Die Konzeption des Bösen im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen
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Dieser Zusammenhang der Hässlichkeit und dem "Adamstöchtermythos" wird nicht nur im ''Parzival'' thematsiert, sondern auch in der Wiener Genese. Oster zufolge wird das Hässliche in "der Tierähnlichkeit und einem Rückfall auf die Stufe des Tierischen [...], einer verkehrten Körperlichkeit [...] und der schwarzen Hautfarbe" (126) realisiert. | |||
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Version vom 9. Juli 2015, 17:36 Uhr
Hinweis: Dieser Artikel entsteht im Rahmen des Hauptseminars Parzival an der Universität Konstanz und befindet sich noch in Bearbeitung. Der folgende Artikel versucht die Konzeption des Bösen im Parzival [1] zu erläutern. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf Parzivals Verständnis des Bösen eingegangen und wodurch er dieses Verständnis erlangt. Das Böse ist stark verbunden mit der Religion und hier insbesondere mit dem Heidentum und der Diskrepanz zwischen Heidentum und Christentum.
Schönheit und Bosheit im höfischen Roman
In der mittelhochdeutschen Literatur variiert die gegenseitige Abhängigkeit von Hässlichkeit und Bosheit stark. Es besteht außerdem eine starke Verbindung von äußerlicher Schönheit bzw. Hässlichkeit und Werten.
Vermittlung des Bösen
Bereits zu Beginn der Erzählung wird eine Verknüpfung der Dichotomie Gut und Böse mit Farben hergestellt: der unstaete geselle hât die swarzen varwe gar(1,10 f.: Der Treuelose hat die schwarze Farbe ganz), während sich die mit staeten gedanken (1,14) an die blanken (1,13: die Weißen) halten. Diese Dichotomisierung hat auch eine Auswirkung auf die race-Konzeptionen im Parzival. In diesem Zusammenhang ist insbesondere Feirefiz interessant, der immer wieder als Elster aufgrund seiner fleckigen Haut beschrieben wird. Denn der Erzähler vergleicht auch die Vereinigung von Gutem und Bösem (hier: Himmel und Hölle) als agelstern varwe (1,6: Elsternfarben) niederschlägt.
Parzivals Erziehung durchgeht mehrere Phasen, in denen er unter anderem auch verschiedene und spezifischere Konzeptionen von gut und böse erfährt und teilweise auch internalisiert. Die Erziehung seiner Mutter Herzeloyde liefert ihm eine Erklärung des Guten anhand der Gegenüberstellung von Gott und Teufel, mit der sie Parzival eine Antwort auf seine Frage: waz ist got? (119,17: Was ist das: Gott?) gibt. Gott – noch liehter denne der tac (119,19: noch heller als die Sonne)- soll Parzival sich in der Not zuwenden, denn seine triwe der werlde ie helfe bôt (119,24: Seine Treue hat noch nie den Menschen Hilfe verweigert.). Im Gegensatz dazu steht nun der Teufel, der helle wirt (119,25:Herr der Hölle), der swarz (119,26) ist und untriwe […] niht verbirt (119,26: nicht anders kann, als untreu zu handeln). Auch Herzeloyde greift hierbei auf eine Farbendichotomie zurück, die das Gute mit Helligkeit und das Böse mit Dunkelheit und Schwärze verbindet. Außerdem gibt sie noch einen Rat im Bezug auf den Teufel auf den Weg:
mittelhochdeutsch | __________ | neuhochdeutsch | ||
von dem kêr dîne gedanke, | __________ | Von ihm wende dich gedanklich ab | ||
und och von zwîvels wanke. | __________ | und auch von der Unentschiedenheit des Zweifels. | __________ | (119,27-28) |
Im Zuge der Erzählung wird deutlich werden, dass Parzival diese Dichotomie nicht nur verinnerlicht hat, sondern auch lebt. Auch die Belehrung seiner Mutter nimmt sich Parzival zu Herzen:
mittelhochdeutsch | __________ | Übersetzung | ||
'waz hân ich vernomn? | __________ | "Was habe ich vernommen? | ||
wan wolt et nu der tiuvel komn | __________ | Wenn der Teufel kommen würde, | ||
mit grimme zorneclîche! | __________ | mit grimmigem Zorn, | ||
den bestüende ich sicherlîche. | __________ | den würde ich sicherlich überstehen. | __________ | (120,17 ff.) |
Er überträgt das Gelehrte alsbald in die Realität um: Hufgetrappel ist für ihn ein Merkmal des Teufels; einen der Ritter hält er aufgrund dessen Schönheit für Gott. Diesen Fehler begeht Parzival jedoch nicht nur einmal, sondern gleich darauf erneut:
mittelhochdeutsch | __________ | Übersetzung | ||
ez waere got, als im verjach | __________ | Es wäre Gott, wie es ihm | ||
frou Herzeloyd diu künegîn, | __________ | Frau Herzeloyde, die Königin, ... | ||
do sim underschiet den leihten schîn. | __________ | als sie ihm den hellen Schein unterschied. | __________ | (122,21 ff.) |
Dies ist nur nur eine weiteres Beispiel, wie sich Parzivals tumpheit in seinem Handeln niederschlägt. Doch Parzival entwickelt sich weiter, sobald er am eigenen Leib erfährt, was es heißt, selbst böses zu tun (vgl. 316). Im Laufe seiner Entwicklung zeigt er Reue und büßt für seine Tat. Trevrizent zufolge ist dies auch der richtige Weg, um sich Vergebung vor Gott zu verdienen:
mittelhochdeutsch | __________ | Übersetzung | ||
'welt ir im riwe künden, | __________ | Wollt Ihr ihm Reue verkünden, | ||
er scheidet iuch von sünden.' | __________ | trennt er euch von den Sünden. | __________ | (448,25 f.) |
Ursprung des Bösen
Trevrizent ist es, der auf Parzivals Verfehlungen hinweist. Doch er erklärt nicht nur, wie sich Parzival rehabilitieren kann, sondern Trevrizent führt ihn auch in die Entstehung des Bösen ein. Er stellt eine direkte Verbindung zwischen evas Sünde, die dazu führte, dass sie und Adam aus dem Garten Eden verstoßen wurden und Kains Sünde, der seinen eigenen Bruder umbrachte und damit nît in die Welt brachte, her.
Cundrîe und Malcrêatiure
Die Verbindung Bosheit und Verwandtschaft bzw. Genealogie wird im Parzival insbesondere durch die Erläuterung[2] der Geschwister Cundrîe und Malcrêatiure gestärkt.
Dieser Zusammenhang der Hässlichkeit und dem "Adamstöchtermythos" wird nicht nur im Parzival thematsiert, sondern auch in der Wiener Genese. Oster zufolge wird das Hässliche in "der Tierähnlichkeit und einem Rückfall auf die Stufe des Tierischen [...], einer verkehrten Körperlichkeit [...] und der schwarzen Hautfarbe" (126) realisiert.
Clinschor
Clinschor ist eine Figur, die zwar nie direkt auftritt, aber durch den Text negativ dargestellt wird.
Fazit
- ↑ Es wird unter Angabe von Strophen und Verszahl zitiert nach: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
- ↑ Auf diese Stelle wurde ich von AnMar hingewiesen.