Josef von Nazaret
Josef von Nazaret ist der Verlobte und spätere Ehemann von Maria, der Mutter Jesu, womit er dessen ‚Ziehvater‘ ist. Er stammt aus dem Geschlecht König Davids und ist Baumeister von Beruf. Laut dem neuen Testament lebt er in Nazaret, wurde aber in Bethlehem geboren, wohin sich das Paar aufgrund der zur Zeit der Schwangerschaft Marias ausgerufenen Volkszählung begibt und wo Jesus zur Welt gebracht wird.
Quellen
Josef kommt in den Evangelien in den Erzählungen um Jesu Geburt und dessen Kindheit vor. Er wird vor allem im Matthäusevangelium und im Lukasevangelium erwähnt. Apokryphe Schriften, wie beispielsweise das Protoevangelium des Jakobus handeln ebenfalls von ihm. Auch in der Legenda Aurea tritt er in Erscheinung.
Leben und Wirken
Josef ist Baumeister, in vielen Bibelübersetzungen wird er auch als Zimmermann bezeichnet. Sein Stammbaum lässt sich über David bis zu Adam, dem ersten Menschen, zurückverfolgen (Lk 3, 23–38).
Heirat mit Maria
Der Überlieferung nach ist Josef schon ein alter, verwitweter Mann, als er sich mit Maria verlobt. Dem Jakobusevangelium zufolge wurde Maria mit drei Jahren von ihren Eltern dem Tempel zur Erziehung übergeben. Sie ist also Tempeljungfrau und hat der Legenda Aurea zufolge Keuschheit gelobt.
Dem Jakobusevangelium nach soll sie mit zwölf Jahren mit einem Mann vermählt werden, der ihre Jungfräulichkeit erhalten wird. Auf Weisung eines Engels versammelt der Hohepriester nur Witwer als potenzielle Bewerber. Laut der Legenda Aurea ist Maria vierzehn zum Zeitpunkt ihrer Verlobung und es werden alle heiratsfähigen Männer aus dem Geschlecht Davids versammelt. Die Gruppe Männer wird angewiesen, jeder einen Stab zum Tempel zu bringen, um sie auf den Altar zu legen. Josef soll wegen seines Alters zunächst gegen eine Heirat mit Maria gewesen sein. Als Zeichen, dass er von Gott zum Ehemann Marias erwählt worden ist, blüht jedoch der Stab, den Josef mitgebracht hat, außerdem erscheint eine Taube, je nach Quelle auf dem Stab oder Kopf Josefs. Ein ähnliches Stabwunder findet auch im alten Testament statt, wobei in einem anderen Kontext zum Zeichen seiner göttlichen Erwählung der Stab Aarons erblüht (4. Mose 17, 16-23).
Kirchliche Lehren gehen davon aus, dass die Ehe von Maria und Josef auch nach Jesu Geburt keine sexuelle Beziehung beinhaltet. Daher stammt die Bezeichnung ‚Josefsehe‘. Es wird in der Bibel zwar erwähnt, dass Jesus Geschwister hat, dabei wird aber angenommen, dass diese Bezeichnung entweder für enge Verwandte oder Kinder Josefs aus früherer Ehe steht.
Josefszweifel
Nachdem Maria schwanger wird, zweifelt Joseph an deren Treue und will sie verlassen, jedoch möglichst ohne sie bloßzustellen (Mt 1, 18-25). Bevor er sich jedoch von ihr trennen kann, erscheint ihm ein Engel im Traum und beschwichtigt seine Zweifel an Marias Unberührtheit, indem er erklärt, dass ihr Kind vom heiligen Geist stammt. Damit trägt er Josef auf, für Maria und ihren zukünftigen Sohn zu sorgen.
Flucht nach Ägypten
Aufgrund einer durch Kaiser Augustus ausgerufenen Volkszählung reist Josef mit der schwangeren Maria nach Bethlehem, wo sie Jesus zur Welt bringt.
Nach Jesu Geburt will König Herodes alle in Bethlehem geborenen Söhne im Alter von bis zu zwei Jahren töten lassen (Mt 2, 16), weil er sich von der Äußerung der Heiligen drei Könige, dass sie den „neugeborene[n] König der Juden" (Einheitsübersetzung 1980, Mt 2,2) suchen, bedroht fühlt. Daraufhin erscheint Josef im Traum ein Engel, der ihn warnt und ihm befiehlt, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen. Nach dem Tod Herodes’ kommt zu Josef erneut ein Engel im Traum, der ihm mitteilt, dass die Gefahr vorbei ist und er mit seiner Familie wieder nach Galiläa heimkehren kann. Mit Maria und Jesus lässt er sich in Nazaret nieder. (Mt 2,1-23)
Tod
Josef erscheint noch in weiteren Kindheitsgeschichten Jesu, nimmt aber keine besonders prominente Rolle ein. Jesus übernimmt später Josefs Beruf als Baumeister bzw. Zimmermann.
Das letzte Mal wird in der Bibel auf Josef verwiesen, als der junge Jesus von seinen Eltern mit den Schriftgelehrten diskutierend im Tempel vorgefunden wird (Lk 2, 41 - 51). Danach berichten die Überlieferungen des neuen Testaments nichts mehr von Josef, daher wird angenommen, dass er irgendwann vor dem öffentlichen Auftreten Christi stirbt.
Josef ist im neuen Testament eher eine Figur im Hintergrund, die hinter Maria und Jesus zurückgestellt ist. So spricht er in der Bibel zum Beispiel nie.
Bildtraditionen
Attribute
Alter
Meistens wird Josef als älterer Mann mit Bart abgebildet. Möglicherweise sollte die Darstellung als Greis betonen, dass er nicht der biologische Vater von Jesus ist und damit Jesus als Sohn Gottes, der aus der Jungfrauengeburt Marias hervorging, bildlich nochmal mehr hervorheben.
Winkelmaß, Säge
Attribute Josefs können Zimmermannswerkzeuge, die auf seinen Beruf hindeuten, sein. So zum Beispiel das Winkelmaß oder die Säge. Eine Statue von Josef mit Winkelmaß und Lilie befindet sich vor der St. Joseph's Church in Blundellsands.
Stab
Ein weiteres Attribut Josefs ist der Stab, der manchmal blühend dargestellt wird. Der blühende Stab weist auf die Umstände seiner Verlobung mit Maria hin. Josef kann auch mit einem Wanderstab gezeigt werden, möglicherweise als Anspielung auf die Flucht nach Ägypten.
Lilie
Auch mit einer weißen Lilie wird er öfter dargestellt, wie in dem Bild von Caspar Jele zu sehen. Die Lilie ist ein Symbol der Reinheit und Keuschheit. Josef wird möglicherweise damit abgebildet, weil er Marias Jungfräulichkeit beschützt haben soll.
Darstellungsmotive
Josef wird hauptsächlich in Darstellungen der Heiligen Familie abgebildet. So ist ein häufiges Motiv die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem, bei der Joseph erst spät regelmäßig mitabgebildet wird.
evtl Joseph mit Maria, die auf einem Esel reitet, auf der Reise nach/von Bethlehem (Cloudordner: Konstanz, Wessenbergstraße 13, BR)
Erscheinung Engel im Traum mit Aufforderung zur Flucht nach Ägypten
‚Josephzweifel‘, Engel erscheint im Traum und beschwichtigt Josefs Zweifel an Marias ‚Unbeflecktheit‘, nachdem sie schwanger wurde (Bernardino Luini, Josephs Traum, um 1518/20, Mailand, Brera Pinakothek)
Josef auf dem Totenbett mit Maria und Jesus an seiner Seite
In späteren Darstellungen manchmal auch nur Josef mit Jesuskind auf dem Arm, z.B: Guido Reni, Joseph mit dem Jesuskind, 1640, Houston, Museum of Fine Arts. (Guido Reni, Public domain, via Wikimedia Commons)
Verlobung mit Maria, ‚Stabwunder‘
Quellen- / Literaturverzeichnis
Richard Benz (Hg.), Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Gütersloh 1975.
Wolfgang Braunfels / Engelbert Kirschbaum (Hg.), Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 2, Freiburg 1994/2004, S. 434-444.
Sabine Poeschel, Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2014, S. 122-207.
Joachim Schäfer, Joseph von Nazaret, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth.htm (15.11.2021)