Vergleich allgemeiner Formen von Verwandtschaftskämpfen in der höfischen Dichtung und im Parzival

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Der Artikel beschäftigt sich mit dem Vergleich von allgemeinen Formen der Verwandtschaftskämpfe in der höfischen Dichtung und explizit in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Genauer gesagt werden das Sujet des Handlungsschemas, Parzival und dessen Zweikämpfen genauer untersucht. [Schulz 2012: S. 244] Dabei stellt sich die Frage, ob bei höfischen Erzählungen gewisse Muster existieren, die typisch für den Verwandtschaftskampf sind. „In der germanisch-deutschen Heldenepik gehört Ridder zu Folge der Kampf zum körperorientierten Verhaltensrepertoire des Helden." [Ridder 2004]:S. 51 Bestehen beispielsweise Affinitäten, typische Elemente oder kann möglicherweise von einem Topos in diesem "körperorientierten Verhaltensrepertoire des Helden" gesprochen werden? Im Folgenden werden eine Vielfalt von möglichen Kategorien, wie beispielsweise die Kampfarten, der Ort, die Zeit des Kampfs und das Gnorisma im Verwandtschaftskampf auf pauschale Überschneidungen untersucht. [1]


Formen der Verwandtschaftskämpfe

Kampfarten

Czerwinsky schreibt von den zwei existierenden Dynastien im Parzival und deren Verknüpfungspunkten mit dem Heroe.[2] Mit der einen Dynastie meint der Autor die Begegnungen mit Sigune, Trevrizent und Anfortas mit denen Parzival immer Gespräche führt. Mit der zweiten Dynastie sind Ither, Gawan und Feirefiz gemeint mit denen Parzival kämpft. [Czerwinski 1989: vgl. S.85] Im folgenden Abschnitt sollen die Kämpfe der zweiten Dynastie bzw. der väterlich-ritterlichen Linie genauer untersucht und kategorisiert werden. [Czerwinski 1989: vgl. 89] Bei den Kämpfen unter Verwandten handelt es sich überwiegend um Zweikämpfe, die Schulz mit dem Einhergehen ritterlicher Taten beschreibt. Hierbei übt der Artusritter Gewalt aus, begegnet jener und sieht sich dem Tod gegenüber. [Schulz 2012: vgl. 250] Die Zweikämpfe zwischen den Verwandten [3] werden in unterschiedliche Kampfformen unterteilt. Jedoch sollte erwähnt werden, dass die verschiedenen Kampfformen nicht immer eindeutig voneinander abzugrenzen sind. Die erste Kampfart ist der Gerichtskampf, indem es darum geht, sein Recht oder das von demjenigen, den man vertritt zu verteidigen. Diese Kampfart kommt jedoch äußerst selten als Verwandtenkampf vor. Ebenso wenig wird in diesem Kreis der Feldkampf ausgetragen, denn jener wird eigentlich von zwei Heeren und nicht von zwei einzelnen Personen ausgetragen. Die dritte Kampfform ist der Schlachtkampf, bei dem ein Zweikampf in einer Massenschlacht entstehen kann. Im Gegensatz zu den beiden vorigen Kampfarten hat diese eine weniger enge Verbindung zu Recht und Ritus, wie die beiden anderen. Die vierte Kampfart ist der Fahrtkampf, der einen spontanen Kampf darstellt, der sich auf dem Weg oder der Reise eines Ritters ergibt. Fahrtkämpfe sind immer eng verbunden mit dem Wahlkampf, der meistens aus einer Suche resultiert. Kämpfe, die eine Suche abschließen differenzieren sich, da das Aufeinandertreffen oder der Kampf selbst von einer beteiligten Person geplant oder erwünscht ist. Duellkämpfe hingegen sind vereinbarte Zweikämpfe, die meistens vor den Augen der Öffentlichkeit und zur Erprobung stattfinden. Die vorletzte Kampfform ist der Spielkampf, bei dem von Beginn an ein Kampf um Leben und Tod ausgeschlossen wird. Oftmals ist dieser unverbindlich und dient in Freundes- und Verwandtenkreisen zur Unterhaltung. Zuletzt ist der Scherzkampf aufzulisten, bei dem auch ein dramatisches Ende ausgeschlossen ist. Denn einer der beiden Kämpfer durchschaut von Beginn an den Kampfablauf. Bei jener Kampfart werden im Verwandtenkreis [4] die Kämpfenden oftmals erzogen oder geprüft. [Harms 1963: vgl. 208] Nun stellt sich die Frage, welche spezielle Zweikampfform typisch für die Ritterdichtung ist, insbesondere für den Epos Parzival. Parzivals Kampf mit Feirefiz ist ein typisches Beispiel für einen Fahrtkampf. Im XV. Buch treffen die beiden Männer aufeinander.


(735, 5-8) [5]
Parzivâl reit balde Parzival ritt kühn auf einen großen
Gein eime grôzen walde Wald zu über eine Lichtung in der Wildnis.
Ûf einer liehten waste Da vor ihm stand ein Fremder,
Gein eime rîchen gaste. ein gewaltiger Herr.


Wie es bereits in der Textstelle zu lesen ist, sind beide Männer unabhängig voneinander unterwegs und treffen in der Wildnis auf einer Lichtung aufeinander. Ein weiteres Merkmal für den Fahrtkampf ist auch, dass er von keinem der Beteiligten geplant ist, was auf Parzival und Feirefiz ebenfalls zutrifft. Dieser Kampf findet ohne fremde Zeugen statt, was ein weiteres Indiz für den Fahrtkampf darstellt. Bei diesem Kampf handelt es sich um einen Kampf zwischen zwei Verwandten, denn Parzival und Feirefiz sind Halbbrüder, was sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wissen. Harms schreibt auch, dass bei höfischen Romanen und speziell bei Fahrtkämpfen oftmals das Motiv der Suche mit reinspielt. Auch das trifft bei den Halbbrüdern zu. Parzival ist noch immer auf der verbitterten Suche nach dem Gral und Feirefiz auf der Suche nach seinem Vater.

Parzival im Zweikampf mit Gawan. Aus: Wolfram von Eschenbach, Parzival (Handschrift), Hagenau, Werkstatt Diebold Lauber, um 1443-1446, Cod. Pal. germ. 339, fol. 499r.

Der Kampf zwischen Gawan und Parzival ist ebenso als Fahrtkampf zu kategorisieren, denn auch dieser Kampf entstand spontan. Jedoch hält Gawan Parzival wegen dessen Rüstung für Gramoflanz (679, 18-22). Aufgrund von Parzivals Zeichenlosigkeit kann man Gawan nicht einmal einen Vorwurf machen, dass er gegen den eigenen Sippenkörper kämpft. Von einem Duellkampf spricht man zwischen Äther [6] und Parzival, welcher allerdings in der Ritterdichtung normalerweise zwischen Verwandten weniger vorkommt. Der Kampf zwischen den beiden Männern findet in der Öffentlichkeit statt und ist geplant (154, 27 f.). Der Duellkampf entpuppt sich ebenso als Kampf unter Verwandten, denn Ithers Ehefrau ist Parzivals Tante väterlicherseits, desweiteren ist er über den Ahnherren Mazadan sogar entfernt blutsverwandt mit ihm.

Ort des Kampfes

Zu den allgemeinen Formen bei Kämpfen unter Verwandten in der höfischen Dichtung verbindet sich nach Schulz ein strukturell fassbares Handlungsmuster. Jenes hat eine konkrete inhaltliche Besetzung, die in Personen, Handlungsorte und Handlungszeiten unterteilt werden. [Schulz 2012: S. 122] In diesem Unterpunkt liegt der Fokus deutlich auf dem Typus des Handlungsortes. Die geografischen Orte der Kampfszenen zwischen Verwandten werden in den Heldendichtungen vom Dichter ab und zu präzise genannt und in anderen Szenen wiederum verschwiegen. Mögliche Kampfstätten in den höfischen Romanen sind oftmals der plân (freier Platz), der grüene plân (freier Platz im Grünen), eine Lichtung im Wald oder der plân (freie Platz) als rinc (Ring) abgesteckt. Meistens dienen diese Orte zur geografischen Bezeichnung in den Verwandtenkämpfen. Die Dichter schreiben hauptsächlich von diesen allgemeinen Plätzen anstatt von einem bestimmten Dorf oder einer Stadt. Aufgrund dieser allgemeinen Feststellung kann gesagt werden, dass die Angabe des Handlungsorts nicht sonderlich bedeutsam sind. Gawan kämpft zum Beispiel gegen Parzival auf einem vorbereiteten jedoch publikumslosen Kampfplatz. Der Kampf zwischen den beiden Männern dauert bereits eine ganze Weile an, bis er durch das Eintreffen von Artus seinen Boten unterbrochen wird (688, 7f.). Auch Parzivals Kampf gegen Ither findet ohne Zuschauer fern ab vom Artushof statt.


(153, 23-24)
Des reise al eine wart getân Ganz alleine, trat er seinen
hin ûz gein Ithêr ûf den plân. Kriegszug an, hinaus zu Ither auf das Feld.


Ein weiterer Kampf ist der zwischen den Halbbrüdern, der auf einer Lichtung im Wald stattfindet. Die Lichtung ist eine Örtlichkeit, die in der höfischen Dichtung gerne benutzt wird (737, 9).

Zeit des Kampfs

Analog wie der Ort des Kampfes wird auch die Zeit der Verwandtenkämpfe in der höfischen Dichtungen meistens vernachlässigt. Der Rezipient erfährt selten etwas über einen festen zeitlichen Ablauf des Kampfs. Kaum wird von einer bestimmten Minuten- oder Stundenanzahl geschrieben. Selbst die Angaben von größeren Zeitfenstern, wie zum Beispiel die der Tages- oder Jahreszeit, findet der Leser nicht allzu oft. [Harms 1963: vgl. 213] Bei den Zweikämpfen zwischen Gawan und Parzival [7] und Parzival und Feirefiz [8] erfährt der Rezipient lediglich, dass jene Kämpfe am frühen Morgen beginnen.

Gnorisma

In einem Großteil der Verwandtschaftskämpfe in höfischen Dichtungen kommt es zu einem Nicht-Erkennen des Gegners. Das Nicht-Erkennen des Gegners legt somit den Grundstein für die Entfachung eines Zweikampfs. Um letztendlich die Peripetie vom Punkt des Nicht-Erkennens zur sachlichen Situation des Erkennens zu geleiten, benötigt es verschiedene Darstellungen. Ein Erkennungszeichen durch das sich lang getrennte wieder erkennen werden, nennt man Gnorisma. [Harms 1963: vgl. S. 214] „Es wird auch tertium cognitions, das Mittel, das zum Erkennen verhelfen kann, weil sich in ihm das Wissen des Erkennenden und das noch Verborgenen, zu Erkennende treffen. Die Aufgabe eines solchen Gnorisma kann ein Ding, ein Name, ein Ausruf unter anderem erfüllen.“ [Harms 1963: S. 214] Im Kampf zwischen Parzival und Feirefiz hat das Gnorisma [9] des Kampfrufes nicht zur Erkennung des Gegenübers beigetragen. Allerdings hat Parzival eine Vorahnung als sich Feirefiz als Anschevîn vorstellt, denn daraufhin sagt Parzival, dass man ihm von einem Bruder aus dem Heidenland bereits berichtet hat (746, 12-18). Voraussetzung des namentlichen Gnorisma ist es, ein gewisses Maß an Wissen zu haben, um den Gegenüber erkennen zu können. Die Problematik gerade dieses Unwissens spiegelt sich im Kampf Parzivals mit Ither wieder. Ither nennt seinen Namen und Parzival verkennt ihn trotzdem. Jedoch ist das Verkennen Parzivals seinem Verwandten gegenüber auch zu großen Teilen seiner tumpheit[10]verschuldet. Um keine Missverständnisse bezüglich der mittelhochdeutschen Begrifflichkeit aufkommen zu lassen, beschreibt Czerwinski die mögliche tumpheit des epischen Heroe folgendermaßen: „ Tumpheit heißt lediglich, dass er soziale Zusammenhänge, die seine Identität festlegen, und zwar von seinem eigenen Handeln trotz dessen ständiger Bewegtheit scheinbar gänzlich unbeeinflussbar festlegen, noch nicht wahrnimmt und zu realisieren vermag." [Czerwinski 1989: 83] Ridder führt Parzivals tumpheit zu großen Teilen auch auf seine isolierte Kindheit in Soldaten zurück und die dadurch entstandene kommunikative Unfähigkeit. [Ridder 2004: vgl. S. 48] Im Zweikampf zwischen Parzival und Gawan führt das Rufen von Gawans Namen dazu, dass Parzival bemerkt, dass er gerade mit seinen Cousin kämpft.


(688, 14-21)
des kraft was über in sô grôz, Es war schon fast soweit gekommen, dass der, der dort mit Gâwân kämpfte,
daz Gâwân der werde degen den Sieg an sich genommen hätte. Dessen
des siges hete nâch verpflegen; Kraft war so übermächtig, dass Gâwân,
wan daz in klagende nanten der doch ein tüchtiger Streiter war, beinah
kint diu in bekannten. schon den Sieg verspielt hatte, als die Kinder
der ê des was sîns strîtes wer, ihn erkannten und in ihrem Schrecken mit Namen anriefen.
verbar dô gin im strîtes ger. Dem anderen, der ihm bis jetzt so reichlich
verbar dô gin im strîtes ger. Kampf gegeben hatte, verging da alle
verre ûz der hant er warf daz swert: Kampfeslust. Weit fort war seine Hand das Schwert.


In diesem Fall ist der Ausruf, der hinzukommenden Kinder, von Gawans Namen das Gnorisma in diesem Verwandtschaftskampf. [Harms 1963: vgl. S. 217] Erst durch diesen Ausruf bemerkt Parzival, dass er mit seinem Cousin kämpft, und wirft sofort das Schwert fort. Daraufhin erklärt Parzival dem verdutzten Gawan deren Verwandtschaftsverhältnis (689, 23-25).

[11] [12]

Anmerkungen

  1. Um einen groben Gesamtüberblick zu erhalten, eignet sich folgender Artikel: Inhaltsangabe "Parzival" (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
  2. Czerwinsky spricht dem Werk Wolframs den Status eines Sippenromans zu. Als Indizien dafür sieht er den Aufbau, der die Hauptfigur mit nur ca. 50% der Erzählungen auf einen zumindest gleichberechtigten Platz neben die Sozietät verweist. Vor allem die Gawan-Bücher und die Erweiterung des âventuire-Schemas, durch Parzivals größere Defizite in Mindestausstattung adeliger Konstituenten, Ausbildung im Kampf und höfischem Ritual als andere Heroen der Zeit, wie Eric oder Iwein, machen die epische Erzählung "[…] zur reinen Verkörperung genealogischer Wahrnehmung, einer Wahrnehmung, die vollständig von Denkfiguren einer Identität im dynastischen Verband geprägt ist."[Czerwinski 1989: 135] Damit geht Czerwinski nicht von einem individuellen personellen Subjekt als Zentrum der Handlung aus, sondern episches Subjekt ist demnach die Dynastie, repräsentiert durch ihre temporär auftretenden Mitglieder: Pazival, Gawan und Gahmuret. Damit konstituiert sich die Einheit des epischen Romas über den Körper der Sippe und nicht über spezielle Themen- und Problemkomplexe, wodurch der parataktische Aufbau des epischen Geschehens erklärt ist.[Czerwinski 1989: 136 f.]
  3. Weitere Informationen zu den Verwandtschaftskämpfen im Parzival gibt es in folgendem Artikel: Kämpfe mit Verwandten im Parzival - Zerstörung dynastischer Identität ?
  4. Eine ausführliche Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse befindet sich hier: Verwandtschaftsbeziehungen (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
  5. Im Folgenden stets zitierte Ausgabe: Parzival.
  6. Vgl. Ither (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
  7. Weitere Informationen zu den beiden Rittern gibt es in einem detaillierten Vergleich zwischen den Akteuren Parzival und Gawan: Gawan und Parzival im Vergleich (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
  8. Weitere Informationen zu den beiden Rittern gibt es in einem detaillierten Vergleich zwischen den Akteuren Parzival und Feirefiz Parzival - Feirefiz
  9. Ausführlichere Informationen über das Gnorisma in Verwandten- und Freundeskämpfen [Harms 1963: 214]
  10. Der Ursprung dieser Dysfunktion liegt in seiner Kindheit in Soltane, die durch ihrer Abgeschiedenheit Parzivals Adoleszenz stark beeinflusst hat. […] Erkennen als Interpretation verstehbarer Zeichen [ist] im sozialen Umfeld einerseits erlernbar und erfolgt doch andererseits gleichsam apriorisch aufgrund der Bedingungen des eigenen Sein. [Hahn 1977:444] Parzival hatte in seiner Jugend aber nur Zugang, zu einem begrenzten Zeichensystem, seine Mutter offenbarte ihm nur die für sie wichtigen Zusammenhänge. Alles was mit Genealogie, Verwandtschaft, Dynastie verbunden ist, verbannt sie aus Soltane. So verhindert sie ein grundlegendes Lernen des Zeichensystems.
  11. Ein ergänzender bzw. erweiternder Artikel zu der Thematik "Kampf" im Parzival ist: Kampf- und Todesdarstellungen im Parzival
  12. Ein ergänzender bzw. erweiternder Artikel zu der Thematik "Kampf" im Parzival ist: Der ritterliche Kampf im Parzival - ein Vergleich der Artus- und Gralswelt

Fazit

Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen allgemeinen Formen von Verwandtschaftskämpfen im Epos Parzival von Wolfram von Eschenbach, kann folgendes Fazit gezogen werden. Die Untersuchung der Verwandtschaftskämpfe im Parzival mit Formen aus der höfischen Dichtung haben gezeigt, dass in den Kategorien: Kampfart, Ort und Zeit der Handlung sowie dem Gnorisma Affinitäten existieren. Der erste Unterpunkt „Kampfarten“ zeigt, dass es bei den Zweikämpfen im Parzival klare Kampfarten aufgrund gewisser Motive gibt. Beispielhaft ist das Motiv des ungeplanten Aufeinandertreffens und des daraus resultierenden Fahrtkampfs. Das epische Konstrukt Eschenbachs zeigt auf, dass Parzival eine durchgehende Gewaltbereitschaft in Form seiner Zweikämpfe besitzt und man diese zu seinem Naturell zählen kann. [Ridder 2004]:vgl. S. 47 Die Örtlichkeiten und die Zeit in den Zweikämpfen haben in den höfischen Dichtungen keinen allzu großen Stellenwert erhalten. Wenn überhaupt erhält der Rezipient allgemeine und wenige informative Auskünfte über den Ort. Oftmals wird lediglich geschrieben, dass der Kampf auf einem plân (freier Platz) oder einem grüene plân (freier Platz im Grünen) stattfindet. Der letzte Unterpunkt das „Gnorisma“ bzw. Erkennungszeichen weist von den zuvor allgemeinen Formen in der höfischen Dichtung auch einige im Parzival selbst auf. So erkennt Parzival seinen Cousin Gawan durch das berühmte Gnorisma des Ausrufs. Reichen allerdings die geschilderten Affinitäten bzw. typischen Elemente aus, um von einem Topos in den Szenen sprechen zu können? Diese Antwort lässt sich mit einem Nein beantworten. Ridder hat recht, wenn er behauptet, dass in der germanisch-deutschen Heldenepik der Kampf zum körperorientierten Verhaltensrepertoire des Helden gehört. Die dargelegten Motive weisen zum einen einige Affinitäten und für den Rezipienten auch eine gewisse Struktur auf jedoch sind diese bei Weitem nicht ausreichend genug und von einer zu geringen Regelmäßigkeit bestimmt, dass von einem klassischen Topos gesprochen werden könnte. [Ridder 2004]:S. 51

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

<HarvardReferences />

[*Czerwinski 1989] Czerwinski, Peter: Der Glanz der Abstraktion. Frühe Formen von Reflexivität im Mittelalter, Frankfurt/ New York: Campus 1989.

[*Hahn 1977] Hahn, Ingrid: Zur Theorie der Personenerkenntis in der deutschen Literatur des 12. bis 14. Jahrhunderts, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Bd. 99 (1977), S. 395-444.

[*Harms 1963] Harms, Wolfgang: Der Kampf mit dem Freund oder dem Verwandten in der deutschen Literatur um 1300, München: Edios 1963.

[*Ridder 2004] Rinder, Klaus: Kampfzorn: Affektivität und Gewalt in mittelalterlicher Epik, in: Wahrnehmen und Handeln, hrsg. von Wolfgang Braungart (u.a.), Bielefeld 2004.

[*Schulz 2012] Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediavistischer Perspektive, Berlin: Walter de Gruyter 2012.