Parzival: Seine Schönheit und Stärke (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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Auch hier verwendet Wolfram wieder das Mittel der Schönheit, um Parzivals spätere Tat, die Tötung seines Verwandten Ithers, zu relativieren. Klar ist, dass er mit dessen Tötung Schuld auf sich lädt, dennoch wird darüber wieder die Verbindung zu Gott gehoben und herausgestellt, dass er von Gott erwählt ist. [Huber 1981: vgl. S. 169.]  
Auch hier verwendet Wolfram wieder das Mittel der Schönheit, um Parzivals spätere Tat, die Tötung seines Verwandten Ithers, zu relativieren. Klar ist, dass er mit dessen Tötung Schuld auf sich lädt, dennoch wird darüber wieder die Verbindung zu Gott gehoben und herausgestellt, dass er von Gott erwählt ist. [Huber 1981: vgl. S. 169.] Doch bevor dies geschieht, reitet Parzival weiter zum Artushof. Sein Auftreten dort, wird durch seine Schönheit legitimiert, denn sie zeigt, dass er trotz seiner tumpheit und seines torenhaften Auftretens, von höherer Art ist und somit mindestens auf einer Stufe mit den Rittern des Artushof steht. [Huber 1981: vgl. S. 168.]  Wolfram hebt, bei Parzivals Einzug zum Artuhof, nochmals seine tumpheit und sein Torentum hervor. Die Frage, wer von den ganzen "Artussen" ihn zum Ritter machen wird, zeigt diese Unwissenheit und tumpheit ganz deutlich. (147, 22-23 Auch die Art wie er die Tafelrunde begrüßt, lassen sein Torentum nochmals deutlich werden. Doch wie schon öfters zuvor wird sein Aussehen vorgeschoben und gibt ihm, in gewissem Sinne, eine Entschuldigung für sein Auftreten.  Er ist ja von Gott auserwählt und keiner soll daran zweifeln müssen. [Huber 1981: vgl. S. 168.]  Hätte er nicht dieses Aussehen, wäre ihm vieles nicht möglich auf seinem Weg. Seine Schönheit rettet ihn vor seinem Weltfremden auftreten und gibt ihm, wie vorher erwähnt, eine Legitimation. Parzival will unbedingt die Rüstung des Ither besitzen, um nun selber wie ein echter Ritter auszusehen. An dieser Schwelle zum Unglück und zur Schuld, die Parzival auf sich lädt, verweist Wolfram ein weiteres Mal auf dessen Schönheit. Die Tatsache, dass er Auserwählt ist soll hier wieder im Kontrast zu seiner "tumben"Tat stehen. Die Schönheit wird hierbei nicht nur als Zeichen, sondern vielmehr als Instrument der göttlichen Gnade gesehen. [Huber 1981: vgl. S. 170.]  


Doch bevor dies geschieht, reitet Parzival weiter zum Artushof. Sein Auftreten dort, wird durch seine Schönheit legitimiert, denn sie zeigt, dass er trotz seiner tumpheit und seines torenhaften Auftretens, von höherer Art ist und somit mindestens auf einer Stufe mit den Rittern des Artushof steht. [Huber 1981: vgl. S. 168.]  Wolfram hebt, bei Parzivals Einzug zum Artuhof, nochmals seine tumpheit und sein Torentum hervor. Die Frage, wer von den ganzen "Artussen" ihn zum Ritter machen wird, zeigt diese Unwissenheit und tumpheit ganz deutlich. (147, 22-23)
Auch die Art wie er die Tafelrunde begrüßt, lassen sein Torentum nochmals deutlich werden. Doch wie schon öfters zuvor wird sein Aussehen vorgeschoben und gibt ihm, in gewissem Sinne, eine Entschuldigung für sein Auftreten.  Er ist ja von Gott auserwählt und keiner soll daran zweifeln müssen. [Huber 1981: vgl. S. 168.]  Hätte er nicht dieses Aussehen, wäre ihm vieles nicht möglich auf seinem Weg. Seine Schönheit rettet ihn vor seinem Weltfremden auftreten und gibt ihm, wie vorher erwähnt, eine Legitimation. Parzival will unbedingt die Rüstung des Ither besitzen, um nun selber wie ein echter Ritter auszusehen. An dieser Schwelle zum Unglück und zur Schuld, die Parzival auf sich lädt, verweist Wolfram ein weiteres Mal auf dessen Schönheit. Die Tatsache, dass er Auserwählt ist soll hier wieder im Kontrast zu seiner "tumben"Tat stehen. Die Schönheit wird hierbei nicht nur als Zeichen, sondern vielmehr als Instrument der göttlichen Gnade gesehen. [Huber 1981: vgl. S. 170.]


Bevor Parzival an die Rüstung des Roten Ritters gelangt, stehen seine Schönheit und sein torenhafter Aufzug immer in Opposition zueinander. Seine Kleidung zeigt auf, dass er durch seine [[Parzivals Erziehung durch Herzeloyde und ihre Folgen (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Mutter]] von tumpheit befallen ist, jedoch gleichzeitig durch seine äußere Erscheinung eine Verbindung zu Gott hat und durch ihn zu höherem berufen ist. [Hahn 1975: vgl. S. 218]  
Bevor Parzival an die Rüstung des Roten Ritters gelangt, stehen seine Schönheit und sein torenhafter Aufzug immer in Opposition zueinander. Seine Kleidung zeigt auf, dass er durch seine [[Parzivals Erziehung durch Herzeloyde und ihre Folgen (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Mutter]] von tumpheit befallen ist, jedoch gleichzeitig durch seine äußere Erscheinung eine Verbindung zu Gott hat und durch ihn zu höherem berufen ist. [Hahn 1975: vgl. S. 218]  
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Version vom 13. Juli 2012, 12:56 Uhr

Dieser Artikel wird sich mit der Schönheit des Parzivals beschäftigen. Immer wieder wird im Buch auf diese Eigenschaft eingegangen und es soll nun näher beleuchtet werden, wo diese Stellen zu finden sind und inwiefern dieser Vorzug Einfluss auf die Handlung nehmen. Dabei wird seine Schönheit immer wieder im Kontrast zu seiner tumpheit betrachtet werden.

Schönheit

Die Geburt

Zu Beginn der Handlung wird die Schönheit Parzivals nicht als hervorstechendstes Merkmal beschrieben, vielmehr ist die Rede davon, dass er kräftig gebaut sei und seiner Mutter aufgrund dieser Tatsache, eine schwere Geburt bereitet. (112, 7f) Dennoch wird hervorgehoben, dass Herzeloyde, seine Mutter, stolz auf seine Männlichkeit und sein äußeres ist. [Reichert 2007: vgl. S. 47.] Er wird aufgrund seiner Männlichkeit, die wie eben erwähnt, schon bei seiner Geburt vorhanden ist, immer wieder geherzt und so der Stolz der Mutter deutlich gemacht. (112, 23-27)

Steigerung der Schönheit

Während Parzivals Erziehung durch Herzeloyde macht Wolfram von Eschenbach deutlich, dass Parzival ein schöner Junge ist und darüber hinaus der wahren Schönheitsvortellung des Mittelalters entspricht. Dies wird in der ersten Begegnung Parzivals mit Rittern gezeigt.


Dô lac diu gotes Kunst an im. [...], dass Gott an ihm ein wahres Wunderwerk vollbracht hatte.
von der âventiure ich daz nim, Der Erzählung entnehme ich,
diu mich mit wârheit des beschiet. die es verlässlich überlieferte
nie mannes varwe baz geriet dass es keinen schöneren Mann gegeben hat
vor im sît Adâmes zît. seit Adams Zeit.

123, 13-17 [1]

In dieser Textpassage findet sich erstmals eine starke Steigerung seiner Schönheit, denn sie wird als Gott gegeben angesehen und Parzival wird als jemand betrachtet, an dem ein Wunderwerk geschehen ist. Man kann hier sogar eine religiöse Bestimmung vorausahnen, die durch die von Gott gegebene Schönheit garantiert ist. [Huber 1981: vgl. S. 157.] Es ist festzuhalten, dass in der Szene mit den Rittern, in der Parzival sie als Götter ,nicht aber als Ritter, erkennt und somit Weltfremd erscheint auf seine Schönheit verwiesen wird. Diese Technik setzt Wolfram immer wieder ein. In Situationen, in denen Parzivals Weg gefährdet scheint, wird Bezug auf sein äußerliches und damit seine Verbindung zu Gott genommen. [Huber 1981: vgl. S. 157.] Auch in seiner ersten Begegnung mit Sigune wird wieder sofort auf seine Schönheit hingewiesen. (139, 25-27) Sie erzählt ihm von ihrem bösen Schicksal, erwähnt jedoch nochmals, dass er Gottes Kunst am Körper trägt. (140, 5) Seine erste Begegnung mit Sigune stellt eine wichtige Station auf seinem Weg dar, da er in dieser Szene, neben seiner besonderen Schönheit, noch eine andere elementare Eigenschaft freilegt. [Huber 1981: vgl. S. 166.] Parzival zeigt Mitleid mit seiner Cousine. Er geht sogar soweit, dass er ihr Unglück rächen will. (141, 25-30)


Für Wolfram stellt das Mitleid eine wesentliche Erscheinungsform der "triwe" (Treue, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit) dar. Das Herausheben seiner Schönheit in dieser Szene kann nur heißen, dass sein von Gott verliehenes Äußeres, zugleich Signum der "triwe" und Gnade ist. Zwar ist Parzival immer noch tump, doch seine Schönheit und vor allem seine "triwe" überstrahlen diesen Fakt und es treten dabei herausragende Eigenschaften unter seiner tumpheit hervor. [Huber 1981: vgl. S. 166-167.]

Die Begegnung mit Ither und den Rittern des Artushof

Auf seinem weiteren Weg trifft er auf seinen Verwandten Ither, welchen er allerdings nicht als solchen erkennt. Auch dieser hebt die Schönheit Parzivals hervor und beschreibt diese mit folgenden Worten:


,gêret sî dîn süezer lîp: Bewundern muss man deinen süßen Leib,
dich brâht zer werlde ein reine wîp dich hat ein reines Weib zur Welt gebracht
wol der muoter diu dich bar! Wohl der Mutter, die dich gebar!
ine gesach nie lîp sô wol gevar Nie habe ich einen so schönen Leib gesehen

146, 5-8


Auch hier verwendet Wolfram wieder das Mittel der Schönheit, um Parzivals spätere Tat, die Tötung seines Verwandten Ithers, zu relativieren. Klar ist, dass er mit dessen Tötung Schuld auf sich lädt, dennoch wird darüber wieder die Verbindung zu Gott gehoben und herausgestellt, dass er von Gott erwählt ist. [Huber 1981: vgl. S. 169.] Doch bevor dies geschieht, reitet Parzival weiter zum Artushof. Sein Auftreten dort, wird durch seine Schönheit legitimiert, denn sie zeigt, dass er trotz seiner tumpheit und seines torenhaften Auftretens, von höherer Art ist und somit mindestens auf einer Stufe mit den Rittern des Artushof steht. [Huber 1981: vgl. S. 168.] Wolfram hebt, bei Parzivals Einzug zum Artuhof, nochmals seine tumpheit und sein Torentum hervor. Die Frage, wer von den ganzen "Artussen" ihn zum Ritter machen wird, zeigt diese Unwissenheit und tumpheit ganz deutlich. (147, 22-23 Auch die Art wie er die Tafelrunde begrüßt, lassen sein Torentum nochmals deutlich werden. Doch wie schon öfters zuvor wird sein Aussehen vorgeschoben und gibt ihm, in gewissem Sinne, eine Entschuldigung für sein Auftreten. Er ist ja von Gott auserwählt und keiner soll daran zweifeln müssen. [Huber 1981: vgl. S. 168.] Hätte er nicht dieses Aussehen, wäre ihm vieles nicht möglich auf seinem Weg. Seine Schönheit rettet ihn vor seinem Weltfremden auftreten und gibt ihm, wie vorher erwähnt, eine Legitimation. Parzival will unbedingt die Rüstung des Ither besitzen, um nun selber wie ein echter Ritter auszusehen. An dieser Schwelle zum Unglück und zur Schuld, die Parzival auf sich lädt, verweist Wolfram ein weiteres Mal auf dessen Schönheit. Die Tatsache, dass er Auserwählt ist soll hier wieder im Kontrast zu seiner "tumben"Tat stehen. Die Schönheit wird hierbei nicht nur als Zeichen, sondern vielmehr als Instrument der göttlichen Gnade gesehen. [Huber 1981: vgl. S. 170.]


Bevor Parzival an die Rüstung des Roten Ritters gelangt, stehen seine Schönheit und sein torenhafter Aufzug immer in Opposition zueinander. Seine Kleidung zeigt auf, dass er durch seine Mutter von tumpheit befallen ist, jedoch gleichzeitig durch seine äußere Erscheinung eine Verbindung zu Gott hat und durch ihn zu höherem berufen ist. [Hahn 1975: vgl. S. 218]

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Quellennachweise

<HarvardReferences />

[*Reichert 2007] Reichert, Hermann: Mittelalterliche Literatur als Männerliteratur. Vorlesung WS 2005/2006. Wien: Facultas Verlags- und Buchhandels AG 2007.

[*Huber 1981] Huber,Hanspeter Mario: Licht und Schönheit in Wolframs „Parzival“. Ab- handlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich. Inaug. Diss. Zürich, Bern: Juris Druck + Verlag 1981.


[*Hahn 1975] Hahn, Ingrid: Parzivals Schönheit. Zum Problem des Erkennens und Verken- nens im „Parzival“. In: Verbum et signum. Zweiter Band. Beiträge zur mediä- vistischen Bedeutungsforschung. Studien zur Semantik und Sinntradition im Mittelalter. Hrsg. von Hans Fromm, Wolfgang Harms, Uwe Ruberg. Mün- chen: Wilhelm Fink Verlag 1975

  1. Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.