Josef von Nazaret

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Josef von Nazaret ist der Verlobte und später Ehemann von Maria, der Mutter Jesu, womit er dessen ‚Ziehvater‘ ist. Er stammt aus dem Geschlecht König Davids und ist Baumeister von Beruf. Laut dem neuen Testament lebt er in Nazaret, wurde aber in Bethlehem geboren, wohin sich das Paar aufgrund der zur Zeit der Schwangerschaft Marias ausgerufenen Volkszählung begibt und wo Jesus zur Welt gebracht wird.

Quellen

Evangelien: vor allem im Lukasevangelium und Matthäusevangelium, aber auch im Johannesevangelium und Markusevangelium erwähnt, kommt in Evangelien vor allem in den Kindheitserzählungen Jesu vor. Apokryphen, z.B. Apokryphes Protoevangelium des Jakobus, Legenda aurea

Annibale Caracci: Die Flucht nach Ägypten, um 1603, Öl auf Leinwand, 122 × 230 cm, Rom, Galleria Doria Pamphilj. (Kornelia Wägenbaur)

Leben und Wirken

Laut späterer Überlieferung (Protoevangelium des Jakobus) ist Josef schon ein älterer, verwitweter Mann, als er sich mit Maria verlobt.

Ebenfalls nach dem Jakobusevangelium ist Maria Tempeljungfrau, sie soll mit einem Mann vermählt werden, der ihre Jungfräulichkeit erhalten wird. Der Hohepriester weist eine Gruppe Bewerber an, jeder einen Stab zum Tempel mitzubringen. Laut des Jakobusevangeliums sind alle potentiellen Bewerber Witwer, nach der Legenda aurea werden alle heiratsfähigen Männer aus dem Geschlecht Davids versammelt. Die Absicht ist, dass der Stab des von Gott gewollten Ehemanns anfangen solle zu blühen. Als Zeichen, dass er von Gott zum Ehemann Marias erwählt worden ist, blüht Josefs Stab, außerdem erscheint eine Taube, je nach Quelle auf dem Stab oder Kopf Josefs.

Nachdem Maria schwanger wird, zweifelt Joseph (laut Matthäusevangelium) an deren Treue und will sie verlassen, ‚Josephzweifel‘. Ein Engel erscheint ihm jedoch im Traum und beschwichtigt seine Zweifel an Marias ‚Unbeflecktheit‘. (Mt 1, 18-25)

Nach Jesu Geburt will König Herodes alle in Bethlehem geborenen Söhne im Alter von bis zu zwei Jahren töten lassen (Mt 2, 16), weil er sich von der Äußerung der Heiligen drei Könige, dass sie den ‚neugeborenen König der Juden‘ (Mt 2,2) suchten bedroht fühlt. Daraufhin kommt ein Engel im Traum zu Joseph, der ihn warnt und ihm befiehlt, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen. Nach dem Tod Herodes‘ erscheint Josef wieder ein Engel, der ihm mitteilt, dass die Gefahr vorbei ist und er mit seiner Familie zurück nach Israel ziehen soll, sie lassen sich in Nazaret nieder. (Mt 2,1-23)

Nach seiner letzten Erwähnung (als der mit den Schriftgelehrten diskutierende Jesus von seinen Eltern im Tempel vorgefunden wird (Lukasevangelium 2, 41 - 51)) verschwindet Joseph aus den Überlieferungen des neuen Testaments, daher wird angenommen, dass er gestorben ist.

Caspar Jele, heiliger Josef mit Jesusknabe, 1848. (Caspar Jele (1814-1893), Public domain, via Wikimedia Commons,

Bildtraditionen

Attribute

(Wander) Stab, manchmal blühend

Taube (auf Stab oder oberhalb von Josef)

Lilie (eventuell als Symbol der Keuschheit, weil er Marias Jungfräulichkeit beschützt haben soll und laut manchen Überlieferungen ihre Ehe auch nach der Geburt Jesu keine sexuelle Beziehung beinhaltete (‚Josefsehe‘)?)

Zimmermannswerkzeuge, wie beispielsweise das Winkelmaß

häufig eher älter mit Bart abgebildet

Darstellungsmotive

Geburt Jesu im Stall von Bethlehem (oder andere Szenen der heiligen Familie) z.B: Hans Leonhard Schäufelein, Marien- und Passionsaltar, Flügelvorderseite: Geburt Christi, 1506-1507. (Hans Leonhard Schäufelein, Public domain, via Wikimedia Commons)

evtl Joseph mit Maria, die auf einem Esel reitet, auf der Reise nach/von Bethlehem (Cloudordner: Konstanz, Wessenbergstraße 13, BR)

Adam Elsheimer, Die Flucht nach Ägypten, 1609, 31x41 cm, Münche, Alte Pinakothek (Adam Elsheimer, Public domain, via Wikimedia Commons, URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adam_Elsheimer_-_Die_Flucht_nach_%C3%84gypten_(Alte_Pinakothek).jpg)

Erscheinung Engel im Traum mit Aufforderung zur Flucht nach Ägypten

‚Josephzweifel‘, Engel erscheint im Traum und beschwichtigt Josefs Zweifel an Marias ‚Unbeflecktheit‘, nachdem sie schwanger wurde (Bernardino Luini, Josephs Traum, um 1518/20, Mailand, Brera Pinakothek)

Josef auf dem Totenbett mit Maria und Jesus an seiner Seite

In späteren Darstellungen manchmal auch nur Josef mit Jesuskind auf dem Arm, z.B: Guido Reni, Joseph mit dem Jesuskind, 1640, Houston, Museum of Fine Arts. (Guido Reni, Public domain, via Wikimedia Commons)

Verlobung mit Maria, ‚Stabwunder‘

Quellen- / Literaturverzeichnis

Richard Benz (Hg), Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Heidelberg 1975.

Wolfgang Braunfels / Engelbert Kirschbaum (Hg.), Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 2, Freiburg 1994/2004, S. 434-444.

Sabine Poeschel, Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2014, S. 122-207.

Joachim Schäfer, Joseph von Nazaret, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth.htm (15.11.2021)