Josef von Nazaret

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Abb. 1: Statue des hl. Joseph, Blundellsands, St. Joseph's Church. (By Phil Nash from Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0 & GFDLViews, Attribution, via Wikimedia Commons)

Josef von Nazaret ist der Verlobte und spätere Ehemann von Maria, der Mutter Jesu. Somit kann er als dessen ‚Ziehvater‘ angesehen werden. Er stammt aus dem Geschlecht König Davids und ist Baumeister von Beruf. Er lebt in Nazaret, stammt aber ursprünglich aus Bethlehem, wohin sich das Paar aufgrund der zur Zeit der Schwangerschaft Marias durch den Kaiser Augustus ausgerufenen Volkszählung begibt und wo Jesus zur Welt gebracht wird.

Quellen

Josef kommt in den Evangelien in den Erzählungen um Jesu Geburt und dessen Kindheit vor. Er wird vor allem im Matthäusevangelium und im Lukasevangelium erwähnt. Apokryphe Schriften, wie beispielsweise das Protoevangelium des Jakobus, handeln ebenfalls von ihm. Auch in der Legenda Aurea tritt er in Erscheinung.

Leben und Wirken

Abstammung

Abb. 2: Giotto di Bondone: No. 11 Scenes from the Life of the Virgin: 5. The Marriage of the Virgin, 1304-1306, Fresko, 200x185 cm, Padua, Capella degli Scrovegni. (Giotto, Public domain, via Wikimedia Commons)

Josef ist Baumeister, in vielen Bibelübersetzungen wird er auch als Zimmermann bezeichnet. Sein Stammbaum lässt sich über König David bis zu Adam, dem ersten Menschen, zurückverfolgen (Lk 3, 23–38). Der gleiche Stammbaum wird in den Evangelien als der von Jesus aufgeführt. Josef ist also zwar nicht der biologische Vater, hat aber trotzdem Bedeutung als der Ziehvater Jesu. Außerdem wird Jesus durch seine Abstammung von David als Messias legitimiert, da es eine Prophezeiung gibt, die besagt, dass der König der Juden aus dem Geschlecht Davids kommen würde (Jer 33,17).

Heirat mit Maria

Der Überlieferung nach ist Josef schon ein alter, verwitweter Mann, als er sich mit Maria verlobt. Laut dem Jakobusevangelium ist Maria Tempeljungfrau und hat als solche Keuschheit gelobt (vgl. dazu auch die Legenda Aurea). Mit zwölf Jahren soll sie mit einem Mann vermählt werden, der ihre Jungfräulichkeit achtet. Auf Auftrag eines Engels versammelt der Hohepriester nur Witwer als potenzielle Bewerber. Die Gruppe der Männer wird angewiesen, jeder einen Stab zum Tempel mitzubringen, um sie dort auf den Altar zu legen. Josef soll wegen seines Alters zunächst gegen eine Heirat mit Maria gewesen sein. Als Zeichen, dass er von Gott zu ihrem Ehemann erwählt wurde, blüht sein Stab jedoch auf. Außerdem erscheint eine Taube, die sich, je nach Quelle, auf dem Stab oder auf dem Kopf Josefs niederlässt. Ein ähnliches Stabwunder findet sich auch im Alten Testament. Dabei erblüht, in einem anderen Kontext, aber auch als Zeichen seiner göttlichen Erwählung, der Stab Aarons (4. Mose 17, 16-23).

Abb. 3: Annibale Caracci: Die Flucht nach Ägypten, um 1603, Öl auf Leinwand, 122×230 cm, Rom, Galleria Doria Pamphilj. (Kornelia Wägenbaur)

Kirchliche Lehren gehen davon aus, dass die Ehe von Maria und Josef auch nach Jesu Geburt keine sexuelle Beziehung beinhaltet. Daher stammt die Bezeichnung ‚Josefsehe‘. Es wird in der Bibel zwar erwähnt, dass Jesus Geschwister hat, dabei wird aber angenommen, dass diese Bezeichnung entweder für enge Verwandte oder Kinder Josefs aus früherer Ehe steht.

Als Maria schwanger wird, zweifelt Josef an ihrer Treue und will sie verlassen, jedoch ohne sie bloßzustellen (Mt 1, 18-25). Bevor er sich jedoch von ihr trennen kann, erscheint ihm ein Engel im Traum, der ihm mitteilt, dass Marias Kind vom heiligen Geist stamme. Außerdem trägt er Josef auf, für sie und ihren zukünftigen Sohn zu sorgen.

Flucht nach Ägypten

Aufgrund einer durch Kaiser Augustus ausgerufenen Volkszählung reist Josef mit der schwangeren Maria nach Bethlehem, wo sie Jesus zur Welt bringt.

Abb.4: Caspar Jele: Heiliger Josef mit Jesusknabe, 1848, Öl auf Leinwand, 69x53.5 cm. (Caspar Jele (1814-1893), Public domain, via Wikimedia Commons)

Nach Jesu Geburt will König Herodes alle in Bethlehem geborenen Söhne im Alter von bis zu zwei Jahren töten lassen (Mt 2, 16), weil er in dem von den Heiligen drei Königen sogenannten „neugeborene[n] König der Juden" (Einheitsübersetzung 1980, Mt 2,2) eine Bedrohung sieht. Daraufhin erscheint Josef im Traum ein Engel, der ihn warnt und ihm befiehlt, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen. Nach dem Tod Herodes’ teilt Josef ein Engel erneut im Traum mit, dass die Gefahr vorbei sei und er mit seiner Familie wieder nach Galiläa heimkehren könne. Nach der Rückkehr lässt er sich mit Maria und Jesus in Nazaret nieder (Mt 2,1-23).

Tod

Josef erscheint noch in weiteren Kindheitsgeschichten Jesu, nimmt aber keine besonders prominente Rolle ein. Jesus übernimmt später Josefs Beruf als Baumeister bzw. Zimmermann.

Das letzte Mal wird in der Bibel auf Josef verwiesen, als der junge Jesus von seinen Eltern mit den Schriftgelehrten diskutierend im Tempel vorgefunden wird (Lk 2, 41 - 51). Danach berichten die Überlieferungen des Neuen Testaments nichts mehr von Josef, daher wird angenommen, dass er irgendwann vor dem öffentlichen Auftreten Christi stirbt.

Abb. 5: Hugo van der Goes: Anbetung der Hirten, 1476-1478, Öl auf Holz, 253x304 cm, Florenz, Uffizien. (Hugo van der Goes, Public domain, via Wikimedia Commons)

Josef ist im Neuen Testament eher eine Figur im Hintergrund, die hinter Maria und Jesus zurücktritt. So überliefert die Bibel zum Beispiel keine wörtliche Rede von ihm.

Bildtraditionen

Attribute

Alter

Meistens wird Josef als älterer Mann mit Bart abgebildet. Möglicherweise soll die Darstellung als Greis betonen, dass er nicht der biologische Vater von Jesus ist und damit Jesus als Sohn Gottes bildlich hervorgehoben werden.

Winkelmaß, Säge

Attribute Josefs sind Zimmermannswerkzeuge, die auf seinen Beruf hindeuten. So zum Beispiel das Winkelmaß oder die Säge. Eine Statue von Josef mit Winkelmaß und Lilie befindet sich vor der St. Joseph's Church in Blundellsands (Abb. 1).

Stab

Ein weiteres Attribut Josefs ist der Stab, der auch blühend dargestellt werden kann. Der blühende Stab weist auf die Umstände seiner Verlobung mit Maria hin. Josef wird manchmal auch mit einem Wanderstab gezeigt, möglicherweise als Anspielung auf die Flucht nach Ägypten.

Lilie

Abb. 6: Hans Schäufelein: Geburt Christi, ca. 1506-1507, Öl auf Holz, 132×120 cm, Hamburg, Kunsthalle. (Hans Leonhard Schäufelein, Public domain, via Wikimedia Commons)

Auch mit einer weißen Lilie wird er oft dargestellt, wie in dem Bild von Caspar Jele (Abb. 4) zu sehen. Die Lilie ist ein Symbol der Reinheit und Keuschheit. Josef wird möglicherweise damit abgebildet, weil er Marias Jungfräulichkeit beschützt haben soll.

Darstellungsmotive

Geburt Jesu

Josef wird hauptsächlich in Darstellungen der Heiligen Familie abgebildet. So ist ein häufiges Motiv die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Josephs Bedeutung in Krippenszenen nimmt erst ab dem späten Mittelalter zu. Wo sich Josef in der Bildkomposition befindet, wandelt sich. Er kann zum Beispiel gemeinsam mit Maria das in der Krippe zwischen ihnen liegende Jesuskind anbetend dargestellt werden. Jedoch gibt es auch die Variante, dass er von Maria und Jesus abgewandt oder nur im Hintergrund gezeigt wird. Diese Distanz soll möglicherweise, ebenso wie die Darstellung als alter Mann, illustrieren, dass er nicht der leibliche Vater von Jesus ist. Das kann man beispielsweise auf dem Bild von Hugo van der Goes (Abb. 5) beobachten, in dem Josef mit einigem Abstand zu Maria und dem Jesuskind am linken Bildrand platziert ist.

Abb. 7: Jules Richomme, 1870, Paris, Eglise Saint-Paul Saint-Louis. (Guilhem Vellut from Paris, France, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons)

Gelegentlich hält Josef in diesen Szenen eine Kerze, die für neues Leben steht, was in dem Gemälde von Hans Schäufelein (Abb. 6) zu sehen ist. Vor allem in nordeuropäischen Werken des Spätmittelalters ist dieser Typus oft zu finden. Außerdem ist Josef bei Schäufelein im Gegensatz zu Maria und dem Jesuskind ohne Heiligenschein abgebildet. Er wird besonders in früheren Werken manchmal ohne Nimbus dargestellt, vermutlich weil der Kult um ihn erst im Lauf der Zeit zunahm. Der liturgische Festtag des heiligen Josef wurde zum Beispiel erst im 15. Jahrhundert festgelegt.

Josef als Familienvater

Auch in Darstellungen, die dem alltäglichen Leben der Heiligen Familie gewidmet sind, ist Josef zu finden. Im späten Mittelalter wird das Thema von Josef als fürsorglicher Familienvater beliebter. So sieht man auf dem Gemälde von Jules Richomme (Abb. 7), wie Joseph zusammen mit dem jungen Jesus seinem Handwerk nachgeht.

Stabwunder und Vermählung

Selten wird auch die Szene des ‚Stabwunders‘ dargestellt, das zur Verlobung von Josef und Maria führte. Josef kann dabei mit einer über ihm schwebenden Taube dargestellt werden, die möglicherweise für den heiligen Geist steht. Auch die darauffolgende Verlobung bzw. Vermählung mit Maria wird manchmal abgebildet, so etwa auf einem Fresko von Giotto di Bondone in der Capella degli Scrovegni (Abb. 2), wo Josef auch den blühenden Stab mit Taube in der Hand hält.

Traum und Flucht nach Ägypten

Abb. 8: Adam Elsheimer: Die Flucht nach Ägypten, 1609, Öl auf Kupfer, 31x41 cm, München, Alte Pinakothek. (Adam Elsheimer, Public domain, via Wikimedia Commons)

Ein weiteres Darstellungsmotiv ist Josef, dem ein Engel im Traum erscheint. So zum Beispiel, als er die Aufforderung zur Flucht nach Ägypten erhält. Dabei tritt der Engel an den in liegender oder sitzender Haltung schlafenden Josef heran und deutet ihm die Richtung, in die er mit seiner Familie ziehen soll. Auf dem Gemälde von Adam Elsheimer (Abb. 8) sind sowohl der Traum Josefs, links im Bild, als auch die spätere Flucht nach Ägypten (Mitte) abgebildet.

Auch die Szene, als der Engel Josef im Traum erscheint, um seine Zweifel an Marias Unberührtheit zu zerstreuen, kann dargestellt werden.

Durch die Geschichte von der Flucht nach Ägypten sind Darstellungen der Heiligen Familie auf der Reise geläufig, wie auf dem Gemälde von Annibale Caracci (Abb. 3) zu sehen. Häufig ist dabei ein Esel als Reisetier mitabgebildet. Hier nimmt Josef in der Regel eine Beschützerrolle ein, indem er beispielsweise den Esel führt, auf dem Maria manchmal reitet.

Tod und Einzeldarstellungen

Abb. 9: Bartolomeo Altomonte: Der Tod des heiligen Joseph, 18.Jhd., Öl auf Leinwand, 91.5x74 cm. (Bartolomeo Altomonte, Public domain, via Wikimedia Commons)

Bei der Darstellung von Josefs Tod wird er auf dem Totenbett liegend mit Maria und Jesus an seiner Seite gezeigt. Solche Abbildungen sind vor allem im Barock beliebt. Dabei kann auch ein Engel, der den blühenden Stab Josefs hält, anwesend sein, wie das in dem Gemälde von Bartolomeo Altomonte (Abb. 9) der Fall ist.  In späteren Darstellungen, als Josef zunehmend als Heiliger verehrt wird, wird er auch oft allein mit dem Jesuskind gezeigt, das er zum Beispiel auf dem Arm hält.

Quellen- / Literaturverzeichnis

Buchquellen:

Richard Benz (Hg.), Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, Heidelberg 1975.

Oskar Holl, Art. Josephszweifel, in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 2, Freiburg 1994/2004, S. 434-435.

Gabriela Kaster, Art. Joseph von Nazareth, in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 7, Freiburg 1994/2004, S. 210-221.

Pia Wilhelm, Art. Geburt Christi, in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 2, Freiburg 1994/2004, S. 86-120.

Sabine Poeschel, Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, 6. Auflage, Darmstadt 2014.

Internetquellen:

Die Bibel in der Einheitsübersetzung (1980): Universität Insbruck, https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/ (30.03.2022).

Christiane Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Gottes Mann auf Erden. Der heilige Joseph in der Kunst), https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2008/6/gottes-mann-auf-erden.php (30.03.2022).

Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon (Joseph von Nazaret), https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth.htm (25.03.2022).