Passion Jesu

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Als Passion wird der Leidensweg Christi bis zu seinem Tod am Kreuz bezeichnet. Der Kreuzestod steht nach der christlichen Theologie für den Triumph Christi über die Sünde und den Tod selbst. Die Passion beginnt mit dem Einzug Christi in Jerusalem und endet mit der Grablegung. Die Passionsgeschichte beinhaltet mehrere Stationen im Leben Jesu, welche seit jeher in der Kunst verarbeitet werden und insbesondere zur Osterzeit dem Leiden Christi gedenken.

Quellen

Die Passion und der Tod Christi sind Bestandteil aller vier Evangelien. Das ist nicht verwunderlich, da die Geschehnisse der Passionsgeschichte zentrale Ereignisse sind, die die Grundlage für die Auferstehung und somit für das christliche Glaubensverständnis bilden. Bei allen vier Evangelien sind Bezüge zum Alten Testament erkennbar. Das zeigt sich beispielsweise in Zitaten aus Psalmen, die in den Text eingearbeitet wurden (Psalm 22 und 69). Begründet sind diese alttestamentlichen Bezüge darin, dass der Weg Christi in den Evangelien deutlich als schriftgemäß und damit vorherbestimmt zu lesen sein soll. Die Evangelisten unterscheiden sich in ihren Darstellungen der Geschehnisse durch die Ausführlichkeit, aber auch durch die Art und Weise, wie die Ereignisse bewertet werden. Während das Leiden und der Tod Christi bei Markus und Matthäus das Ergebnis des Gehorsams Jesu ist, der durch die Qualen hindurch den göttlichen Willen erfüllt, hat bei Johannes der Tod Christi keine Erniedrigung zur Folge, sondern dieser wird im Gegenteil hierdurch erhöht. Das Leiden Christi steht hier also nicht im Vordergrund und tritt hinter dem Triumph Jesu zurück. Diese Unterschiede sind teilweise auch in der Kunst erkennbar.

Die Passionsgeschichte ist in der Bibel an folgenden Textstellen des Neuen Testaments zu finden:


 Matthäus: Kapitel 26-27

 Markus: Kapitel 14-15

 Lukas: Kapitel 22-23

 Johannes: Kapitel 18-19


Einige bekannte Motive und Szenen sind durch außerbiblische Überlieferungen belegt. Dazu gehören einige Ereignisse, die auf dem sogenannten Kreuzweg geschehen sein sollen, − zum Beispiel die Begegnung Jesu mit der hl. Veronika.

Chronologie

Der Anfang der Passionsgeschichte wird häufig im Einzug Jesu in Jerusalem am heutigen Palmsonntag gesehen, der den Beginn der Karwoche markiert. Dieses Ereignis wird in allen vier Evangelien beschrieben und gilt als Erfüllung der Prophezeiung, dass der Messias auf einem Esel nach Jerusalem kommen wird. In den synoptischen Evangelien folgt auf den Einzug in Jerusalem die Tempelreinigung, weswegen dieses Ereignis auch als Teil des Passionszyklus dargestellt sein kann. Nach dem letzten Abendmahl findet die Fußwaschung als Ausdruck der Liebe Christi und der Reinigung von der Sünde statt. Danach geht Jesus mit seinen Jüngern zum Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs. Er nimmt drei Jünger mit sich, um mit ihm zu beten, Petrus, Johannes und Jakobus. In seinem Gebet drückt er seine Todesangst aus und bittet darum, dass der Kelch an ihm vorübergehen möchte. Er spricht hier auch die bekannten Worte „nicht mein, sondern dein Wille geschehe[1]“. Noch im Garten Gethsemane findet der Verrat des Judas statt, welcher durch den Judaskuss Jesus als denjenigen identifiziert, den die Tempelwache zu finden beauftragt ist. Als Folge der Festnahme schlägt Jesus im Versuch, Jesus zu verteidigen, einem Knecht ein Ohr ab.  

Noch in derselben Nacht wird Jesus vor dem Hohen Rat verhört und verhöhnt. Gleichzeitig findet die Verleugnung durch Petrus statt, welcher an einem Feuer mit den Soldaten sitzt und Christus dreimal verleugnet, wie dieser es ihm bereits vorhergesagt hatte. Nach dem Verhör durch den Hohen Rat trifft Jesus auf Pilatus, welcher Christus zum Tod am Kreuz verurteilen sollte. Da Pilatus sich der Schuld aus der religiösen Antriebskraft der Juden heraus nicht sicher sein konnte, sah er sich einer schwierigen Urteilsfindung gegenübergestellt. Daraus folgt die Gegenüberstellung von Christus und Barabbas, einem Mörder. Aufgrund des nahenden Passahfestes sollte einer der beiden freigesprochen werden, wobei das Volk die Entscheidung hierüber treffen durfte. Die Wahl fiel auf die Freilassung des Barabbas, wodurch das Todesurteil über Jesus gesprochen wurde. Zum Zeichen seiner Unschuld am Tod Christi wäscht Pilatus sich daraufhin die Hände. Jesus wurde danach durch Soldaten gegeißelt und durch die Dornenkrönung verspottet, womit die körperlichen Leiden Christi beginnen. Nach dem Johannesevangelium wird Christus noch einmal in seinem Spottgewand (Dornenkrone, Purpurmantel, Rohrzepter) vor das Volk geführt und zurschaugestellt.

Judas bereut seinen Verrat kurze Zeit später. Er bringt den Verräterlohn zu den Priestern zurück und erhängt sich anschließend an einem Baum.

Jesus wird gezwungen, sein Kreuz selbst nach Golgatha zu tragen und wird nach Lukas, Matthäus und Markus auf seinem Weg von Simon von Kyrene unterstützt. Außerdem trifft er auf eine Gruppe von Frauen, die ihn beweinen und häufig als die drei Marien verstanden werden. Anschließend wird Jesus neben zwei Verbrechern gekreuzigt. Seine Kleider werden unter drei Knechten verspielt. Nach seinem Tod wird Jesu Leichnam von Joseph von Arimathia vom Kreuz genommen, in Leinen gewickelt und in ein in Fels gehauenes Grab gelegt. Nach Lukas und Markus waren bei der Grablegung zwei Frauen anwesend. Da nach Matthäus die Angst herrschte, ein Gerücht um Jesu Auferstehung könnte verbreitet werden, wurde das Grab mit einem schweren Stein verschlossen und bewacht.

Bildtraditionen

Da die Passion ein umfangreiches Kapitel im Leben Jesu ist und die Darstellung einzelner oder mehrerer Szenen in der Kunst sehr vielfältig ist, soll im Folgenden eine Auswahl von Szenen aus der Passion Christi genauer betrachtet werden, ohne Vollständigkeit vorauszusetzen. Die besprochenen Darstellungen sind Teil eines Passionszyklus des Künstlers Lucas Cranach der Ältere. Sie stammen aus einer Serie von wahrscheinlich 14 Mitteltafeln eines Altars des ehemaligen Dominikanerklosters zu Cölln, wovon nicht mehr alle erhalten sind. Christus in der Vorhölle und die Auferstehung sind eigentlich nicht mehr Teil der Passion, werden aber oft zusammen mit Passionsszenen in Zyklen dargestellt, so auch bei dem Zyklus von Lucas Cranach. Der Vollständigkeit halber werden also diese beiden Szenen auch noch aufgeführt.

Attribute

Passionszyklus von Lucas Cranach dem Älteren, ca. 1537/38
Abb 1.: Lucas Cranach der Ältere, Fußwaschung Christi, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Fußwaschung Christi Christus kniet in einer Gruppe von Aposteln und wäscht Petrus Füße.

Der Fokus der Darstellung liegt auf der Beziehung zwischen Jesus und Petrus.

Jesus wird mit Sprechgestus dargestellt, während Petrus sich an den eigenen Kopf fasst.

Abb 2.: Lucas Cranach der Ältere, Christus am Ölberg, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Christus am Ölberg
Abb 3.: Lucas Cranach der Ältere, Geißelung Christi, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Geißelung
Abb 4.: Lucas Cranach der Ältere, Die Dornenkrönung, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Dornenkrönung Christi
Abb 5.: Lucas Cranach der Ältere, Ecce Homo, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Ecce Homo
Abb 6.: Lucas Cranach der Ältere, Kreuztragung, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Kreuztragung
Abb 7.: Lucas Cranach der Ältere, Grablegung, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Grablegung
Abb 8.: Lucas Cranach der Ältere, Christus in der Vorhölle, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Christus in der Vorhölle
Abb 9.: Lucas Cranach der Ältere, Auferstehung, 1537/1538, Öl auf Holz, ca. 150 x 113 cm, Jagdschloss Grunewald. Bildquelle: Gemeinfrei via Wikimedia Commons.
Auferstehung Christi

Liste und Erklärung der Attribute (mit Bildbeispielen)

Darstellungsmotive

Einzelfiguren, Szenische Darstellungen, Zyklen (mit Bildbeispielen)

Bei Bedarf in Unterkapitel aufteilen bzw. in Unterartikel auslagern

Quellen- / Literaturverzeichnis

  • Kirschbaum, Engelbert; Braunfels, Wolfgang: Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 3. Sonderausg. Freiburg, Rom, Wien, Basel: Herder.
  • Schiller, Gertrud: Ikonographie der christlichen Kunst. Die Passion Jesu Christi, Gütersloh 1968.
  • Tacke, Andreas: Der katholische Cranach: zu zwei Großaufträgen von Lucas Cranach d.Ä., Simon Franck und der Cranach-Werkstatt (1520 – 1540), Mainz 1992.


  1. Lk 22, 42-43