Entwicklung der Beziehung zwischen Tristan und Isolde (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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Hier soll die Entwicklung der Gefühle und die verschiedenen Stadien der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, [[Tristan]] und [[Die Isolde-Charaktere|Isolde]], aufgezeigt werden. Die Liebesgeschichte ist das zentrale Thema des Romans, durchzieht in verschiedenen Motiven den gesamten Roman und gipfelt in der tragischen [[Dreiecksbeziehungen|Dreiecksbeziehung]] zwischen Marke, Tristan und Isolde am Hofe Cornwalls.
Hier soll die Entwicklung der Gefühle und die verschiedenen Stadien der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, [[lieben sich::Tristan (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Tristan]] und [[lieben sich::Die Isolde-Charaktere (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Isolde]], aufgezeigt werden. Die Liebesgeschichte ist das zentrale Thema des Romans, durchzieht in verschiedenen Motiven den gesamten Roman und gipfelt in der tragischen [[Dreiecksbeziehungen (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Dreiecksbeziehung]] zwischen Marke, Tristan und Isolde am Hofe Cornwalls.


==Definition: Liebe==
==Definition: Liebe==


"Liebe (von mhd.liebe, „Gutes, Angenehmes, Wertes“) ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen [...] zu empfinden fähig ist."<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Liebe</ref>
"Liebe" (von mhd. liebe, „Gutes, Angenehmes, Wertes“) ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen [...] zu empfinden fähig ist."<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Liebe</ref>


"Liebe ist ein starkes Gefühl des Hingezogenseins zu einem nahestehenden Menschen, verbunden mit der Bereitschaft, für das Wohl des anderen zu sorgen, Fehler zu übersehen oder zu verzeihen [...] oder auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein [...]" [Duden]
"Liebe ist ein starkes Gefühl des Hingezogenseins zu einem nahestehenden Menschen, verbunden mit der Bereitschaft, für das Wohl des anderen zu sorgen, Fehler zu übersehen oder zu verzeihen [...] oder auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein [...]" [Duden]
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===Liebe im "Tristan"-Rroman===
===Liebe im "Tristan"-Rroman===


Der Liebesroman "Tristan" zeichnet ein anderes Bild von der [[Minne (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Liebe]] als vergleichbare Literatur im Mittelalter. [[Gottfried von Straßburg]] ist seiner Zeit voraus. Die Minne wird bei ihm nicht allein durch Ehe oder Entsagung gekennzeichnet, wie sonst im Mittelalter gängig, sondern er beschreibt die Liebe selbst als zentral und bedingungslos.
Der Liebesroman "Tristan" zeichnet ein anderes Bild von der [[Minne (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Liebe]] als vergleichbare Literatur im Mittelalter. [[Gottfried von Straßburg]] ist seiner Zeit voraus. Die Minne wird bei ihm nicht allein durch Ehe oder Entsagung gekennzeichnet, wie sonst in der höfischen Literatur des 12. Jahrhunderts gängig, sondern er beschreibt die Liebe selbst als zentral und bedingungslos.


:"liebe ist ein alsô saelic dinc,
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"Liebe ist so beglückend,/ ein so beseligendes Bemühen,/ daß niemand ohne ihre Anleitung/ zu innerem Wert oder Prestige kommen kann."(V. 187-190) [Krohn 1980]<ref>Zitationen und Belege im Folgenden nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980</ref>
"Liebe ist so beglückend,/ ein so beseligendes Bemühen,/ daß niemand ohne ihre Anleitung/ zu innerem Wert oder Prestige kommen kann."(V. 187-190) [Krohn 1980]<ref>Zitationen und Belege im Folgenden nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980</ref>


Liebe und Leid werden bei Gottfried dialektisch in Verbindung gesetzt. Für ihn gehört beides zusammen, kann nicht ohne das Gegenstück existieren. Die chiastischen Verschränkungen und weiteren vermehrt aufkommenden [[Sprache|sprachlichen Mittel]] zeigen, dass Liebe und Leid, Kummer und Freude, ohne einander weder die selbe Macht über die Menschen ausüben würden, noch die gleiche Wirkung erzielen könnten ohne das Wissen um das Gegenteil.
Liebe und Leid werden bei Gottfried dialektisch in Verbindung gesetzt. Für ihn gehört beides zusammen, kann nicht ohne das Gegenstück existieren. Die chiastischen Verschränkungen und weiteren vermehrt aufkommenden [[Sprache (Gottfried von Straßburg, Tristan)|sprachlichen Mittel]] zeigen, dass Liebe und Leid, Kummer und Freude ohne einander weder dieselbe Macht über die Menschen ausüben würden, noch die gleiche Wirkung erzielen könnten ohne das Wissen um das Gegenteil.


:der inneclîche minnen muot,
:der inneclîche minnen muot,
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=== Tristan ===  
=== Tristan ===  
[[Tristan]] ist die dominante Figur des Romans und Titelheld. Die Geschichte seines Lebens, auch bevor er auf [[Die Isolde-Charaktere|Isolde]] trifft, wird ausführlich erzählt. Auch wie es zu seinem Leben überhaupt kommt, wird durch die Geschichte der Liebe seiner Eltern, [[Riwalin]] und [[Blanscheflur]], zu Beginn des Romans erörtert. Diese Liebe, die als Vorgriff auf die Liebe ihres Kindes gesehen werden kann, endet ebenfalls tragisch
Tristan ist die dominante Figur des Romans und Titelheld. Die Geschichte seines Lebens, auch bevor er auf Isolde trifft, wird ausführlich erzählt. Auch wie es zu seinem Leben überhaupt kommt, wird durch die Geschichte der Liebe seiner Eltern, [[Riwalin (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Riwalin]] und [[Blanscheflur (Gottfried von Straßburg, Tristan)|Blanscheflur]], zu Beginn des Romans erörtert. Diese Liebe, die als Vorgriff auf die Liebe ihres Kindes gesehen werden kann, endet ebenfalls tragisch.
Er wird das este Mal erwähnt als Blanscheflur mit ihm schwanger wird, nachdem sie Riwalin durch Liebesvollzug das Leben gerettet hat.  
Tristan wird das erste Mal erwähnt, als Blanscheflur mit ihm schwanger wird, nachdem sie Riwalin durch Liebesvollzug das Leben gerettet hat.  


:dar nâch sô was vil harte unlanc,   
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:unz daz ir beider wille ergienc   
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:und daz vil süeze wîp enpfienc  
:und daz vil süeze wîp enpfienc  
:ein kint von sînem lîbe.
:ein kint von sînem lîbe."
:[V. 1322 ff.]
"Da dauerte es nicht lange,/ bis ihrer beider Verlangen erfüllt wurde/ und die liebliche Frau/ ein Kind von ihm empfing."(V. 1322-1326)


===Isolde===
===Isolde===
Isolde steht nicht in der selben Weise im Mittelpunkt der Geschichte, wie Tristan es tut. Sie taucht erst auf als die Verwicklungen rund um Tristan und die irische Herrscherfamilie ihren Lauf nehmen. So hat sie ihren ersten Auftritt auch erst nach einem Drittel der Erzählung, wenn die Kunde von Morolds Tod, der ihr Onkel war, Irland erreicht.
Isolde steht nicht in derselben Weise im Mittelpunkt der Geschichte, wie Tristan es tut. Sie taucht erst auf, als die Verwicklungen rund um Tristan und die irische Herrscherfamilie ihren Lauf nehmen. So hat sie ihren ersten Auftritt auch erst nach einem Drittel der Erzählung, wenn die Kunde von Morolds Tod, der ihr Onkel war, Irland erreicht:


:diu künigîn sîn swester,
:"diu künigîn sîn swester,
:der leit was aber noch vester,
:der leit was aber noch vester,
:ir jâmer unde ir clagenôt.
:ir jâmer unde ir clagenôt.
:sî unde ir tohter Îsôt
:sî unde ir tohter Îsôt
:die quelten manege wîs ir lîp,[...]
:die quelten manege wîs ir lîp,[...]"
:[V. 7165 ff.]
"Seine Schwester, die Königin,/ empfand aber noch heftigeres Leid,/ tieferen Schmerz und Jammer./ Sie und ihre Tochter Isolde/ marterten sich auf vielfältige Art."(V. 7165-7169)
 
==Liebesenteicklung==
 
==Riwalin und Blanscheflur: Die Vorgeschichte als Verheißung==
 
 


==Literatur==
==Literatur==
<HarvardReferences />
*[*Krohn 1980] Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt,mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd.1–3.Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).


*[*Krohn 1980] Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt,mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd.1–3.Stuttgart 1980
*[*Duden] Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski: Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 4. In 6 Bänden erschienen. Hg. vom Wissenschaftlichen Rat
===Einzelnachweise===
===Einzelnachweise===
<references>
<references>
[[Kategorie:Literarische Figuren]]
[[Kategorie:Minne]] [[Kategorie:Handlung]]
[[Kategorie:Artikel]]

Aktuelle Version vom 24. April 2024, 00:05 Uhr

Tristan und Isolde, Ölgemälde von 1902 von Edmund Blair Leighton (1853–1922)

Hier soll die Entwicklung der Gefühle und die verschiedenen Stadien der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, Tristan und Isolde, aufgezeigt werden. Die Liebesgeschichte ist das zentrale Thema des Romans, durchzieht in verschiedenen Motiven den gesamten Roman und gipfelt in der tragischen Dreiecksbeziehung zwischen Marke, Tristan und Isolde am Hofe Cornwalls.

Definition: Liebe

"Liebe" (von mhd. liebe, „Gutes, Angenehmes, Wertes“) ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen [...] zu empfinden fähig ist."[1]

"Liebe ist ein starkes Gefühl des Hingezogenseins zu einem nahestehenden Menschen, verbunden mit der Bereitschaft, für das Wohl des anderen zu sorgen, Fehler zu übersehen oder zu verzeihen [...] oder auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein [...]" [Duden]

Liebe im "Tristan"-Rroman

Der Liebesroman "Tristan" zeichnet ein anderes Bild von der Liebe als vergleichbare Literatur im Mittelalter. Gottfried von Straßburg ist seiner Zeit voraus. Die Minne wird bei ihm nicht allein durch Ehe oder Entsagung gekennzeichnet, wie sonst in der höfischen Literatur des 12. Jahrhunderts gängig, sondern er beschreibt die Liebe selbst als zentral und bedingungslos.

"liebe ist ein alsô saelic dinc,
ein alsô saeleclich gerinc,
daz nieman âne ir lêre
noch tugende hat noch êre."

"Liebe ist so beglückend,/ ein so beseligendes Bemühen,/ daß niemand ohne ihre Anleitung/ zu innerem Wert oder Prestige kommen kann."(V. 187-190) [Krohn 1980][2]

Liebe und Leid werden bei Gottfried dialektisch in Verbindung gesetzt. Für ihn gehört beides zusammen, kann nicht ohne das Gegenstück existieren. Die chiastischen Verschränkungen und weiteren vermehrt aufkommenden sprachlichen Mittel zeigen, dass Liebe und Leid, Kummer und Freude ohne einander weder dieselbe Macht über die Menschen ausüben würden, noch die gleiche Wirkung erzielen könnten ohne das Wissen um das Gegenteil.

der inneclîche minnen muot,
sô der in sîner senegluot
ie mêre und mêre brinnet,
sô er ie sêrer minnet.

"Wenn echte Liebe/ in Sehnsuchtsschmerzen/ mehr und mehr entbrennt,/ dann liebt sie dadurch nur noch glühender."(V. 111-114)

Protagonisten

Tristan

Tristan ist die dominante Figur des Romans und Titelheld. Die Geschichte seines Lebens, auch bevor er auf Isolde trifft, wird ausführlich erzählt. Auch wie es zu seinem Leben überhaupt kommt, wird durch die Geschichte der Liebe seiner Eltern, Riwalin und Blanscheflur, zu Beginn des Romans erörtert. Diese Liebe, die als Vorgriff auf die Liebe ihres Kindes gesehen werden kann, endet ebenfalls tragisch. Tristan wird das erste Mal erwähnt, als Blanscheflur mit ihm schwanger wird, nachdem sie Riwalin durch Liebesvollzug das Leben gerettet hat.

"dar nâch sô was vil harte unlanc,
unz daz ir beider wille ergienc
und daz vil süeze wîp enpfienc
ein kint von sînem lîbe."

"Da dauerte es nicht lange,/ bis ihrer beider Verlangen erfüllt wurde/ und die liebliche Frau/ ein Kind von ihm empfing."(V. 1322-1326)

Isolde

Isolde steht nicht in derselben Weise im Mittelpunkt der Geschichte, wie Tristan es tut. Sie taucht erst auf, als die Verwicklungen rund um Tristan und die irische Herrscherfamilie ihren Lauf nehmen. So hat sie ihren ersten Auftritt auch erst nach einem Drittel der Erzählung, wenn die Kunde von Morolds Tod, der ihr Onkel war, Irland erreicht:

"diu künigîn sîn swester,
der leit was aber noch vester,
ir jâmer unde ir clagenôt.
sî unde ir tohter Îsôt
die quelten manege wîs ir lîp,[...]"

"Seine Schwester, die Königin,/ empfand aber noch heftigeres Leid,/ tieferen Schmerz und Jammer./ Sie und ihre Tochter Isolde/ marterten sich auf vielfältige Art."(V. 7165-7169)

Literatur

  • [*Krohn 1980] Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt,mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd.1–3.Stuttgart 1980
  • [*Duden] Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski: Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 4. In 6 Bänden erschienen. Hg. vom Wissenschaftlichen Rat

Einzelnachweise

<references>

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Liebe
  2. Zitationen und Belege im Folgenden nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980