Barbara (Heilige)

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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SsAbb. 1, Unbekannter Künstler (Puerto Rico): Santa Barbara, ca. 1680-1690, Öl auf Holz, 27.6 x 21.0 cm, Smithsonian American Art Museum. Bildquelle: Smithsonian American Art Museum [CC0 1.0], via Wikimedia Commons.

Barbara von Nikomedien (heute Izmit in der Türkei) war eine frühchristliche Märtyrerin im 3. Jahrhundert. Quellen über sie sind selten, weshalb ihre Existenz historisch nicht erwiesen ist. Dennoch stellt sie heutzutage eine sehr beliebte Heilige dar. Zusammen mit Margareta, Katharina und anderen gehört sie zu den sogenannten Vierzehn Nothelfern, einer Personengruppe von Heiligen, die als Schutzpatrone für besondere Notlagen betrachtet werden. Sie ist ebenfalls Teil der Gruppe der Virgines capitales, der vier "Hauptjungfrauen" der frühen Kirche.

Der Gedenktag für die Hl. Barbara ist der 4. Dezember (Barbaratag).

Quellen

Abb. 2, Matteo di Giovanni di Bartolo: Santa Barbara con le sante Maria Maddalena e Caterina d’Alessandria, 1479, Öl auf Leinwand, unbekannte Größe, Basilica of San Domenico (Siena). Bildquelle: Sailko [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons.

Barbara wird in späteren Fassungen der Legenda Aurea, einer Sammlung von Heiligenlegenden erwähnt. In früheren Ausgaben fehlt ihre Legende aber noch komplett.

Leben und Wirken

Über das Leben der Heiligen Barbara gibt es je nach Literatur leichte Variationen, die aber im Kern alle ähnlich sind. Barbara soll im 3. Jahrhundert gelebt haben als Tochter des Satrapen (Stadthalter) Dioscuros. Sie wird als schöne Frau beschrieben, weshalb ihr Vater besorgt um sie und ihre Jungfräulichkeit ist. Er sperrt sie daraufhin in einen Turm ein, um sie von männlichen potenziellen Anwerbern zu schützen. Während ihrer Gefangenschaft widmet sich Barbara religiösen Studien und bekennt sich zum Christentum. In der Literatur wird erwähnt, dass sich Barbara selbst getauft haben soll, indem sie drei Mal im Bad untergetaucht ist, bevor sie in den Turm gesperrt wurde. Dabei sei ihr Johannes der Täufer erschienen, der ihr die Taufe erteilte. Eine andere Variante spricht davon, dass Barbara ihren Vater getäuscht haben soll und einen Priester namens Valentinus als Arzt ausgegeben hat, um diesen empfangen zu dürfen und durch ihn heimlich getauft worden sei. Eine dritte Variante gibt an, dass Barbara ihren Vater um den Einbau eines Bades im Turm gebeten habe. Beim Bau soll Barbara den Einbau eines dritten statt der zwei geplanten Fenster angeordnet haben, als Symbol der Dreifaltigkeit. Zusätzlich soll sie ein Kreuz in den noch feuchten Putz gedrückt haben, während ihr Vater auf Reisen war. Als dieser zurückkehrt, stellt er sie zur Rede, wobei sie ihrem Vater letztlich gesteht, dass sie sich zum Christentum bekannt hat.

Die Konsequenzen ihres Handelns unterscheiden sich in der Literatur ebenfalls. In einer Variante will ihr erzürnter Vater sie direkt mit dem Schwert töten, in einer anderen stellt Dioscuros sie vor die Wahl, einen heidnischen Mann zu heiraten oder bestraft zu werden. In einer dritten führt er seine Tochter vor einen Richter und möchte das Todesurteil selbst als Henker vollstrecken. In allen Fällen flieht Barbara vor ihrem Vater. Bei ihrer Flucht öffnet sich eine Felsspalte, in der sie sich versteckt. Ein Hirte, der ihr Versteck verraten haben soll, wird zu Stein und seine Schafe zu Heuschrecken verwandelt. Von ihrem Vater gefunden und an den Haaren verschleppt, wird sie gegeißelt, gefoltert und mit glühenden Platten gemartert. Die verwendeten Ruten sollen sich in Pfauenfedern verwandelt haben. Ein Detail, dass sich auch in den Darstellungsmotiven von Barbara wiederfinden lässt. Nachts in einem Gefängnis erscheint ihr Christus, der ihre Wunden geheilt haben soll. Als Resultat dessen gibt es etliche sehr detaillierte Beschreibungen, wie Barbara weiter misshandelt wird. Letztlich nimmt ihr Vater sein Schwert und enthauptet sie. Dioscuros wird daraufhin vom Blitz getroffen und verbrennt zu Asche.

Der Legende zufolge betet Barbara, bevor sie getötet wird: „Herr Jesu Christe, gewähre mir, dass du der Sünden aller, die deines Namens und des Namens wie Leidens deiner Diener gedenken, im Gericht nicht gedenkst, sondern dich ihnen gnädig erweist, da du weißt, dass wir Fleisch sind.“ Sie erhält folgende Antwort: „Was du erbeten hast, sei dir gewährt:“

Diese Verheißung sorgte im Mittelalter dafür, dass Barbara als Heilige in die Gruppe der Vierzehn Nothelfer aufgenommen wurde.

Die Legende von Barbara eröffnet für viele Berufsstände eine Funktion als Schutzpatronin: Beispielsweise die der Architekten und Bauarbeiter, in Bezug auf Barbaras Wunsch des Einbaus des dritten Fensters als „Bauherrin“. Oder der Bergleuten, die durch die Öffnung einer Felsspalte, die ihr Schutz geboten hat, in Verbindung mit ihr gebracht werden. Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig und dient lediglich als Beispiel.

Bildtraditionen

Darstellungen der Heiligen Barbara unterscheiden sich vor allem in ihrer Kleidung. Während sie bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in einem langen, gegürteten Kleid und Mantelumhang dargestellt wurde, trägt sie in späteren Abbildungen ab dem 16. Jahrhundert vornehme Tracht und zeitgenössische Mode. Die Darstellungen in Kleid und Mantel lassen sich möglicherweise auf einen Teil ihrer Legende zurückführen, der besagt, dass Barbara nach ihrem Gebet kurz vor ihrem Tod ein Engel erschienen sei, der sie in ein schneeweißes leuchtendes Gewand gehüllt haben soll. Auch die Darstellungen ihrer Haare ändert sich von der Abbildung ohne Kopfbedeckung hin zu einer Haube.

Abb. 3, Jörg Ratgeb: Barbara-Altar, 1510, Öl auf Holz, unbekannte Größe, Johanneskirche Schwaigern. Bildquelle: Peter Schmelzle [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons.

Attribute

Es gibt mehrere Attribute, die eine Zuordnung als Heilige Barbara ermöglichen und sie somit direkt identifizieren. Wie bei den meisten Darstellungen von Heiligen, trägt Barbara einen Heiligenschein. Viele der nachfolgenden Merkmale finden sich neben gemalten auch in skulpturalen Abbildungen von Barbara wieder, wobei nicht alle Attribute zwingend vorhanden sein müssen.

Turm (ab 14. Jahrhundert bis 18. Jahrhundert): Dieser stellt das Hauptattribut dar. Entweder rund oder quadratische dargestellt, oft auch mit den drei in der Legende erwähnten Fenstern, als Symbol der Dreifaltigkeit. Sie trägt diesen Turm entweder als Miniatur auf dem Arm oder er ist im Bildhintergrund zu sehen.

Pfauenfeder: In Anlehnung an die Legende, bei der sich die Ruten, mit denen Barbara gegeißelt wurde in Pfauenfedern verwandelt haben sollen. Bei den Bilddarstellungen trägt sie meist eine dieser Federn in einer Hand. Eine alternative Erklärung lautet, dass es sich bei der Feder nicht um eine Pfauenfeder, sondern um eine Straußenfeder handeln soll, die Barbara überreicht worden sei als Symbol der Jungfräulichkeit. Belege hierfür sind schwierig zu finden.

Kelch (ab 15. Jahrhundert): Bezug auf ihre Funktion als Nothelferin in der Sterbestunde. Manchmal auch in Kombination mit einer Hostie. Zusammen mit dem Turm oder auch als Ersatz für diesen. Symbol für ihre Funktion als Schutzpatronin der Sterbenden.

Krone und/oder Palme (14. bis 18. Jahrhundert): Kennzeichen als Märtyrerin.

Dioscuros (Ende des 15. Jahrhundert bis erste Hälfte 16. Jahrhundert): Ihr Vater zu ihren Füßen, auch wieder in Bezug auf ihre Legende. Auch in Kombination mit anderen ihrer Peiniger.

Weitere Attribute, die aber seltener verbreitet sind, umfassen beispielsweise ein Buch (wahrscheinlich Evangelium, ab spätem 15. Jahrhundert), ein Schwert, welches auf ihr Martyrium hinweist (Ende 15. Jahrhundert), brennende Fackel (15. Jahrhundert, gleiche Bedeutung wie das Schwert), Blitz (der gleiche, der ihren Vater getötet hat).

In direktem Bezug auf ihre Funktion als Schutzpatronin finden sich noch weitere Attribute beispielweise eine Kanone mit Kanonenkugel (Schutzpatronin der Artillerie), wahrscheinlich in Anlehnung auf den Blitz, der ihren Vater getroffen hat.

Darstellungsmotive

Abb. 4, Lucas Cranach der Ältere: Die Legende der heiligen Barbara, ca. 1530/40, Öl auf Holz, 172 × 65 cm je Flügel, Angermuseum Erfurt. Bildquelle: Klaus Bärwinkel [Public Domain], via Wikimedia Commons.

Es gibt verschiedene Darstellungen der Heiligen Barbara, die grob in drei Kategorien eingeteilt werden können: Einzeldarstellungen, Darstellungen in einer Gruppe oft mit Maria oder anderen Virgines capitales (Dorothea, Margareta und Katharina) sowie szenische Darstellungen ihres Martyriums, die ihren Vater und ihre Peiniger zeigen.

Abb. 1 aus dem 17. Jahrhundert zeigt die Heilige Barbara mit ihren Attributen, dem Turm mit den drei Fenstern, der Feder und der Krone.

Abb. 2: Barbara zusammen mit Katharina von Alexandrien und Maria Magdalena. Barbara ist in der Mitte direkt zu erkennen an ihren Attributen, dem Turm, dem Kelch mit der Hostie, der Krone und der Feder in ihrer Hand.

Abb. 3: Die szenische Darstellung zeigt Barbara kurz vor dem Moment ihres Todes. Auch hier erkennbar an ihrem Kelchattribut und der Hostie.

Abb. 4: Flügelaltar mit verschiedenen Stationen aus der Legende der Heiligen Barbara. Es handelt sich um ein Werk aus dem 16. Jahrhundert, ebenfalls erkennbar wie oben beschrieben an der zeitgenössischen Mode die Barbara hier bereits trägt. Von links oben nach rechts unten sind folgende Szenen zu sehen: 1. Barbara redet mit ihrem Vater, 2. Die Taufe Barbaras durch Johannes den Täufer (erkennbar an dem Lamm), 3. Der Bau des Turms, 4. Barbara wird durch ihren Vater an den Haaren aus ihrem Versteck gezogen, 5. Barbara wird dem Stadthalter vorgeführt, 6. Barbara empfängt im Gefängnis den Segen Christus, 7. Barbara wird gepeinigt, 8. Dioscuros ist kurz davor Barbara den Kopf abzuschlagen.

Quellen- / Literaturverzeichnis

  • Joseph Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Stuttgart 1964, S. 114-118.
  • Hildegard Kretschmer, Lexikon der Symbole und Attribute in der Kunst, Stuttgart 2011, S. 74-76.
  • Fernando Lanzi/Gioia Lanzi/Ermanno Leso, Das Buch der Heiligen. Kunst, Symbole und Geschichte, Stuttgart 2003, S. 95 f.
  • Vincent Mayr, Barbara, in: Engelbert Kirschbaum/Wolfgang Braunfels, Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 5, Rom/Freiburg/Basel/Wien 1994, Sp. 304-311.
  • Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2007, S. 219 f.