Kampf (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit Kampfhandlungen und deren Darstellungen in Gottfrieds von Straßburg Tristan.

Die einzelnen Kämpfe werden kurz benannt und in den Handlungsverlauf eingeordnet. Auf sich inhaltlich tiefer mit einzelnen Kampfepisoden auseinandersetzende Artikel sei an gegebener Stelle verwiesen. Im Vordergrund dieses Artikels soll vielmehr die Abgrenzung unterschiedlicher Formen mittelalterlichen Kampfes im Tristan stehen. Gegebene (kultur-)historische Hintergründe sollen dabei nicht außen vor bleiben und zum besseren Verständnis eingeflochten werden.

Von Interesse sind die Kämpfe im Tristan ihres ambivalenten Charakters wegen, wenn man die Darstellung der Auseinandersetzungen im Vergleich mit der weiteren höfischen Literatur des Mittelalters betrachtet. Denn anders als in anderen großen höfischen Romanen begegnen einem im Tristan recht wenige Kampfhandlungen, die sich in Umfang und Darstellung ebenso als vergleichsweise gering erweisen.[1]

Zum Verständnis von Kampf

Der Kampf an sich tritt in der höfischen Epik, so auch im Tristan, überraschend vielschichtig und durchaus zentral und erzählungsrelevant auf. So lassen sich Kämpfe in unterschiedlichsten Konstellationen der Beteiligten, an Dauer und Ort verschiedene oder in Absicht und Legitimation abweichender Weise finden. Nach solchen Kriterien sollen im Folgenden die Kampfhandlungen des Tristan-Romans gegliedert werden. Es sind also hauptsächlich formale Kriterien an der Oberfläche der Kämpfe, die eine Unterteilung in kriegerische Auseinandersetzungen, ritterliche Zweikämpfe wie Gerichtskämpfe oder âventiurevarten bestimmen.

Viel wesentlicher und bedeutungsreicher sind dagegen die Gemeinsamkeiten, die sich für die episch erzählten Kampfhandlungen finden lassen, so deutlich sich manche Kämpfe doch in Ablauf und Form voneinander unterscheiden. Entscheidend ist hier die Ehre als symbolisches Gut der höfischen Ritter, das es zu erwerben und zu mehren gilt. Dass dieser Ehranhäufungsprozess nicht uneingeschränkt und mit grenzenloser, brachialer Gewalt durchlebt werden kann, geht einher mit disziplinierenden Regulierungen und der Verpflichtung zur Erfüllung bestimmter ethischer Werte, ritterlicher Tugenden und gesellschaftlicher Konventionen, welche Bestandteil einer höfischen Welt sind. So wird die Ritterschaft selbst zum festen Wertobjekt dieser feudal-adligen Lebensidealität, gar zur höfischen Kunst.[FRIEDRICH 2005:S.133.]

Zum Verhältnis von Kampf in Gottfrieds Darstellungen

Es gilt an dieser Stelle zu hinterfragen, welches Verständnis von Kampf Gottfried von Straßburg in seinem Tristan vermittelt. So wird dem Roman attestiert, dass ihm "[r]itterlich-höfische Zweikämpfe [gänzlich] fehlen".[KELLERMANN 2002:S.131.] Lediglich Gerichtskämpfe und Kämpfe mit Ungeheuern spielen eine Rolle, ritterliche Zweikämpfe fehlen ganz, oder enden, da wo sie zustande kommen könnten, etwa im Falle der Morganepisode, in einer grausam-heimtückischen Ermordung. Alle ausgetragenen Kämpfe münden bemerkenswerterweise in der "Zerstückelung von Körpern, die auch vor Tristan nicht heilmacht"[KELLERMANN 2002:S.131.] und lassen alle Anzeichen einer höfischen Darstellung der Kampfwelt fehlen.[2] Heldenepische Anklänge und realistische Darstellungsweisen der zeitgenössischen Gegenwart Gottfrieds sind hierbei nicht von der Hand zu weisen. Zentral für Gottfrieds Darstellung ist die Trennung der Auffassung von Ritterschaft und Minne. Denn sie ist in ihrer Gewaltsamkeit und Brutalität nicht nur "Gegenwelt zur zivilisierten Hofwelt" sondern "auch die Gegenwelt zur Einheits- und Verschmelzungsphantasie der Tristan-Liebe, sie ist die Welt in Stücken."[KELLERMANN 2002:S.140.]

Kampfhandlungen im Tristan

Im Tristan-Roman wird eine Vielzahl an Kämpfen beschrieben. Diese werden nicht nur auf unterschiedlichste Weise dargestellt sondern unterscheiden sich auch in ihrer Art und ihrem Sinn. Diese verschiedenartigen Kampfformen sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Dabei soll nach Kriegen und Ritterlichen Zweikämpfen unterschieden werden. Denn Kriege, die zwar auch Kämpfe zweier Gegenparteien sind, unterscheiden sich in ihren großen politischen und kriegstechnischen Dimensionen zu deutlich von den persönlichen Auseinandersetzungen zweier Kämpfer.

Kriege

Hierunter sollen militärische Auseinandersetzungen größeren Ausmaßes fallen, Konflikte also, die nicht nur durch Einzelpersonen ausgetragen werden, sondern durch ganze Heeresstreitmächte oder wenigstens größere Rittergruppen. Diese Konflikte werden meist in mehreren Schlachten in ausgedehnteren geographischen Gebieten abgehalten. Es sei darauf verwiesen, dass darüberhinausgehend von einigen weiteren Kriegshandlungen am Rande berichtet wird, doch sind diese vorerst ausklammerbar.[JONES 1990:S.45] Mit diesen Ausnahmen kommt man also auf gerade einmal drei ausführlicher dargestellte Kriegsgeschehen.

Erster und zweiter Krieg zwischen Riwalin und Morgan

Kriegsbeginn

Aus der Einleitung zu Riwalins Angriff auf seinen eigenen Lehnsherren, den Herzog Morgan, wird deutlich, was neben der kunst ze ritterschaft (V.339) die grundlegenden Voraussetzungen zum Führen eines Krieges (ze urliuge volleclîche craft, V.340) sind, nämlich:

er haete lant, liute unde guot (V.341).

Darüberhinaus findet sich der Hinweis, dass sowohl nôt als auch übermuot (V.342) anscheinend übliche Auslöser und Gründe eines Krieges sind. Was im Falle dieses Angriffs Riwalins auf Morgan ausschlaggebend war, erfährt man jedoch nicht.

Kriegsverlauf

(V.345-391) Riwalin überfiel Morgans Land so erfolgreich, dass er

genuoge bürge valte;
die stete muosen sich ergeben
und loesen ir guot unde ir leben (V.350-352)

also genug Burgen schleifte und Städte belagerte, bis diese sich freikauften, sodass Riwalin durch diese Tributzahlungen der bretonischen Städte seine Heeresstreitkräfte ausbauen konnte,

sîne ritterschaft
sô starke gemêrte,
swar er mit her kêrte,
ez waeren bürge oder stete,
daz er vil sînes willen tete. (V.356-360)

Wobei Riwalin dabei aber auch starke Verluste hinnehmen musste, er galt mit manegem biderben man (V.362), wenn sich Morgan ihm mit seinem Heer entgegenstellte, sodass sich der Krieg durch gegenseitige Angriffe, seien es Schlachten auf dem Felde, oder Belagerungen der gegnerischen Städte und Burgen, in seinem weiteren Verlauf hinausstreckte. Interessanterweise beruhen Gottfrieds von Straßburg Schilderungen zu Morgans Gegenangriffen nur auf seinen Vermutungen, so waenet er nur, dass im Morgân alsam tete (V.371). Doch entspricht dies Gottfrieds Definition von Krieg:

wan ze urliuge und zu ritterschaft
hoeret verlust unde gewin:
hier mite sô gânt urliuge hin;
verliesen unde gewinnen
daz treit die criege hinnen. (V.366-370)

Dass also zu Krieg und Ritterschaft Verlust und Gewinn gehört und dass Kriege durch einzelne Niederlagen und Siege in die Länge gezogen werden.

Kriegsende

Da Riwalin überlegen, d. h. immer wieder siegreich, ist, bleibt Morgan und dessen Truppen nichts anderes übrig, als in seinen Burgen, den sterkesten und den besten (V. 384), Zuflucht und Schutz zu suchen. Dort hält Riwalin ihn fest und schlägt Ausfälle erfolgreich zurück, hält turneie und rîche ritterschaft (V.391, zu Turnieren s. unten) vor den Toren ab.

Riwalins Tod und Begräbnis

Als Morgen endlich zu Verhandlungen bereit ist, kommt es zwar nicht direkt zum Friedensschluss, doch wird ein einjähriger Waffenstillstand erreicht,

daz ez getaget wart under in zwein
ein jâr vride getragen in ein,
und wart der von in beiden
mit bürgen und mit eiden
gestaetet, alse er solte sîn. (V.397-401)

Hieraus wird deutlich, wie das Prozedere von Friedensverhandlungen üblicherweise abgeschlossen wurde und die kriegführenden Parteien einander Sicherheit verschafften, nämlich mit Bürgschaften wie Geiseln und Eiden.

Fortsetzung des Krieges

Nachdem Riwalin Morgan besiegt und seine getreuen Soldaten entlohnt und entlassen hat, begibt er sich auf eine Reise nach England, zu dem jungen König Marke von Cornwall. Dort hat er vor, ein Jahr lang zu bleiben, also die Periode der Waffenruhe zwischen ihm und Morgan abzuwarten, diese Zeit darüberhinaus aber auch sinnvoll zu nutzen. So will Riwalin sich am Hofe Marke in seinen ritterlichen Tugenden vervollkommnen.

Doch als die Jahresfrist der Waffenruhe verstreicht und Riwalin noch immer in Cornwall weilt, überfällt Morgan Parmenien, die Heimat Riwalins mit dessen Sitz des Hofes in 'Kanoel'. Von dieser Nachricht überrascht, bricht Riwalin bald darauf auf nach Parmenien, um seinen Widersacher dort zu bekämpfen.

Am Ende dieses Krieges jedoch steht der Tod Riwalins, welcher im Schlachtgetümmel von Morgan selbst getötet wird.

Tristans Rachefeldzug gegen Morgan

Nachdem Tristan nach Parmenien heimgekehrt ist und von der Bevölkerung als Sohn und Nachfolger Riwalins empfangen und akzeptiert wurde, beschließt er, nach Britannien zu reisen, um

sȋn lêhen empfâhen
von sȋnes vȋendes hant,
durch daz er sȋnes vater lant
mit rehte heate destes baz. (V.5298-5301)
(seine Lehen zu erhalten/aus der Hand seines Feindes,/damit er das Land seines Vaters/mit umso besserem Recht besäße)[3]

In Britannien angekommen erfährt er, dass Morgen sich auf der Jagd befindet. Er bewaffnet sich und dringt in Begleitung von 30 Rittern in den Wald ein. Es dauert nicht lange, bis sie das Lager Morgans finden, wo sie dann freundlich begrüßt werden. Als Tristan Morgan sein Anliegen vorträgt, fragt dieser wer Tristan überhaupt sei. Tristan antwortet, er sei in Parmenien geboren und der Sohn und Erbe Riwalins. Daraufhin beleidigt Morgan Tristan, indem er Blascheflur als „Liebschaft“ Riwalins bezeichnet und ihn damit als uneheliches Kind ohne Recht auf Erbe darstellt. Tristan rechtfertigt sich und es entsteht ein heftiges Wortgefecht, an dessen Ende Tristan sein Schwert zieht, Morgan damit zuerst den Kopf spaltet und dann in dessen Herz sticht. Tristans Angriff kam so schnell, dass die Begleiter Morgans nicht reagieren konnten. Als sie merken, was passiert ist, beginnt lautes Wehklagen und sie fangen an, in Massen auf Tristan und seine Begleiter einzudringen. Mit Mühe gelingt es diesen, sich mit der Nachhut zu vereinen und auf eine gut gesicherte Burg zu flüchten. Dort werden sie dann von dem Gefolgsleuten Morgans belagert, die in Überzahl sind. In heftigen Kämpfen gibt es auf beiden Seiten viele Verluste. Doch die Gegner werden immer mehr und bringen die Belagerten in größte Bedrängnis. Unterdessen hat jedoch der von Sorgen um Tristan bedrückte Rual Ritter um sich gesammelt und folgt mit ihnen Tristan nach Britannien. Dort erfährt er von den Geschehnissen, begibt sich zu der Belagerung und greift Tristans Feinde an. Als die in der Burg Eingeschlossenen mitbekommen, was sich draußen abspielt, machen sie einen Ausfall und die vereinigten Truppen schlagen Morgans Ritter in die Flucht.

Tristans Sieg zeigt, dass er mit seinem Anliegen im Recht war. Außerdem zeigt er, dass Tristan viele Freunde hat, auf die er sich verlassen kann.

Krieg in Arundel

Arundel ist ein Herzogtum, das zwischen der Bretagne und England liegt, außerdem erfahren wir noch, dass es ans Meer angrenzt. Tristan hört, dass große Teile des Landes dem herrschenden Herzog Jovelin bereits weggenommen und von seinen Nachbarn von Kriegen überzogen worden sind. er gedâhte sîner swaere aber ein teil vergezzen dâ. (V. 18718-18719), er denkt sich also, dort seinen Kummer über Isolde vergessen zu können, indem er sich durch Krieg von seinem eigenen Leid ablenkt. Tristan bietet dem Herzog seine Hilfe an, kann jedoch einen Kampf auf freiem Felde nicht wagen, da die Gegner zahlenmäßig überlegen sind. So beschränkt er sich vorläufig auf das heimliche Rauben und Brandschatzen, um den feindlichen Gebieten Schaden zuzufügen. Zugleich schickt Tristan heimlich eine Nachricht nach Parmenien, um seine Gefolgsleute, die Söhne Ruals, um Verstärkung zu bitten. Diese schicken ihm sogleich fünfhundert Ritter, die Tristan unbemerkt in das Herzogtum bringt. Die Hälfte der Männer stationiert er in Herzog Jovelins Burg Karke, die andere Hälfte nimmt er mit sich zu einer zweiten Festung, die Tristan selbst anvertraut wurde. Mit hundert ausgewählten Rittern reitet Tristan den Tag darauf los, um nun in aller Öffentlichkeit einen Kriegszug gegen die Feinde zu führen. Als die Gegner Nachricht von Tristans Kriegseingriff erhalten, sammeln sie alle verfügbaren Truppen, und ziehen sofort nach Karke. Tristan verfolgt sie und stellt sie in der Nähe der Burg, als diese unvorbereitet sind. Sobald das Schlachtenglück sich zugunsten Tristans wendet, fallen die Truppen von Karke den Feinden in die Flanke. Nach dem Sieg reitet Tristan ins Feindesland und unterwirft es.

Der Krieg in Arundel zeigt nicht nur Tristans Stärke im Kampf, vielmehr steht hier die Taktik der Kriegsführung im Vordergrund. Wieder einmal beweist er eindrucksvoll seine list und sein Können.

Der ritterlicher Zweikampf

Gemeint sind Kämpfe zweier Protagonisten Mann gegen Mann, wie sie an mehreren Stellen des Tristans eine Rolle spielen. Es ist die typischste und, neben kriegerischen Auseinandersetzungen im Sinne von Massenschlachten, die häufigste Form von Kampfhandlung in der mittelhochdeutschen Literatur. Für den Handlungsverlauf kommen diesen Kämpfen oft zentrale Rollen zu, sie dienen besonders der Geltendmachung rechtlicher oder sozialer Ordnungen.

Der Entscheidungs-/Gerichtskampf

Für weite Teile des Mittelalters existiert die Praxis eines rechtlich legalisierten Zweikampfes als akzeptiertes Schlichtungsmittel bei Konfliktfällen (unter Adligen).[4] Die dahinterstehende Rechtsauffassung lässt sich als ein Recht des Stärkeren verstehen.

Kampf gegen Morold

Der Ire Morold kommt jedes Jahr nach England und fordert zwei Kinder der englischen Barone als Tribut für sein Land. Dies treibt die Barone jedes Mal in Verzweiflung und Trauer, zwingt sie jedoch zum Einlenken. Der einzige Ausweg bestünde für sie darin, Morold im Zweikampf zu besiegen, was bisher jedoch noch keinem gelang. Diese Unrechtmäßigkeit will Tristan nicht länger geschehen lassen und will daher den Kampf mit Morold aufnehmen.[5]

Tristan beruft sich auf Gott und geltendes Recht und darauf, dass Gleiches mit Gleichem zu vergelten sei. Er gewinnt den Kampf und tötet Morold, wird von diesem jedoch zuvor mit dessen Giftlanze verwundet und vergiftet. Tristan werden detaillierte Beschreibungen gewidmet, Morold hingegen nicht. Letzterer wird dem Teufel, Tristan Gott zugeordnet.[SCHNYDER 2005:S.370.]

Kampf gegen den Truchsessen

Datei:Gerichtlicher Zweikampf.jpg
Ein gerichtlicher Zweikampf nach dem Sachsenspiegel.

Nachdem der Truchsess betrügericherweise vorgibt, den Drachen getötet zu haben, obwohl dies Tristan getan hatte, fliegt seine Lüge auf, weil die beiden Isolden um den wahren Drachentöter wissen. Weil der Truchsess die mit dem Sieg über den Drachen verbundene Brautnahme Isoldes einfordert, kommt es zur Gerichtsverhandlung. In dieser fordert der Truchsess Tristan vehement zum Zweikampf auf und schließlich wird ein ordentlicher Gerichtskampf festgelegt auf den dritten Tage nach der Verhandlung.

Zu diesem Zweikampf zwischen Tristan und dem Truchsessen kommt es jedoch nicht, weil des Truchsessen Berater und Gefolgsleute ihn davon überzeugen können, sich nicht auf einen Kampf mit Tristan einzulassen, da dieser ihm überlegen ist. Verbunden mit der folgenden Demütigung und Verspottung des Truchsessen wird der Gerichtskampf schließlich ausgesetzt.

Der Kampf gegen Ungeheuer/Âventiurekämpfe

Als âventiurehaften Kampf kann man den Einzelkonflikt eines ritterlichen Helden gegen eine mythische Kreatur sehen, wie dies doch ein typisches Handlungsschema der mittelalterlichen Literatur ist. Gelegentlich tritt ein solches Motiv auf, wenn Kreaturen zur Plage geworden sind, Frieden und Sicherheit von Menschen außerhalb oder in Städten oder Burgen gefährden und ein Held dagegen vorgehen muss. Durch diese Kämpfe soll schließlich die idealtypische Sicherheit und Ordnung der höfischen Welt wiederhergestellt werden.

Daneben spielen âventiuren gegen einzelne Kreaturen an eher abgelegenen Orten mit weniger offensiv bedrohendem Charakter eine primäre Rolle zum Erwerb von Ruhm und Ehre. Diese Kreaturen scheinen einzig dafür zu existieren, dass sich ein ruhmhungriger Ritter nach dem anderen an diesem Wesen im Kampfe versucht, um zu unterliegen, bis schließlich der Held der Erzählung das Ungeheuer bezwingt und ruhmreich in die höfische Gesellschaft zurückkehren kann.

Der Tristan liefert uns einen Kampf gegen einen Drachen und einen gegen einen Riesen als Beispiel.

Kampf mit dem Drachen in Irland

Mit dem Drachenkampf Tristans befasst sich ein eigener Hauptartikel Drachenkampf.

Kampf gegen den Riesen Urgan

Zum Kampf Tristans mit dem Riesen Urgan sei auf den eigenständigen Hauptartikel Urgan verwiesen.

Das Turnier

Turnier nach einer Darstellung des Codex Manesse.

Turniere finden im Tristan gelegentlich statt.

Diese ritterlichen Kampfspiele sind ein wichtiger Bestandteil des höfischen Lebens. Der Ritterschaft wird bei diesen Veranstaltungen Gelegenheit geboten, sich einerseits in ihren militärischen Fähigkeiten zu üben und andererseits untereinander zu messen. Denn für den Prozess des Ruhmerwerbs sind Turniere ein wesentlicher Bestandteil. So hat sich ein jeder Ritter im Kampf zu bewähren, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Turniere bieten dem Kriege hierbei eine Alternative in Friedenszeiten. Darüberhinaus bilden Turniere einen Bestandteil des höfischen Lebens, sind großflächiger Anziehungspunkt gesellschaftlichen Zusammenkommens und Mittel der Unterhaltung.

Die ausführlichste Darstellung eines Turnieres im Tristan ist mit der Begegnung Riwalins und Blancheflurs auf dem Maienfest am Hofe des jungen Marke gegeben. An anderen Stellen (etwa Riwalins Zwischensieg im Krieg mit Morgan) werden Turniere nur am Rande genannt.

Schlussbetrachtung

Die angestellten Betrachtungen zum Kampf im Tristan Gottfrieds haben gezeigt, wie wesentlich Kampfmotive für die mittelalterliche Literatur, auch im Falle dieses Romans, sind. Beachtenswert ist vor allem, in welch unterschiedlichen Formen Kampfmotive in den Handlungsverlauf des Tristan integriert sind und diesen lenken.

Doch wird gleichzeitig ersichtlich, dass Gottfried von Straßburg Kampfhandlungen auf andere Weise einsetzt als im Vergleich zur Epik seiner Zeit. Anders als in der weitgefächerten Heldenepik oder im arturisch-höfischen Roman sind Kampfmotive vergleichsweise selten und in jeweils geringerem Umfang Teil der Gesamthandlung. Nur an scheinbar relevanten Stellen erfahren Kampfhandlungen eine weitestgehend ausführliche Darstellung (etwa die Moroldepisode), an anderer Stelle werden Kämpfe hingegen vergleichsweise gerafft dargestellt oder aber gar bloß in Randbemerkungen des Erzählers erwähnt (so im Falle der meisten Turniere, oder Tristans Söldnerdienst in Deutschland).

Aus dem Einsatz von Kampfelementen im Tristan scheint sich ein andersartiges Verständnis vom höfisch-stilisierten Rittertum abzuleiten, welches Gottfried vertritt und in seinem Roman erkennen lässt, sodass sich im zeitgenössischen Vergleich eine Besonderheit der Darstellungsweisen im Tristan ergibt.

Anmerkungen

  1. Es sei auf die folgenden Textpassagen im Tristan verwiesen; sie sollen die weiteren Ausführungen stützen und veranschaulichen können:
    • V.00335-00408 Erster Krieg in Parmenien (Riwalins Krieg gegen Morold)
    • V.01119-01198 Fortsetzungskrieg in Parmenien (Riwalins Verwundung & 01638-01702 Riwalins Tod)
    • V.05309-05633 Rachefeldzug Tristans gegen Morgan
    • V.05867-05941 Morolds frühere Kriegszüge und aktuelle Forderungen und Kriegsdrohung
    • V.06406-07142 Entscheidungskampf Tristan gegen Morold
    • V.08887-09092 Kampf Tristans mit dem Drachen
    • V.09144-09210 Kampf-Parodie des Truchsessen mit dem toten Drachen
    • V.09955-09983 & 11021-11366 Fallengelassener Gerichtskampf des Truchsessen mit Tristan
    • V.15915-16210 Kampf Tristans mit dem Riesen Urgan
    • V.18443-18466 & 18601-18615 Söldnerdienst Tristans in Deutschland
    • V.18686-18949 Krieg in Arundel
    Die Zitierung einfacher Versangaben im Folgenden (abgekürzt mit 'V.') bezieht sich innerhalb dieses Artikels auf: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke. Hrsg. v. Rüdiger Krohn. Bd. 1/2. Stuttgart 1993/1994 (RUB 4471/4472).
  2. KELLERMANN weist auf den "Kontrast zur Welt der höfischen Repräsentation und der Welt der Tristan-Isolde-Liebe, die beide auf je eigene Weise um Harmonie und Ganzheit ringen" hin, in dem die Kampfwelt als "eine Welt der Demontage und Gewalt, eine Welt in Stücken" deutlich zu stehen scheint.[KELLERMANN 2002:S.131.]
  3. Übersetzung nach Krohn 1980
  4. So erscheint der Zweikampf als "Ultimo Ratio feudaladeligen Rechtsbewusstseins".[FRIEDRICH 2005:S.123.]
  5. Man könnte diesen Kampf evtl. auch als so etwas wie einen Zweimannkrieg sehen, zumal er nicht wie der Gerichtskampf des Truchsessen von einem Gericht bestimmt wurde, doch liegen ihm die äußeren Kriterien und Merkmale zugrunde, wie auch Gerichtskämpfe abgehalten werden.

Literaturverzeichnis

<harvardreferences/>

Primärliteratur

  • Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke. Hrsg. v. Rüdiger Krohn. Bd. 1/2. Stuttgart 1993/1994.

Sekundärliteratur

  • Friedrich, Udo: Die 'symbolische Ordnung' des Zweikampfes im Mittelalter. In: Braun, Manuel/Herberichs, Cornelia (Hrsg.): Gewalt im Mittelalter. Realitäten - Imaginationen. München 2005. S.123-158. [*FRIEDRICH 2005]
  • Haug, Walter: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schriften zur Erzählliteratur des Mittelalters. Tübingen 1989. [*HAUG 1989]
  • Jones, Martin H.: The Depiction of Military Conflict in Gottfried's Tristan. In: Stevens, Adrian/Wisbey, Roy (Hrsg.): Gottfried von Strassburg and the medieval Tristan legend. Papers from an Anglo-North American symposium. London 1990 (Arturian studies 23) (Publications of the Institue of Germanic Studies 44). S.45-65. [*JONES 1990]
  • Kellermann, Karina: und vunden vür ir herren da einen zestucketen man. Körper, Kampf und Kunstwerk im »Tristan«. In: Der »Tristan« Gottfrieds von Straßburg. Symposion Santiago de Compostela, 5. bis 8. April 2000. Hrsg. von Christoph Huber / Victor Millet. Tübingen 2002. S.131-152. [*KELLERMANN 2002]
  • Schnyder, Mireille: Erzählte Gewalt und die Gewalt des Erzählens. In: Braun, Manuel/Herberichs, Cornelia (Hrsg.): Gewalt im Mittelalter. Realitäten - Imaginationen. München 2005. S.365-379. [*SCHNYDER 2005]