Intertextualität: Parzival und Erec

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Hinweis: Dieser Artikel entsteht derzeit im Rahmen des Haupt- und Oberseminars zu Wolfram von Eschenbachs Parzival und befindet sich noch in der Entstehung.

Mîn manheit ist doch sô quec,

daz iwer bruoder Erec,

mîn swâger, fil li roy Lac,

iuch wol dar umbe hazzen mac.

(134,5-8)[1]

Unmittelbare intertextuelle Verweise wie dieser durchziehen Wolfram von Eschenbachs Versroman Parzival. Neben direkten Anreden, wie im Falle Hartmann von Aues "mîn hêr Hartmann von Ouwe" (143,21), wird auch immer wieder implizit auf weitere Autoren und Werke, u.a. Vergils Aeneis, verwiesen. Dieser Artikel analysiert die intertextuellen Beziehungen zwischen Wolfram von Eschenbachs Parzival und Hartmann von Aues Erec in Bezug auf ihre Funktion innerhalb des Werkes. Von besonderem Interesse wird hierbei die Konstitution intertextueller Anspielungen in Relation zu intratextuellen Verweisen sein. Ausgangspunkt ist die Frage, inwieweit sich die Protagonisten hinsichtlich ihrer Entwicklung und mînne entsprechen.


Intertextualität und Intratextualität

Der Begriff Intertextualität bezeichnet „den Bezug eines Textes auf einen oder mehrere andere Texte" [Draesner 1993: 37], soweit ist sich die Forschung einig. Jedoch gestaltet sich jede weitere Eingrenzung schwierig, da sich heute bei der Arbeit mit diesem Terminus ein ganzes Begriffsfeld eröffnet. Laut Ulrike Draesner beinhalten intertextuelle Verweise Textzitate und Anspielungen. Des Weiteren können sie auch in Form von Übernahmen der Motive, Namen, Figuren und Themen erfolgen. Auch Strukturähnlichkeiten in Texten können bereits als intertextuelle Referenzen angesehen werden [Draesner 1993: 65].Zudem lässt sich hinsichtlich der Intensität der Bezugnahme differenzieren. Beinhaltet die „vollständige Korrespondenz“ [Wand 1989: 7] Namensübernahmen und die Nennung von Ergebnisstrukturen und Mustern, so spricht man bei der bloßen Erwähnung von Namen von einer „unvollständigen Korrespondenz“ [Wand 1989: 7]. In diesem Artikel werden zur Bewertung der Funktion und Intensität der intertextuellen Vergleich Manfred Pfisters sechs Kriterien zur Skalierung von Intertextualität angewandt.

Im Gegensatz zu der oben erläuterten Intertextualität bezieht sich die Intratextualität auf „anaphorische oder kataphorische Referenz auf etwas, was innerhalb des Werkes selber erzählt wird“ [Draesner 1993: 67]. Dadurch entstehen zwei Ansatzpunkte für intratextuelle Bezugnahmen. Einerseits können diese in intertextuelle Bezüge verflochten sein, wie zu Beginn des zwölften Buches im Parzival (583, 8- 584, 4). Andererseits treten intratextuelle Verweise auch als Eigennamen auf, die in doppelter Weise verwendet werden - als Eigenname im Eigen- und Fremdtext [Draesner 1993: 7].

Parzival und Enite

Es gibt verschiedene Formen intertextueller Verweise. In diesem Abschnitt sollen intertextuelle Bezüge hinsichtlich Figuren untersucht werden, die aus Fremdtexten übernommen wurden und die eigene Lebenswelt teilen. Dies unterstellt eine räumlich und zeitlich weit ausgedehnte Erzählwelt. In dieser sind Erec und Enite nur durch Erzählungen realisiert, sie treten nicht selbst auf [Draesner 1993: 217]. Die nun zu interpretierende Stelle ist nach Parzivals erster Begegnung mit Sigune (138, 11- 142, 2) zu verorten. Sie weist ihm die falsche Richtung, wodurch er sich auf dem Weg zur Gralsburg wiederfindet. Im Anschluss an die unten erläuterte Szene verlässt Parzival die Gralsburg und trifft auf den roten Ritter (145, 7- 147, 10), den er später töten und seiner Rüstung entledigen wird.

mittelhochdeutsch neuhochdeutsch
mîn hêr Hartman von Ouwe, Monsieur Hartmann von Aue,
frou Ginovêr iwer frouwe zu Eurer Dame Ginover,
und iwer hêrre der künc Artûs, zu Eurem Herrn, dem König Artus,
den kumt ein mîn gast ze hûs. kommt ein Gast von mir ins Haus -
bitet hüeten sîn vor spotte. laßt kein Spielchen mit ihm treiben:
ern ist gîge noch diu rotte: ist kein Fiedel, keine Zither ...!
si sulen ein ander gampel nemn: Man mach ihn nicht zum Hampelmann,
das lâzen sich durch zuht gezemn. das hindre höfische Erziehung!
anders iwer frouwe Enîde Eure Dame, die Enite,
unt ir mouter Karsnafîde ihre MutterKarsnafite
werdent durch die mül gezücket ziehen wir sonst durch die Mühlen,
unde ir lop gebrücket.(143,21-144,2) und ihr Ansehn wird gewalkt!

Entwicklung

Anhand dieser Textstelle ist zu analysieren, inwieweit sich Parzival und Enite in ihrer Entwicklung entsprechen. Dazu werden vor allem die Kleidung und ihre höfischen Umgangsformen betrachtet. In den oben zitierten Versen steht Parzival kurz vor seinem Eintritt in die Gralswelt, ebenso wie Enite während ihrer Neueinkleidung durch Ginovêr (1531-1740)[2]. Beide sind zu diesem Zeitpunkt eher ärmlich gekleidet. Enite, weil Erec ihr mehrfach die Neueinkleidung verwehrt „und lât mich si vazzen baz. Êrec der widerredete daz." (640f.), da er nicht möchte, dass seine Frau an ihrer Kleidung gemessen wird. Bei Parzival liegt der Grund in seinem Aufwachsen im Wald von Sôltane und der Erziehung Herzeloydes, die ihn von der höfischen Welt fernhielt. Diese Gemeinsamkeit bildet den Ausgangspunkt einer ähnlich verlaufenden Entwicklung, denn bei beiden ist der Kleidungswechsel symbolisch zu verstehen. Er führt zu einer „Erhöhung und Erlösung in neuen Daseinsbereich" [Mergell 1943: 305] und verleiht ihnen somit einen vollkommenen Zustand. Enite verhält sich schüchtern und zurückhaltend (1317-27). Dies wird sich im Laufe der Erzählung verändern und seinen Höhepunkt am Artushof finden [Schnell 1973: 306]. Simultan zu Parzival „dez harnasch stuont rîterlîche" (164, 22) kommt auch ihre Schönheit erst durch die neue Kleidung zum tragen (1736-40). Frei nach dem Motto „Kleider machen Leute". Nun entspricht Parzival zwar äußerlich einem Ritter, jedoch passt sein Verhalten noch nicht zu seinem Aussehen. Erst durch den Aufenthalt bei Gurnemanz reift er weiter zum Ritter heran. Diese Funktion Gurnemanz' übernimmt bei Enite der Artushof [Schnell 1973: 208].

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich Parzival und Enite bezüglich ihrer Kleidung und den nicht-höfischen Verhalten entsprechen und daher eine ähnliche Entwicklung möglich ist. Die Hoffnung auf eine entsprechende positive Entwicklung Parzivals ist wohl auch der Grund für den intertextuellen Verweis auf Enite.

Mînne

Durch Parzivals neues Erscheinungsbild wird seine Mînnefähigkeit überhaupt erst anerkannt „er wirt wol gewert, swâ sîn dienst genâden gert: im ist minne und gruoz bereit, mager geniezen werdekeit.“ (168, 29- 169, 2). Zuvor wird ihm diese noch abgesprochen „erst mit sölhen siten, ern kunde nimer wîp gebiten daz si sîn dienst nӕme.“ (164, 29ff). Auch Enite erlangt erst nach ihrer Veränderung volle mînne, indem sie von „kînt“ (309) über die „tohter“ (318) zur „frouwe Enite“ (682) und schließlich zum „ritterlîchez wîp“ (2366) wird [Schnell 1973: 307f]. Unterschiede tun sich aber im Verhalten der beiden mînne-Paare Erec und Enite sowie Parzival und Condwiramurs auf. Während sich Erec und Enite ganz ihrer jungen Liebe hingeben und dabei „verligen“ (2924-2930) verhalten sich Parzival und Condwiramurs besonnener. Parzival lässt sich im Gegensatz zu Erec nicht vom Kämpfen abbringen (176, 30-177, 8). Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass er keinerlei Erfahrung mit der mînne hat, wie der Rückgriff auf den Rat seiner Mutter im Brautbett verdeutlicht (202, 29ff) [Schnell 1973: 309ff].

Ausgehend von der Veränderungen im Bereich der Entwicklung und der mînne von Parzival und Enite lässt sich sagen, dass beide bei ihrem Eintritt in die Artuswelt ähnliche Voraussetzungen haben. Jedoch unterscheidet sich ihr Verhalten in Bezug auf die mînne mit ihren Partnern. Aus der Sicht der Skalierung intertextueller Bezüge nach Manfred Pfister ist anzumerken, dass insbesondere die Kommunikativität und die Selektivität vorhanden sind. Dies erfolgt aufgrund von Namensnennungen oder durch in Bezug setzen von Figuren [Schnell 1973: 312]. Exemplarisch steht hierfür der Vers 178, denn hier wird erläutert, wie eine Figur der Erec Erzählung für das Schicksal Gurnemanz verantwortlich ist. Dies verdeutlicht die weite Erzählwelt, welche typisch für diese Form der intertextuellen Bezüge auf der Ebene von Figuren ist.

Konzeptionsform von Autorschaft

Dieser Abschnitt lehnt sich an die Ausführungen Ulrike Draesners zur Autorschaft in ihrem Buch "Wege durch erzählte Welten" an:

"Eine weitere enthaltene Form intertextueller Verweise, ist die, die sich nicht auf Parallelen zwischen den Figuren bezieht, sondern auf die Beziehung der Autoren jener Texte und ihre Verhältnisse zu ihren Figuren und untereinander. Die Ausgangsthese ist hierbei, dass der Autor und seine Figuren miteinander verbunden sind, weil diese ein Produkt seines Schaffens sind und ihr Charakter folglich von seinem Willen abhängt.

Die nun durchgeführte Analyse stützt sich hauptsächlich auf die Verse 143, 21- 144,4, die oben unter Punkt 2. schon interpretiert wurden. „mîn hêr Hartman von Ouwe," (143,21) so wird Hartmann von Aue direkt adressiert, um ihn im Folgendem um einen guten Empfang für den eigenen Protagonisten zu bitten. Interessant ist hierbei das Verhältnis zwischen Hartmann und seinen Figuren. Werden Ginovêr und Artus doch als „frouwe" (143, 22) und „hêrre" (143,23) Hartmanns bezeichnet. Daher ließe sich deuten, dass Hartmann von Aue Einfluss auf seine Geschöpfe hat und als Vermittler zwischen ihnen und Parzival eintreten kann. Diese These wird weiterhin durch die wiederholte Verwendung des Possessivpronomens „iwer" (143, 22f) unterstützt. Auch Wolfram von Eschenbach übernimmt Verantwortung für seinen Protagonisten, indem er ihn als "ein mîn gast" (143, 24) einführt. Diese Vorgehen schärft das Bewusstsein, dass jene Figuren fiktional sind, da jemand für ihr Verhalten zuständig ist. Infolgedessen ist auch der Appell Wolframs als fiktiv anzusehen.

Das Verhalten der Figuren als von Willen der Autoren abhängig verdeutlicht mittels intertextueller Verweise die Konkurrenz zwischen den Urhebern. Ein Autor kann durch das Erniedrigen einer seiner Figuren herabgesetzt werden. Wobei den Spott zwei Funktionen zukommen. Er ist zum einen Instrument des Angriffes und zum anderen der Verteidigung „sol ich den munt mit spotte zern, ich will mînen friunt mit spotte wern" (144, 3f). Diese Wahrung vor einer Herabsetzung, in diesem Falle Enites (143, 29- 144, 2), bringt die Autoren dazu, eine Art Vertag zu schließen, der als Nichtangriffspakt zu interpretieren ist. Ein Beleg dafür liefern folgende Verse „in zôch nehein Curvenâl: er kunde kurtôsîe niht, als ungevarnem man geschiht." (144, 20ff). Diese Zeilen verdeutlichen, dass Wolfram eher Spott für Parzivals Verhalten erwartet und erbittet daher eine Art Welpenschutz für ihn, indem er anführt, dass er keine höfische Erziehung genossen hat. Dieses Verhaltensmuster verdeutlicht das dem fiktiven Gespräch zugrundeliegende Prinzip, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Parzival habe keinen Spott verdient, wie ihn auch Enite bei vor ihrer Neueinkleidung durch Ginovêr nicht verdient hätte. Durch die direkte Konfrontation des Autoren mit dem Betragen seiner Figuren verdeutlichen die intertextuellen Verweise die Konzeptualisierung der Autorschaft. Um auf die Kriterien Pfisters zu Skalierung intertextueller Bezüge zurück zukommen, wäre hier insbesondere das Kriterium der Dialogizität erfüllt. Ebenfalls sind Kommunikativität und die Referentialität hoch, da sowohl den Autor als auch dem Rezipienten der Bezug sehr bewusst ist und daher offengelegt wird [Draesner 1993: 217-222]. Weitere Aspekte zur Autorschaft im Parzival finden sich in dem Artikel der Erzähler im Parzival.

Gawan, Erec und Parzival

Nicht nur, wie oben in Punkt zwei angesprochen, bestehen zwischen Parzival und Enite intertextuelle Beziehungen, sondern auch zwischen den Protagonisten Gawan, Parzival und Erec. In diesem Abschnitt kommen wir nun auch auf die intratextuellen Verweise zu sprechen. Gawan lässt sich in Bezug auf mînne und seine Frauen mit Erec vergleichen und steht gleichfalls in einem „umgekehrten proportionalen Verhältnis" [Schnell 1973: 328] zu Parzival. Voraussetzung für die Vergleichbarkeit von Parzival und Erec ist jedoch, dass bei beiden eine Entwicklung in ihrem mînne-Verhalten sichtbar ist. Dies trifft nicht für Gawan zu, bei ihm handelt es sich um drei unterschiedliche Frauen und Begegnungen [Schnell 1973: 324]. Nachfolgend werden nun die drei mînne-Begegnungen Gawans analysiert und im Zusammenhang mit Parzival und Erec analysiert. Diese bedürfen jedoch noch weiterer Interpretation.

Mînne-Begegnung Gawan und Obilot

Gawans Ankunft beim König Vergulaht (401,5-22) steht in einer stringenten Verbindung zu Parzivals erster Ankunft am Artushof (143, 21ff). Auch hier wird neben dem intratextuellen Verweis zu Parzival auch die intertextuelle Beziehung zu Erec hergestellt, indem auf seine Ankunft in Karidol und seinen Sieg über „Idêr fil Noyt der mӕre" (401, 19) rekuriert wird. Dieser verdeutlicht die Herrlichkeit mit der Gawan empfangen wurde. Die intertextuellen Verknüpfungen zeigen, dass hierbei Gawan mit Erec gleichgesetzt wird. Daraus folgt, dass Parzival die Rolle Enites zukommt [Schnell 1973: 325]. Erec und Enite sind ein Paar, in diesem Vierervergleich könnte man nun schließen, dass auch Gawan und Parzival eine Art Paar darstellen. Jedoch erscheint Gawan allein bei Vergulaht und Erec hatte auf Karidol Enite als Begleitung dabei (401, 12ff).

Mînne-Begegnung Gawan und Antikonie

Diese Beziehung weißt einige Parallelen zu Erec und Enites Empfindungen auf. Gawan kann sich, als er mit Antikonie alleine ist, kaum beherrschen und „er ruort irz hüffelîn." (407, 3). Dieses unbändige Verlangen ist auch bei Erec zu finden (1840-65). Beide Textpassagen sind ebenfalls durch wörtliche Übereinstimmungen und den Vogelvergleich verbunden. Allerdings spricht Wolfram bei Gawan von „den grôzen strûz vӕhet ein vil kranker ar" (407, 7f) und Hartmann erwähnt bei Erec „eine[n] habeche" (1863) [Schnell 1973: 326]. Durch diese Entsprechungen wird die Ähnlichkeit der Protagonisten hinsichtlich ihre Trieb verdeutlicht. Dies impliziert aber auch, dass Gawans Verhalten negativ zu bewerten ist, wenn man die Folgen von Erec und Enites „verligen"(2918-2982) berücksichtigt. Das Problem hierbei ist Gawans Verständnis des Verhältnisses von mînne und Dienst. Der intratextuelle Bezug zu Orgeluse „wer mac minne ungedienet hân?" (511, 12) düpiert Gawan und legt seine Absichten offen. Er möchte keinen Dienst leisten, sondern mînne unter anderem als Gefallen erhalten (406, 14f) [Schnell 1973: 327]. Gawan und Erec sind sich folglich insbesondere im sinnlich körperlichen Bereich der Liebe ähnlich. Beide können den Ansprüchen eines höfischen Benehmens aufgrund ihres Verlangens nach mînne nicht genügen. Im Gegensatz zu Parzival, der nur in liebenden Gedanken bei seiner Angebeteten weilt (179, 24ff) [Schnell 1973: 328].

Mînne-Begegnung Gawan und Orgeluse

Hierbei besteht vor allem eine Relation hinsichtlich Enites Prüfung und Orgeluses Aufgaben. Enite erhält von Erec ein Sprechverbot infolge ihrer ständigen Fragen (6779-87). Dieser Test kann als Vorbild für Orgeluses Aufgaben für Gawan angesehen werden (614, 1-14). Hier muss er sich die mînne erst erarbeiten [Schnell 1973: 328]. Eine weiterführende Analyse dieser Mînnebeziehung und einen Vergleich zu Parzival und Condwîramurs enthält der Artikel "Vergleich der Beziehungen Parzival - Condwiramurs und Gawan - Orgeluse".

Fazit

Zusammenfassend über alle Mînne-Begegnungen hinweg bleibt festzuhalten, dass die Erec-Handlung den Parzival teilweise strukturiert da sie den ganzen Roman durchzieht. An bestimmten Stellen verknüpfen intertextuelle Bezüge die intratextuellen Verweise und schaffen somit ein Netz auf Referenzen, die für das Verständnis des eigentlichen Romans unverzichtbar sind. Auf der Ebene der Figuren ist zu sehen, dass Parzivals Entwicklung Parallelen zu Enites Veränderung aufweist. Daher wird sein positiver Werdegang bereits vorweggenommen. Jedoch unterschieden sie die beiden Paare Parzival und Condwiramurs sowie Erec und Enite in ihrem Mînneverhalten. Auch im Vergleich mit Gawans Mînnebegegnungen zeigen sich Verbindungen zum Erec. Dabei erscheinen Gawan und Erec als Gleichgesinnte, die im Gegensatz zur Figur des Parzival angelegt sind. In dieser Dreieckskonstellation sind intertextuelle und intratextuelle Verweise ineinander verwoben.
Um abschließend noch einmal auf die sechs Kriterien zur Skalierung von Manfred Pfister zurück zukommen, bleibt festzuhalten, dass vor allem die Kriterien der Selektivität sowie der Kommunikativität im Parzival angelegt sind. Jene beziehen sich auf den hohen Grad des Bewusstseins von intertextuellen Referenzen beim Autor und den Rezipienten. Ebenso werden die Fremdtextverweise sehr pointiert hervorgehoben und explizit dargestellt.

Literaturverzeichnis

Textausgabe

  1. Im Folgenden immer zitiert aus: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann, übers. von Dieter Kühn, 2 Bde., Frankfurt a.M. 2006.
  2. Im Folgenden immer zitiert aus: Hartmann von Aue: Erec. Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch. No. 18530. Reclam Philipp Jun., 2008.


Sekundärliteratur

<HarvardReferences /> [*Draesner 1993] Draesner, Ulrike: Wege durch erzählte Welten. Intertextuelle Verweise als Mittel der Bedeutungskonstitution in Wolframs Parzival. Frankfurt am Main, 1993 (Mikrokosmos 36). <HarvardReferences /> [*Schnell 1973] Schnell, Rüdiger: Literarische Beziehungen zwischen Hartmanns "Erec" und Wolframs "Parzival", 1973. <HarvardReferences /> [*Mergell 1943] Mergell, Bodo: Wolfram von Eschenbach und seine französischen Quellen, II. Teil: Wolframs "Parzival" (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 11), Münster 1943. <HarvardReferences /> [*Wand 1989] Wand, Christine: Wolfram von Eschenbach und Hartmann von Aue. Literarische Reaktionen auf Hartmann im "Parzival". Herne 1989.