Parzival und Cunneware (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Als Parzival zum ersten Mal an den Artushof kommt, geschieht ein Ereignis, das zwar lediglich in einer kurzen Passage des Romans beschrieben wird, dadurch aber nicht an Bedeutung verliert. Das Gelächter der Cunnewâre beeinflusst Parzivals Handeln als Ritter. Im Folgenden sollen die Stellen analysiert werden, an denen Parzival und Cunnewâre einander begegnen und es soll genauer auf die Bedeutung des Gelächters der Cunnewâre für den Roman eingegangen werden.

Handlungsverlauf

Im Verlauf der Handlung begegnen sich Parzival und Cunnewâre zwei Mal. Die Zeit zwischen den beiden Treffen wird überbrückt, indem Parzival immer wieder von ihm besiegte Ritter zu Cunnewâre schickt, um seine Schuld zu begleichen.

Parzivals Ankunft am Artushof (145-151)[1]

Schon kurz nachdem Parzival seine Mutter verlassen hat, reitet er zum Artushof. Sein Aussehen und auch seine Erziehung entsprechen in keiner Weise den Ansprüchen und den Konventionen der Zeit. Am Artushof herrschen ebenfalls ungewöhnliche Zustände; wegen der Taten des roten Ritters Ither ist die Gesellschaft in heller Aufregung. (Zu den Umständen am Artushof bei Parzivals Ankunft: [Bumke 2004: vgl.:S. 59.]).

Gelächter der Cunnewâre (151, 19)

Als Parzival sich aufmacht, um gegen Ither zu kämpfen und an den Fenstern der Burg vorbeireitet, wird er von dem Hofstaat, unter anderem auch von der Dame Cunnewâre, beobachtet. Die Dame hat geschworen nicht zu lachen, bis sie den Edelsten aller Ritter sieht:

dâ saz frou Cunnewâre Dort bei ihnen saß die Dame Cunnewâre
diu fiere und diu clâre. auch in ihrem klaren Glanz und mit edlem Stolz.
diu enlachte dcheinen wîs, Die lachte niemals, unter gar keinen Umständen,
sine sæhe in die den hôhsten prîs bis zu dem Tag, da ihr der vor Augen käme, der höchsten Ruhm auf Erden
hete od solt erwerben: hätte oder gewinnen sollte.
si wolt ê sus ersterben. Anders wollte sie's nicht tun, eher wollte sie sterben.
allez lachen si vermeit, Nicht das kleinste Lachen war ihr auf die Lippen gekommen
unz daz der knappe für si reit: bis zu dem Augenblick, da sie den Knappen dort unten reiten sah:
do erlachte ir minneclîcher munt. Da kam ein Lacher über ihren süßen Mund.

(152, 11-19)
Untrennbar mit Cunnewâres Lachen [2] ist das Verhalten des Antanor verknüpft. Dieser, der durch seine Verschwiegenheit für einen Toren gehalten wurde ("Der verswigene Antanor, der durch swîgen dâht ein tôr" [152, 22f]), hatte geschworen nicht mehr zu sprechen, bis das Mädchen gelacht habe. Keie, ein Artusritter, beurteilt das Lachen als schandhaft für die Dame und als eine "Beleidigung aller anderen Ritter des Artushofes". [Dartmann 2005: S. 226.] Dass diese einen so unhöfischen Narren mit ihrem Lachen kennzeichnet, obwohl so viele edlere Ritter vor ihre Augen getreten waren, veranlasst ihn, die Dame zu schlagen . "ir rüke wart kein eit gestabt: doch wart ein stap sô dran gehabt, unz daz sîn siusen gar verswanc, durch die wât unt durch ir vel ez dranc." ("Obwohl ihr Rücken keinen Eid zu leisten hat, kam er doch in heftige Brührung mit dem Richterstab, der auf sie niedersauste, bis er ganz zerschlissen war." [151, 27-30]). Antanor, der seine wiedergefundene Stimme dazu nutzt, Keie zu tadeln, wird ebenfalls durch Keies Schläge bestraft ( Vgl.: 153, 9-13). Parzival will die beiden sofort durch den Wurf eines Spießes rächen, unterlässt es allerdings wegen des Getümmels um sie herum. Parzival ist der Einzige, den die Gewalt zu stören scheint. Der Artushof unternimmt nichts gegen die brutale Züchtigung und äußert sich auch nicht darüber. Dies führt zu einem negativen Bild der Artusgesellschaft und zu einer "Problematisierung des höfischen Umfelds". [Dartmann 2005: S. 228.] (Mehr dazu hier.)

Parzivals Sendungen an den Artushof (199/ 215/ 267)

Parzival sieht die Bestrafung der Cunnewâre als seine eigene Schuld an und versucht, sie wiedergutzumachen. Die Bestrafung des Antanor tut ihm zwar leid, er hat aber nicht den Drang diese zu sühnen. Alle von ihm besiegten Ritter schickt er deshalb an den Artushof, damit sie sich der Cunnewâre unterwerfen, wie es im Mittelalter üblich war, wenn ein Ritter für eine Dame kämpfte. Die von Parzival geschickten Ritter steigen, gemessen an ihrem Ansehen, an Wichtigkeit. Der erste Besiegte ist der Knappe des Clamide, gefolgt von Clamide selbst. Dieser, der die Frau des Parzival ebenfalls begehrt, wird von Parzival vor die Wahl gestellt zu sterben oder sich Cunnewâre zu unterwerfen. Der letzte von Parzival besiegte ist Cunnewâres Bruder Orilus.

Erneutes Zusammentreffen(307-327)

Nachdem Parzival Cunnewâre nun lange Zeit nicht gesehen, sie aber keineswegs vergessen hat, treffen sie ein zweites Mal aufeinander. Die Artusgesellschaft ist losgezogen, um Parzival zu suchen und ihn zur Tafelrunde einzuladen. Sie finden ihn schließlich, doch dem Zusammentreffen mit der Artusgesellschaft geht die Blutstropfenszene vorraus, bei der ein Knappe der Cunnewâre eine Rolle spielt. Dieser findet den in Trance versetzten Parzival im Schnee und fordert die Artusritter auf, gegen den Fremden zu kämpfen. Erst Gawan setzt dem Missverständnis ein Ende. Cunnewâre dankt Parzival für die Sendungen der Ritter, die seine erfolgreichen Kämpfe bewiesen haben: "ich hete lachen gar vermiten, unz iuch mîn herze erkande, dô mich an freuden pfande Keie, der mich dô sô sluoc. daz habt gerochen ir gennuoc" ("Ich hatte kein einziges Mal gelacht bis zu dem Augenblick, da Euch mein Herz erkannte und Keie mir meine Freude gleich wieder wegnahm, als er mich so schlug. Das habt ihr völlig gerächt." [306, 1-4]), da er nicht nur die erwähnten Ritter, sondern auch Keie im Kampf besiegt hat und ihm starke Schmerzen zugefügt hatte. Die Dankesworte werden durch die hässliche Cundrie unterbrochen, die Parzival schwere Vorwürfe macht. Bei ihrem Auftreten kommt es zu einer für die Figur der Cunnewâre interessanten Szene. Nachdem die Rede der Cundrie beendet ist, ist die gesamte Gesellschaft des Artushofs nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch ihre Beschuldigungen erschreckt. Von den erschütterten Frauen ist Cunnewâre die Erste, die zu weinen beginnt:

Cunnewâr daz êrste weinen huop, Cunneware fing als erste zu weinen an,
daz Parzivâl den degen balt daß Parzival, der junge Held,
Cundrîe surzier sus beschalt, so sehr beschimpft war und beschuldigt
ein alsô wunderlîch geschaf. von diesem absonderlichen Geschöpf, Cundrie la suziere.

(319, 12-15) Bevor Parzival erneut aufbricht, erhält der besiegte Clamide Cunnewâre zur Frau, "denn er war krank nach ihrer Liebe" ("wan dem was nâch ir minne wê" [327, 27]).

Das Lachen - Geste oder Prophezeiung?

Nach der Beschreibung der relevanten Textstellen, soll nun eine Interpretation folgen, die die Stellung und Funktion von Cunnewâres Lachen im Roman beschreibt.

Die Textstelle in der Forschung

Trotz der Kürze dieser Textstelle sind in der Forschung interessante Diskussionen entstanden. Ein Vergleich zwischen der Erwähnung der Cunnewâre bei Wolfram von Eschenbach und der bei Chrétien de Troyes zeigt lohnende Ergebnisse. [3] Hier fällt besonders die Einbeziehung des "Märchenmotiv[s] des ausziehenden Dümmlings" [Nyholm 1997: S. 223.] auf, welches mit Parzival verglichen werden kann.
Wolfram von Eschenbach nimmt bei seiner Version des Romans einige Änderungen vor, die für die Cunnewâre Szene nicht unbedeutend sind und bei Nyholm 1997 ausgewertet sind. Einen weiteren Bereich, den die Forschung miteinbezieht ist die Funktion und Interpretation von Gesten und Körpersprache im Mittelalter im Allgemeinen, der ebenfalls interessante Ergebnisse liefert.[Philipowski 2003: vgl.: S.9-25.])
Fritsch-Rößler weist deutlich darauf hin, dass aus dem Text nicht klar hervorgeht, seit wann Cunneware nicht mehr gelacht hat. Es besteht einerseits die Möglichkeit, dass sie seit ihrer Geburt nie gelacht hat, für die manche Indizien sprechen, oder dass sie ein Gelübde abgelegt hat und seitdem nicht mehr lachte.[Fritsch-Rößler 1997: Vgl.: S. 80.] Welche der Möglichkeiten nun auch die Richtige sein mag, Parzivals Erscheinen ist eine Erlösung für Cunneware. Durch seine Erlösungstat führt er "Cunneware der echten Menschlichkeit zu". [Fritsch-Rößler 1997: S. 82.]
Seeber weist darauf hin, dass das Lachen von Cunneware von einer reinen Gebärde zu einem Symbol wird, das Parzivals gesamte Wandlung zum Ritter begleitet. [Seeber 2010: Vgl.: S. 154.] Das Lachen gewinnt an Bedeutung für die Interaktion und die Gebärde kommt der Sprache gleich: "Wolfram verortet die Gebärde neu und weist ihr eigene Konnotationen zu, die den Rahmen des gewohnten Wissens sprengen und neue Bereiche der Verwendung erschließen". [Seeber 2010: S. 155.]

Die Funktion des Lachens

Behält man nun die vorgestellten von der Forschung mit einbezogenen Bereiche im Hinterkopf, stößt man auf zwei mögliche Funktionen der Cunnewâreszene. Die erste Deutung bezieht sich auf die Veränderungen von Wolfram von Eschenbach im Vergleich zu Chrétien de Troyes. Bei Eschenbach erscheint Parzival als Narr am Artushof, der ohne höfische Erziehung und in komischer Kleidung tatsächlich lächerlich wirkt. Schon der Ritter Iwein, dem Parzival zuerst begegnet, muss über sein Verhalten und Auftreten lachen (147, 24). So könnte auch Cunnewâres Lachen die Funktion einer von Parzivals lächerlichem Aussehen motivierte Geste erfüllen. "Sie ist bedeutungsvoll, weil sie den inneren Zustand Cunnewâres sichtbar abbildet, das Lachen verweist auf ihre innere Verfassung". [Philipowski 2003: S. 9.] Damit erfüllte Parzival sogar tatsächlich den Plan der Mutter, die Leute zum Lachen zu bringen. Doch statt, wie es diesem Plan entspräche, durch die Lächerlichkeit am Rittersein gehindert zu werden, wird Parzival durch das Lachen der Cunnewâre der Weg zum Ritter erst geebnet.

Bei genauerem Betrachten ist eine Deutung des Lachens allein als Ausdruck von Belustigung unbefriedigend. Es muss hinzugezogen werden, dass zwar Parzivals Handeln und Sprechen, ebenso sein Auftreten und seine Kleidung, nicht jedoch sein Körper Gegenstand des Spotts sind. [Dartmann 2005: S. 230.] Letzterer wird stattdessen sehr gelobt, er gilt als "ein Bild des Vollkommenen" (148,30) und wird für seinen "Glanz" (148, 24) bewundert.
Die zweite Interpretation schreibt dem Lachen deshalb eine prophetische Funktion zu. Die Tatsache, dass das Lachen beschränkt war auf den edelsten Ritter, der der Dame begegnet, was Parzival zum Zeitpunkt des Gelächters keinesfalls ist, sagt vorraus, dass er ein solcher werden wird, sogar werden muss. Man könnte diese Vorrausdeutung als sich selbst erfüllende Prophezeihung deuten, weil Parzival die Bestrafung, die die Dame seinetwegen erfährt, nur durch edle Rittertaten rächen kann. Seine besiegten Gegner, die er zu ihr schickt, sind die Zeugen seiner Entwicklung zum Ritter und die Boten der Wahrheit, die in der Prophezeihung steckte.[Philipowski 2003: vgl.: S. 21.]
Der Kreislauf, den das Gelächter einleitet, ist folgender: "das Gelächter [provoziert] Gewalt, die Gewalt Frauendienst, Frauendienst Ehre und Ehre Erlösung". [Philipowski 2003: S. 22.]
Aufgrund dieses Kreislaufs bewirkt auch Keie mit der Bestrafung das Gegenteil seiner eigentlichen Intention. Er ärgert sich über die Auswahl der Cunnewâre, scheint doch der Erwählte alles andere als ein tugendhafter Ritter zu sein, und leitet durch deren Bestrafung Parzivals Entwicklung zum Ritter erst ein. Die Begebenheit wird später der Grund sein, der Parzival zum Besten aller Ritter macht. [Philipowski 2003: vgl.: S. 22.] Es ist nämlich erst das Lachen der Cunnewâre, welches ihm "die Verpflichtung auferlegt, sich als Ritter zu bewähren". [Dartmann 2005: S. 227.] In diesem Sinne kann das Lachen als ein "notwendiges Element für den Handlungsfortgang" interpretiert werden.[Dartmann 2005: S. 227.]

Will man diesen Kreislauf nicht als zwingend anerkennen, sondern sieht den Weg des Parzival zum Ritter schon ohne das Gelächter als vorherbestimmt an, so bleibt dennoch die Wahrheit der Vorhersage der Cunnewâre. Es könnte durchaus sein, dass Parzival den Weg zum Ritter auch ohne Cunnewâre gegangen wäre, allein aus seiner Begeisterung für das Rittertum und dem Wunsch ein solcher zu sein. Sicher wäre er aber nicht so schnell zum Ritter der Tafelrunde geworden. Durch die Sendungen sieht nicht nur Cunnewâre, sondern auch der gesamte Artushof die Beweise für seine Taten, was Artus dazu veranlasst, ihn zu suchen und in die Tafelrunde aufzunehmen (siehe Unterpunkt 1.4). Keie ist ebenfalls überzeugt von der Wahrheit der Vorhersage, denn würde er das Lachen der Cunneware nicht als eine bedeutende Kennzeichnung wahrnehmen, gäbe es keinen Grund für ihn, sie zu schlagen. Er akzeptiert den prophetischen Charakter des Lachens, vertraut Cunneware aber gleichzeitig zu wenig, um ihre Wahl für richtig zu halten. [Fritsch-Rößler 1997: vgl.: S.85.] Statt eine positive Entwicklung Parzivals zu erwarten, sieht er nur seinen momentanen Zustand und fühlt sich in seiner Ritterehre gekränkt.[4]

Schließlich bleibt noch die Tatsache, dass Parzival noch bevor er überhaupt ein Ritter ist, schon vornehmer und edler ist als alle anderen Ritter, die der Dame begegnet sind. In seinem Inneren steckt schon zu diesem Zeitpunkt die größte Tugend, die Cunnewâre bereits erkennt. "Parzival, der vornehmste Ritter der Welt, [erfüllt] die Bedingungen des Lachens nur durch seine Anwesenheit und nicht durch seine Taten".[Nyholm 1997: S. 223.] Seine Eignung zum Gralskönig, bei dem auf die Veranlagung und innere Größe wert gelegt wird, ist hier schon vorrausgedeutet.[5] Als Parzivals Tugend durch Cundrie angezweifelt wird, beginnt Cunneware zu weinen. Dieser dem Lachen entgegengesetzte Gefühlsausbruch, lässt sich, wie ihr Lachen, ebenfalls auf zwei verschiedene Arten deuten. Einerseits könnte es ihren inneren Zustand abbilden, ihr Erschrecken über Cundrie und ihr Mitleid mit Parzival, andererseits verwandelt sich Parzival, der durch ihr Lachen noch als bester aller Ritter gekennzeichnet wurde, nun durch böse Anschuldigungen und durch das Weinen der Cunnewâre in einen fehlerhaften und schlechten Charakter. Doch statt Cundrie wird später Cunneware mit ihrer Prophezeiung Recht behalten.

Die Beziehung zwischen Parzival und Cunnewâre

Ein letzter Punkt, der noch zu untersuchen bleibt, ist die Beziehung zwischen Parzival und Cunnewâre. Wie oben schon erwähnt, ist das Kämpfen im Dienst einer Dame im Mittelalter durchaus üblich. Doch Cunnewâre und Parzival sind nicht verheiratet und Parzival kämpft auch nicht um Cunnewâres Gunst. Trotzdem ist Parzival indirekt Cunnewares Ritter. Wolfram bricht hier also mit der üblichen Minne-Praxis, indem Cunnewâre zwar Parzivals "Dienstherrin, aber nicht [seine] Minnedame" ist. [Dartmann 2005: S.228.] Das heißt wiederum, dass ungewöhnlicherweise "nicht Minne, sondern die Wiederherstellung des gemeinsamen Ansehens" angestrebt wird. [Dartmann 2005: S. 233] In der Forschung wird das Lachen der Cunnewâre ferner mit einem Zeichen verglichen, das ein Ritter beim Kampf bei sich trägt, wie der Ärmel der Obilot auf Gawans Schild.[Nyholm 1997: vgl.: S. 235.] Es kann also gesagt werden, dass Parzival eine permanente Verbindung zu Cunnewâre hat.

Darüber hinaus verdeutlicht die Tatsache, dass Parzival Cunnewâre rächen muss, die Schwäche der Frauen. Cunnewâres "Handlungsspielraum [,ihre Schande selbst zu rächen,] ist gering". [Bumke 2004: S. 163.] Die Darstellung der Cunnewâre unterstreicht also die untergeordnete Stellung, die Frauen im Mittelalter oft hatten.

Quellennachweise

  1. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: [Wolfram von Eschenbach 2003].
  2. Fritsch-Rößler weißt auf den Zusammenhang zwischen Jeschute und Cunneware hin. In ihrer Schrift legt sie Wert auf die Beschreibung des Mundes, auf den die Aufmerksamkeit durch das Lachen gelenkt wird. [Fritsch-Rößler 1997: vgl.: S. 79.] Dass es Cunneware zum Lachen beginnt, als sie Parzival das erste Mal sieht, steht im Widerspruch zu den Reaktionen, mit denen andere Frauen Parzival begegnen. Sigune beginnt zu klagen, als sie ihn sieht und seine Mutter und Jeschute bringt Parzival zum Weinen statt zum Lachen. [Fritsch-Rößler 1997: vgl.: S. 80.]
  3. Siehe hierzu den Aufsatz von [Nyholm 1997: vgl. S. 223-237.].
  4. Wie groß das Missverständnis zwischen Cunneware und Keie eigentlich ist, beschreibt Fritsch-Rößler sehr überzeugend. Sie weist ebenfalls darauf hin, dass Keie Cunnewares Lachen als Spott über alle anderen Ritter empfindet und so statt "Hochschätzung und Affirmation" in dem Lachen "Minderschätzung und Degradierung" sieht.[Fritsch-Rößler 1997: S. 87.]
  5. In der Forschung wird thematisiert, dass nicht sicher ist, worauf Cunnewares Lachen wirklich verweist. Verweist es auf Parzivals Prädestination zum Gralskönig, also auf das Ende des Romans oder auf "Parzivals Fähigkeit, die Gralsburg zu finden und den Gral zu schauen (dann allerding vor der Mitleidsfragenforderung zu versagen)", also auf die Mitte des Romans? [Fritsch-Rößler 1997: S. 83.]

Forschungsliteratur

Pimärtexte

[*Wolfram von Eschenbach 2003] Wolfram von Eschenbach: Parzival, nach der Ausgabe Karl Lachmanns, revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann, übertragen von Dieter Kühn, Frankfurt a.M. 2006.

Sekundärliteratur

[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004.

[*Dartmann 2005] Dartmann, Christine: Das lachen der vrouwe, Untersuchungen zur Funktion von lachen in mittelhochdeutscher Epik und Minnesang, Münster 2005.

[*Fritsch-Rößler 1997] Fritsch-Rößler, Waltraud: Lachen und Schlagen. Reden als Kulturtechnik in Wolframs 'Parzival', in: Krause, Burkhardt(Hg.): Verstehen durch Vernunft, Festschrift für Werner Hoffmann, Wien 1997, S.75-98.

[*Nyholm 1997] Nyholm, Kurt: Warum lacht Cunnewâre? Überlegungen zu Parzival 151, 11-19, in: Andersson, Bo/Müller, Gernot(Hg.): Kleine Beiträge zur Germanistik, Festschrift für John Evert Härd, Uppsala 1997, S. 223-237.

[*Philipowski 2003] Philipowski, Katharina: Das Gelächter der Cunnewâre, in: Zeitschrift für Germanistik 1 (2003), S. 9-25.

[*Seeber 2010] Seeber, Stefan: Poetik des Lachens, Untersuchungen zum mittelhochdeutschen Roman um 1200, Diss., Berlin/ New York 2010.