gegensatz dazu hat Isolde den drohenden Tod bereits in ihrem Monolg erkannt, sie begreift, dass er sein Leben verliert, wenn er sie verlässt:

weiz ich doch vol wol
daz ir von iuwerm lebene ziehet,
swenne ir isolde vliehet (18495ff.)[7]

Literaturnachweis

  1. Vgl.Tomasek,Tomas:Gottfried von Straßburg.Reclam:Stuttgart,2007. S.221.Zitiert als Tomasek.
  2. Vgl.Haug, Walter: Die höfische Liebe im Horizont der erotischen Diskurse des Mittelalters und der frühen Neuzeit.De Gruyter: Freiburg,2000.S. 60.
  3. Vgl. Rolf,Hans:Der Tod in mittelhochdeutschen Dichtungen.Wilhelm Fink Verlag: München,1974. S. 292-293.Zitiert als Rolf.
  4. Vgl Rolf S. 294-300.
  5. Vgl. Rolf S. 302.
  6. Vgl. Rolf 308-312
  7. Vgl. Rolf 319-320.

-