Inhaltsangabe "Parzival" (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Der Artikel soll einen Überblick über Wolframs von Eschenbach Hauptwerk: "Parzival" verschaffen.

Übersicht der wichtigsten Personen

Aufgrund des umfangreichen Stoffes, werden an dieser Stelle nur die wichtigsten literarischen Figuren aufgeführt. Dies soll auf keinen Fall über den immensen Figurenreichtum Wolframs Werk hinwegtäuschen.

Verwandtschaftstafel

Zur besseren Übersicht der unten angeführten Verwandtschaftsbeziehungen: Datei:Stammbaum Parzival.JPG

Parzival

Parzival ist der namensgebende Protagonist Wolframs Werk. Er ist der Sohn von Herzeloyde und Gahmuret und somit ein Angehöriger beider Gesellschaften: Mütterlicherseits der Grals- und väterlicherseits der Artusgesellschaft. Er wird von der Umwelt abesondert in Soltane aufgezogen, was sich für das Werk als folgenträchtig herausstellen soll. Da Parzivals Geschickt handlungsbestimmend ist, wird im Abschnitt Inhalt dieses Artikel ausführlicher auf seine Person eingegangen.

Gawan

Gawan ist die zweite Hauptfigur in "Parzival". Er ist der Sohn von König Lot und seiner Frau Sangive und damit in enger Verwandtschaft zu König Artus, dessen Neffe er ist. Auch seine Figur wird im inhaltlichen Teil weiter unten ausführlich erläutert.

Artus

König Artus ist der Sohn Utepandraguns, des alten Königs. Artus ist mit Ginover verheiratet und hat einen Sohn mit ihr: Ilinot. Er ist der oberste Vertreter des säkularen Artushofes und besitzt allein das Recht Anwärter zum Ritter zu schlagen und in die Tafelrunde aufzunehmen.

Anfortas

Anfortas ist der leidende Gralskönig. Er ist der Sohn von Frimutel und Enkel von Titurel, die zuvor Gralskönige waren. Parzival ist ein Neffe des Anfortas.
Weil er in früheren Zeiten auf minne-Fahrt für Orgeluse war, wurde ihm von einer übernatürlichen Kraft ein Speer ins Gemächt gestoßen, an dessen Wunde er bis zur endgültigen Heilung durch Parzival leidet. Mit dem Leiden des Gralskönig geht ein Leiden der ganzen Gralsgesellschaft einher, die besonderen Anteil an der Wunde nehmen. Am Leben wird Anfortas lediglich durch die lebensspendende Gralsschau gehalten, ansonsten würde er an den unsäglichen Schmerzen zugrunde gehen.

Trevrizent

Trevrizent ist ein frommer Einsiedler, der alleine in einer Klause im Wald lebt. Er ist ein Bruder Anfortas' und war einst Mitglied der Gralsgesellschaft. Für die Handlung ist er von ganz besonderer Bedeutung, weil er Parzival die erste ernstzunehmende religiöse Erziehung vermitteln will. Außerdem klärt er Parzival über die Beschaffenheit des Grals auf.

Orgeluse

Orgeluse ist der Schönheitshierarchie des Erzählers nach die zweitschönste Frau nach Condwirarmurs. Sie steht mit den anderen Figuren in keinem benannten verwandtschaftlichen Verhältnis. Orgeluse ist nicht nur indirekt Grund für die Verwundung Anfortas', sondern spielt auch einen umfangreichen Part im zweiten Handlungsstrang Gawans. Er versucht sie für sich zu gewinnen, was ihm letztlich auch gelingt.

Gahmuret

Gahmuret ist der Vater Parzifals. Er ist entfernt mit Artus verwandt und hat mit zwei Frauen jeweils ein Kind. Aus der Verbindung zu Belacane geht Feirefiz hervor; aus der zu Herzeloyde: Parzifal. Gahmuret hat den Orient bereist und bringt von dort außergewöhnliche Schmucksachen mit.

Belacane

Belacane ist die erste Frau Gahmurets und Mutter von Feirefiz. Sie stammt aus dem Orient, genauer: Aus Zazamanc. Gahmuret verlässt sie zum einen, weil es ihn nach Abenteuern gelüstet, zum anderen aber nach eigener Aussage, weil sie nicht dem christlichen Glauben angehört, nicht getauft ist.[1]

Herzeloyde

Herzeloyde ist die zweite Frau Gahmurets und Mutter Parzivals. Obwohl sie eine Schwester Anfortas ist, ist über eine engere Beziehung zur Gralsgesellschaft nichts bekannt. Den zunächst zur Liäson unwilligen Gahmuret klagt sie in einem juristisch anmutenden Akt nach einem Tunier ein.[2] Nach dem Tod ihres Mannes will sie ihren gemeinsamen Tod vor dem Übel und den Gefahren des Ritterlebens beschützen und so erzieht sie - ihn fernab von jeglicher Zivilisation - im Wald Soltane.

Feirefiz

Feirefiz ist der Halbbruder Parzivals. Beide haben den gleichen Vater - Gahmuret - aber unterschiedliche Mütter. Durch sein Auftreten am Schluss des Epos gewinnt die Handlung des "Parzival" eine außergewöhnliche Orientumrahmung[3] Feirefiz heiratet zuletzt die Gralsträgerin Repanse de Schoye und reist mit ihr nach Indien, um dort das sagenhafte Geschlecht der Pristerkönige zu gründen.

Condwirarmurs

Condwirarmurs ist die Frau Parzivals. Sie wird als außergewöhnlich schön beschrieben und steht in keinem bekannten Verwandtschaftsverhältnis zu anderen Personen der Erzählung. Parzival rettet sie im IV. Buch vor Clamides kriegerischen Werbungsgesuchen und erhält als Dank "hant und lant" von ihr. Sie ist die Herrscherin von Pelrapeire.

Keie

Keie ist der schillernde Seneschall am Artushof. Eine ausführlichere Analyse des ambivalenten Verhaltens dieser Figur in Wolframs "Parzival" ist hier zu finden.

Cunneware

Cunneware ist eine Hofdame am Artushof. Ihre nicht zu unterschätzende heilsgeschichtliche Bedeutung für Parzival wird hier herausgearbeitet.

Ginover

Ginover ist die Frau an König Artus' Seite. Sie ist die ranghöchste Frau am Artushof und ist damit diejenige Person, an die sich die Frauen vor Hochzeiten u.ä. wenden.

Titurel und Frimutel

Frimutel ist der Vater Anfortas', Titurel der Großvater des Gralkönigs und zugleich Vater des Frimutel. Diese beiden Ahnen stellen die Genealogie des Gralkönigtums dar.

Loherangrin

Loherangrin ist der Sohn von Parzival und Condwirarmurs. Er erringt großen Ruhm in Namen des Grals und erfüllt später ein eigenes Schicksal an der Seite der Fürstin von Brabant, deren Schwanenritter er ist. Richard Wagners romantische Oper "Lohengrin" widmet sich diesem Stoff ausführlicher.

Inhalt

Wolfram, Parzival 1,1ff (Prolog) – Ist zwiffel hertzen noch gebur... ( Heidelberg, Codex Palatinus Germanicus Cod. Pal. germ. 339, fol. 6r)

Prolog (I, 1,1 - 4,26)

Der Prolog ist einer der umstrittensten und in der Froschung meist diskutierten Textstellen des 'Parzival'. Allein für den Handlungsgang besitzt er keinerlei Evidenz: Der Prolog vereinigt in sich eher "zentrale Ideen des Werks, in ehtischer wie poetologischer Hinsicht".[Dallapiazza 2009: S. 32] Dabei ist vor allem die "Elsternfarbigkeit" ein starkes Bild, das sich eben nicht nur auf die äußere farbliche Geschecktheit bezieht(vgl Feirefiz' Hautfarbe), sondern auf die Lauterkeit und Integrität des Charakters der literarischen Figur im Gesamten.[Dallapiazza 2009: S. 33][4]

Die Vorgeschichte: Gahmurets Ritterfahrten (I+II)

Gahmuret zieht auf Abenteuerfahrt ins Morgenland, weil er als jüngerer Sohn des König Gandins von Anschouwe nicht erbberechtig ist. Dort angekommen begibt er sich in den Dienst des heidnischen Baruc von Baldac(Kalif von Bagdad) und wird zu einem angesehen Ritter. Auf seinen aventîure-Fahrten im Orient gelangt er unter anderem nach Zazamanc, wo er die schwarze Königin Belacane antrifft, die sich von einer Übermacht des Feindes umzingelt sieht. Gahmuret besiegt die Anführer der Belagerer, kehrt in die Stadt zurück und heiratet Belacane.[5] Gahmuret wird zum anerkannten König von Zazamanc, doch die Ruhe währt nur kurz: Er verlässt die Königin - getrieben von Abenteuerlust - in einer Nacht- und Nebelaktion und hinterlässt lediglich einen Abschiedsbrief. Wenige Monate später gebiert Belacane Gahmuret einen Sohne: Feirefiz; Gahmuret gelangt nach längerer Seefahrt nach Spanien.[Bumke 2004: S. 44f.] Wieder im Abendlang gelandet, gewinnt er in einem Tunier Hand und Land von Herzeloyde,[6], verlässt allerdings auch diese relativ bald und findet - diesmal wieder im Dienst des Baruc - auf einer Abenteuerfahrt den Tod. Herzeloyde ist bereits mit Parzival schwanger, empfängt ihn aber erst nach dem Ableben Gahmurets.

Parzival I - Jugend, Erziehung, erste Gralsbegegnung und Aufnahme in die Artusrunde (III-VI)

Herzeloyde hat sich mit Parzival in die Einöde von Soltane zurückgezogen. Sie erzieht ihn fernab von jeglicher Zivilisation, um ihn vor den negativen Seiten des Ritterlebens zu schützen - der Grund für den Tod ihres Mannes Gahmuret. Bei seiner liebsten Beschäftigung - der Jagd - trifft der jugendliche Parzival auf drei Ritter, die er aufgrund seiner defizitären Erziehung und ihrer glänzenden Rüstung für himmlische Wesen hält.[7] Zutiefst beeindruckt vom strahlenden Glanz der drei Personen kehrt er zur Mutter zurück, verlangt nach einem Pferd und will - dem Hinweis der Ritter folgend - zum Artushof aufbrechen, um selbst Ritter zu werden. Seine Mutter, die ihn gerade davor hatte bewahren wollen, unternimmt einen letzten Versuch der Abwehr indem sie ihn in ein Narrengewand kleidet; sein Auftreten soll lächerlich[8] wirken und deswegen unerfolgreich sein. Sie gibt ihrem Sohn dennoch vier Lehren mit auf den Weg: Er solle Wasserläufe nur an hellen Stellen zu überqueren, freundlich zu jedermann sein, die Lehren erfahrener Männer wertschätzen und Kuss und Ring schöner Damen gewinnen. Als Parzival jedoch endgültig aufbricht, sinkt Herzeloyde - von Parzival ungesehen - tot zu Boden. Auf seinem Weg zum Artushof kommt es zum ersten Zwischenfall, in dem er die Lehren seiner Mutter zu dogmatisch auslegt: er raubt Orilus' Frau Jeschute gewaltsam Ring und Spange.[9]. Später hört er im Wald die Schreie einer um ihren toten Mann klagenden Frau. Es ist Parzivals Cousine Sigune, von der seinen Namen und seine königliche Abstammung erfährt. Schließlich gelangt er zum Artushof, und erfährt von der Notwendigkeit der Ritterrüstung, um zur Artusrunde zugelassen zu werden. Er tötet den Unruhestifter Ither, nimmt sich seine rote Rüstung und gelangt anschließend zu Gurnemanz, der ihm eine erste höfische Erziehung zukommen lässt. Nachdem er seinen Mentor wieder verlassen hat, befreit Parzival die Königin Condirarmus, die in der Hauptstadt Pelrapeire ihres Landes Brobarz belagert wird. Er gewinnt Hand und Land von ihr, bleibt aber nicht lange vor Ort, sondern bricht auf, um das ungewisse Schicksal seiner Mutter zu ergründen. Auf dieser Fahrt gelangt er das erste Mal zum Gral, nach Munsalvaesche, wo er es versäumt die Mitleidsfrage zu stellen und damit scheitert.[10] Als er am Folgetagg seines Versagens die Gralsburg leer findet, zieht er unwillig davon. Auf dem weiteren Weg trifft er seine Cousine Sigune wieder, die ihn, als sie erfährt, dass Parzival die erlösende Frage nicht gestellt hat, verflucht. Kurz vor Artus' Zeltlager, verfällt Parzival aufgrund von drei Blutstropfen in Trance, bis schließlich der verständige Gawan seinen Mantel darüber breitet und den Zauber löst. Angekommen im Heerlager Artus', wird Parzival zum Ritter geschlagen, doch auch hier verweilt er nicht lange, da er durch die Gralsbotin Cundrîe vor versammelter Gesellschaft verflucht wird; sich von Gott lossagend, flüchet er sich in Rittertaten.[Bumke 2004: S. 54-79][Spiewok 1977: S. 22-25]

Gawan I - Bearosche und Schanpfanzun (VII-VIII)

Gawan muss nach Ascalun reiten, um dort einen Zweikampf zu absolvieren. Auf dem Weg dorthin, gelangt er nach Bearosche, wo gerade ein großer Kampf ansteht. Aufgrund von Gawans Terminverpflichtung ist er zunächst nicht gewillt in den Kampf einzusteifen, vollbringt aber letztlich die Kriegsentscheidende Tat, indem er den Anführer des gegnerischen Heers - Meljanz - gefangen nimmt. Angekommen in Ascalun hat Gawan ein Minneerlebnis mit der Schwester seines Zweikampfgegners Vergulacht, der tagsüber zur Jagd ausgeritten ist. Antikonie und Gawan werden in flagranti erwischt und es kommt zu kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen der Stadtmannschaft und Gawan, der sich waffenlos nur notdürftig zu verteidigen weiß. Schlichtend tritt der Landgraf Kingrimursel auf den Plan, dessen Aufgabe es war, Gawan das sichere Geleit zum Austragungsort des Zweikampfes zu gewährleisten. Er stellt sich gegen seine eigene Stadtwache, anschließend sogar gegen seinen König Vergulacht. Doch die Situation eskaliert nicht; der Zweikampf wird um ein Jahr verschoben und Gawan muss die Bürde tragen, die Vergulacht zuvor vom Roten Ritter auferlegt wurde: Hilfe bei der Suche nach dem Gral.

Parzival II - Parzival bei Trevrizent (IX)

Gawan II - Gawan und Orgeluse (X-XIII)

Parzival III - Gralskönigtum (XV-XVI)

Epilog (XVI, 827, 1-30)

Anmerkungen

  1. Vgl. Pz. I, 55, 24-27.
  2. Vgl. dazu den ausführlichen Artikel zu Gahmuret und Herzeloyde.
  3. Vgl. den Abschnitt Orient und Okizent.
  4. Zu Text und Deutung des Prologs vergleiche unbedingt auch Das Elsterngleichnis inklusive der Literaturangaben.
  5. Ausführlicher hierzu: Liebesbeziehung zu Belacane und Die Beziehung zwischen Gahmuret und Belacane
  6. Vgl. unbedingt auch:Gahmuret und Herzeloyde.
  7. Vgl. dazu den Abschnitt Das Gottesbild der Mutter
  8. Das Lachen spielt im bezug auf Parzivals Werdegang eine besondere Rolle. Zunächst im negativen Sinne lächerlich angezogen, wird eben jenes Lachen Cunnewares evoziert, das Parzival in seiner heilsgeschichtlichen Zukunft das erste Mal bestätigt. Vgl. dazu den Abschnitt: Cunneware - Die Funktion des Lachens
  9. Ausführlicher dazu: Parzival, Jeschute und Orilus
  10. Zum Scheitern Parzivals und der ausführlichen Forschungsdebatte: Schuld, Sühne und Erlösung und Parzivals Schuld, sowie Parzivals Versagen in der Gralsburg.

Literatur

<harvardreferences /> [*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, Stuttgart/Weimar 2004.

[*Dallapiazza 2009] Dallapiazza, Michael: Wolfram von Eschenbach: Parzival, Berlin 2009.

[*Spiewok 1977] Wolfram von Eschenbach: Parzival, übersetzt und eingeleitet von W. Spiewok, Leipzig 1977.