Taufe Jesu

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Abb. 1: Taufe, E. 2. Jh. / A. 3. Jh., Fresko, u. G., Lucina-Gruft in der Katakombe von Sankt Marcellinus und Petrus, Via Labicana. Bildquelle: Rémih in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

In der Geschichte der Taufe Jesu wurde Jesus von Johannes dem Täufer im Jordan getauft. Währenddessen öffnete sich der Himmel über Jesus, der Heilige Geist kam in der Gestalt einer Taube auf Jesus herab und eine Stimme sagte, dass Jesus Gottes Sohn sei. Durch die Taufe Jesu offenbarte sich also die „göttliche Dreifaltigkeit“[1] und „das Wasser des Jordans wurde zum Symbol der Reinigung“.

Quellen

Abb. 2: Andrea del Verrocchio & Leonardo da Vinci, Taufe Christi, 1470-1475, Öl auf Leinwand, 177x 151 cm, Galleria degli Uffizi, Florenz. Bildquelle: Verrocchio, Leonardo da Vinci - Battesimo di Cristo - Google Art Project in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Die Geschichte der Taufe Jesu ist hauptsächlich in den vier Evangelien zu finden. Diese beleuchten unterschiedliche Details der Taufe Jesu, was in den unten aufgeführten Textstellen der Bibel zu sehen ist.

Abb. 3: Taufe Jesu, 5. Jh., Mosaik, u. G., Zentrum des Baptisteriums der Orthodoxen und des Baptisteriums der Arianer in Ravenna, Emilia-Romagna. Bildquelle: Michel Bakni in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

„13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ Lutherbibel 2017, Mt 3, 13-17[2].

Abb. 4: Wolfred Nelson Cote, Taufe von Jesus, 1877, Fresko, 177x 151 cm, Katakombe von San Fonxiasco, San Francisco. Bildquelle: Pitts Theology Library, Emory University in [CC0 1.0] via Pitts Theology Library.

„9 Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. 10 Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. 11 Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ Lutherbibel 2017, Mk 1, 9-11[3].

„21 Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, 22 und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ Lutherbibel 2017, Lk 3, 21-22[4].

Abb. 5: Herrad von Landsberg, Taufe von Jesus, 1170, Federzeichnung, u. G., in der Hortus deliciarum, Strasbourg. Bildquelle: Makemi, Emory University in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.
Abb. 6: Renier de Huy, Taufbecken, A. 12. Jh., Freskomalerei, u. G., Taufbecken in der St.-Bartholomäus-Kirche, Lüttich. Bildquelle: Jean-Pol GRANDMONT in [CC BY 2.5] via Wikimedia Commons.

„29 Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! 30 Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. 31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. 32 Und Johannes bezeugte es und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. 34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn“ Lutherbibel 2017, Joh 1, 29-34[5].

Geschichte des Ereignisses

Abb. 7: Pietro Perugino, Taufe Christi, 1482, Freskomalerei, 335x 540 cm, erstes Gemälde an der Nordwand (von links/west nach rechts/ost) der sixtinischen Kapelle, Vatikanstadt. Bildquelle: Vittoria Garibaldi in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.
Abb. 8: Andrea Pisano, Bronzetür Taufe Jesu, 1330-1336, Bronzetür, 48x 43 cm, südliche Bronzetür der Baptisterium San Giovanni, Florenz. Bildquelle: u. B. in [CC0 1.0] via Wikioo.org - The Encyclopedia of Fine Arts.

In der Geschichte der Taufe Jesu, ging Jesus von Nazareth in Galiläa an den Jordan, um sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen zu lassen. Als Johannes der Täufer sah, dass Jesus zu ihm kommt, sagte er, dass Jesus das Lamm Gottes sei, das die Sünden der Welt trägt. Johannes der Täufer wollte Jesus zuerst nicht taufen und sagte, dass er von Jesus getauft werden sollte. Johannes der Täufer sagte auch, dass er gekommen ist, um Menschen mit Wasser als Akt der Buße beziehungsweise als Reinwaschung von Sünde zu taufen, damit Jesus für Israel offenbart werde. Nachdem Jesus sagte, dass diese Taufe zur Erfüllung aller Gerechtigkeit sei, taufte Johannes der Täufer ihn. Als Jesus getauft war und aus dem Wasser heraufstieg, tat sich der Himmel auf und der Geist Gottes kam in der Gestalt einer Taube auf Jesus herab und blieb auf ihm. Eine Stimme aus dem Himmel sagte, dass Jesus der geliebte Sohn Gottes sei und derjenige ist, an dem Gott Wohlgefallen hat. Daraufhin erkannte Johannes der Täufer, dass Jesus derjenige ist, der mit dem Heiligen Geist tauft und Gottes Sohn ist.

Verweis auf andere Bibelstellen

Abb. 9: Taufe, M. 11. Jh., Mosaik, u. G., im Katholikon des Klosters Hossios Lukas, Distomo. Bildquelle: WillYs Fotowerkstatt in [CC BY-SA 4.0] via Wikimedia Commons.
Abb. 10: Piero della Francesca, Taufe Christi, 1448-1450, Eitempera, 167x 116 cm., in der National Gallery, London. Bildquelle: Arts639 in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.
Abb. 11: Rogier van der Weyden, Altar von St. Johannes, 1455, Öl auf Eichenholz, 221x 48 cm, Mittelbild des Johannesaltars in der Gemäldegalerie, Berlin. Bildquelle: Google Arts & Culture in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Die Geschichte der Taufe Jesu stellt eine „Theophanie“[6] dar, da Gottvater selbst, Jesus, und der Heilige Geist, und somit die „göttliche Dreifaltigkeit“[1] erscheinen. Diese Szene kann als „Offenbarwerden des messianischen Auftrags“[6] Jesus verstanden werden. Eine weitere Quelle zur Taufe Jesu ist die Chronicon paschale, welche am Anfang des siebten Jahrhunderts veröffentlicht wurde und „ein bisher unbeachteter apokrypher Bericht über die Taufe Jesu ist“[6]. Einige der Darstellungen der Taufe Jesu stehen in Bezug zu Psalm 74:13, „13 Du hast das Meer aufgewühlt durch deine Kraft, zerschmettert die Köpfe der Drachen über den Wassern“ (Lutherbibel 2017, Ps 74, 13)[7]. Weitere typologische Zusammenhänge bestehen zum Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer (Ex 14, 15-31) sowie durch den Jordan (Jos 3), den Kundschafter mit der Traube (Num 13 & 14), dem ehernen Meer (2 Kön 25, 13; 1 Chr 18, 8; Jer 52, 17), der Befreiung des Aussatzes von Naaman (2 Kön 5), der Waschung von Aaron durch Mose (Lev 8, 6), der Ausschüttung des Wassers über die Hände von Elias durch Elisäus (2 Kön 3, 11) sowie Noahs Errettung aus der Sintflut (Gen 6-9)[6].

Abb. 12: Hans Baldung Grien, Johannesaltar, 1520, Tempera und Öl auf Tannenholz, u. G., Taufe Christi am Pacher-Altar der katholischen Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Wolfgang im Salzkammergut, Oberösterreich. Bildquelle: Eva K. (Erlaubnis von Historisches Museum Frankfurt am Main) in [GNU Gratis Dokumentation Lizenz] via Wikimedia Commons.

Bildtradition

Frühchristliche Darstellungen

Abb. 13: Paolo Veronese, Die Taufe Christi, 1580-1588, Öl auf Leinwand, 104,8x 88,3 cm, Getty Center, Los Angeles. Bildquelle: J. Paul Getty Museum [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Die Szene der Taufe Jesu wird sowohl in Einzeldarstellungen als auch als Teil des „Zyklus der Viten Johannes’ des Täufers und Christi“[1] dargestellt. Es ist vorwiegend bei Taufsteinen und Taufkirchen zu finden. Ein Beispiel dafür, welches eines der ältesten Darstellungen der Taufe Jesu ist, ist das Taufbild der Lucina-Gruft in der Katakombe von Sankt Marcellinus und Petrus vom Ende des zweiten Jahrhunderts und am Anfang des dritten Jahrhunderts (Abb. 1). Auf diesem Bild ist der „Höhepunkt der Theophanie am Jordan“[6] zu sehen, indem Jesus aus dem Wasser emporsteigt, der Himmel sich öffnet und der Heilige Geist in der Form einer Taube auf Jesus niederkommt. In dieser Darstellung ist Jesus als ein erwachsener Mann präsentiert. Im Kontrast zu diesem Bild ist Jesus auf den meisten Darstellungen der Taufe Jesu der gleichen Zeit als Kind abgebildet. Auf diesen Bildern ist Johannes der Täufer als ein „bärtigen alten Mann“[6], der Jesus die Hände auflegt und ein Fellgewand trägt, zu sehen[6]. Allgemein ist zu sagen, dass in den frühchristlichen Darstellungen der Taufe Jesu nur die Taube über Jesus oder die Hand Gottes zu sehen ist. Der Gottvater selbst wurde erst im zwölften Jahrhundert dargestellt[1].

Im fünften und sechsten Jahrhundert wurden die „zweifigurigen Darstellungen“[6] mit weiteren Motiven ergänzt. Dazu gehören zum Beispiel zwei assistierende Engel, „die am Ufer des Jordans stehen, um Jesus ein himmlisches Gewand zu überreichen“[6]. Dies ist beispielsweise auf dem Öl auf Leinwandgemälde von Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci aus den Jahren 1470 bis 1475 (Abb. 2) zu sehen. Ein weiteres Motiv der Darstellung der Taufe Jesu des fünften und sechsten Jahrhunderts ist die „Personifikation des Jordans“[6], der meistens als ein alter Mann oder Flussgott „nach antikem Vorbild“[6] dargestellt wurde. Dies ist beispielsweise auf der Darstellung der Taufe Jesu im Zentrum der Kuppeln des Baptisteriums der Orthodoxen und der Arianer in Ravenna (Abb. 3) zu sehen. Auf diesem Bild ist Jesus „völlig nackt frontal im Zentrum“[1] zu sehen und er ist „vom durchsichtigen Schleier des Wassers bis zur Hüfte bedeckt“[1]. Johannes der Täufer steht leicht erhöht neben Jesus, wodurch „perspektivisch ein unstimmiger, symbolisch gemeinter Spiegel“[1] entsteht. Ein weiteres Motiv der Darstellung der Taufe Jesu des fünften und sechsten Jahrhunderts ist ein Hirsch, der sich gemäß Psalm 42 „am Wasser erquickt“[6]. Dies ist auf der Freskenmalerei von Wolfred Nelson Cote aus 1877 (Abb. 4) zu sehen. Weitere Motive der Darstellung der Taufe Jesu des fünften und sechsten Jahrhunderts sind die Personifikation der Sonne und des Mondes als „kosmische Zeichen“[6] der Erscheinung Gottes, die „lichtspendende Hand Gottes als Zeigegestus signifikant für die Worte („Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“)“[6], ein von der Taube niedergereichter Kranz oder Diadem als Siegeszeichen sowie „die Pforte des Himmels“[6]. In der Federzeichnung von Herrad von Landsberg als dem Jahr 1770 (Abb. 5) ist zu sehen, wie Johannes der Täufer seine Hand auf den Kopf von Jesus legt, der Heilige Geist in der Form einer Taube niederkommt, und eine Art und Weise wie die Pforte des Himmels (im gefundenen Bild größtenteils oben abgeschnitten) gemalt wird.

Abb. 14: Guido Reni, Die Taufe Christi, 1622-1623, Leinwand, 263,5x 186,5 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien. Bildquelle: Kunsthistorisches Museum Wien [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Mittelalter

Abendland

Seit dem Mittelalter wurde Jesus immer weniger nackt und somit mehr bedeckt abgebildet. Dies wird sowohl durch das „kaum noch durchscheinende Wasser“[1], welches ihm nur bis zur Hüfte geht, als auch durch die Schrägansicht Jesus erzielt. In dieser Konstellation steht Johannes der Täufer im Vergleich zu Jesus meistens seitlich leicht erhöht. Ihm gegenüber sind Engel, welche die Kleider Jesus in der Hand halten, zu sehen. Diese „Dreiteilung“[1] von Jesus, Johannes dem Täufer, und den zwei Engeln sowie die im Vergleich zu früher eher bedeckte Nacktheit Jesus ist beispielsweise auf dem Taufbecken von Renier de Huy aus dem Anfang des zwölften Jahrhunderts (Abb. 6) zu sehen. Auf dieser Darstellung ist Jesus in einer betenden Haltung gemäß dem Lukasevangelium präsentiert.

Ab dem zwölften Jahrhundert wurde Gottvater selbst in Darstellungen der Taufe Jesu abgebildet. Dies ist zum Beispiel in der „kreisförmigen Gloriole“[1] in der Freskomalerei von Perugino aus dem Jahr 1482 (Abb. 8) oder in der „der sich öffnenden Lichtwolke des gestirnten Himmels“[1] im bereits erwähnten Taufbecken von Renier de Huy aus dem Anfang des zwölften Jahrhunderts (Abb. 6) zu sehen.

Im frühen vierzehnten Jahrhundert änderte sich der Taufritus „vom Eintauchen des Täuflings zum Begießen aus einer Schale, Muschel, später auch Kanne“[6], was in der Kunst durch einen konkreten Bezug zum „sakramentalen Taufritus“[6] zu erkennen ist. In einigen Darstellungen dieser Szene gießt der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube „das geweihte Tauföl“[6] aus einer Ampulle über den Kopf von Jesus. In anderen Darstellungen gießt Johannes der Täufer „das geweihte Tauföl“[6] aus einer Ampulle über den Kopf von Jesus, wie beispielsweise auf dem zuvor genannten Öl auf Leinwandgemälde von Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci aus den Jahren 1470 bis 1475 (Abb. 2) oder wie auf der Bronzetür von Andrea Pisano aus den Jahren 1330 bis 1336 (Abb. 8) zu sehen ist. Auf dieser Bronzetür sind, anstatt Engel, drei Jünger von Jesus zu sehen. Dies ist signifikant für diese Zeit, denn in späteren Darstellungen sind an der Stelle der Engel die „Jünger Petrus und Andreas als Kronzeugen der Taufe Jesu“ abgebildet.

Orient (mittel- und spätbyzantinische Epoche)

Nach dem byzantinischen Bilderstreit, der im neunten und zehnten Jahrhundert stattfand, änderte sich im Orient die Darstellungsweise der Taufe Jesu. Es sind Bilder zu finden, die nach dem Vorbild der Psalterillustrationen gemalt wurden[6]. Dies ist zum Beispiel dadurch zu erkennen, dass Jesus bis zur „Schulterhöhe im Wasser“ steht, was in der bereits bekannten Federzeichnung von Herrad von Landsberg aus dem Jahr 1770 (Abb. 5) zu sehen ist. Außerdem wird nun die Szene der Taufe Jesu in eine „dekorativ dargestellte Flusslandschaft“[6] eingebettet, denn die Künstler erzielten realistische Darstellungen. Diese Flusslandschaft ist beispielsweise auf dem bereits erwähnten Öl auf Leinwandgemälde von Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci aus den Jahren 1470 bis 1475 (Abb. 2) zu sehen. Seit der Wendung zur realistischeren Darstellung der Taufe Jesu ist Jesus in den Abbildungen „mit einem Leinentuch bekleidet im Wasser, das ihm nur bis zu den Knöcheln oder Knien reicht“[1] zu sehen. Außerdem scheint es so, als ob er im Kontrast zu früheren Bildern mehr Gewicht haben würde. Ein weiterer Kontrast zu früheren Darstellungen ist, dass Johannes der Täufer nun „erstaunt zum sich öffnenden Himmel beziehungsweise zur Taube des Heiligen Geistes oder zur Hand Gottes empor“[6] blickt. Dies ist beispielsweise in der zuvor genannten Federzeichnung von Herrad von Landsberg aus dem Jahr 1770 (Abb. 5) zu sehen. Ein weiteres Motiv der damaligen Darstellungen der Taufe Jesu ist die „Personifikation des Jordans“[6], welche in den meisten Bildern zu sehen ist. Ein Beispiel dafür ist unten links des bereits bekannten Bildes, welches im „Zentrum der Kuppeln des Baptisteriums der Orthodoxen sowie des Baptisteriums der Arianer“ in Ravenna (Abb. 3) ist.

In der mittel- und spätbyzantinischen Kunst werden die bereits beschriebenen Motive durch weitere ergänzt. Dazu gehört unteranderem das Kreuz, welches meistens „auf einem Säulenmonument, im Wasser des Jordans oder gleich am Uferrand steht“[6] und dabei „diejenige Stelle bezeichnet, an der die Taufe Jesu stattgefunden hat“[6]. Das Kreuz steht gemäß des von Paulus geschriebenen Römerbriefs (Röm 6,3) als Symbol für den „Erlösertod“[6] Jesus. Das Motiv des Kreuzes ist beispielsweise auf einem Säulenmonument im Mosaik des elften Jahrhunderts im Katholikon des Klosters Hossios Lukas (Abb. 9) zu sehen. In diesem Mosaik ist neben Johannes dem Täufer ein Baum mit einer Axt zu sehen, welches ein weiteres Motiv der damaligen Darstellungen der Taufe Jesu war und symbolisch für die „Gerichtspredigt“[6] von Johannes dem Täufer steht. Ein weiteres Motiv der damaligen Darstellungen der Taufe Jesu ist der „himmlische Thron als eschatologisches Zeichen“[6], welches symbolisch für die Göttlichkeit Jesus steht. Des Weiteren sind nun in einigen Darstellungen Höllenpforten abgebildet, welche im Wasser unter den Füßen von Jesus zu sehen sind und den Sieg von Jesus über den bösen Mächten symbolisiert. Die Darstellungen der Taufe Jesu im christlichen Osten zeigten in der postmanieristischen Zeit weiterhin traditionelle Bildmotive.

Renaissance, Manierismus, Barock

Abb. 15: Joachim Patinir, Taufe Christi, 1510-1520, Öl auf Tannenholz, 59,7x 76,3 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien. Bildquelle: Kunsthistorisches Museum Wien in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Der „Frömmigkeitswandel“[6], welcher im christlichen Westen in der postmanieristischen Zeit stattfand, spiegelte sich in den dortigen Darstellungen der Taufe Jesu wider. Dies zeigt sich in damaligen Darstellungen dieser Szene durch Motive wie eine Gebetshaltung von Jesus sowie der Wasserbegießung. Diese zwei Motive sind auf dem Eitempera von Piero della Francesca aus den Jahren 1448 bis 1450 (Abb. 10) dargestellt. Auf dieser Eitempera sind auch der Heilige Geist in der Form einer Taube, „Engel als Gesandte des Himmels“[6] und weitere Personen, die sich im Hintergrund auf die Taufe vorbereiten, abgebildet. Auf diesem Bild ist Gottvater selbst nicht zu sehen. Die Motive der Wasserbegießung sowie der Gebetshaltung Jeus sind auch auf der bereits erwähnten Freskomalerei von Pietro Perugino aus dem Jahr 1482 (Abb. 7) sowie auf dem Öl auf Leinwandgemälde von Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci aus den Jahren 1470 bis 1475 (Abb. 2) zu sehen.

Die Darstellungen der Taufe Jesu nördlich der Alpen im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert beinhalteten weiterhin traditionelle Bildmotive. Dies ist beispielsweise durch die Gestalt von Gottvater selbst, einem assistierenden Engel und dem Segensgestus von Jesus im Mittelbild des Johannesaltars von Rogier van der Weyden, welches mittels Öls auf Eichenholz gemalt wurde (Abb. 11), präsentiert. Eine weitere Darstellung, welche die traditionellen Bildmotive beinhaltet, ist der Johannesaltar von Hans Baldung Grien aus dem Jahr 1520 (Abb. 12). Auf dieser Darstellung der Taufe Jesu sind die Motive der Gebetshaltung von Jesus, dem Heiligen Geist durch die Form der Taube, assistierenden Engeln mit dem Gewand von Jesus sowie Gottvater selbst abgebildet. In einigen Darstellungen der Taufe Jesu ist zu sehen, wie Licht aus dem Himmel strahlt, wie beispielsweise in dem in Öl auf Leinwandgemälde von Paolo Veronese aus den Jahren 1580-1588 (Abb. 13) zu sehen ist. Durch dieses Licht wird die göttliche Dreifaltigkeit in dieser Szene hervorgehoben.

In den barocken Darstellungen der Taufe Jesu sind meistens nur Jesus und Johannes der Täufer, der im Vergleich zu Jesus leicht erhöht steht und Wasser über den Kopf von Jesus gießt[1], und manchmal auch assistierende Engel als „Gesandte des Himmels“[6] zu sehen. Jesus, Johannes der Täufer und assistierende Engel sind unter anderem auf dem Leinwandgemälde von Guido aus den Jahren 1622 und 1633 (Abb. 14) dargestellt. Auf einigen barocken Darstellungen sind auch Personen, die sich für die Taufe vorbereiten, zu sehen. Dies ist beispielsweise auf dem Öl auf Tannenholzgemälde von Joachim Patinir von den Jahren 1510 bis 1520 (Abb. 15) abgebildet.

Aus dem fünfzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert sind viele „Sonderformen“[6] der Darstellung der Taufe Jesu zu finden. Auf diesen Darstellungen werden zum Teil auch Stifterfiguren abgebildet, wie dies in der Mitteltafel des Tryptichons von Jan des Trompes, welches von Gerard David im Jahr 1505 gemalt wurde (Abb. 16), zu sehen ist. Im Hintergrund sind einzelne Ereignisse der Taufe Jesu zu sehen und im Vordergrund ist eine Stifturfigur zu erkennen. Die Stifterfigur könnte Jan des Trompes sein, was jedoch von mir nicht sicher belegt werden kann. Zudem werden in einigen Darstellungen der Taufe Jesu die Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung dargestellt.

Abb. 16: Gerard David, Triptychon von Jan des Trompes, 1505, Öl auf Holz, 129,7x 96,6 cm, Mitteltafel des Triptychons von Jan des Trompes im Groeningmuseum, Brügge. Bildquelle: Web Gallery of Art in [CC0 1.0] via Wikimedia Commons.

Die meisten Darstellungen der Taufe Jesu des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts sind in Bibelillustrationen zu finden[6].

Quellen- / Literaturverzeichnis

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 Poeschel, S. (2007). Johannes der Täufer: Die Taufe Christi im Jordan. In Handbuch der Ikonographie: Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst / Sabine Poeschel (2. Aufl., S. 129–130). Primus-Verlag.
  2. o.A. (2017). Matthäus 3. Lutherbibel. Deutsche Bibel Gesellschaft. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.3/Matth%C3%A4us-3. Abgerufen am 7.03.2023.
  3. o.A. (2017). Markus 1. Lutherbibel. Deutsche Bibel Gesellschaft. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.1/Markus-1. Abgerufen am 7.03.2023.
  4. o.A. (2017). Lukas 3. Lutherbibel. Deutsche Bibel Gesellschaft. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/LUK.3/Lukas-3. Abgerufen am 7.03.2023.
  5. o.A. (2017). Johannes 1. Lutherbibel. Deutsche Bibel Gesellschaft. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.1/Johannes-1. Abgerufen am 7.03.2023.
  6. 6,00 6,01 6,02 6,03 6,04 6,05 6,06 6,07 6,08 6,09 6,10 6,11 6,12 6,13 6,14 6,15 6,16 6,17 6,18 6,19 6,20 6,21 6,22 6,23 6,24 6,25 6,26 6,27 6,28 6,29 6,30 6,31 6,32 Kirschbaum, E., & Braunfels, W. (1994). Taufe Jesu. In Lexikon der christlichen Ikonographie: 4: Allgemeine Ikonographie, Saba, Königin von—Zypresse ; Nachträge ; Stichwortverzeichnisse englisch und französisch (8. Aufl., S. 247–255). Herder.
  7. o.A. (2017). Psalm 74. Lutherbibel. Deutsche Bibel Gesellschaft. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU12/PSA.74/Psalm-74. Abgerufen am 7.03.2023.