Seminar:Proseminar Die mittelhochdeutschen Bearbeitungen der Tristansage SoSe 2020
Eilhart von Oberg: Tristrant und Isalde
Der Tristanroman ist einer der bekanntesten Texte der mittelhochdeutschen Literatur. Zahlreiche Adaptionen und Variationen existieren von ihm. Seine Geschichte ist auch in der Gegenwart weiterhin bekannt und wird immernoch erzählt. Das "Romeo und Julia" des Mittelalters kommt aus dem französischen und wurde von den Autoren Eilhart von Oberg und Gottfried von Straßburg ins Deutsche übernommen. Von ihnen stammen die bekanntesten Handschriften des Sagenstoffes.
Aufgaben und Übungen
Aufgaben bis zum 13.05.20
1. Lesen Sie bis zum 13.05. die Verse 2845-6340 und fertigen Sie wieder stichwortartig eine Zusammenfassung der wichtigsten Handlungsstränge an.
2. Achten Sie für die bisherige Lektüre auf Textstellen, die für die Themenschwerpunkte (Brautwerbung, Liebeskonzeption usw.) in unserem Seminar einschlägig sein könnten, und sammeln Sie diese mit Versangaben in der unten stehenden Liste.
3. Nutzen Sie Ihre Notizen der letzten Woche und helfen Sie bei der Überarbeitung des ersten inhaltlichen Blocks. Sprechen Sie sich hier ggf. ab, damit es nicht zur Überschneidung und der Speicherung mehrerer Versionen kommt.
Aufgaben bis zum 20.05.20
1. Lesen Sie den letzten Abschnitt von Eilharts Tristrant (V. 6341-9750) und fertigen Sie stichwortartig eine Zusammenfassung der wichtigsten Handlungsstränge an.
2. Sammeln Sie weitere Textstellen zu Schwerpunktthemen und tragen Sie diese in die unten stehende Liste ein.
3. Überarbeiten Sie (alle) die Zusammenfassungen der Verse 1-2844 und 2845-6340! Achten Sie dabei auf folgende Punkte:
- einheitlicher Gebrauch des Tempus
- sprachliche und inhaltliche Korrektheit
- wichtige inhaltliche Ergänzungen
Aufgaben bis zum 27.05.20
1. Überarbeitung und Korrektur
- Überarbeiten Sie das letzte Drittel unserer Inhaltsangabe und überlegen Sie sich für den neuen Artikel eine sinnvolle Gliederung (z.B. nach Handlungsabschnitten).
- Fügen Sie Verlinkungen zu bestehenden Artikeln in den Fließtext ein (nur bei der ersten Nennung).
- Achten Sie auf eine einheitliche Kursivierung und Formatierung mittelhochdeutscher Textbelege.
2. Vorbereitung der nächsten Woche
Lesen Sie den Text von Tomasek zur Stoffgeschichte und achten Sie bei der Lektüre auf folgende Punkte:
- Welche Versionen des Tristanromans gibt es?
- Welche Hinweise zur Verbreitung finden Sie im Text von Tomasek?
- Wie hängen die Texte zusammen, wodurch unterscheiden sie sich?
- Was versteht man unter der ‚Estoire‘?
Aufgaben bis zum 03.06.20
1. Überarbeitung und Korrektur
- Überprüfen Sie die Ergebnissicherung der letzten Woche und fügen Sie mit Hilfe Ihrer Notizen ggf. Ergänzungen ein.
2. Vorbereitung der nächsten Woche
Lesen Sie die Artikel aus dem Verfasserlexikon und fertigen Sie einen kurzen Steckbrief mit den wichtigsten informationen zu Autoren, Überlieferung und Werken an.
Lesen Sie den Textausschnitt von Schausten (S. 91-121) und prüfen Sie Eilharts Prolog auf inszenierte Mündlichkeit:
- Wie wird Mündlichkeit im Prolog inszeniert?
- Wie ist das Verhältnis von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit (Funktion der Schrift)?
Aufgaben bis zum 10.06.20
1. Überarbeitung und Korrektur
- Überprüfen Sie die Ergebnissicherung der letzten Woche und fügen Sie mit Hilfe Ihrer Notizen ggf. Ergänzungen ein.
2. Vorbereitung der nächsten Woche
Lesen Sie die Texte von Schmid-Cadalbert und Schulz zum Brautwerbungsschema und beantworten Sie folgende Fragen:
- Wie läuft die gefährliche Brautwerbung ab?
- Von welchem Text wurde das Schema abgeleitet?
- Welche Raumstruktur ist typisch für die Brautwerbung?
Vergleichen Sie den Text von Schmid-Cadalbert mit der Brautwerbung bei Eilhart (ab Schwalbenhaar-Szene):
- Wie sind die Handlungsrollen besetzt?
- Welche Handlungsfixpunkte gibt es?
- Gibt es Abweichungen vom Schema?
Aufgaben bis zum 17.06.20
1. Überarbeitung und Korrektur
- Korrigieren und überarbeiten Sie die Ergebnissicherung der letzten Woche (Brautwerbung).
- Fügen Sie noch etwas detaillierter den schematischen Ablauf, die Raumstruktur und die Handlungsrollen samt Besetzung im Tristrant hinzu!
2. Vorbereitung der nächsten Woche
Lesen Sie die Texte und Ausschnitte von Mikasch-Köthner, Schausten und Strohschneider zur Minnekonzeption.
- In welchem Spannungsverhältnis befinden sich Minne und Gesellschaft bzw. Liebe und Herrschaft?
- Welche Konzeptionen von Minne gibt es bei Eilhart?
Bearbeitete Artikel
Inhaltsangabe "Tristrant und Isalde" (Eilhart von Oberg)
Eilhart von Oberg - Tristrant und Isalde
Stoffgeschichte des Tristanromans
Stoffgeschichte
Die zwei wichtigsten Vorgänger von Gottfrieds „Tristan“ sind der Roman von Thomas von Britanje und Eilharts „Tristrant“.
1. Der „Tristan“ des Thomas
Das fragmentarisch erhaltene Werk, das von Gottfried als Gewährsmann, für seinen Text erwähnten Anglonormannen Thomas von Britanje, entstand etwa zwischen 1160 und 1176. Zwei weitere Dichtungen orientieren sich an seinem Handlungsaufbau, der sich primär auf die „Saga“ konzentriert: Der mittelenglische „Sir Tristrem“ (Ende 13. Jahrhundert), sowie die altnordische „Tristrams-Saga“ (1226) des Mönchs Robert. Die Thomas-Fragmente widmen sich, im Gegensatz zu Gottfried, zum Großteil dem Ende der Handlung. Leider ist ein Zusammenfügen des jeweiligen Stückwerks zur Nachvollziehbarkeit der Thomasschen Handlungsgestalt wenig effektiv, da jede Version des Tristan individuelle Entwicklungslinien aufweist. Lediglich das letzte Viertel erlaubt einen direkten Vergleich, da über längere Abschnitte auf die erhaltenen Thomas-Fragmente zurückgekommen werden kann. Einen auffallenden Unterschied bemerkt Peter Wapnewski bei den etwa 50 Versen des Cambridger Thomas Fragments (Thom. 1-52) aus der zweiten Baumgartenepisode: Der Straßburger Dichter illustriert Gefühle und Haltungen der Figuren und wechselt Nebenfiguren aus. 1995 wird ein neues Thomas-Bruchstück aufgefunden und veröffentlicht: Das Carlisle-Fragment zeigt, dass Gottfrieds Werk länger war, sich an Thomas` Handlungsstrang orientiert, aber dennoch einige Änderungen vornimmt. Aus dem Carlisle-Fragment lässt sich im Vergleich mit Gottfrieds Dichtung ableiten, dass das Brangänegespräch bei Gottfried vorverlegt wird, genau wie bei Eilharts Version. Die Auswertung des Neufundes lässt darauf schließen, dass Thomas eine geraffte Erzählweise bevorzugt, während Gottfrieds Fokus auf erzählerisch ausgearbeiteten inneren und äußeren Hergängen liegt. Weiterhin löst Thomas Datierung der Romanhandlung in die postarthurische Zeit die Zeitgleichheit von Artus- und Tristangeschehen auf, was einen Eingriff in die Konzeption des Tristanromans darstellt. Thomas prägnanteste Änderung im Gegensatz zu seiner Quelle, er beruft sich auf einen Gewährsmann namens Breri, ist die lebenslang anhaltende Kraft des Liebestrankes. Diese Abwandlung wird auch von Gottfried übernommen und kann als eine Aufwertung des Elements der Liebesthematik an sich gesehen werden. Außerdem ist eine inhaltliche Neuerung bei Thomas, die Einfügung der Minnegrotte und des Statuensaals. Auf sprachlicher Ebene können in Thomas „Tristan“ mehr Wortspiele und Antithesen beobachtet werden, als z.B. in Eilharts Version. Im Vergleich zu Gottfrieds Text fehlt Thomas allerdings ein qualitativ-musikalischer Klang der Sprache. [1]
2. Der „Tristrant“ Eilharts von Oberg
Aufgrund des Carlisle-Fragments erhärtet sich die Annahme, dass Gottfried Eilharts Werk gekannt hat, was unter anderem seine Polemik gegen das Schwalben-Haar-Motiv nahelegt. Von Eilhardus de Oberch, einem Angehörigen einer welfischen Ministerialfamilie aus dem Dorf Oberg, der zwischen 1189 und 1209 urkundlich bezeugt ist, liegen sechs „Tristrant“ Textzeugen vor: Die Gottfried-Handschrift P, drei Fragmente des 12./13. und zwei vollständige Handschriften des 15. Jahrhunderts. Als unter Eilharts Namen komplett erhaltener Roman bietet der Text gute Einsicht in die Handlungsentwicklung eines Tristanromans vor Thomas. Einer der deutlichsten Unterschiede zu Thomas` Dichtung ist die Wirkung des Minnetranks. Bei Eilhart wirkt er vier Jahre lang so intensiv, dass das Paar bei einer Trennung von über einem Tag körperliche und seelische Qualen leidet, danach schwächt sich die Trankwirkung ab (auf früherer Stufe hatte der Trank eine Wirkungsstaffelung). Die schwächere Trankwirkung führt bei Eilhart zum Bereuen ihres Zusammenseins, dass sie in der Ugrim-Episode als Sünde deuten. Durch den Zauber des Trankes sind die beiden Liebenden bei Eilhart von einer Eigenverantwortung befreit, im deutlichen Unterschied zu Gottfrieds Darstellung. Eilharts Roman zeichnet sich weiterhin durch die dominante Darstellung der feudalen Herrschaft und des Heldentums Tristrants aus, der schon im Prolog als Hauptprotagonist vorgestellt wird, wohingegen Gottfried und Thomas den Fokus auf die Minnethematik legen. Interessant ist bei Eilhart die Figur des König Marke, welcher als kräftiger und manchmal zorniger Herrscher charakterisiert wird. Bei Eilhart führt er die Handlung ein und schließt sie am Ende ab. [1]
3. Zur Entstehung des Tristanromans
Die genauen Ursprünge des Tristan-Stoffes sind bis heute nicht eindeutig nachgewiesen. Vieles weist darauf hin, dass es vor den von Gottfried von Straßburg, Eilhart von Oberg und Thomas von Britanje aufgezeichneten Versionen des Tristan-Stoffes bereits mündlich überlieferte Versionen gibt. Der Vorläufer der Aufzeichnungen ist die sogenannte Estoire-Version. In der Estoire-Version waren wohl alle handlungsrelevanten Bestandteile des Tristanromans bereits vorhanden, so z.B.: Tristans Geburt, sein Kampf mit Morolt, der Liebestrank („Minnetrank“), Isoldes und Markes Hochzeitsnacht, Tristans und Isoldes Leben im Wald, etc. Festzustellen sind dabei Unterschiede in der Auswahl der Episoden, welche die drei maßgeblichen Tristan-Autoren gewählt hatten. Die Gattung der Estoire-Version ist indessen nicht mehr eindeutig festzustellen. Die Kombination aus Liebe und Tod spricht für ein Heldenepos, während die Verweise auf Künstlertum und List eher für ein Spielmannsepos sprechen.
Der Tristanstoff zählt als einer der bedeutendsten Liebesmotive der mittelalterlichen Literatur.
Wo aber liegen – geographisch – die Ursprünge des Tristanromans? Darüber gibt es nach Tomasek zwei Theorien: zum einen wird die Entstehung dieser Geschichte im angelsächsischen Raum (Großbritannien bzw. Irland) vermutet, zum anderen aber im Orient. Bis ins 20. Jh. hinein bestand unter Experten Konsens darüber, dass „Tristan“ von den Britischen Inseln stammt. Darauf weisen die keltischen Namen der Hauptfiguren hin, z.B. Tristan, Brangäne, Marke (bzw. Marcus/March). Es gibt sogar Hinweise auf einen realen König Marcus oder March, welcher seit dem 9. Jh. in bretonischen und walisischen Texten erwähnt wird und im 6. Jh. gelebt haben soll.
Der Name „Tristan“ taucht ebenfalls seit dem 6. Jh. auf den Britischen Inseln auf. Man weiß von einem Grabstein in Cornwall aus dieser Zeit, auf welchem der Name „Drvsta(n)us“ zu lesen ist. Des Weiteren gab es im 8. Jh. den piktischen Namen „Drust“ und im 13. Jh. den kymrischen Namen „Drystan“. Die Ähnlichkeit zu „Tristan“ ist hier bereits sehr deutlich. Nicht nur der Name „Tristan“ ist möglicherweise kymrischen Ursprungs, auch der Name „Isolde“ könnte von dem kymrischen Namen „Essylt“ abgeleitet worden sein.
Auch Teile der Handlung weisen auf einen keltischen Ursprung hin, so z.B. die keusche Schlafhaltung von Tristan und Isolde im Wald, die Episode des „kühnen Wassers“, das Motiv des voreiligen Versprechens oder die im Wasser treibenden Späne, welche Parallelen zu irischen Erzählungen aufweisen. Darüber hinaus gibt es die irischen Erzählgattungen „immram“ (Seefahrt), „tochmarc“ (Werbung) und „aithed“ (Fluchterzählung), welche Tristans Fahrten nach Irland bzw. der Episode im Wald entsprechen. Die irische Erzählung namens „Diarmaid und Grainne“ ist der Tristangeschichte ebenfalls ähnlich. Diese Geschichte handelt von einem Liebespaar, das zunächst nicht zusammen kommt, da das Mädchen Grainne mit einem alten Heerführer verheiratet wird. Parallelen zu „Tristan“ sind außerdem der Liebestrank, die Flucht mit Diarmaid und das Leben der Beiden im Wald. Allerdings wurde die Geschichte von Diarmaid und Grainne zwar erstmals im 10. Jh. erwähnt, die Haupthandschrift aber stammt aus dem 17. Jh., sodass aus heutiger Sicht wohl eher ein Einfluss der Tristangeschichte auf die Geschichte von Diarmaid und Grainne angenommen wird als umgekehrt. Gleichermaßen nimmt man heute an, dass „Tristan“ von anderen europäischen Erzählungen beeinflusst wurde, z.B. von der griechischen Sage des Theseus, was an dem schwarzen bzw. weißen Segel als Rückkehrsignal deutlich wird.
Ist „Tristan“ nun doch orientalischer Herkunft? Zu dieser Theorie wurde von der Forschung der persische Epos „Wis und Ramin“ aus dem 12. Jh. angeführt. Allerdings ist es mittlerweile erwiesen, dass dieser Epos im Mittelalter im Westen nicht bekannt wurde. Gleich verhält es sich mit der arabischen Geschichte „Kais und Lubna“, welche nie ins Lateinische übersetzt wurde. Diese könnte allerdings am aquitanischen Hof mündlich überliefert worden sein. Es war im 12. Jh. durchaus möglich, arabische Geschichten an westeuropäischen Höfen zu erzählen, da rege Dichterbegegnungen stattgefunden haben.
In der Tristangeschichte werden viele international bekannte und teilweise vorchristliche Motive wiedergegeben, so z.B. der Drachenkampf, der Brautunterschub, das gefälschte Gottesurteil etc. Sogar biblische Motive finden sich hier, z.B. die sogenannte „Baumgartenszene“, welche an die Geschichte von Adam und Eva im Paradies erinnert. Für den Tristanstoff typisch sind Episodengedichte, also Gedichte aus separaten Episoden, die ein Handlungselement aus der Estoire-Version erzählen oder neue Episoden einfügen. Als Beispiele seien hier genannt: das „Geißblattlai“ von Marie de France, die Berner und die Oxforder „Folie“, „Donnei des amants“, „Tristan ménestrel“ und „Tristan als Mönch“, deren Verfasser heute nicht mehr bekannt sind. Diesen Werken ist gemein, dass sie nicht nur den Handlungsverlauf des Tristanromans wiedergeben, sondern auch viele der Motive und Themen aufgreifen. [1]
4. Zur Verbreitung des Tristanromans in Mittelalter und Neuzeit
Die frühen Episodengedichte „Geißblattlai“ und die Urfassung der „Folie“ stammen aus Frankreich und zeigen, dass bereits die Basis der grundlegenden Handlung auf der Stufe der Estoire gelegt wurde. Ebenso basiert das Werk „Tristan en prose“ (verfasst um 1230) auf Material aus der Estoire-Stufe. Dieses Werk konnte sich allerdings in Mitteleuropa, vor allem im deutschsprachigen Raum, nicht durchsetzen. Vieles deutet darauf hin, dass die Autorin Marie de France (Geißblattlai) von Eleonore von Aquitanien und Heinrich II gefördert wurde. Auch Eilhart von Oberg war Ministerialer im Dienste der Welfen, welche wiederum durch die Heirat zwischen Heinrich dem Löwen und der Tochter von Heinrich II mit dem englischen Königshaus verwandt waren. In den auf das 12. Jh. folgenden Jahrhunderten breitete sich der Tristanroman in ganz Europa aus. So ist „La Tavola ritonda“, bekannt, das auf dem Werk „Tristan en prose“ basiert und sich von der iberischen Halbinsel bis auf den Balkan ausbreitete. Zur Ausbreitung des Tristanromans trug im 13. Jh. auch die Beziehung des englischen Königshof zum norwegischen König Haakon Haakonarson bei. In Norwegen kannte man die „Tristrams-Saga“, während in Deutschland Gottfried v. Straßburg bzw. Eilhart v. Oberg zur Verbreitung dieses Stoffs beitrugen, vor allem Letzterer, der den Romanhelden „Tristrant“ nannte und in sein Werk auch eine alttschechische Versübertragung mit einfließen ließ, welche wiederum Teile aus Gottfrieds Fassung enthielt. Im 16. Jh. wurden Tristan und Isolde sodann durch den Dichter Hans Sachs in mehreren seiner Meisterlieder weiter bekannt gemacht. [1]
→ Siehe auch: Stoffgeschichte des Tristanromans
Die deutschsprachige Überlieferung und inszenierte Mündlichkeit bei Eilhart
Inszenierte Mündlichkeit
Bei Eilharts Tristangeschichte handelt es sich um die erste, komplettierte Fassung der Dichtung in Europa überhaupt. Da unklar ist, auf welche Form sich der Autor selbst gestützt hat, greift die Forschung immer wieder auf einen Vergleich mit der späteren Tristanfassung Gottfrieds zurück, wobei beiden Fassungen die Begriffe „spielmännisch“ und „höfisch“ zugeordnet wurden. Der Eilhart’schen Fassung ist dies der spielmännisch traditionellen Erzählweise des Autors zu verschulden. Die Schriftlichkeit Eilharts von Oberg steht hierbei der Mündlichkeit in Konzeption und Stil nahe. Die altgermanistische Forschung jedoch, sieht in den beiden Fassungen eine notwendige Trennung, da Eilharts Fassung die Konnotation „spielmännisch“ zu einem vorhöfischen Epos werden lässt und sie somit in den Schatten Gottfrieds fällt. Dies ist auch der problematischen Mehrdeutigkeit des Begriffs zu verantworten, der zum einen die Erzählweise Eilharts definiert und zum anderen inhaltlichen Bezug durch die vermeintliche Auffassung der Stoffgeschichte des Tristan durch den Autor nimmt. Des Weiteren ist Eilhart mit seiner Fassung viel mehr von der Heldenepik geprägt, er „repräsentiert von der Minneauffassung her eine frühe Stufe höfischer Epik“ (S.93), im Gegensatz zu Gottfried, welcher seine Figuren klug handeln lässt, er somit ein anderes Menschenbild darstellt und selbst eine andere Auffassung der Menschen besitzt. Auch in puncto Erzählstil fällt, im Auge der Forschung, die Fassung des Oberg in den Schatten der des Gottfried. So erzählt Eilhart seinen Tristan in in trivialer Sprache, was sich durch Gottfrieds Version und seiner reflektierten Erzählweise herauskristallisiert. „Somit erweist sich die zunächst durchaus überlegenswerte Zuweisung des Eilhartschen Textes zur Mündlichkeit in dieser Form als äußerst problematisch, weil hier Oralität mit „Simplizität“ […] assoziiert wird“(S.94). Durch diese Aussage wird klarer, dass eine vergleichende Betrachtung der beiden Tristan Fassungen wenig hilfreich ist, da diese den neutralen Blick auf den Text selbst erschwert. Um auf die Bezeichnung „spielmännisch“ zurückzukommen: Auch diese Betitelung des Eilhart’schen Textes erfolgte aus der „höfischen“ Fassung Gottfrieds, welche dem modernen Leser mehr entspricht, als die ältere Version des Eilhart. Eine Abstufung seines Textes erfolgt also aus dem Bewusstsein des Lesers, dem Erkennen der mangelnden Logik der Handlung, welche aus der „Konsequenz der Literalität“ (S.95) [2](Lese- und Schreibfähigkeit) folgt. Menschen, welche in einer elitären, schriftlichen Gesellschaft aufwachsen, entwickeln ein logisch- empirisches Denken. Durch die Einführung des Schriftlichen fand hier also eine Entwicklung vom „mythisch“ zum „logisch“ denkenden Menschen statt. Somit sind die Kriterien, auf welche zur Sichtung literarischer Werke zurückgegriffen wird, Resultate einer von Schriftlichkeit geprägten Gesellschaft. Problematisch ist hierbei, dass mediävistische Texte anders zu erfassen sein müssen. Denn diese entstammen einer Zeit, in welcher die Mehrheit der Bevölkerung ohne Schrift gelebt hat (folglich Analphabeten waren). Beschäftigung mit Literatur dieser Zeit muss sich also zwangsläufig auch mit den mündlichen Formen und dem Zusammenspiel beider auseinandersetzen. Schwierig zu erforschen sind hierbei die Formen der Aufführungen eines Textes und der Zeitpunkt, ab welchem die Autoren mit ihren Texten nicht mehr nur bei (Zu-)Hörern, sondern auch privaten Lesern Anklang fanden. Aus den schriftlichen Überlieferungen wird versucht, die Mündlichkeit herauszuarbeiten, die Präsentationsweise „im Kontext der höfischen Gesellschaft“(S.97), welche bis 1200 wohl in Form von Vortragsdichtung erfolgt ist. Wissenschaftler wie Manfred Günther Scholz stellen daher die These auf, dass Werke dieser Zeit nicht nur ausschließlich als lyrische Texte angedacht waren. Denn trotz dem Fakt, dass der Auto sein Publikum als zuhörendes anspricht, sollte ein Text nicht notwendig als Vortragsdichtung gelten. Des Weiteren kritisiert er, innerhalb der Epen den sprechenden Erzähler mit der Person des Autors gleichzusetzen. Diese beiden Charaktere müssen getrennt voneinander angesehen werden. Wenn nämlich dieses Verständnis von Fiktionalität bereits in mittelalterlicher Literatur nachgewiesen werden kann, ergibt sich daraus die Frage, „wo die Ursprünge der modernen Art, Literatur zu rezipieren, zu suchen sind, als grundsätzlich von einem Gegensatz […] mittelalterlicher und neuzeitlicher Literatur auszugehen“(S.98). Somit ist die Literarizität dieser Texte im Laufe der Zeit immer mehr in den Blick der Forschung gerückt, Mündlichkeit und Schriftlichkeit müssen in ihrem Zusammenspiel betrachtet werden (dies gilt somit auch für volkssprachliche Literatur). Der „Übergang von der „mündlich-unmittelbaren Kommunikation“ zu einer „rhetorisch erzeugten Mündlichkeit“[3] wird auch als „fingierte Mündlichkeit“ bezeichnet. Autoren des Mittelalters verfassten ihre Texte also absichtlich in einer mündlichen Erzählsituation, um den Eindruck wörtlicher Rede zu erschaffen. Somit wird der Sprecher zum fiktiven Erzähler, welcher sich an fiktive Rezipient*Innen wenden kann. Mit dieser Einführung folgt auch eine Trennung von Diskurs und Geschichte, da der Erzähler durch den Diskurs nun eine eigenständige Kommunikationssituation entwickeln kann.[4]
Die Bedeutung konzeptioneller Mündlichkeit für die literarische Inszenierung der Erzählerfigur
Die Verwendung eines Diskurses ist in der Tristansage zu erkennen, dieser erhält durch die mündliche Überlieferung Funktionen, die sich im schriftlichen fixierten Kontext fixieren. In der Version von Eilhart gibt zum einen die Dissoziation von Erzähler und Publikum und auf der anderen Seite eine Erzählfigur, die der mündlichen Vortragsweise entspricht. Wörter wie „uns“ sind Indikatoren für die Unmittelbarkeit der mündlichen Erzählsituation ist aber im schriftlichen Text die Trennung zwischen Erzähler und Autor. Unterschieden wird zwischen den Modi „geschrieben“ und „gesprochen“, anders ausgedrückt durch „Sprache der Distanz“ und „Sprache der Nähe“. Die „Sprache der Nähe“ oder das „geschriebene“ Wort charakterisiert sich durch Monologe, fehlendem Sprecherwechsel, etc. Während die „Sprache der Nähe“ als angebliche Mündlichkeit in epischen Texten verkörpert. Eilharts Erzählfigur ist der „Sprache der Nähe“ zuzuordnen, da er gleichzeitig Publikum und Erzähler suggeriert. Charakteristisch dafür sind, Verben wie „sagen“ oder „sprechen“ oder wenn eine Unterhaltung inszeniert wird. Somit wird die „Sprache der Nähe“ in einem schriftlichen Text verankert. So kann die Mündlichkeit und Schriftlichkeit anhand der erzählerischen Konzeption sichtbar gemacht werden. Eilhart bemüht sich in seiner Dichtung „die Hinweise auf die Verbindungen zwischen Erzähler und Rezpierenden zu erhalten“ (vgl. S. 109). Direkt zu Beginn versucht sich Eilhart schon dieses Konzept einzuführen in dem er schreibt: „ich sage ûch, wolt ir swîgen […]“. Hier ist die fingierte Erzählsituation besonders deutlich, ein Erzähler kann erst beginnen, wenn das Publikum zur Ruhe gekommen ist. Auch deuten weitere Worte daraufhin, z. B. sollen die Leser die Geschichte „vernemen“ und „hôren“ anstatt zu lesen. Er bemüht sich außerdem die Aufmerksamkeit der Leser immer wieder zu steigern, indem er sie wiederholt auffordert, sich das Gesagte zu merken: „diz merkit recht, wen ez ist wâr“ (v. 1385). Auch hier ist wieder die Mündlichkeit des Diskurses zu erkennen. Eilhart macht viel dafür die mündliche Vortragsweise zu fingieren, damit dies aber auch vollständig funktioniert ist das Gedächtnis des Lesers von großer Bedeutung. Die immer wiederkehrenden Aufforderungen bewirken das Publikum durch das geschriebene zu steuern. Wiederholung wie zum Beispiel „ich sage ûch wêrliche“ oder „nû merkit“ am Anfang eines Verses unterstreichen das. Viele Indikatoren in Eilharts Dichtungen lassen darauf schließen, dass „formelhafte Dichtung [nicht] mündlich komponierst sein mu[ss]“ (vgl. S. 111) . Es gibt viele Beispiele, die darauf hindeuten, dass er sich „am menschlichen Gedächtnis orientiert“ (vgl. S. 111). Tristan werden im Laufe immer wieder positive Attribute zugeschrieben. Durch die ständige Wiederholung verschiedener Attribute und Eigenschaften der Charaktere, bleibt dem Leser ein solches Bild im Gedächtnis. Der Autor legt dem Leser also sein Bild der Personen fest. Diese verschiedenen Ausdrücke sind also eine Redundanz der schriftlichen Erzählung, die die Geschichte über den Handlungsbereich hinaus erzählen. Die verschiedenen Abschnitte wie Geburt, Leben, Liebe und Tod machen das Leben des Helden zum Gegenstand, ohne diese aktiv miteinander zu verbinden. So entsteht eine heute weniger verständliche Methode des Erzählens, nämlich die Aneinanderreihung von Geschehnissen. Die dadurch enstandene Befremdung kommt also ohne die üblichen Mittel wie absteigenden Erzählverlauf und Höhepunkt aus. Daraus lässt sich schließen, dass diese Art der Erzählung nicht nur typisch war, sondern, sondern sogar die Norm. „Somit ist auch der Erzählplan des Textes an dem mündlichen Erzählens orientiert“ (vgl. S. 112). Ein einziges Mal wird die Aneinanderreihung durchbrochen, in Vers 7865. [5]
Der inszenierte Körper der Isalde
Die kämpferischen Darfstellungen, genauso wie die Attributen, die den Personen zugeordnet werden, verdeutlichen Eilharts vorhöfische Abstammung und die damit verbundenen „Kultur[en] des weltlichen Adels [stehen im] Mittelpunkt“ (vgl. S. 114). Das ist zu erkennen an den, teilweise „ausführlichen Beschreibungen“ von Kostbarkeiten. Besonders wertvolle Materialien werden hervorgehoben. Eilharts Erzählungen sind nicht nur heldenepisch und auf spielmännische Art inszeniert worden, sondern auch ein „Rückgriff auf die Zeichensprache körperlicher Inszenierung in mündlichen Kulturen, auf die Darstellung höfischer Gesellschaft und ihres Ideals“ (vgl. S. 114). In laufe der Gesichte kam es zur einer Episode, in der Tristan eine andere Frau ehelich vernachlässigt hat, da Isalde ihm mehr Zuneigung spüren lässt. Das belegte Tristan, indem er meinte, dass Isalde sich besser um seinen Hund, als irgendjemand sonst, kümmert. In diesem Zusammenhang setzt Eilhart, nach seinen vorherigen Bemerkungen, dass das Publikum sich etwas merken sollte, sie diesmal auf das „sehen“ an. Isalde soll so hübsch wie möglich erscheinen. Eilhart möchte, dass die Figuren, und auch die Leser, bemerken, wie einzigartig Isaldes „höfische Vollkommenheit“ ist. Anschließend folgt die Beschreibung des Jagdzuges, welche vorher schon mehrfach angesprochen wurde. Die Inszenierung des Aufzuges übertrifft aber alle Erwartungen. „Der Eindruck höchster Vollkommenheit und höfischer Pracht wird durch den nun einsetzenden zweiten Teil des Zuges erzielt, indem die Damen der Hofgesellschaft im Mittelpunkt stehen.“ (vgl. S. 115). Es wurde darauf geachtet, dass jede der folgenden immer prächtiger gekleidet oder geschmückt wurde als die Vorherigen. Dadurch steigert sich die „höfische Pracht“ (S. 115) immer mehr. Der Höhepunkt bildet Isalde, die schöner ist als je zuvor. Das wird anschließend gekrönt, als Isalde den Hund, den sie von Tristan bekommen hatte, in eine goldene Unterkunft führt und diesen mit einem kostbaren Mantel liebkost. Diese Episode zeigt, das Eilharts Erzählung nicht als vorhöfisch zu bezeichenen ist. Sondern vielmehr als die „Darstellung moderner höfischer Adelskultur“, welche „ein zentrales Anliegen dieses Tristnasromans ist“ (vgl. S. 117).
Von Büchern und Berichten, Briefen und Boten: Abschließendes zu Besonderheiten der Eilhartschen Tristandichtung Eilhart schaffte in seiner Tristandichtung eine Verbindung zwischen den Traditionen des mündlichen Erzählen, sowie die Präsentation der adeligen Körper. Zusätzlich weißt er mehrfach auf die Oralität und Literalität seines Werkes, in Abhängigkeit zu seiner Episoden, hin. So wird die Konkurrenz zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit zum Thema. Der Autor schafft es bewusst die Darstellung als literarische Technik einzusetzen, um seiner Dichtung Identifikation Möglichkeiten zu einem kunstvoll inszenierten höfischen Gesellschaftsbild darzustellen. [5]
Eilhart von Oberg[6]
Verfasser des "Tristrant und Isalde". Er nennt sich in seinem Werk selbst, deshalb ist gesichert, dass er der Verfasser ist. Er selbst benennt sich "von hobering her eylhart" (S.410). Seine Herkunft ist unklar, vermutlich rheinisches Zentrum, der Generation der Oberge angehörig, was jedoch nicht nachweisbar ist. Belegt ist, dass ein "Eilhardus de Oberch" gelebt hat, von 1189 bis 1209, der dem Ministerialgeschlech in Braunschweig im östlichen Sachsen angehörte. Ob es sich dabei um den Verfasser des Tristan handelt, ist jedoch zweifelhaft. Auch der literaturgeschichtliche Ort des Tristrant bleibt somit unbekannt, da von der ursprünglichen Tristrant-Dichtung nur noch Pergament-Bruchstücke von drei Handschriften erhalten sind (Wagner versuchte diese einst anhand der Sprache der alten Fragmente zu bestimmen). Eine zeitliche Wirkung seiner Tristrant Erzählung ist erst circa ein Jahrhundert später mit dem sogenannten „Tristranteppich“ greifbar, der in der Region um das östliche Deutschland, im heutigen Sachsen auftauchte.
Vorreiter des Tristrant war die sogenannte Estoire. Auch diese ist nicht vollkommen überliefert, aber inhaltlich zu erschließen. Wichtiges Leitmotiv der Tristrant Erzählung ist die Liebe, geprägt durch die in Frankreich ausgelöste „neue Vorstellung [Ovids], wie sie als wunderhafte Macht den Menschen ohne seinen Willen geradezu wie eine Krankheit überwältigt“ (S.413), welches Oberg im Motiv des Minnetranks umsetzt. Somit haben auch die Schilderung der Gefühle und Gedanken, sowie der Liebesmonolog der Isalde einen modernen Stellenwert innerhalb des Werkes. Hier finden sich jedoch Passagen wieder, welche zum Teil Eins zu Eins dem Liebesmonolog der Lavinia aus Heinrich von Veldekes „Eneit“ zu entnehmen sind. „Wenn Wagner [jedoch] Ort und Zeit von [Obergs] Schaffen richtig bestimmt hat, war der 'Tristrant' zu Anfang der siebziger Jahre am Niederrhein verfügbar, sodass Veldeke den [Monolog] der Isalde bei der Ausarbeitung heranziehen konnte“ (S.416). Eilhart hielt sich in seiner Dichtung zwar nicht an Reimschemata, doch folgten seine Assonanzen bestimmten Regeln (Beispiel: überschüssiges n im Auslaut; vokalische Ungleichheiten)- Motive, welche auch bei Veldeke so auftauchen. Wagner stellte bei einem Vergleich der beiden Werke fest, dass diese Assonanzen im Fortschreiten beider Dichtungen abnehmen (fortschrittlich zeigen sich bei Eilharts Text die ausgedehnten Hemistichien).
Trotz der „trümmerhaften“ Überlieferung der Tristrant Erzählung, genießt sie einen hohen Bekanntheitsgrad und literarische Relevanz. Von Wagner ausgewertete literarische Erwähnungen wurden durch Lichtenstein (S. CXCII—CCIV) zusammengefasst und auf den Zeugniswert der Namen hingewiesen. Dazu kommen die drei Wienhäuser „Tristranteppiche“, wovon der älteste (um 1300) hierbei vermutlich für das Herzogshaus bestimmt war. Der zweite aus der Dorfkirche Emern bei Ülzen im Lüneburger Museum und ein letzter, vermutlich aus Würzburg stammender Teppich, aus dem 14. Jahrhundert. Die Hochphase des Tristan sollte erst im späten Mittelalter erfolgen, als das Stoffliche dem Leser mehr und mehr in den Vordergrund rückte. „Von der Prosaauflösung des Tristan sind bis 1664 vierzehn Drucke nachgewiesen“ (S.417). Ein auf 1539 datierter Wandbehang aus einer Kirche im Erzgebirge fasst dieses Motiv wieder auf. Sie inspirierte Hans Sachs 1551 und 1553 für fünf Meisterlieder und eine Tragedia.
Gottfried von Straßburg[7]
→ Siehe auch: Gottfried von Straßburg
Leben
Gottfried von Straßburg hält sich Zeit seines Lebens im Hintergrund, genauso wie Informationen zu seiner Person. Einzig bezeichnet er sich als Meister, aus welchem Kontext heraus ist jedoch nicht schlüssig. Aus seinen Erzählungen lässt schließen, dass er eine lateinisch-artistische und französische Bildung genossen hat. Genauso sein wissen über das Laienrecht, der höfischen Sachkultur und Musik. Sein Stand als Bürger ist leider nicht nachzuweisen. Es wird spekuliert ob er am Bischofshof oder städtischen Verwaltung gearbeitet hat. Der Einsiteg seines Tristansroman wird als Widmung angesehen, auch wenn es dafür keine Belge gibt. Er starb ohne Tristan beenden zu können, welcher aber von Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg fortgesetzt wurde.
Werke (Datierung/ Echtheit)
Die Datierung seines Versroman ist schwierig, lässt sich aber annähern durch Äußerungen seinerseits. Er nennt zum Beispiel Heinrich von Veldecke und den Minnesänger von Hagenau als verstorben aber Hartmann von Aue, sowie Bligger von Steinach, Walther von der Vogelweide, etc seien noch am Leben gewesen. Die wenigen Hinweise verweisen auf die Jahre 1200-1220. Der Abbruch nach Vers 19548, vor dem dritten Teil, rief immer wieder Spekulationen herraus, wurde aber von seinen Nachfolgern mit seinem Tod erklärt. Genauso könnte es aber möglich sein, dass ihm die Arbeit zu müßig wurde oder, dass er nach der Trennung des Paares zu gerührt war um fortzufahren. Zwar umfasst er im Prolog schon die ganze Geschichte bis zum Tod , weicht aber schon früher von der Gliederung ab, was auf eine Überarbeitung schließen lassen kann, deren Umfang aber nicht bekannt ist.
Überlieferung des Tristan. Überlieferungsgeschichte, Textkritik
Die Tristangeschichte ist bis zum Abbruch vollständig. Es sind 11 Handschriften und 16 Fragmente erhalten. Charakteristisch ist, dass 9 Fragmente aus dem 13. Jahrhundert eine vollständige Überlieferung bezeugen. Die Handschriften M aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist eine sehr aufwendig gestaltete Ausgabe. Obwohl die Überlieferung viel einheitlicher ist, als man vermutet hatte, wurde erst durch den Aufsatz “Die Überlieferungen zu G´s Tristan” die textkritische Arbeit der im wesentlichen noch heute geltenden methodischen Grundsätze gezeigt.
Quellen
Gottfried verfolgt im großen und ganzen die wesentliche Handlungsabfolge des Tristans. Gleichzeitig bringt er so viele komplexe Koordiantennetze von Reflevionen in seinen Text, dass jede Nacherzählung, die seine komplett verfälschen würde. Er slebst hat lange nach der richtigen Fassung gesucht, der er folgen konnte. Unterscheiden lassen sich die Differenzen der Anlagen durch eine spielmännische Fassung und eine höfische Fassung. An manchen Stellen spricht sich Gottfried gegen diese Fassungen aus, die bei Eilhart zu finden sind. Dies setzt aber keine Kenntnis Eilharts voraus, denn diese können auch schon bei Thoman gefunden werden. Was Gottfried von Thomas übernommen hat, ist meist nur hypothetisch. Genauso überschneiden sich Thomas Fragmente nur zwei Stellen mit Gottfrieds.
Problemansatz und Strukturprogramm
Gottfrieds Tristan besteht aus einem komplexen Koordinatennetz aus Reflexionen. Gottfried schmückt seine Erzählung immer wieder mit Kommentaren, Einwürfen und Exkursen. Dies führt zu einem vielschichtigen Text. Werden die Details separat betrachtet lässt sich auf folgendes schließen:
Problemansatz
Gottfried möchte einen Minneroman schreiben und bezieht sich deshalb auf viele seiner deutschen Vorgänger. Er möchte aber einen Kontrast zum üblichen Minneroman bilden. Er bezieht sich damit auf den Problemansatz der Minne. Er setzt die Minne einer zerreißenden Dialektik aus. Diese liebe-leit-Minnegeschichte steigert ihre positive Wirkung vom Prolog bis zur Evangeliums- und Sakrament- Analogie. Diese Leit- Komponente besteht aus der “zwanghaften, ins absolute gesteigerten Liebesbeziehung selbst”, die Gottfried in seiner rationalen Weisheit darstellt, die vom Anfang der Bindung bis letztlich zu Selbstverlust, Elend und Tod führt. Dieses Extrem Bild der Reflexionen bildet den Kern Gottfrieds Erzählung. Weshalb bis heute auch noch keine einheitliche Deutung zustande gekommen ist.
Strukturprogramm
Dem Grundprinzip, welches in allen Fassungen zu finden ist, nämlich die tragische Minne von Tristan und Isolde, die erst im Tod miteinander verbunden sind, folgt auch Gottfried. Doch lassen sich bei Gottfrieds Fassung einige Unterschiede erkennen. So ist denn der erste Teil von staatsrechtlichen Aspekten geprägt im Gegensatz zu Eilharts Märchengestaltung. Unterscheiden lässt sich auch noch die Wirkung des Liebestranks, die Bei Gottfried keine Einschränkung hat, im Gegensatz zu anderen Versionen des Tristansromans. Genauso ist Gottfrieds Kommentar zum Gottesurteil heut noch sehr umstritten und stellt sich vor große Deutungsprobleme. Auch wird das Waldleben von ihm positiv dargestellt, in dem das Paar eine paradiesische Einsamkeit genießen kann. Nach Tristans widerstehen der Fremden, und dem treu bleiben gegenüber Isolde, endet Gottfrieds Erzählung.
Wirkungsgeschichte
Gottfried und seine Auswirkungen werden immer wieder erwähnt, unter anderem von Rudolf von Ems und Konrad von Würzburg. Er versucht seine trotz durch Reflexionen gesteigerte Tristan-Erzählung, doch bewusst zu verschleiern. Die immer fortschreitenden Möglichkeiten, sowie neue Kenntnisse in der Wissenschaft lassen mittlerweile eine fast unabsehbare Möglichkeit von Deutungen zu.
Prosaroman
Bis 1664 sind 13 Drucke der Tristan Dichtung als Prosaroman nachweisbar. Eine Prosa Veröffentlichung war nötig, da sich die Gesellschaft der Reimkunst entfernt hatte. Hier wurde auch der Prolog gestrichen, da langes Hören wie Lesen einer Vorrede nicht mehr üblich war. Der Text wurde dabei inhaltlich nicht verändert, es wurden lediglich Lücken durch lehrhafte Reflexionen gefüllt und durch ein sich selbst reflektierendes „Ich“ ergänzt. Des Weiteren wurden hier poetisch ausschweifende Beschreibungen gekürzt. Durch diesen Wechsel, von der Handschrift zum Druck, wurde nun endlich die lückenhafte Überlieferung komplettiert.[8]
Die Brautwerbung
Die Brautwerbung in „Tristrant und Isalde“ erfolgt auf keine gewöhnliche Art. Im Grunde genommen geht es um König Marke und seine Brautwerbung, in die Tristrant jedoch verwickelt wird und so schlussendlich den Weg seines Schicksals beschreitet. Ob Tristan durch sein Stören der Beziehung von Isalde und Marke die Schuld auf sich lädt oder ob Marke, indem er Tristan auserwählt ihm zu helfen, in gewisser Weise eine Mitschuld trägt, ist schwer zu sagen. Es lässt sich nicht leicht beurteilen, ob einer der beiden im Recht ist, da es eine Menge Faktoren zu berücksichtigen gibt.
Den Ausgangspunkt der Brautwerbung stellt das Drängen der Vasallen und Verwandten des Königs dar. Sie beginnt mit dem Vers 1434. Marke bittet um Bedenkzeit – wollte er doch niemals heiraten und sucht nach einem Weg, wie er das umsetzen kann, ohne die anderen zu verärgern. Der folgende Ausschnitt aus dem Tristrant zitiert die sogenannte Schwalbenepisode, der die Brautwerbung wie beschrieben einleitet.
"do eß kam, daß er kùnden sölt,
waß sin will wär,
do satzt sich der kùng mer
in den sal allain.
sin sorg waß nicht clain,
wie er eß so erdächt,
daß er die Herren brächt
von der red fuoglich.
do schwuor er in wärlich
uff sin selbß lib,
er näm kain wib.
zuohand begunden schwalben zwo
sich bissen in dem sal nun,
die zuo aim fenster in flugen.
zuo ainem fenster sie in zugen.
deß wart der herr gewar.
do empfiel in ain har.
merck recht, eß ist war,
er sach ernstlich dar.
Eß waß schön und langk.
do nam der kùng den gedanck,
daß er wolt schowen.
eß waß von ainer frowen
do sprach er selber wider sich:
'hie mit will ich weren mich:
der will ich zuo wib begern.
sie mùgend mich ir nit gewern."
Der betrübte König Marke sinnt über eine Lösung seines Problems nach, als zwei Schwalben in sein Zimmer fliegen und ein langes schönes Haar mit sich bringen. Der König entschließt sich daraufhin, er werde die Frau ehelichen, der dieses Haar gehörte. So denkt er, kann er die Hochzeit mindestens aufschieben, wenn die Edeldame überhaupt gefunden werden kann. Um sie zu finden, bittet er Tristan, diese fremde Frau für ihn zu suchen.
"ich uch die vrouwe echt lip,
da ir abe hat gesait,
sie sÿ wib oder maid,
ich gewinn sin fromen oder schaden,
nun haist mir ain schiff laden,
mit dem daß ich bedarff dar zu°:
durch úwern will ich eß tu°
und will sie ferr su°chen,
ob eß got will geru°chen,
daß ich sie vinde etwar."
(V. 1517-1527)
Marke überträgt damit seine Brautwerbung auf Tristan. Dieser macht sich auf den Weg nach Irland (vgl. V. 1574ff.). Um dem Zorn des dortigen Königs zu entkommen, tötet er den Drachen, der die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt und der eine große Gefahr für das Königreich darstellt. Wer dieses Ungeheuer töten kann, der bekommt die Tochter des Königs Isalde zur Frau.
"do kam ain man gegangen,
der sagt Trÿstanden
von einem serpenten,
der wu°st. das rich,
und sprach werlich,
wer den bestünd,
ob im daß got gúnd,
daß er den sig näm,
deß kúngß huld im so käm,
daß er im gäb die tochter sin.
[...]
und ouch durch den willen,
ob er möchte den zorn stillen
und möchte so genesen."
(V. 1676-1694)
Tristrant besiegt den „tracken, der waß gro°ß.“ (V. 1746). Er hat sich damit das Recht erkämpft, Isalde zu ehelichen. Da er aber im Auftrag König Markes nach Irland gekommen ist, bittet er den irischen König, dass an seiner Stelle König Marke die Edelfrau heiraten darf. Er identifiziert nämlich ihr Haar als das gesuchte, welches die Schwalben dem König gebracht haben. Der Held verspricht aber die „junckfro lin“ (V. 2454) zu seinem König zu bringen (vgl. V. 2341ff). Während der Rückfahrt trinken Tristrant und Isalde zusammen den Minnetrank, der sie untrennbar aneinander bindet. Sie fühlen nur noch die „minne“ (V. 2464), welche sie plötzlich zueinander hegen (vgl. V.2464f.) Die beiden Liebenden können nichts dagegen tun: „daß macht alleß der tranck“ (V. 2478). Tristrant und Isalde müssen zusammen sein und wenn sie für längere Zeit getrennt wären, würden sie beide sterben.
"sie mu sten baide wesen tod.
der tranck waß so getemperot."
(V.2405f)
In diesem Sinne war der Vertrauensbruch gegenüber Marke unfreiwillig, denn der Trank zwang sie dazu. Marke heiratet Isalde, wenn auch die Hochzeit nicht vollzogen wird, da Brangene sich in der ersten Nacht zu dem unwissenden König legt.
"daß sú eß ir ui liebe tätte
und bÿ dem kúng läge
umd mit im so pfläge
der minn die ersten nacht."
(V. 2847fff)
Marke glaubt an die Liebe von Isolde zu ihm, ahnt aber nichts von der Verbindung zwischen Tristrant und Isalde. Dass diese sich heimlich treffen, da es der Trank von ihnen verlangt, ist natürlich ein Verbrechen. Sie können jedoch nicht anders, denn sie würden, wie bereits erwähnt, an den Folgen des Liebesentzugs sterben.
Die Brautwerbung, die Tristrant in König Markes Auftrag also unternimmt, endet einerseits erfolgreich, andererseits in einer Katastrophe. Tristrant schafft es, die Frau zu finden, der die Haarsträhne gehört. Er schafft es auch, den Drachen zu töten und so das Recht zu erhalten, diese Frau zu heiraten. Schlussendlich ist er erfolgreich, weil er die Auserwählte an den Hof König Markes bringt und so seinen Auftrag erfüllt.
Andererseits trinkt er zusammen mit der Verlobten seines Königs unwissentlich den Liebestrank, der beide aneinander kettet. Dies geschieht unbeabsichtigt, denn die Loyalität Tristrans gegenüber seinem Herrscher, bleibt ungebrochen. Statt mit Isolde zu fliehen und sich ganz der Minne hinzugeben, bringt er sie zu König Marke.
Das Brautwerbungsschema, wie es hier aufgezeigt ist, ist keine Seltenheit in der mittelhochdeutschen Literatur. Vor allem in "Spielmannsdichtungen" [9], die der Heldendichtung und der Legende nahe stehen, ist dieses Konzept häufig aufzufinden. Man unterscheidet zwei Kategorien der Brautwerbung: die "einfache (=unproblematische) Werbung" und die "gefährliche Brautwerbung" [9]. Wie der Name vermuten lässt, ist bei der gefährlichen Brautwerbung immer eine Gefahr für das Leben des Werbers mit inbegriffen. In vielen höfischen Romanen wird das Schema der gefährlichen Brautwerbung auf den Werber angewendet. Hier handelt es sich dann um meist gewalttätige "Usurpatoren" [9], die sich einer wehrlosen Frau bemächtigen wollen. Es existiert ebenfalls eine dritte Kategorie der Brautwerbung, die größtenteils in Aventiureromanen zu finden ist. Bei dieser Art der Brautwerbung steht im Vordergrund die "partnerbezogene Werbung" [9] gefolgt von der Ehe.
In Eilharts Tristrant dagegen "muß der Held als herausragender, kundiger Werbungshelfer für seinen Onkel agieren; das Problem, das hier zunächst eine Rolle spielt, ist, [...] daß derjenige, an den die Werbung delegiert wird, über weitaus größere Qualitäten verfügt als derjenige, der die Werbung eigentlich betreibt." [9]. Tristrant ist der eigentliche Held des Romans, er wird hervorgehoben und bestreitet die Abenteuer und Kämpfe. Er ist auch derjenige, der sich das Recht an Isalde im Kampf erwirbt. Marke dagegen will eigentlich gar nicht heiraten und versucht mit der List der Haarsträhne, sich nicht für den Bund der Ehe zu verpflichten. Er ist in gewisser Weise der Anti-Held dieser Episode.
Die Brautwerbung ist in den meisten Fällen durch eine "bipolare Raumstruktur" [9] gekennzeichnet. Das bedeutet zum Beispiel, wenn der Werber in seinem direkten Umfeld keine geeignete Kandidatin findet, dann beginnt er seine Suche in einem anderen Umfeld und in einer anderen Umgebung. So ja auch Marke im Tristrant. Er hat zwar eine andere Motivation, weit weg von seiner Heimat zu suchen, dennoch begibt sich Tristan auf große Fahrt, um Isolde zu finden. Die unterschiedlichen Räume werden als "Diesseits [und] Jenseits" [9] betitelt.
Das Ablaufschema sieht in den meisten Fällen wie folgt aus: um sein Geschlecht weiterhin in der Erbfolge der Dynastie zu erhalten, muss ein junger König eine geeignete Frau finden. Diese befindet sich meist weit weg von ihm, in einem fernen Land jenseits des Meeres. Er begibt sich zu ihr, um sie aus der Obhut ihres Vaters zu befreien, der sie meist nicht hergeben will. Wenn er sie trifft, überredet er sie zur gemeinsamen Flucht. Die beiden werden vom wütenden Vater der Braut verfolgt, es kommt zum Kampf und der Werber gewinnt und kann die Braut nach Hause in sein Reich führen.
Im Tristan ist dieses Schema vertauscht. Die Rolle des "außergewöhnlichen Helden" [9] wird von Tristan übernommen, der aber König Marke bei weitem überlegen ist und der eigentliche Werber sein sollte. Tristan und Isolde sind merkmalsgleich. Sie sind beide höfisch und damit eigentlich füreinander prädestiniert. Da hier aber die Rollen vertauscht sind, kann Tristrant sie nicht zur Frau nehmen. Er ist nur der Übermittler. Der eigentliche Werber ist zu schwach oder nicht ehrenvoll genug, sich selbst um die Werbung zu kümmern. Bei der Tristandichtung ist jedoch nicht nur die Rollenverteilung ungewöhnlich, auch der Ablaufplan entspricht nicht der gängigen Methode der Brautwerbung:
Die Handlungsfixpunkte sind nicht so eindeutig wie bei einer nahezu idealtypischen Brautwerbung (z.B. im Vergleich zu König Rother). Die genealogische Einführung beginnt nämlich mit Tristans Geburt und das Leben Markes steht lange eher im Hintergrund, obwohl er der werbende König ist und Tristan sein Bote (wenn natürlich der Werdegang dem Edelmut Markes zu verdanken ist). Auch die Ratsszene ist nur bedingt vorhanden. Es ist zwar die Rede davon, dass eine Heirat des Königs von Seiten des Hofes gewünscht wird, allerdings taucht kein wirklicher Nenner auf. Vielleicht sind die Schwalben eine Art Nenner, obwohl sie eigentlich mehr Rätsel als Kenntnis bringen. Recht typisch verläuft die Benennung Tristans als Boten und die Landung des Helden an einem heimlichen Ort nach der Seefahrt. Die Fahrt selbst erinnert aber eher an eine Irrfahrt, wie man sie aus der Aventiure kennt, als an eine zielstrebige Werbungsfahrt. Weiterhin gibt es keine Entführungssequenzen, da die Heimreise das Schema endgültig sprengt. Während dieser beginnt die Liebesgeschichte zwischen Tristrant und Isalde, als sie sich den Liebestrank einverleiben und damit der Minne verfallen. Die anschließende Auseinandersetzung vollzieht sich nicht mehr zwischen den Polen Brautwerber-Brautvater, sonder zwischen dem Brautwerber und seinem Boten.
Cadalbert zufolge ist das Werk Eilhart von Obergs eine durch das Schema der Brautwerbung teilbestimmte mittelhochdeutsche Dichtung. Aufgrund des Umstandes, dass die Brautwerbung nicht aus voller Überzeugung Markes hervorspringt, sondern eigentlich nur ein Ablenkungsmanöver von den Forderungen des Hofes ist (Konsens ist nur scheinbar!), befindet sich Tristan nicht auf einer klassischen Werbungsfahrt. Er zieht irrend umher und ähnelt fast schon eher einem Aventiure-Ritter. Das unterstreicht nochmal, dass seine Verliebtheit in Isolde I eigentlich kein geplanter Affront gegen Marke ist, sondern Teil „seines Abenteuers“, worin der Minnetrank seine Handlungen lenkt.
Textstellen nach Themenschwerpunkten geordnet
Inszenierte Mündlichkeit
"raut nun, wie mag daß geschehen?
wie wirt in deß laideß buoß?
ich wen, Brangenen muoß
sie ze samen bringen"
(V. 3424-3427)
"Trÿstrand der held bald
was zuo Kurnewal komen
– ob ich recht hab vernommen -
und fuor haim in sin land."
(V. 8083-8086)
Der fiktive Erzähler spricht direkt sein (zuhörendes) Publikum an, eine Erzählsituation wird bemerkbar.
Durch Fragen wie "raut nun, wie mag daß geschehen?" spielt dieser mit dem Publikum, bezieht sie in die Situation mit ein (spielmännischer Charakter).
Die Brautwerbung
"ich uch die vrouwe echt lip,
da ir abe hat gesait,
sie sÿ wib oder maid,
ich gewinn sin fromen oder schaden,
nun haist mir ain schiff laden,
mit dem daß ich bedarff dar zu°:
durch úwern will ich eß tu°
und will sie ferr su°chen,
ob eß got will geru°chen,
daß ich sie vinde etwar."
(V. 1517-1527)
Konzeption der Minne
Der Minnetrank
Isaldes Mutter vertraut Brangene einen Liebestrank an, den Isalde und Marke in ihrer Brautnacht trinken sollen. Stattdessen trinken diesen Trank aber versehentlich Isalde und Tristrant - mit schwerwiegenden Folgen:
"welch wib und man
deß truncken baiden,
sy mochten sich nit me schaiden
in vier jauren."
(V. 2386-2389)
"daß macht ouch der tranck,
daß ÿeglichß ward siech und kranck,
ob sie wavren ain wochen
von ain ander ungesprochen,
sie muosten baide wesen tod."
(V. 2402-2405)
"er tranck in aun schwär.
do ducht in guot der win.
do gab er ouch der frowen sin.
also schier sie ouch getranck,
do ducht sie sunder danck,
sie verlúren baid ir sinne,
oder sie müsten ain ander minne."
(V. 2460- 2466)
"so grouß ward daß minnen
zwùschen in oun iren danck:
daß macht alleß der tranck"
(V. 2476-2478)
Der Minnetrank prägt die Doppelthematik des Stoffes (Heldentum und Liebe). Er skizziert nämlich den Konflikt zwischen Ehe und Liebe. Eilharts Tristrant wird also von der durch den Trank gegebenen Wirksamkeit strukturell bestimmt.
Zunächst benutzt der Erzähler die Wirkung des Liebestrankes als Begründung für Tristrants (unüberlegtes) Handeln.
"doch hab wir wol vernomen,
daß eß von dem tranck kam.
er waß sunst ain wyser man:
er het eß wol gelaussen."
(V. 4058-4061)
In Eilharts Version lässt die Wirkung des Trankes jedoch mit der Zeit nach - nämlich nach der Waldepisode:
"biß deß tranckß craft vergie."
(V. 4939)
Mit dem Vergehen der Wirkung des Trankes, geht die "entlastende Funktion der Trankwirkung"[9] verloren. Im zweiten Teil des Textes ist die Wirkung entsprechend selten als Rechtfertigung für das Handeln Tristrants angeführt. Am Ende taucht das Motiv des Minnetrankes jedoch wieder auf:
"[...] einerseits um die Liebenden vor Marke zu entlasten, andererseits um für das Wunder von Weinstock und Rosenstock eine Erklärung zu finden[.]"[9]
Erzählräume
Die Isolde-Gestalten
1.)
"deß kúngeß tochter waß sú Ysald genant.
sú waß gar ser wÿt erkannt
und waß ain junckfrow herr."
(V. 997-999)
Kehenis vergleicht seine Schwester Isalde II mit Isalde I, und sagt über Isalde I:
"eß ward nie schoner wib.
ja, laider miner schwester lib
mag sich ir nit gelichen"
(V. 6777-6779)
Episodizität und Doppelung
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
- Phil S
- Krystian Podworny
- Laura Kienzle
- Laura Zimmer
- Josefine Keßling
- Jennifer.holzkamm
- Nurcan Dursun
- Ida Heindel
- Robert Henze
- Daniel Ballmann
- Laura Gansner
- Anna Mölkner
- Zijing Chen
- Lili Stadel
- Juleda.Saliu
- Louise Schaffert
Anmerkungen und Belege
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Tomasek: Gottfried von Strassburg. Kapitel 6: Zur Geschichte des Tristanromans. 2007. S. 249-260.
- ↑ Vgl. Jack Goody und lan Watt: Konsequenzen der Literalität. In: Entstehung und Folgen der Schriftkultur. Hrsg. von Jack Goody, lan Watt und Kathleen Gough. Übersetzt von Ftiedhelm Herborth. Mit einet Einleitung von Heinz Schlaffer. Frankfurt/M. 1986. S. 63-122
- ↑ Vgl. Günter Butzer: Das Gedächtnis, S. 158ff
- ↑ Schausten, Monika: Erzählwelten der Tristangeschichte im hohen Mittelalter. Untersuchungen zu den deutschsprachigen Tristanfassungen des 12. und 13. Jahrhunderts, München 1999
- ↑ 5,0 5,1 Schausten, Monika: Erzählwelten der Tristangeschichte im hohen Mittelalter. Untersuchungen zu den deutschsprachigen Tristanfassungen des 12. und 13. Jahrhunderts, München 1999
- ↑ Wolff, Ludwig u. Schröder, W.: Eilhart von Oberg, Verfasserlexikon, hg. Von Kurt Ruh [u.a.], Bd. 2, S. 410- 418
- ↑ Kuhn, Hugo: Gottfried von Straßburg, Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh [u.a.], Bd. 3, Berlin/ New York 2010, S. 153-168
- ↑ Schmid, Elisabeth: Tristrant und Isalde (Histori von Tristrant und Ysalden), Verfasserlexikon, hg. von Burghart Wachinger [u.a.], Bd. 9, Berlin/ New York 2000, S. 1065- 1068
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 9,7 9,8 9,9 Vgl. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Hg. von Manuel Braun, Alexandra Dunkel, Jan-Dirk Müller, Berlin – Boston 2012, S. 191-214. Referenzfehler: Ungültiges
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