Parzivals Faux Pas auf der Gralsburg: Die Rolle der Erziehung: Unterschied zwischen den Versionen
AnMar (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
AnMar (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
=Analyse= | =Analyse= | ||
== Textzusammenhang == | == Textzusammenhang == | ||
Nachdem Parzival den nur für wenige geebneten Weg nach Munsalvaesche findet und dort die Gastfreundschaft genießt, stellt er nicht die lange erwartete Frage. Der Rezipient erfährt erst im neunten Buch, durch die Begegnung Parzivals mit Trevrizent, was genau es mit dieser Frage auf sich hat: | Nachdem Parzival<ref>Es wird unter Angabe von Strophen und Verszahl zitiert nach: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.</ref> den nur für wenige geebneten Weg nach Munsalvaesche findet und dort die Gastfreundschaft genießt, stellt er nicht die lange erwartete Frage. Der Rezipient erfährt erst im neunten Buch, durch die Begegnung Parzivals mit Trevrizent, was genau es mit dieser Frage auf sich hat: | ||
{| | {| | ||
Zeile 84: | Zeile 84: | ||
=Fazit= | =Fazit= | ||
= Anmerkungen = | |||
<References /> | |||
=Literaturverzeichnis= | =Literaturverzeichnis= | ||
== Textausgabe == | == Textausgabe == | ||
[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003. | [*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003. | ||
[[Kategorie: Wolfram von Eschenbach]] | |||
[[Kategorie: Parzival]] | |||
[[Kategorie: Erziehung und Entwicklung]] |
Version vom 12. Juli 2015, 16:27 Uhr
Dieser Artikel soll analysieren, inwiefern Parzivals Erziehung in Soltane mit dem nicht-Stellen der Frage auf der Gralsburg zusammenhängt.
Analyse
Textzusammenhang
Nachdem Parzival[1] den nur für wenige geebneten Weg nach Munsalvaesche findet und dort die Gastfreundschaft genießt, stellt er nicht die lange erwartete Frage. Der Rezipient erfährt erst im neunten Buch, durch die Begegnung Parzivals mit Trevrizent, was genau es mit dieser Frage auf sich hat:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
dar solde ein rîter komn: | Es soll ein Ritter kommen: |
wurd des frâge aldâ vernomn | sobald die Frage vernommen wurde, |
sô solde der kumber ende hân: | soll der Kummer ein Ende haben. |
ez waere kint magt ode man, | Sei es Kind, Mädchen oder Mann - |
daz in er frâge warnet iht, | soll bloß nicht vor dem Fragen warnen, |
sone solt diu frâge helfen niht, | sonst werde die Frage nicht helfen. |
(483,21ff.)
Der schmerzleidende Gralskönig Anfortas soll also darauf vertrauen, dass ein Ritter kommen würde, der, ohne darauf aufmerksam gemacht zu werden, nach dem Wohlergehen des Königs fragt. Erst dann sollte er von seinem Schmerz erlöst werden. Bis dahin jedoch wird er durch das wöchentliche Anschauen des Grals am Leben erhalten. Fragt jemand nach dem Verdruss des Königs, dann bestimmt der Gral einen neuen Gralskönig und Anfortas muss nicht länger leiden. Parzival findet, wie von einer höheren Macht geleitet, den Weg nach Munsalvaesche, stellt aber entgegen der Hoffnungen des Hofes nicht die ersehnte Frage nach dem Wohlergehen. Inwiefern das mit seiner Erziehung zusammenhängt, mit jener durch seine Mutter Herzeloyde in der Einöde von Soltane, oder der zweiten, höfischen, durch Gurnemanz soll im Folgenden analysiert werden.
Kindheit in Soltane (in Bearbeitung)
In diesem Abschnitt soll Parzivals Erziehung in Soltane vor allem in Hinblick auf das Fragen analysiert werden. Fragt er oft? Was fragt er? Wen fragt er?
Die Bedeutung des Narrenkleides (in Bearbeitung)
Höfische Erziehung durch Gurnemanz
Nachdem Parzival den roten Ritter Ither tötet, ausraubt und danach am Arthushof vorstellig wird, stellt man seine fehlende höfische Erziehung fest. Bei Gurnemanz absolviert er anschließend quasi einen Knappendienst im Schnelldurchlauf und lernt alle wichtigen 'Benimmregeln' bei Hofe. Allerdings wird hier auch Parzivals Neugierde und seine oft unpassend erscheinenden Fragen, die seine tumbheit bekunden, zu unterdrücken versucht.
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
irn sult niht vil gevrâgen: | Ihr sollt nicht viel fragen. |
ouch sol iuch niht betrâgen | Auch sollt Ihr nicht zögern |
bedâhter gegenrede, diu gê | besonnen Antwort zu geben, |
reht als jenes vragen stê, | die der Frage des Stellers angemessen ist - |
der iuch wil mit worten spehen. | der will Euch mit Worten prüfen. |
ir kunnet hoeren unde sehen, | Ihr könnt hören und sehen, |
entseben unde draehen: | schmecken und riechen: |
daz solt iuch witzen naehen. | Das sollte Euch Weisheit näher bringen. |
(171, 17ff.)
Grunemanz lehrt Parzival ausdrücklich, weniger Fragen zu stellen und rät ihm, sich stattdessen auf seine Sinne zu verlassen, die ihm erlauben, das Geschehen zu beobachten. So kann er beurteilen, was passiert, ohne unhöflich zu fragen. So lernt Parzival im Kontext der rettenden Frage auf Munsalvaesche aber genau das Falsche. Denn während des Essens auf der Gralsburg wundert er sich über das Leiden und die scheinbare Bedrücktheit des Hofes, versucht aber mithilfe stiller Beobachtung das Geschehen zu ergründen. Sein höflich gemeintes Benehmen schlägt hier aber fehl, denn er sollte genau das tun, was Gurnemanz ihm ausredet: frei heraus fragen.
Das Nicht-Fragen in Munsalvaesche (in Bearbeitung)
Dem Handlungsbericht aus der Gralsburg vorgeschaltet ist die Szene der ersten Begegnung Parzivals mit Anfortas, bei der Anfortas als Fischerkönig beschrieben wird. Hier scheut sich Parzival nicht zu fragen, denn er möchte wissen, wo er unterkommen kann. Anfortas weißt ihm den Weg nach Munsalvaesche. In dieser Szene ist also eine Frage-Antwort Situation auszumachen, wie sie für die Frage nach dem Wohlergehen des Grahlkönigs vorbildich ist. Parzival steht den Fischerkönig alleine gegenüber, hat ein Anliegen und kommuniziert es mithilfe einer Frage. Im Munsalvaesche scheinen ihn die Anstrengungen des Hofes vielmehr zu verwirren, als ihm dabei zu helfen, das Richtige zu tun. Parzival merkt zunächst nicht, dass er durch das Versäumnis einen Fehltritt getan hat. Er kann sein Handeln nicht einschätzten und beginnt erst später, aufgrund der Instruktionen anderer, sich zu schämen und sein falsches Handeln zu bereuen.
Instruktion durch Trevrizent
Bei einem Einsiedler kehrt Parzival ein und revidiert sein verlorenes Vertrauen in Gott. Er lebt für kurze Zeit in der Klause und lernt das durch Verzicht geprägte Leben kennen. Trevrizent klärt Parzival nicht nur über die Zusammenhänge des Leides auf der Gralsburg auf, er instruiert ihn auch, durch den Bericht über den Ritter, der nicht fragte, aktiv zu einer Frage.
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
sît kom ein rîter dar gerîten: | Seitdem kam ein Ritter dorthin geritten: |
der möhtez gerne hân vermiten; | der das lieber hätte vermeiden sollen; |
von dem ich dir ê sagte, | von dem ich dir bereits erzählte, |
unprîs der dâ bejagte, | der dort keine Ehre erstreiten konnte, |
sît er den rehten kumber sach, | als er den rechten Kummer sah, |
daz er niht zuo dem wirte sprach | und trotzdem nicht den Wirt fragte: |
'hêrre, wie stêt iwer nôt?' | "Herr, was ist's mit eurer Not?" |
(484, 21ff.)
Hier wird ersichtliche, dass er ihm sogar eine mögliche Formulierung in direkter Rede anbietet, die Parzival genau so weiter verwenden könnte, was er allerdings im weiteren Verlauf nicht tut
Die zweite Chance: Oeheim, waz wirret dir? (in Bearbeitung)
Das Frageverbot
Fazit
Anmerkungen
- ↑ Es wird unter Angabe von Strophen und Verszahl zitiert nach: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
Literaturverzeichnis
Textausgabe
[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.