Erzengel Michael

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Wilhelm Rottermondt: Erzengel Michael, 1751–1755, vergoldete Statue, Koblenzer Tor, Bonn. Hasenlaeufer via wikimedia commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0.
Lothar Spurzem: Kampf des Erzengels Michael gegen Luzifer, frühes 18. Jahrhundert, Klosterkirche Wörishofen, Deckengemälde, Klosterkirche Wörishofen.via WIkimedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0.
Der Erzengel Michael kämpft mit dem Drachen, 19/20 Jahrhundert, Constanzer Wirtshaus, Konstanz, Maria Ladehof.
Meister von Messkirch: Der Erzengel Michael als Seelenwäger. zwischen 1530 und 1540, 64 cm x 23.1 cm, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Public domain via wikimedia commons Creative Commons CC0 1.0.
Luca Giordano: Der Erzengel Michael stürzt die abtrünnigen Engel in den Abgrund, um 1655, Kunsthistorisches Museum Wien.Dguendel via wikimedia commons,  Creative Commons Attribution 4.0 International.

Der Erzengel Michael belegt den höchsten Rang der Erzengel und gilt als Stellvertreter Gottes. Sein Name bedeutet "Wer ist wie Gott?" und drückt seine Existenz als himmlisches Wesen aus. Michael wird als Bezwinger des Teufels, sowie als Anführer der himmlischen Heerscharen verehrt.

Quellen

Michael wird sowohl im Alten als auch im Neuen Testament namentlich erwähnt. Im Alten Testament wird der Erzengel dreimal beim Namen genannt: Dan 10,13 & 21 und Dan 12,1. Im Neuen Testament wird er zweimal benannt: Jud 9 und Offb 12, 7 & 8.

Im Buch Daniel des Alten Testaments kämpft Michael gegen den Engelsfürsten des Perserreiches, woraufhin Daniel seine Vision erhält, in der Michael als Schutzengels Israels erscheint (Dan 10,13). Der Erzengel gilt dort auch als Verteidiger des Volkes Gottes (Dan 12,1). Außerdem wird Michael im Alten Testament als einer der "Oberfürsten" beschrieben.

"Da sprach er zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tag an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, zu verstehen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden, und ich bin gekommen um deiner Worte willen" (Dan 10, 12).

"Aber der Fürst des Königreiches im Perserland hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, der vornehmsten Fürsten einer, kam mir zu Hilfe; da behielt ich den Sieg bei den Königen in Persien" (Dan 10,13).

In der Offenbarung des Neuen Testaments kämpft Michael gegen den Teufel in Drachengestalt in der Vision des Sehers Johannes und schafft es diesen zu besiegen und auf die Erde zu stoßen.

"Und es entstand ein großer Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache kämpfte und seine Engel" (Offb 12,7).

Leben und Wirken

Michael ist der einzige Engel, der als Erzengel in der Bibel bezeichnet wird (Judas 9). Er gilt als barmherzig und langmütig und ist höher im Rang als Gabriel und nach dem Buche Henoch ist er der Stellvertreter Gottes. Ihm hat Gott seinen Namen offenbart. Der Erzengel ist der größte Widersacher Satans und gilt deshalb als Kämpfer gegen Falschheit und Hinterlist, die Charakterzüge des Teufels. Michael ist der Anführer und Befehlshaber der himmlischen Heerscharen und wir auch als Archistrategos, Erzfeldherr, bezeichnet. Im Laufe der Menschheitsgeschichte soll er in verschiedene Schlachten eingegriffen haben, wie, zum Beispiel, in den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich und in die Schlacht auf dem Lechfeld 955, wodurch er zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später Deutschlands wurde. Er gilt außerdem als Patron der Soldaten und Krieger. Durch seine Rolle als Schutzengels Israels wird er auch als Anwalt Israels vor Gott gesehen.

Der Erzengel erscheint in unzähligen Geschichten in der Bibel. Im Buch Mose soll Michael Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben haben und den Lebensbaum bewachen. Seth soll er einen Zweig vom Baum der Erkenntnis gegeben haben und zeigte Hagar eine Quelle, die zur Rettung ihres Lebens und das ihres Sohnes verhalf. Außerdem ist Michael einer der Männer, die Abraham besuchten und diesen daran hinderten seinen Sohn zu töten. Beim Auszug aus Ägypten ist es er gewesen, der das Meer teilte und das Volk Israels anführte und letztendlich um die Seele Mose mit dem Teufel stritt.

"Michael aber, der Erzengel, da er mit dem Teufel stritt und mit ihm redete über den Leichnam Mose's, wagte er das Urteil der Lästerung nicht zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich" (Jud 1,9).

Eine weitere Aufgabe des Erzengels Michael ist die des Seelenwägers am Tag des jüngstem Gerichts. Er ist der Hüter des Tores zum Paradies und geleitet die Seele der Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits und empfängt diese im Paradies. Auch heute wird er im Totenoffizium der katholischen Kirche angerufen. Seine Posaune soll Tote aus Gräbern erwecken können. Michael ist ein himmlischer Priester und ein heilender Engel und somit auch Patron der Kranken. Ihm werden Ähnlichkeiten mit verschiedenen antiken Gottheiten wie Thot, Horus oder Anubis nachgesagt.

Die Michaelverehrung oder der Michaelskult ist weit verbreitet und entstand im vierten Jahrhundert. Papst Leo der Erste weihte ihm die Kirche St. Michele in Rom an einem 29. September, was zum späteren Gedenktag am selbigen Tag, dem „Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael", beigetragen hat. Der Erzengel Michael wurde Schutzherr der Römisch-Katholischen Kirche, sowie des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Michael gilt heutzutage als Patron mehrere Regionen, Ländern und Städte, wie ,zum Beispiel, Deutschland und Brüssel. Er ist auch Nationalheiliger Deutschlands. Mehrere deutsche Kirchen sind dem Erzengel geweiht.

Die Hauptfiguren der Geschichte des Michaels sind die anderen Erzengel, der Erzengel Gabriel und der Erzengel Raphael, sowie Luzifer.

Als Nebenfiguren lassen sich Adam und Eva, Abraham, Mose, Daniel, Seth und Hagar bestimmen.

Bildtraditionen

Attribute

Die Attribute des Erzengels sind die Waage, sein Flammenschwert oder ein Speer /Stab und ein Globus/eine goldene Kugel. Die darstellende Kunst ordnet ihm die Farbe Rot zu.

Darstellungsmotive

Michael wird meist als Feldherr, in Rüstung mit Helm und Schild dargestellt. In anderen Einzeldarstellungen hat er eine Waage in der Hand und ist in ein langes weißes Gewand gewickelt mit ausgebreiteten Flügeln. Im Buch Daniel wird er genau beschrieben:

"Und ich hob meine Augen auf und schaute und siehe, da stand ein Mann, in Leinwand gekleidet und die Lenden mit Gold von Uphas umgürtet. Und sein Leib war wie ein Topas, und sein Angesicht strahlte wie der Blitz und seine Augen wie Feuerfackeln; seine Arme aber und seine Füße sahen aus wie leuchtendes Erz, und der Klang seiner Worte war wie das Tosen einer Volksmenge." (Dan10, 5-7).

Die bekannteste szenische Darstellung ist die des Kampfes zwischen Michael und dem Teufel in Drachengestalt und dessen Bezwingung. In diesen Motiven steht der Erzengel meist über dem Drachen oder der Schlange und durchbohrt ihn mit einem Stab oder Schwert.

Beide hier aufgeführten Statuen des Erzengels stellen die Szene der Teufelsbezwingung dar. Michael steht mit erhobenen Arm über dem Teufel und drückt ihn mit dem Fuß auf den Untergrund. Bei der Bronzestatue aus Bonn tritt Satan in Drachengestalt auf, hat den Mund zum Schrei verzerrt und seine Flügel sowie seinen Schwanz in die Höhe gestreckt. Die Statue über dem Constanzer Wirtshaus zeigt dagegen den Teufel in Menschengestalt mit drachenähnlichen Flügeln. Auch dieser befindet sich in einer abwehrenden Haltung mit ausgestreckten Armen und Beinen. Die Darstellung von Michael selbst ist bei den Statuen fast identisch. Die Kleidung des Engels wirkt römisch. Er trägt er einen Brustpanzer über einem knielangen Gewand, hat einen Helm mit Helmbusch aufgesetzt, hält mit der rechten Hand ein Schwert und mit der Linken einen Schild. Auf beiden Schilden steht die lateinische Frage: Quis ut deus, was gleich seinem Namen, "wer ist wie Gott" bedeutet. Beide Schwerter stellen ein Flammenschwert dar. Bei der Bronzestatue aus Bonn wird dies durch die sichtbare Umwickelung dargestellt und bei der Statue aus Konstanz durch die breite, am Rand leicht gewellte Form des Schwertes. Die Flügel des Erzengels sind weit ausgebreitet. Diese Darstellungen sollen durch die erhabene und siegreiche Pose den Sieg über das Böse, über den Teufel darstellen und zelebrieren.

Das Deckengemälde von Lothar Spurzem zeigt den Kampf von Michael gegen Luzifer in Form des Höllensturzes. Es zeigt die Vertreibung des Teufels und seiner Anhänger aus dem Himmel als Strafe für dessen Auflehnung gegen Gott. Sehr ähnlich den Statuen gegenüber ist der Erzengel Michael auch hier in Rüstung und Gewand mit Schild und Flammenschwert sowie ausgebreiteten Flügeln dargestellt. Das Gemälde ist in zwei Hälften unterteilbar, in die obere den Himmel darstellende und in die untere die Hölle darstellende, welche erkennbar an dem angedeuteten Höllenfeuer am unteren rechten Rand ist. Luzifer wird hier als gefallener Engel gezeigt, ohne eine Drachenform. Neben Michael befinden sich weitere Engel, sechs davon sind in Zweierpaaren dargestellte Jünglinge. Die in blau gehüllte Figur links neben dem Erzengel weist weibliche Merkmale auf. Durch den Stab und zentrale Stellung des Engels zur Rechten Michaels, könnte dieser ein weiterer Erzengel sein. Bei den herabfallenden, aufeinanderliegenden Figuren weist nur die oberste, Luzifer, noch Flügel auf. Die anderen befinden sich in leidender oder abwehrhaltender Haltung. Über der Figur am unteren rechten Bildrand scheint ein Dämon aus dem Feuer zu kriechen.

Gleich dem Gemälde von Lothar Spurzem zeigt das von Giordano den Höllensturz. Auch hier ist Michael in seiner Feldherrntracht, hat sein Flammenschwert zum Schlag erhoben und die Flügel weit ausgebreitet. Der Teufel ist in Menschenform mit drachenähnlichen Flügeln und befindet sich auf anderen gefallenen, welche von Feuer und Dämonen verzerrt werden. Das Gemälde ist ebenso in zwei Hälften teilbar. Ein Schild des Michaels ist nicht abgebildet.

Das Gemälde aus der Kunsthalle in Karlsruhe zeigt Michael als Seelenwäger. Gemäß seiner Aufgabe beim Jüngsten Gericht wird er hier mit seinen Attributen der Waage und des Schwertes gezeigt. Seine Flügel sind in einem dunklen Grün gehalten und er trägt keine Rüstung, sondern nur ein langes, weißes Gewand mit goldenem Unterhemd. Die Seelenwage wägt Gut und Böse ab. Die Verdammten werden in Hölle geschickt, während den Seeligen der Weg zum Paradies gezeigt wird, an dessen Tor sie Michael erwartet. Bei dem Gemälde ist die Seele in Form eines Menschen auf der schwereren Seite der Waage abgebildet. Auf der anderen versucht ein Dämon, der das Böse symbolisiert, diese schwerer zu machen und den Menschen dadurch in die Hölle zu verdammen. Die Bildunterschrift verdeutlicht das Dargestellte, indem es den heiligen Namen des Erzengels Michael aufführt.

Quellen- / Literaturverzeichnis

Collins, John: „Daniel/Danielbuch“. In Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski, Eberhard Jüngel (Hrsg.) : Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage. Bd. 2, C–E. S. 556–559.

Dr. S.A. Horodezky: Michael und Gabriel. Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 1928, S. 499-506, URL: https://www.jstor.org/stable/23083465?casa_token=wnRB6ZXZpPUAAAAA%3Ak2h1gwwCeZMoMPscfun0D7WwVbptvKMZFI0ghhWoE4jrmteMcceqhoi9ak44J6In9H8t2iZ59LcjNKT2lystE3ie5q9GTFl0SuA-4MlPGUQ0028LZKU&seq=2#metadata_info_tab_contents (29.12.21).

Galle, Maja: Der Erzengel Michael in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts. Herbert Utz Verlag, München 2002.

Koneberg, Hermann: Der heilige Erzengel Michael. Literarisches Institut von Dr. M. Huttler, Augsburg 1891.

Rohland, Johannes Peter: Der Erzengel Michael Arzt und Feldherr. Zwei Aspekte des vor- und frühbyzantinischen Michaelskultes, E.J. Brill, Leiden 1977.

Schäfer, Joachim: Artikel Raphael, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. URL: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienR/Raphael.htm (17. 1. 2022).

White, Lesli: Seven Biblical Facts about the Archangel Gabriel. URL: https://www.beliefnet.com/inspiration/angels/7-biblical-facts-about-the-angel-gabriel.aspx (10.01.22).

Wiegand, Friedrich: Der Erzengel Michael unter Berücksichtigung der byzantinischen, alt italischen und romanischen Kunst. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1886.

Wikipedia: Erzengel Michael. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel_Michael(30.01.22).