Perspektivisches Erzählen (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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Das Perspektivische Erzählen beziehungsweise die point-of-view-Technik ist ein bedeutendes erzähltechnisches Gestaltungselement in dem Roman ''Parzival'' von [[ Wolfram von Eschenbach (Biographie) | Wolfram von Eschenbach]]. Das Handlungsgeschehen wird in dem Roman sowohl aus der Perspekive des vorwiegend auktorialen Erzählers als auch aus unterschiedlichen Perspektiven einzelner Roman-Figuren beleuchtet. Diese polyperspekivische Präsentation des Parzival-Stoffes ermöglicht die Darstellung der Beurteilungsvielfalt einzelner Aspekte der Handlung, stellt jedoch gleichzeitig eine enorme Herausforderung an den Rezipienten des Stoffes dar.
Das perspektivische Erzählen beziehungsweise die point-of-view-Technik ist ein bedeutendes erzähltechnisches Gestaltungsmittel in [[ Wolfram von Eschenbach (Biographie) | Wolframs von Eschenbach]] ''Parzival''. Im Roman wird das Handlungsgeschehen sowohl aus der Perspektive des [[Der Erzähler (Wolfram von Eschenbach, Parzival)| Erzählers]] als auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln einzelner Romanfiguren beleuchtet. Diese polyperspektivische Präsentation des Parzivalstoffes ermöglicht eine vielfältige Betrachtung einzelner Aspekte der Handlung, stellt jedoch gleichzeitig eine enorme Herausforderung an den Rezipienten dar. Das perspektivische Erzählen findet in dem Roman [http://de.wikipedia.org/wiki/Li_Contes_del_Graal ''Conte du Graal''] von [http://de.wikipedia.org/wiki/Chr%C3%A9tien_de_Troyes Chrétien de Troyes] keine Vorlage.  


==Eine neue Kunstform==
==Eine neue Kunstform==
Die durchgängige Erzählerperspektive stellt eine bedeutende Neuerung der höfischen Erzählkunst im Mittelalter dar. [Bumke 2004: Vgl. S. 229] Vorbilder und Beispiele einer stringenten Erzählerpespektive sind die Epen des französischen Dichters [http://de.wikipedia.org/wiki/Chr%C3%A9tien_de_Troyes Chrétiens de Troyes], darunter auch die Vorlage [http://de.wikipedia.org/wiki/Li_Contes_del_Graal ''Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval''] für den Parzival-Roman Wolframs von Eschenbach, und der ''Roman d'Énéas''. [Bumke 2004: Vgl. S. 229] Der ''Conte du Graal'' von Chrétiens de Troyes ist monoperspektivisch verfasst. Wolfram von Eschenbach übernimmt bei der Verschriftlichung seines Parzival-Romans die Schilderung des Geschehens durch eine Erzählerperspektive aus seiner französischen Vorlage. Er fügt dem Erzähler als Erzählinstanz jedoch spezifische Eigenheiten hinzu und erweitert die Darstellung des Erzählten durch die Perspektive verschiedener Roman-Figuren. Durch diese Aufspaltung der monoperspektivischen Erzählweise von Chrétiens de Troyes in den polyperspektivischen Erzählstil Wolframs von Eschenbach, entsteht in dem deutschen Parzival-Roman ein Netz divergierender und konvergierender Sichtweisen, worauf im folgenden Abschnitt noch einmal ausführlicher eingegeangen wird. Für den Moment ist festzuhalten, dass das polyperspektivische Erzählen Wolframs von Eschenbach eine beachtliche erzähltechnische Innovation und darstellerische Erweiterung gegnüber seiner Vorlage von Chrétiens de Troyes verkörpert, sodass Bumke von einer "eigene[n] Kunstform" [Bumke 2004: S. 229] Wolframs von Eschenbach spricht.
Im Mittelalter stellt die durchgängige Erzählerperspektive eine bedeutende Neuerung der höfischen Erzählkunst dar. [Bumke 2004: vgl. S. 229.] Beispiele einer stringenten Erzählerperspektive sind der ''Roman d'Énéas'' und die Epen des französischen Dichters Chrétien de Troyes, darunter auch die Vorlage ''Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval'' für den Parzivalroman Wolframs von Eschenbach. [Bumke 2004: vgl. S. 229.] Der ''Conte du Graal'' von Chrétien de Troyes ist monoperspektivisch verfasst. Wolfram von Eschenbach übernimmt bei der Verschriftlichung seines Parzivalromans die durchgängige Schilderung des Geschehens durch den Erzähler aus der französischen Vorlage. Jedoch fügt er dem Erzähler als Erzählinstanz spezifische Eigenheiten hinzu, auf welche weiter unten genauer eingegangen wird, und erweitert die Darstellung des Erzählten durch die Perspektive verschiedener Romanfiguren. Wolframs von Eschenbach polyperspektivisches Erzählen ist nicht nur gegenüber Chrétien de Troyes als eine beachtliche erzähltechnische Innovation und eine darstellerische Erweiterung zu sehen, sondern auch gegenüber der Dichtung im Mittelalter allgemein, sodass Bumke das perspektivische Erzählen Wolframs von Eschenbach als eine "eigene Kunstform" [Bumke 2004: S. 229.] beschreibt.


== Die Perspektiven==
== Die Perspektiven==
Der vorliegende Abschnitt zeigt die Besonderheiten der Erzählinstanzen im ''Parzival'' auf und damit die Eigenheiten des perspektivischen Erzählens Wolframs von Eschenbach. Im Anschluss daran folgt in dem nächsten Abschnitt die Veranschaulichung an dem Beispiel: Die Perspektiven auf die [[Parzivals Schuld (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Schulfrage]] im ''Parzival''.
=== Erzählerperspektive===
=== Erzählerperspektive===


Bei dem ''Parzival''-Erzähler handelt es sich vorwiegend um einen auktorialen Erzähler, aus dessen Perspektive das Handlungsgeschehen wiedergegeben wird. Der Erzähler ist allwissend, überblickt das Geschehen und ist nicht an eine einzige Figurenperspektive gebunden. Diese Erzählperspektive lässt sich nach Gérard Genette als Nullfokalisierung bezeichnen. Der Erzähler charakterisiert seine Geschichte zu Beginn des Romans als sprunghaft, sich wendend, dem Leser entziehend oder vorauseilend, sich zurückwendend und vorausdeutend und greift damit das Bild des hakenschlagenden Hasens, das er in Bezug auf das [[Das Elsterngleichnis (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Elsterngleichnis]] im Prolog äußerte, wieder auf. Diese genannten Eigenschaften der Geschichte korrespondieren mit den Merkmalen, die ein auktorialer Erzähler aufweist, der wendig zwischen einzelnen Handlungen hin- und herzuspringen vermag. Der Erzähler greift wertend, kommentierend und strukturierend in die Erzählung ein. Es ist jedoch festzuhalten, dass es sich bei dem ''Parzival''-Erzähler um keine unangefochtene Erzählinstanz handelt. Die Kommentare des Erzählers weisen Widersprüchlichkeiten auf, welche in dem Abssatz: Beispiel beispielhaft aufgezeigt werden soll. Der Erzähler macht selbst "auf die Begrenzheit seiner Perspektive aufmerksam" [Bumke 2004: S.230] und stellt seine eigene Autorität als Erzählinstanz in Frage. Er beruft sich zwar mehrmals auf seine Quelle (Vgl. 58,16 u. 59,4 u. 381,30), um den Wahrheitsgehalt seiner Äußerungen zu verbürgen, relativiert jedoch die Bedeutung seiner Aussagen in demselben Satz: "geloubetz, ob ir wellet: geziuge sint mir gar verzagt" (381, 28 f.: das könnt ihr glauben oder nicht: Zeugen habe ich keine). Die Richtigkeit des Erzählten legt der Erzähler in die Hände des Lesers beziehungsweise des Hörers: "Gebiet ir, sô ist ez wâr" (59,27: Ihr braucht nur zu befehlen, dann ist es wahr), und lässt die Zuhörer den Eid über die Wahrhaftigkeit seiner Aussagen schwören: "diz sag ouch ich ûf iwer ieslîches eit" (238,8f.: ich sage es wieder - ich nehme es auf euren Eid). Durch dieses Verhalten entbindet sich der Erzähler seiner Verantwortung und überträgt diese auf den Rezipienten: "sol ich des iemen triegen, sô müezt ir mit mir liegen" (238,11f.: wenn einer dann etwas feststellt, daß es nicht wahr ist, was ich sage, so habt ihr zusammen mit mir gelogen). Diese Aussagen des ''Parzival''-Erzählers relativieren die Gültigkeit seiner Kommentare, Deutungen und Wertungen [Bumke 2004: Vgl. S. 230], das heißt der Erzähler wird als zuverlässige Erzählinstanz in Zweifel gezogen.
Bei dem [[Der Erzähler (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | ''Parzival''-Erzähler]] handelt es sich vorwiegend um einen auktorialen Erzähler, aus dessen Sicht das Handlungsgeschehen wiedergegeben wird. Diese Erzählperspektive lässt sich nach Gérard Genette als Nullfokalisierung bezeichnen (vgl. 3,26 ff.; 333,16 ff.; 503,1 ff.; 734,1 ff.) <ref> Alle Textangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003. </ref>. Trotz des vorwiegend souveränen Überblicks, verliert der Erzähler beispielsweise zu Beginn des IX. Buches diesen Standpunkt des Erzählens: Der Erzähler weiß nicht, wo sich der Titelheld des Romans aufhält und wie es ihm ergeht (vgl. 433,8-434,10). Erst durch seine Erkundigungen nach Parzival bei "frou aventiure" (433,7: Frau [[Âventiure im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Aventiure]]) wird diese Wissenslücke des Erzählers geschlossen (vgl. 434,11). Um den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu verbürgen, beruft sich der Erzähler mehrmals auf seine [[Entstehungsgeschichte und historischer Hintergrund (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Quelle]] (vgl. 58,16 u. 59,4 u. 381,30). Trotz dieser Rückbindung der Erzähleraussagen an die Quelle handelt es sich bei dem ''Parzival''-Erzähler um keine unangefochtene Erzählinstanz: Die Kommentare des Erzählers weisen Widersprüchlichkeiten auf und sind von begrenzter Reichweite. Außerdem relativiert der Erzähler selbst seine eigene Autorität als zuverlässige Erzählinstanz: "geloubetz, ob ir wellet: geziuge sint mir gar verzagt." (381, 28 f.: das könnt ihr glauben oder nicht: Zeugen habe ich keine). Aufgrund fehlender Zeugen überlässt es der Erzähler dem Rezipienten, die Richtigkeit der gemachten Aussagen anzuerkennen. Ein Urteil bezüglich der Korrektheit des Erzählten muss damit der Leser beziehungsweise der Hörer selber fällen: "Gebiet ir, sô ist ez wâr" (59,27: Ihr braucht nur zu befehlen, dann ist es wahr). Der Gipfel der Distanzierung des Erzählers von der Richtigkeit seines Erzählten besteht darin, dass der Erzähler die Rezipienten einen Eid für die Korrektheit seiner Aussagen leisten lässt: "diz sag ouch ich ûf iwer ieslîches eit" (238,8f.: ich sage es wieder - ich nehme es auf euren Eid). Durch diese Aussagen entsteht die paradoxe Vorstellung, der Eidschwur des Rezipienten sei die Grundlage für das, was der Erzähler kundtut. [Bumke 2004: vgl. S. 221.] Zudem macht der Erzähler mit der Aufgabenübertragung auch den Rezipienten zum Mitverantwortlichen: "sol ich des iemen triegen, sô müezt ir mit mir liegen" (238,11f.: wenn einer dann etwas feststellt, daß es nicht wahr ist, was ich sage, so habt ihr zusammen mit mir gelogen). Diese Aussagen des ''Parzival''-Erzählers und die Widersprüchlichkeiten seiner Kommentare relativieren die Gültigkeit der Stellungnahmen, Deutungen und Wertungen durch den Erzähler. [Bumke 2004: vgl. S. 230.] Es ist festzuhalten: der Erzähler erscheint als zuverlässige Erzählinstanz höchst zweifelhaft und muss als unzuverlässiger Erzähler identifiziert werden.


=== Figurenperspektiven===
=== Figurenperspektiven===


Durch die enorme Anzahl der Figuren, welche in Wolframs von Eschenbach ''Parzival'' auftreten, entsteht eine Vielfalt von Figurenperspektiven. Diese treten durch die Schilderung von Figurengedanken und Figurenreden durch den Erzähler hervor. Die unterschiedlichen Figurenperspektiven weisen untereinander Übereinstimmungen aber auch Entgegensetzungen auf und widersprechen teilweise der Erzählerperspektive. Darüber hinaus bleibt die Stellungnahme eine Figur über den Verlauf der Handlung hinweg nicht immer konstant, sondern verändert sich, wie etwa bei der Beurteilung der Schuldfrage durch Sigune (Vgl....).Die Absolutheit einzelner Aussagen wird durch diese Perspektivvielfalt relativiert und in Frage gestellt. Die Darstellung einiger divergierender und konvergierender Figurenperspektiven erfolgt in dem Absatz ... exemplarisch.
Neben der Erzählerperspektive erhält der Leser oder Hörer auch Einblick in einzelne Figurenperspektiven, welche durch den Erzähler in Figurengedanken und Figurenreden wiedergegeben werden. Aufgrund der enormen Anzahl der Figuren in Wolframs von Eschenbach ''Parzival'' entsteht eine Vielfalt von Figurenperspektiven,die sowohl untereinander als auch dem Erzähler gegenüber Entgegensetzungen und Übereinstimmungen aufweisen. Anhand des Beispiels der Beurteilung des [[Parzivals Versagen in der Gralsburg (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Versagens Parzivals auf der Gralsburg]] lässt sich aufzeigen, dass die Stellungnahme einer Figur rollenbedingt ([[Trevrizent (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Trevrizent]]) sein kann, sich über den Verlauf der Handlung abschwächen kann ([[Sigune (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Sigune]]) oder zurückgenommen ([[Die Gralsbotin Cundrîe (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Cundrie]]) wird. [Schirok 2011: vgl. S. 424.] Die Absolutheit einzelner Aussagen wird durch die Kontrastierung verschiedener Perspektiven in Frage gestellt.


===Gahmuret-Partie, Gawan-Partien und Parzival-Partien===
== Ein Beispiel: Die Perspektiven auf die Schuldfrage im ''Parzival'' ==
Die Bücher des Romans ''Parzival'' von Wolfram von Eschenbach lassen sich anhand der Handlungsträger folgerndermaßen gliedern: <br />
Die im vorigen Abschnitt erarbeiteten Eigenheiten des perspektivischen Erzählens sollen im vorliegenden Abschnitt eine Rückbindung an den Text erfahren. Diese geschieht anhand des Beispiels verschiedener Perspektiven auf die [[ Parzivals Schuld (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Schuldfrage]] im ''Parzival''. Mit der Darstellung, wie verschiedene Erzählinstanzen Parzivals [[Parzivals Versagen in der Gralsburg (Wolfram von Eschenbach, Parzival) |Schweigen auf der Gralsburg]] beurteilen, wird darauf abgezielt, sowohl die Perspektivenvielfalt in Woframs von Eschenbach ''Parzival'' zu verdeutlichen, als auch Konsonanzen und Dissonanzen, Abschwächungen, Zurücknahmen, Widersprüchlichkeiten und die Rollenbedingtheit einzelner Perspektiven zu exemplifizieren. <br />
Gahmuret, Buch I-II
An dieser Stelle soll weiterführend auf die [[Sigune (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Sigune]]-Szenen, die [[Parzival, Jeschute und Orilus (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Jeschute-Szenen]], die Grals-Darstellung und die drei Artushof-Szenen als geeignete Beispiele zur Veranschaulichung des Perspektivischen Erzählens Wolframs von Eschenbach verwiesen werden. Joachim Bumke hat neben der Frageunterlassung auch die drei Artushof-Szenen und den [[ Der Gral im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Gral]] vor dem Fluchtpunkt des perspektivischen Erzählens ausgearbeitet. [Bumke 2004: vgl. S. 230-232]
Parzival I, Buch III-VI
=== Erzähler===
Gawan I, Buch VII-VIII
Parzival II, Buch IX
Gawan II, Buch X-XIV
Parzival III, Buch XIV-XVI
Feirefiz, Buch XVI. [Bumke 2004: Vgl. S. 194]  <br />
Durch die Fokusierung unterschiedlicher Protagonisten in den einzelnen Büchern des gesamten Romans geschieht eine weitere Perspektivierung der gesamten Handlung. Zentrale Themen werden in den Gahmuret-, Gawan-, oder Parzival-Büchern unterschiedlich bearbeitet. Die Verschiedenheit der Perspektive auf grundlegende Themen in den einzelnen Büchern hat auch Auswirkungen für die Interpretation, je nachdem von welchem Standpunkt aus man argumentiert. Sek.li.


== Ein Beispiel: Die Perspektiven auf die Schuldfrage ==
In direktem Anschluss an Parzivals Frageunterlassung auf der [[ Munsalvaesche (Wolfram von Eschenbach, Parzival)| Gralsburg]] bekundet der Erzähler sein Mitgefühl gegenüber Parzival und klagt: "ôwê daz er niht vrâgte dô" (240,3: Ach, daß er jetzt nicht fragte). Trotz dieser Empathie wirft der Erzähler Parzival vor, schuld am [[Das Leid im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Leiden]] des Königs [[Anfortas (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Anfortas]] zu sein, denn eine Frage hätte die Leiden des Gralskönigs beendet (vgl. 240,7-9). Diese Schuldzuweisung steht in direktem Widerspruch zu den Aussagen des Erzählers, Parzival sei der "valscheite widersaz" (249,1: Feind treulosen Undanks) und er habe "den rehten valsch [...] vermiten" (319,8: wirklich Schlechtes unterlassen). Die Erzählerkommentare bezüglich der Frageunterlassung Parzivals verdeutlichen die oben genannte Widersprüchlichkeit und Unzuverlässigkeit des Erzählers.


Der vorliegende Abschnitt befasst sich mit der Darstellung unterschiedlicher Perspektiven aus dem Parzival-Roman, welche beispielhaft an Hand der Schuldfrage aufgezeigt werden sollen. Dabei soll die Frage beantwortet werden, wie die einzelen Erzählinstanzen das Scheitern Parzivals auf der Gralsburg beurteilen und welche Schlüsse sich bezüglich des perspektivischen Erzählens für den Parzival-Roman daraus ziehen lassen. Neben der Schuldfrage eignen sich auch die Sigune-Szenen, die Jeschute-Szenen und die drei Artushof-Szenen, um den Aspekt des Perspektivischen Erzählens herauszuarbeiten. [Bumke 2004: Vgl. S. 232] Bumke hat neben der Frageunterlassung auch die drei Artushof-Szenen und den Gral vor dem Fluchtpunkt des Perspektivischen Erzählens ausgearbeitet. [Bumke 2004: Vgl. S.230-232]
===Gurnemanz===
===Gurnemanz===
Von Gurnemanz lernt Parzival vor seinem Scheitern auf der Gralsburg, dass zu vieles Fragen nicht gut ist. Bumke verweist in diesem Zusammenhang auf die Diskrepanz zwischen der Sprecher-Perspektive Gurnemanz' und der Erwartungs-Perspektive Parzivals, denn aus der Perspektive Gurnemanz' ist sein Gebot durchaus sinnvoll, aus der Perspektive Parzivals jedoch ein großer Fehler. [Bumke 2004: Vgl. S. 230]
Zu vieles Fragen ist nicht gut - das lernt Parzival von [[ Gurnemanz (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Gurnemanz]] vor seinem Scheitern auf der Gralsburg (vgl. 171,17). In diesem Zusammenhang verweist Bumke auf die Diskrepanz zwischen der Sprecher-Perspektive Gurnemanz' und der Erwartungsperspektive Parzivals, denn aus der Perspektive Gurnemanz' ist sein Gebot durchaus sinnvoll, aus der Perspektive Parzivals jedoch ein großer Fehler. [Bumke 2004: vgl. S. 230.] Darüber hinaus weist Gurnemanz Parzival daraufhin, dass er mit allen seinen Sinnen eine Situation wahrnehmen und einschätzen soll, dann werde er klug handeln (vgl. 171,22-24). Die Realisierung dieses Ratschlags gelingt Parzival auf der Gralsburg jedoch nicht, vielmehr veranlasst ihn die Festlichkeit der Gralszeremonie gerade dazu nicht zu fragen. Die Problematik liegt wesentlich in der Unverständlichkeit und Abstraktheit der Lehren Gurnemanz' und in ihrer dogmatischen Auslegung durch Parzival.
(Begrenztheit der Perspektiven)


===Erzähler===
===Parzival===
Im direkten Anschluss zu Parzivals Frageunterlassung auf der Gralsburg bekundet der Erzähler sein Mitgefühl gegenüber Parzival und klagt: "ôwê daz er niht vrâgte dô" (240,3: Ach, daß er jetzt nicht fragte). Gleichzeitig wirft er Parzival Schuld an Anfortas' Leiden vor, denn Parzivals Fragen hätte die Leiden des Gralskönigs beendet. (Vgl.240,7-9) Dieser Vorwurf steht in direktem Widerspruch zu den Aussagen des Erzählers, Parzival sei der " valscheite widersaz" (249,1: Feind treulosen Undanks) und er habe "den rehten valsch [...] vermiten" (319,8: wirklich Schlechtes unterlassen).
Der Leser erhält genaue Einblicke in die Gedanken Parzivals als dieser sich auf [[Munsalvaesche (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Munsalvaesche]] befindet. Parzival wägt genau ab, ob es ratsam sei zu fragen, was es mit den Leuten dort auf sich habe. Dabei erinnert sich Parzival an die Lehren Gurnemanz' und entscheidet, es sei unangemessen, zu viel zu fragen (vgl. 239,10-13). Nicht aus bösem Willen oder fehlendem Mitgefühl entscheidet sich Parzival gegen das Fragen, sondern aus "zuht" (239,10: Anstand, Erziehung, Wohlgezogenheit). Parzival meint hier nichts falsch zu machen, vielmehr nach den Geboten Gurnemanz' zu handeln, der ihm "mit grôzen triuwen âne schranz" (vgl. 239,12: mit großer Treue ohne Scharte)beriet. Ihm ist dabei nicht bewusst, dass er die Lehren Gurnemanz' nicht richtig verstanden hat und sie im Moment des Frageversäumnisses falsch anwendet. Als [[Die Gralsbotin Cundrîe (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Cundrie]] ihn dann später auf dem Gralhof vor der versammelten [[Tafelrunde und Gralsgesellschaft (Wolfram von Eschenbach, Parzival) |Artusgesellschaft]] verflucht, überträgt Parzival die Schuldzuweisungen auf Gurnemanz (vgl. 330,1-6) und auf Gott, da ihm dieser im entscheidenden Moment die Hilfe verweigerte.(vgl. 332,1-8) Diese Sichtweise Parzivals bezüglich der Frageunterlassung ist unikal und steht damit entgegengesetzt zu den anderen Perspektiven bezüglich der Schuldfrage. Es bleibt fraglich, ob Parzival selbst nach seinem Aufenthalt bei dem Einsiedler Trevrizent sein Schweigen als Schuld erkennt. Jedenfalls verbalisiert er ein solches Schuldbekenntnis nicht.


=== Sigune===
=== Sigune===
Als Sigune erfährt, dass Parzival die Frage auf der Gralsburg nicht gestellt hat, bezeichnet sie ihn als "verfluochet man" (255,13: verfluchter Mann) und wirft Parzival fehlendes Mitleid vor. (Vgl. 255,17) Aus der Perspektive Sigunes, ist es unmöglich Parzivals Versagen wiedergutzumachen. (Vgl. 255,24) Sie spricht ihm die weltlichen Werte des Adels und der Ritterehre ab (Vgl. 255, 27) und verweigert eine weitere Unterhaltung mit Parzival.
Als [[Sigune (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Sigune]] erfährt, dass Parzival die Frage auf der Gralsburg nicht gestellt hat, bezeichnet sie ihn als "gunêrter lîp, verfluochet man" (255,13: ehrloser Leib, verfluchter Mann) und wirft Parzival fehlendes Mitleid vor (vgl. 255,17). Aus der Perspektive Sigunes ist es unmöglich, Parzivals Versagen wieder gutzumachen (vgl. 255,24). Sie spricht ihm die weltlichen Werte des Adels und die Ritterehre ab (vgl. 255, 27) und verweigert eine weitere Unterhaltung mit Parzival (vgl. 255,28f.). Diese Position Sigunes, welche stark derjenigen Cundries gleicht, verändert sich im neunten Buch. Sigune vergibt Parzival bei der Wiederbegegnung nach vielen Jahren seine [[Parzivals Schuld (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Schuld]]: "al mîn gerich sol ûf dich, neve, sîn verkorn" (441,18f.: Alle Schuld, die ich an dir zu rächen habe, soll dir vergessen sein). Sie wünscht ihm die Hilfe Gottes und hält eine Rückkehr Parzivals nach Munsalvaesche nicht mehr für unmöglich (vgl. 442,11-14). Sigune ist ein Beispiel für den Perspektivenwandel innerhalb einer Person.
 
=== Cundrie ===
[[Die Gralsbotin Cundrîe (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Cundries]] Vorwürfe und Anklagen korrespondieren stark mit der Position Sigunes bei ihrer ersten Begegenung mit Parzival nach seinem Scheitern auf der Gralsburg. Cundrie verflucht Parzival vor der versammelten Artusgesellschaft und verwendet sogar denselben Ausdruck "gunêrter lîp" (316,25: verfluchter Leib) wie Sigune. Sowohl aus der Sicht Cundries als auch aus der Sicht Sigunes scheint eine Wiedergutmachung des Fehlverhaltens Parzivals unmöglich (vgl. 315,22-23 u. 255,24). Auch Cundries Vorwurf des mangelnden Mitgefühls mit dem leidenden Anfortas (vgl. 316,2-6) wurde bereits von Sigune geäußert (vgl. 255,24). Außerdem spricht Cundrie wie auch Sigune Parzival die Ritterehre und seinen Adel ab (vgl. 316,12-15; 317,16 u. 255,27). Aufgrund der Konsonanz der beiden Positionen relativieren sich diese Anschuldigungen Cundries ebenfalls mit dem Wandel Sigunes im neunten Buch. [Schirok 2003: vgl. S. CXXV.] Cundrie bezeichnet Parzivals Frageunterlassung als erste als "sünde" (316,23). In diesem Punkt korrespondiert die Perspektive Cundries nun mit der [[Trevrizent (Wolfram von Eschenbach, Parzival)| Trevrizents]], wenngleich die beiden Figuren in den restlichen Punkten geradezu konträre Meinungen vertreten: Für Cundrie ist Parzival ein vor Gott verfluchter Mann (vgl. 316,7-10), während Trevrizents Bemühen darauf gerichtet ist, Parzival wieder zu Gott zurückzuführen (vgl. 489,16). [Schirok 2003: vgl. S. CXXV.] Diese entgegengesetzten Stellungnahmen lassen sich auf die differierenden Gottesvorstellungen Trevrizents und Cundries zurückführen. In direktem Anschluss an Cundries Auftritt in der Artusgesellschaft nimmt der Erzähler Parzival in Schutz und bezeugt: "den rehten valsch het er [Parzival] vermiten" (319,8: wirklich Schlechtes hat er unterlassen). Diese Aussage des Erzählers setzt ein starkes Gegengewicht zu den Anschuldigungen Cundries und relativiert ihre extreme Stellungnahme. Cundrie selbst nimmt im Buch XV ihre Beschuldigungen zurück. Vor Parzival kniend bittet sie ihn um Verzeihung (vgl.779,22-26). Die Figur Cundrie zeigt auf, wie sich Stellungnahmen verschiedener Figuren ähneln aber auch gegenseitig relativieren. Darüberhinaus steht Cundrie als Beispiel für das Zurücknehmen einer Position.


===Parzival===
=== Cundrie===
=== Cunneware===
===Trevrizent===
===Trevrizent===
[[Trevrizent (Wolfram von Eschenbach, Parzival)| Trevrizent]] bezeichnet den Ritter, der auf der Gralsburg die Frage nicht stellte, als [[Parzivals tumpheit (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | ''tump'']] (vgl. 473,13 u. 484,28: dumm). Er bestätigt die Aussagen Cundries und Sigunes, Parzival habe auf der Gralsburg keine Ehre erworben (vgl. 484). Vielmehr hat Parzival, sowohl aus der Perspektive Trevrizents als auch aus der Perspektive Cundries in der Gralsburg eine Sünde begangen (vgl. 473,18 u. 501). Trevrizent tritt Parzival, wie vordem auch Gurnemanz, als Lehrperson gegenüber. Er fordert Parzival auf, [[Schuld, Sühne und Erlösung (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Buße]] zu tun (vgl. 465,13 u. 499,17f.) und nicht an Gott zu verzagen (vgl. 489,16). Diese Aussagen entsprechen seiner Rolle als Laientheologe und stehen im Gegensatz zu Cundries Sichtweise bezüglich des Verhältnisses zwischen Parzival und Gott. Am Ende des Aufenthalts Parzivals bei Trevrizent gibt dieser ihm die Absolution (vgl. 501,17 u. 502f.). Das neunte Buch ist so erzählt, dass die Perspektive Trevrizents als sicherer und vertrauenswürdiger Standpunkt für das Verständnis der Erzählung erscheint. [Bumke 2004: vgl. S. 230f.] Ähnlich wie der Erzähler beteuert Trevrizent die Richtigkeit seiner Aussagen (vgl. 464,9f. u. 468,16). Mit dem Bekenntnis Trevrizents in Buch XVI, er habe bezüglich des Grals gelogen (vgl. 798,6f.), wird jedoch erneut die Unzuverlässigkeit und die Relativität der Figurenaussagen vor Augen geführt.


== Die Herausforderung an den Leser und den Hörer ==
== Die Funktion und die Herausforderung an den Rezipienten==
Der Erzähler charakterisiert die Geschichten des Parzivalromans im [[ Der Prolog (Wolfram von Eschenbach, Parzival) | Prolog]] mit folgenden Worten: "beidiu si vliehent unde jagent, si ent entwîchent unde kêrent, si lasternt unde êrent" (2,10-12: sie tun jeweils das eine wie das andere: sie fliehen und setzen nach; sie ziehen sich zurück und kehren um; sie bringen Schande und verschaffen Ansehen). Diese Beschreibung drückt gegenläufige Wertungen und Handlungen in drei Begriffspaaren aus, vor deren Hintergrund auch das perspektivische Erzählen zu verstehen ist. [Schirok 2011: vgl. S. 434.] Durch die Polyperspektivität gestaltet Wolfram von Eschenbach eine Geschichte, welche kein feststehendes oder einheitliches Bild verkörpert. Vielmehr wird durch das perspektivische Erzählen dem Rezipienten eine Vielfalt konvergierender und divergierender Meinungen gezeigt, die sich zudem wenden können. [Schirok 2011: vgl. S. 420.] Diese Erzählweise fordert einen aufmerksamen und kritischen Leser beziehungsweise Hörer. Im Prolog entwirft der Erzähler ein Idealbild eines Rezipienten:<br />
{|
|-
| 2,13-16 || swer mit disen schanzen allen kan,              || Wer da noch mithalten kann bei sämtlichen Kadenzen,
|-
|        || an dem hât witze wol getân,        || den hat die Weisheit lieb -
|-
|        || der sich niht versitzet noch vergêt  || das ist der, der sich nicht verhockt und nicht verrennt,
|-
|        || und sich anders wol verstêt. || er macht was andres: Er versteht sich drauf.
|}
 
Dieser Aussage zufolge muss sich der ideale Rezipient auf die Biegungen und Wendungen der Geschichte einlassen. Außerdem darf er sich nicht verrennen oder an einem Punkt stehen bleiben. Der Erzähler spricht sich demnach eindeutig gegen punktuelle Ansätze der Interpretation und die Verabsolutierung einer Stellungnahme aus. Vielmehr muss die gesamte Geschichte mit all ihren Wendungen und Widersprüchen - dies gilt insbesonders für die Perspektivenvielfalt im ''Parzival'' - vom Rezipienten beachtet werden. Es ist Aufgabe des Hörers/Lesers, Unterschiede und Ähnlichkeiten der Aussagen zu erkennen, zu verstehen und gegeneinander abzuwägen. [Schirok 2011: vgl. S. 421.] Wer sich diesen Herausforderungen aktiv stellt, die Spannungen aushält und verarbeitet, ist ein idealer Rezipient und zeigt zudem, wie vom Erzähler im Prolog ausgesagt, Weisheit.


==Quellennachweise==
==Quellennachweise==
<references/>
<references/>
<HarvardReferences />
 
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004 (Sammlung Metzler 36).<br />
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004 (Sammlung Metzler 36).<br />
[*Schirok 2003] Schirok, Bernd: III. Einführung in Probleme der ''Parzival''-Interpretation, in: Wolfram von Eschenbach. Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003, S. CI-CXXXVII.<br />
[*Schirok 2011] Schirok, Bernd: Perspektiven der Interpretation, in: Wolfram von Eschenbach. Ein Handbuch, hg. von Joachim Heinzle, Berlin/New York 2011, S. 411-440.
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Aktuelle Version vom 7. Mai 2024, 16:48 Uhr

Das perspektivische Erzählen beziehungsweise die point-of-view-Technik ist ein bedeutendes erzähltechnisches Gestaltungsmittel in Wolframs von Eschenbach Parzival. Im Roman wird das Handlungsgeschehen sowohl aus der Perspektive des Erzählers als auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln einzelner Romanfiguren beleuchtet. Diese polyperspektivische Präsentation des Parzivalstoffes ermöglicht eine vielfältige Betrachtung einzelner Aspekte der Handlung, stellt jedoch gleichzeitig eine enorme Herausforderung an den Rezipienten dar. Das perspektivische Erzählen findet in dem Roman Conte du Graal von Chrétien de Troyes keine Vorlage.

Eine neue Kunstform

Im Mittelalter stellt die durchgängige Erzählerperspektive eine bedeutende Neuerung der höfischen Erzählkunst dar. [Bumke 2004: vgl. S. 229.] Beispiele einer stringenten Erzählerperspektive sind der Roman d'Énéas und die Epen des französischen Dichters Chrétien de Troyes, darunter auch die Vorlage Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval für den Parzivalroman Wolframs von Eschenbach. [Bumke 2004: vgl. S. 229.] Der Conte du Graal von Chrétien de Troyes ist monoperspektivisch verfasst. Wolfram von Eschenbach übernimmt bei der Verschriftlichung seines Parzivalromans die durchgängige Schilderung des Geschehens durch den Erzähler aus der französischen Vorlage. Jedoch fügt er dem Erzähler als Erzählinstanz spezifische Eigenheiten hinzu, auf welche weiter unten genauer eingegangen wird, und erweitert die Darstellung des Erzählten durch die Perspektive verschiedener Romanfiguren. Wolframs von Eschenbach polyperspektivisches Erzählen ist nicht nur gegenüber Chrétien de Troyes als eine beachtliche erzähltechnische Innovation und eine darstellerische Erweiterung zu sehen, sondern auch gegenüber der Dichtung im Mittelalter allgemein, sodass Bumke das perspektivische Erzählen Wolframs von Eschenbach als eine "eigene Kunstform" [Bumke 2004: S. 229.] beschreibt.

Die Perspektiven

Der vorliegende Abschnitt zeigt die Besonderheiten der Erzählinstanzen im Parzival auf und damit die Eigenheiten des perspektivischen Erzählens Wolframs von Eschenbach. Im Anschluss daran folgt in dem nächsten Abschnitt die Veranschaulichung an dem Beispiel: Die Perspektiven auf die Schulfrage im Parzival.

Erzählerperspektive

Bei dem Parzival-Erzähler handelt es sich vorwiegend um einen auktorialen Erzähler, aus dessen Sicht das Handlungsgeschehen wiedergegeben wird. Diese Erzählperspektive lässt sich nach Gérard Genette als Nullfokalisierung bezeichnen (vgl. 3,26 ff.; 333,16 ff.; 503,1 ff.; 734,1 ff.) [1]. Trotz des vorwiegend souveränen Überblicks, verliert der Erzähler beispielsweise zu Beginn des IX. Buches diesen Standpunkt des Erzählens: Der Erzähler weiß nicht, wo sich der Titelheld des Romans aufhält und wie es ihm ergeht (vgl. 433,8-434,10). Erst durch seine Erkundigungen nach Parzival bei "frou aventiure" (433,7: Frau Aventiure) wird diese Wissenslücke des Erzählers geschlossen (vgl. 434,11). Um den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu verbürgen, beruft sich der Erzähler mehrmals auf seine Quelle (vgl. 58,16 u. 59,4 u. 381,30). Trotz dieser Rückbindung der Erzähleraussagen an die Quelle handelt es sich bei dem Parzival-Erzähler um keine unangefochtene Erzählinstanz: Die Kommentare des Erzählers weisen Widersprüchlichkeiten auf und sind von begrenzter Reichweite. Außerdem relativiert der Erzähler selbst seine eigene Autorität als zuverlässige Erzählinstanz: "geloubetz, ob ir wellet: geziuge sint mir gar verzagt." (381, 28 f.: das könnt ihr glauben oder nicht: Zeugen habe ich keine). Aufgrund fehlender Zeugen überlässt es der Erzähler dem Rezipienten, die Richtigkeit der gemachten Aussagen anzuerkennen. Ein Urteil bezüglich der Korrektheit des Erzählten muss damit der Leser beziehungsweise der Hörer selber fällen: "Gebiet ir, sô ist ez wâr" (59,27: Ihr braucht nur zu befehlen, dann ist es wahr). Der Gipfel der Distanzierung des Erzählers von der Richtigkeit seines Erzählten besteht darin, dass der Erzähler die Rezipienten einen Eid für die Korrektheit seiner Aussagen leisten lässt: "diz sag ouch ich ûf iwer ieslîches eit" (238,8f.: ich sage es wieder - ich nehme es auf euren Eid). Durch diese Aussagen entsteht die paradoxe Vorstellung, der Eidschwur des Rezipienten sei die Grundlage für das, was der Erzähler kundtut. [Bumke 2004: vgl. S. 221.] Zudem macht der Erzähler mit der Aufgabenübertragung auch den Rezipienten zum Mitverantwortlichen: "sol ich des iemen triegen, sô müezt ir mit mir liegen" (238,11f.: wenn einer dann etwas feststellt, daß es nicht wahr ist, was ich sage, so habt ihr zusammen mit mir gelogen). Diese Aussagen des Parzival-Erzählers und die Widersprüchlichkeiten seiner Kommentare relativieren die Gültigkeit der Stellungnahmen, Deutungen und Wertungen durch den Erzähler. [Bumke 2004: vgl. S. 230.] Es ist festzuhalten: der Erzähler erscheint als zuverlässige Erzählinstanz höchst zweifelhaft und muss als unzuverlässiger Erzähler identifiziert werden.

Figurenperspektiven

Neben der Erzählerperspektive erhält der Leser oder Hörer auch Einblick in einzelne Figurenperspektiven, welche durch den Erzähler in Figurengedanken und Figurenreden wiedergegeben werden. Aufgrund der enormen Anzahl der Figuren in Wolframs von Eschenbach Parzival entsteht eine Vielfalt von Figurenperspektiven,die sowohl untereinander als auch dem Erzähler gegenüber Entgegensetzungen und Übereinstimmungen aufweisen. Anhand des Beispiels der Beurteilung des Versagens Parzivals auf der Gralsburg lässt sich aufzeigen, dass die Stellungnahme einer Figur rollenbedingt (Trevrizent) sein kann, sich über den Verlauf der Handlung abschwächen kann (Sigune) oder zurückgenommen (Cundrie) wird. [Schirok 2011: vgl. S. 424.] Die Absolutheit einzelner Aussagen wird durch die Kontrastierung verschiedener Perspektiven in Frage gestellt.

Ein Beispiel: Die Perspektiven auf die Schuldfrage im Parzival

Die im vorigen Abschnitt erarbeiteten Eigenheiten des perspektivischen Erzählens sollen im vorliegenden Abschnitt eine Rückbindung an den Text erfahren. Diese geschieht anhand des Beispiels verschiedener Perspektiven auf die Schuldfrage im Parzival. Mit der Darstellung, wie verschiedene Erzählinstanzen Parzivals Schweigen auf der Gralsburg beurteilen, wird darauf abgezielt, sowohl die Perspektivenvielfalt in Woframs von Eschenbach Parzival zu verdeutlichen, als auch Konsonanzen und Dissonanzen, Abschwächungen, Zurücknahmen, Widersprüchlichkeiten und die Rollenbedingtheit einzelner Perspektiven zu exemplifizieren.
An dieser Stelle soll weiterführend auf die Sigune-Szenen, die Jeschute-Szenen, die Grals-Darstellung und die drei Artushof-Szenen als geeignete Beispiele zur Veranschaulichung des Perspektivischen Erzählens Wolframs von Eschenbach verwiesen werden. Joachim Bumke hat neben der Frageunterlassung auch die drei Artushof-Szenen und den Gral vor dem Fluchtpunkt des perspektivischen Erzählens ausgearbeitet. [Bumke 2004: vgl. S. 230-232]

Erzähler

In direktem Anschluss an Parzivals Frageunterlassung auf der Gralsburg bekundet der Erzähler sein Mitgefühl gegenüber Parzival und klagt: "ôwê daz er niht vrâgte dô" (240,3: Ach, daß er jetzt nicht fragte). Trotz dieser Empathie wirft der Erzähler Parzival vor, schuld am Leiden des Königs Anfortas zu sein, denn eine Frage hätte die Leiden des Gralskönigs beendet (vgl. 240,7-9). Diese Schuldzuweisung steht in direktem Widerspruch zu den Aussagen des Erzählers, Parzival sei der "valscheite widersaz" (249,1: Feind treulosen Undanks) und er habe "den rehten valsch [...] vermiten" (319,8: wirklich Schlechtes unterlassen). Die Erzählerkommentare bezüglich der Frageunterlassung Parzivals verdeutlichen die oben genannte Widersprüchlichkeit und Unzuverlässigkeit des Erzählers.

Gurnemanz

Zu vieles Fragen ist nicht gut - das lernt Parzival von Gurnemanz vor seinem Scheitern auf der Gralsburg (vgl. 171,17). In diesem Zusammenhang verweist Bumke auf die Diskrepanz zwischen der Sprecher-Perspektive Gurnemanz' und der Erwartungsperspektive Parzivals, denn aus der Perspektive Gurnemanz' ist sein Gebot durchaus sinnvoll, aus der Perspektive Parzivals jedoch ein großer Fehler. [Bumke 2004: vgl. S. 230.] Darüber hinaus weist Gurnemanz Parzival daraufhin, dass er mit allen seinen Sinnen eine Situation wahrnehmen und einschätzen soll, dann werde er klug handeln (vgl. 171,22-24). Die Realisierung dieses Ratschlags gelingt Parzival auf der Gralsburg jedoch nicht, vielmehr veranlasst ihn die Festlichkeit der Gralszeremonie gerade dazu nicht zu fragen. Die Problematik liegt wesentlich in der Unverständlichkeit und Abstraktheit der Lehren Gurnemanz' und in ihrer dogmatischen Auslegung durch Parzival.

Parzival

Der Leser erhält genaue Einblicke in die Gedanken Parzivals als dieser sich auf Munsalvaesche befindet. Parzival wägt genau ab, ob es ratsam sei zu fragen, was es mit den Leuten dort auf sich habe. Dabei erinnert sich Parzival an die Lehren Gurnemanz' und entscheidet, es sei unangemessen, zu viel zu fragen (vgl. 239,10-13). Nicht aus bösem Willen oder fehlendem Mitgefühl entscheidet sich Parzival gegen das Fragen, sondern aus "zuht" (239,10: Anstand, Erziehung, Wohlgezogenheit). Parzival meint hier nichts falsch zu machen, vielmehr nach den Geboten Gurnemanz' zu handeln, der ihm "mit grôzen triuwen âne schranz" (vgl. 239,12: mit großer Treue ohne Scharte)beriet. Ihm ist dabei nicht bewusst, dass er die Lehren Gurnemanz' nicht richtig verstanden hat und sie im Moment des Frageversäumnisses falsch anwendet. Als Cundrie ihn dann später auf dem Gralhof vor der versammelten Artusgesellschaft verflucht, überträgt Parzival die Schuldzuweisungen auf Gurnemanz (vgl. 330,1-6) und auf Gott, da ihm dieser im entscheidenden Moment die Hilfe verweigerte.(vgl. 332,1-8) Diese Sichtweise Parzivals bezüglich der Frageunterlassung ist unikal und steht damit entgegengesetzt zu den anderen Perspektiven bezüglich der Schuldfrage. Es bleibt fraglich, ob Parzival selbst nach seinem Aufenthalt bei dem Einsiedler Trevrizent sein Schweigen als Schuld erkennt. Jedenfalls verbalisiert er ein solches Schuldbekenntnis nicht.

Sigune

Als Sigune erfährt, dass Parzival die Frage auf der Gralsburg nicht gestellt hat, bezeichnet sie ihn als "gunêrter lîp, verfluochet man" (255,13: ehrloser Leib, verfluchter Mann) und wirft Parzival fehlendes Mitleid vor (vgl. 255,17). Aus der Perspektive Sigunes ist es unmöglich, Parzivals Versagen wieder gutzumachen (vgl. 255,24). Sie spricht ihm die weltlichen Werte des Adels und die Ritterehre ab (vgl. 255, 27) und verweigert eine weitere Unterhaltung mit Parzival (vgl. 255,28f.). Diese Position Sigunes, welche stark derjenigen Cundries gleicht, verändert sich im neunten Buch. Sigune vergibt Parzival bei der Wiederbegegnung nach vielen Jahren seine Schuld: "al mîn gerich sol ûf dich, neve, sîn verkorn" (441,18f.: Alle Schuld, die ich an dir zu rächen habe, soll dir vergessen sein). Sie wünscht ihm die Hilfe Gottes und hält eine Rückkehr Parzivals nach Munsalvaesche nicht mehr für unmöglich (vgl. 442,11-14). Sigune ist ein Beispiel für den Perspektivenwandel innerhalb einer Person.

Cundrie

Cundries Vorwürfe und Anklagen korrespondieren stark mit der Position Sigunes bei ihrer ersten Begegenung mit Parzival nach seinem Scheitern auf der Gralsburg. Cundrie verflucht Parzival vor der versammelten Artusgesellschaft und verwendet sogar denselben Ausdruck "gunêrter lîp" (316,25: verfluchter Leib) wie Sigune. Sowohl aus der Sicht Cundries als auch aus der Sicht Sigunes scheint eine Wiedergutmachung des Fehlverhaltens Parzivals unmöglich (vgl. 315,22-23 u. 255,24). Auch Cundries Vorwurf des mangelnden Mitgefühls mit dem leidenden Anfortas (vgl. 316,2-6) wurde bereits von Sigune geäußert (vgl. 255,24). Außerdem spricht Cundrie wie auch Sigune Parzival die Ritterehre und seinen Adel ab (vgl. 316,12-15; 317,16 u. 255,27). Aufgrund der Konsonanz der beiden Positionen relativieren sich diese Anschuldigungen Cundries ebenfalls mit dem Wandel Sigunes im neunten Buch. [Schirok 2003: vgl. S. CXXV.] Cundrie bezeichnet Parzivals Frageunterlassung als erste als "sünde" (316,23). In diesem Punkt korrespondiert die Perspektive Cundries nun mit der Trevrizents, wenngleich die beiden Figuren in den restlichen Punkten geradezu konträre Meinungen vertreten: Für Cundrie ist Parzival ein vor Gott verfluchter Mann (vgl. 316,7-10), während Trevrizents Bemühen darauf gerichtet ist, Parzival wieder zu Gott zurückzuführen (vgl. 489,16). [Schirok 2003: vgl. S. CXXV.] Diese entgegengesetzten Stellungnahmen lassen sich auf die differierenden Gottesvorstellungen Trevrizents und Cundries zurückführen. In direktem Anschluss an Cundries Auftritt in der Artusgesellschaft nimmt der Erzähler Parzival in Schutz und bezeugt: "den rehten valsch het er [Parzival] vermiten" (319,8: wirklich Schlechtes hat er unterlassen). Diese Aussage des Erzählers setzt ein starkes Gegengewicht zu den Anschuldigungen Cundries und relativiert ihre extreme Stellungnahme. Cundrie selbst nimmt im Buch XV ihre Beschuldigungen zurück. Vor Parzival kniend bittet sie ihn um Verzeihung (vgl.779,22-26). Die Figur Cundrie zeigt auf, wie sich Stellungnahmen verschiedener Figuren ähneln aber auch gegenseitig relativieren. Darüberhinaus steht Cundrie als Beispiel für das Zurücknehmen einer Position.

Trevrizent

Trevrizent bezeichnet den Ritter, der auf der Gralsburg die Frage nicht stellte, als tump (vgl. 473,13 u. 484,28: dumm). Er bestätigt die Aussagen Cundries und Sigunes, Parzival habe auf der Gralsburg keine Ehre erworben (vgl. 484). Vielmehr hat Parzival, sowohl aus der Perspektive Trevrizents als auch aus der Perspektive Cundries in der Gralsburg eine Sünde begangen (vgl. 473,18 u. 501). Trevrizent tritt Parzival, wie vordem auch Gurnemanz, als Lehrperson gegenüber. Er fordert Parzival auf, Buße zu tun (vgl. 465,13 u. 499,17f.) und nicht an Gott zu verzagen (vgl. 489,16). Diese Aussagen entsprechen seiner Rolle als Laientheologe und stehen im Gegensatz zu Cundries Sichtweise bezüglich des Verhältnisses zwischen Parzival und Gott. Am Ende des Aufenthalts Parzivals bei Trevrizent gibt dieser ihm die Absolution (vgl. 501,17 u. 502f.). Das neunte Buch ist so erzählt, dass die Perspektive Trevrizents als sicherer und vertrauenswürdiger Standpunkt für das Verständnis der Erzählung erscheint. [Bumke 2004: vgl. S. 230f.] Ähnlich wie der Erzähler beteuert Trevrizent die Richtigkeit seiner Aussagen (vgl. 464,9f. u. 468,16). Mit dem Bekenntnis Trevrizents in Buch XVI, er habe bezüglich des Grals gelogen (vgl. 798,6f.), wird jedoch erneut die Unzuverlässigkeit und die Relativität der Figurenaussagen vor Augen geführt.

Die Funktion und die Herausforderung an den Rezipienten

Der Erzähler charakterisiert die Geschichten des Parzivalromans im Prolog mit folgenden Worten: "beidiu si vliehent unde jagent, si ent entwîchent unde kêrent, si lasternt unde êrent" (2,10-12: sie tun jeweils das eine wie das andere: sie fliehen und setzen nach; sie ziehen sich zurück und kehren um; sie bringen Schande und verschaffen Ansehen). Diese Beschreibung drückt gegenläufige Wertungen und Handlungen in drei Begriffspaaren aus, vor deren Hintergrund auch das perspektivische Erzählen zu verstehen ist. [Schirok 2011: vgl. S. 434.] Durch die Polyperspektivität gestaltet Wolfram von Eschenbach eine Geschichte, welche kein feststehendes oder einheitliches Bild verkörpert. Vielmehr wird durch das perspektivische Erzählen dem Rezipienten eine Vielfalt konvergierender und divergierender Meinungen gezeigt, die sich zudem wenden können. [Schirok 2011: vgl. S. 420.] Diese Erzählweise fordert einen aufmerksamen und kritischen Leser beziehungsweise Hörer. Im Prolog entwirft der Erzähler ein Idealbild eines Rezipienten:

2,13-16 swer mit disen schanzen allen kan, Wer da noch mithalten kann bei sämtlichen Kadenzen,
an dem hât witze wol getân, den hat die Weisheit lieb -
der sich niht versitzet noch vergêt das ist der, der sich nicht verhockt und nicht verrennt,
und sich anders wol verstêt. er macht was andres: Er versteht sich drauf.

Dieser Aussage zufolge muss sich der ideale Rezipient auf die Biegungen und Wendungen der Geschichte einlassen. Außerdem darf er sich nicht verrennen oder an einem Punkt stehen bleiben. Der Erzähler spricht sich demnach eindeutig gegen punktuelle Ansätze der Interpretation und die Verabsolutierung einer Stellungnahme aus. Vielmehr muss die gesamte Geschichte mit all ihren Wendungen und Widersprüchen - dies gilt insbesonders für die Perspektivenvielfalt im Parzival - vom Rezipienten beachtet werden. Es ist Aufgabe des Hörers/Lesers, Unterschiede und Ähnlichkeiten der Aussagen zu erkennen, zu verstehen und gegeneinander abzuwägen. [Schirok 2011: vgl. S. 421.] Wer sich diesen Herausforderungen aktiv stellt, die Spannungen aushält und verarbeitet, ist ein idealer Rezipient und zeigt zudem, wie vom Erzähler im Prolog ausgesagt, Weisheit.

Quellennachweise

  1. Alle Textangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004 (Sammlung Metzler 36).
[*Schirok 2003] Schirok, Bernd: III. Einführung in Probleme der Parzival-Interpretation, in: Wolfram von Eschenbach. Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003, S. CI-CXXXVII.
[*Schirok 2011] Schirok, Bernd: Perspektiven der Interpretation, in: Wolfram von Eschenbach. Ein Handbuch, hg. von Joachim Heinzle, Berlin/New York 2011, S. 411-440.